Volltext Seite (XML)
Auer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luer Sonntagsblaü. «pnchftvn-, »er Xe-att»« mit Ausnahme »m «enntag» nachmittag, 4-S Uh,. — T«l»gramm.ft»mist, Tageblatt ftvmeMAv ßvmftM« «. Iü, uvonlaagt »t«-eft»-t, Maaustript» kam, Smvtih, nicht geleistet »erb«». Nr. 5. Donnerstag» S. Januar 1914. 9. Jahrgang. Diel« Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Im Prozeß gegen den Oberst kam «» zu be deutsamen Zwischenfällen durch die Aus sage de» Kret»kommissar» Müller und detz Gen- darmertehauptmann» Schotte.* * Professor Dr. Gustav Psaltz in Düsseldorf, der be kannte Augenarzt, starb im Alter von Ü4 Jahren während der Berlobungsfeter sei- ner Tochter am Herzschlag. * In der Sitzung der retchsländischen zweiten Kammer wurde das alte Präsidium w.e dergewählt. * E» verlautet, daß in der Person des Izzet Pa scha ein gefährlicher Rivale des Prinzen von Wied für den albanischen Thron ent standen ist.*) » Die Lage de» mexikanischen Präsidenten Hu ertahat sich gebessert. Di« Aufständischen haben empfindliche Niederlagen erltt- ten. * Der neue türkische Krieg-Minister Enver Pa scha hat einschneidende Veränderungen in den höheren OssizierSstellen vorgenommen. Zweihundert Generäle, Oberste und Ober, leutnant» Wurden pensioniert. n Ntlyere« steh« an anbner Stelle. Der Larkimsmus. Die englische Politik isst «fett einiger Zeit um einen politischen Begriff reicher, der in regierenden Kreisen nicht eben angenehme Empfindungen und Zukunft-aus- sichten erweckt: da» ist der Name Larkinismu», die Be. Zeichnung einer neuen Strömung in der englischen Ar beiterschaft. ES ist sozusagen der bleibend« Niederschlag aus dem Dubliner und dem daran anschließenden Koh- lenarbeiterstreik. Larkin ist der Führer der Dubliner Bewegung. Seit etwa fiins Jahren dort ansässig, hat er eS verstanden, das Vertrauen der verschiedensten Ar- betterkategorien auf seine Person zu vereinigen und durch das Aufsehen, dpS der Dubliner Streik auch außer, halb erregte, ließ ebenso Wie durch Larkin» Zeitung di« neue Richtung sich über da» ganze Land hin verbreiten. Und es lammt thms lhiev fast überall auch schon ein« starke Sympathie entgegen, vielleicht hat man «» sogar mit einer internationalen vewegung zu tun. Der wilde Werstarbeiterstreik in Deutschland ,d«r Shn- dikali»mu» in Frankreich und andere Erscheinungen Wei. sen nach derselben Richtung, wenn man auch den Lar- ktntSmu» nicht etwa einfach mit Syndikalismus gleich- setzen darf. Er könnte höchsten» al» dessen milder« eng lisch« Form bezeichnet werden, wenn man al» Gemein sam«» all dieser außergewerkschastltchen Arbeiterbestr«, bungen den Gegensatz gegen di« Zentralisierung in der Gewerkschaftsbewegung und gegen deren parlamentari sche» Vorgehen betrachtet. Die englischen Gewerkschaften sind auf dem w«a« der Zentralisierung ganz besonder» wett gekommen. Da» Entgegenkommen der liberalen Re gierung hat ihnen parlamentarisch« Erfolge erleichtert und eben dadurch Wirkten st« vertrauenerweckender und anziehend aus wette Arbeiterkreif«. Nur mußten sie die Erfahrung machen, daß auch sie «S mit all ihrer eifri gen sozialen Arbeit nicht allen recht machen können. E» bleibt «in« Schicht namentlich ungelernter und schlecht organisiert«» Arbiter, auch die große Zahl der unstän digen Gelegenheitsarbeiter, die von allen Vorteilen der Koalitionsrecht« und der sozialen Formen nicht merk lich 'genug miterfaßt werden. Und dazu kommen di« Utopisten, di« schließlich überhaupt nicht so leicht zufrie den zu stellen sind und di« für sich Zustände und Glücks möglichkeiten herbeisehnen, wie sie Menschen selten oder garntcht beschieden zu sein pflegen. Und da e» solchen Phantasten leider an der Zungenfertigkeit und Schreib gewandtheit meisten» sehr viel weniger zu fehlen pflegt, al» an der richtigen Einschätzung Irdischer Möglich keiten, so wird e» ihnen meist nicht schwer, sich mehr Gefolgschaft zu werben, al» für «ine stetig fortschreitende besonnen« Politik gut ist. Wie zufrieden eigentlich wnnten die englischen Ar beiter mit der jetzigen Regierung sein, in der Lloyd Georg« einen Staatssozialismus verkörpert, wie ihn kaum ein zweite» Land auf Erden kennt. Sucht doch der englische Minister seine Hauptstützen nicht in den Gesellschaftskreisen deren er selbst kraft seiner Stellung angehört, sondern ganz und gar in den Massen de» ar beitenden Volke». Dörfern zulieb hat er den großen Budgetkampf geführt, hat er den Widerspruch de» Ober hause» zurückgedrängt, hat er «ine soziale Versicherung eingeführt, di« selbst die deutsche an vielen Stellen noch überholt und greift er jetzt die Landreform so energisch an, daß die drohende Gefahr der Inneren Kolonisation schon» Dutzende von Großgrundbesitzern zum Wider stand« aufgerufen hat. Die Gewerkschaftler wissen da rum auch Wohl, Wa» st« an Lloyd George haben und hüten sich, mit ihm zu brechen. Sie sammeln ihre Grup pen und zentralisieren ihre Verwaltung, um dem sozia ¬ len Minister «in« möglichst geschlossen« Macht zur Ver fügung stellen zu können. Um so größer ist d« Ansporn dazu, al» durch di« Unternehmer bekanntlich eine ähnliche Zentralisation schon Anger in Angriff genom men wurde, wenn sich auch noch nicht alle dabei b» teiligen. E» hand«lt sich um di« Ansammlung «im» Riesenfond», der zu Siner vernichtenden Generalabt- cechnuna mit der ganzen Gewerkschaft»b«wegung di» nen soll. Grund genug Mr dies«, die Augen ihrerseit» offen zu halten. Und just in dieser Zeit muß mm der LarktniSmu» den Gewerkschaften und der liberalen R*> gierung in d«n Rücke« fallen. Trotzdem die Larkini- sten Irländer sind, ist ihnen sogar Homerulr und da» katholisch« Interesse weniger Wichtig, al» di« Hofft nung auf eine unbeschränkte Arbettermassenherrschast. Und trotzdem die Gewerkschaftsführer selbst au» den Arbeitskreisen auf Grund demokratischer Institutionen hervorgegangen sind, gelten sie den Larktnisten al» Tyrannen und Bürokraten. Und gerade, well die letz ten Ziele und auch die Wege de» Larkinismu» einiger maßen in Nebel Verschwimmen, sind sie geeignet, die fernliegendsten und Widersprechendsten Interessen zu sammeln. Aussichten aus dauernd« Erfolge hat der Larkinismu» natürlich nicht, denn solche sind eben nur mit regelmäßig fließenden und ebenso verwalteten Mit teln Möglich, also mit dem, Wa» der Larkinismu» Bü rokratismus nennt. Die wilden Streiter Werden immer wieder au» Mangel an Halt zusammenbrechen oder höchsten» hier und da einmal «in«n kleinen Teil erfolg erzielen. Aber ein» kann der Larkinismu» doch erzielen, wenn «» auch nichts für die Arbeiterschaft im Ganzen Günstige» istr Er kann deren finanziell« Kräfte teilweise auf tote Geleise ablenken, kann sie dadurch schwächen und so di« Gewerkschaften und den Liberalismus in seiner Verteidigung gegen den zäh vor dringenden Konservatismus lähmen. GS kann leicht sein, daß die liberal« Regierung in England durch da» Versagen der englischen Arbeiterbewegung in abseh- barer Zeit zusammenbricht. Erste Theatervorstellung für äie Abonnenten äes Auer Tageblattes. Da» Herz «ine» jeden Lheaterdirektor» würde in Heller Freude schlagen beim Anblick eine» so vollbesetzten Saal«», wie das gestern im Bürgergatten aus Anlaß der ersten Vor stellung des Auer Tageblattes Mr seine Abonnenten der Fall war. Dem Tageblatts selbst war die Freude darüber selbst verständlich ebenso groß und aufrichtig, denn es konnte mit untrüglicher Beweiskraft ersehen, daß seine Neujahrsgabe, die eben in der Veranstaltung dieser Theatervorstellungen besteht, dankbar ausgenommen worden ist. Und ein weite res kam noch hinzu, um di« Freude zu erhöhen: Das Stück, l 1 ganze Wald rot von Gummibäu men leuchtet! Pelleja trank ifein Mas aus und starrte vor fich hin, dann rief er: "Ihr seid alle Feiglinge, morgen gehe ich in die Perdidos! An den Tischen verstummte mit einem Schlage da» Schreien Und Lachen, das Wort Perdidos war in aller Ohren gefallen und hatte mit seinem unheimlichen Mang die verwegenen Männer still gemocht. Da» plötzliche Schweigen schien den .halb trunkenen Pelleja nur noch mähr aufzureizeN, denn er schrie Meder: Ihr habt'» gehört vompaueros, morgen geht'» in die Perdidos. Und ich wett« hundert Duros, daß ich lebend zurückkomme! Der Mestize, der ihm vorhin zu erst den Rat gegeben hatte, sprang auf. Er fühlte eine Ge legenheit, einen der heimlich gehaßten Wethen, den groß sprecherischen Spanier, §u überlisten, ihn noch sicherer auf den Weg de» Unheils tzu jagen. Er nahm die Wette ad, Goldstücke klirrten, und schlichlich wurde das ganze Geld heim Witt von San Juan Äs -um Austrag der Wette niedergelegt. Pelleja ließ neuen Branntwein kommen, und da» Gelage setzte Meder «in. Di« Gomador«, wilde Aben teurer aus allen Ländern, GlüHucher, di« bald in den Gummirväldern, Vald in den Golddistrikten ihr Heil ver suchten, wollten den letzten Tag in der Umgebung, die für sie die Zivilisation, Gesselligktit und Leben bedeutete, in ihrer raühen Art ausnutzen und genießen, bevor sie in dem steherdünstenden Urwäldern auf Monate untertauchten, Meder in der Einsamkeit der Flußniederungen läben mussten, fiebernd, abgemagert und verkommen, belastet mit der Sehnsucht nach Menschen und Genüssen. Am nächsten Tage kam Pelleja zpm Agenten der wummikompagnie und teilte ihm mtt, daß er in den Wald der «verlorenen gehen wollte. Der Agent ssuhr zusammen: In di« Peckido»? Senor, tun Et« e» nicht, es kostet Sie Vas Lebens Pelleja winkt« mit der Hand: Es hat keinen Zweck, ich geh«, wie- viel Kredit geben Ei« mir? Nicht für «inen Duro, sagte der Agent fest, ich borge Ihnen fünfzig Godduros, nur «eil ich Eie kenn«, wenn Sie hiervletben. Ab« in di« Perdidos gebe ich nicht Mr «inen Erntest mo Mare, denn von dort ist noch kein« wiedergekommen, um zu bezahlen! Na, denn nicht, lachte der Spant«, da» bißchen Esst« und Ausrüstung Der Walä äer Verlorenen. AMe von Martin Pvoskauer. INachdruck rxrbo>en.> Verbucht! Ich muß doch eine GummikonzeWon Haden! rief der Spanier Der Agent zuckte die Achseln: Tu' m>r leid, Senor Pelleja! Gestern halbe ich die letzt'e Wrada vergeben: wenn Sie nur einen Tag früher gekommen wären! Ja, >was soll ich denn tun ? schrie der Spanier, soll ich etwa Lis zur nächsten Trockenzeit hier Herumliegen, ich mutz doch Geld verdienen. Ich stecke ohnehin bei euch Dieben viel -u tief in der Kreide! Der Agent überhörte das letzte und sagt« ruhig: Gehen Sie doch mal in den San Juan, vielleicht ist dort ein Gomador, der seine Konzession abgeben will, ich kann wirklich nichts Mr Sie tun, Senor! Pelleja verließ das Wellblechhaus, In dem der Agent der Gummikompagnie wohnte, und ging zwischen den Hütten des kleinen Dorfes entlang, das eigentlich nur, wie so viele südamerikanische Hinterwaldstationen, ein Stapelplatz Mr Holz und Roh, gummt war, die in den Urwäldern geerntet Wurden. Da» letzte der kleinen Häuser war die Daoerna del San Juan, die Gastwirtschaft, in der di« Gummizapfer sonst müßig herumsahen und heute den letzten Tag vor dem Aufbruch in d'e Urwälder mit einem tobenden, unsinnigen Gelage fei, ten. Pelleja trat auf di« Veranda und wurde mit brüllenden Zurufen empfangen. Gr setzte sich in verbissener sNut an einen TM, an dem schon ein paar Spanier saßen. - >nd bestellt« einen Agim »diente. An allen Tischen ringsum , «urde nur Wer Gummi gesprochen. Pelleja erzählt den Kameraden sein Mißgeschick: Da komm« ich an Vie vierzig Meilen von Oliven«« herüber, weil ich in den Estnadas hier immer eine so schön« Ausbeute hatte, und jetzt Ist nicht ein« einzige mchr frei ! Will nicht einer von euch seine Kon- nMon an mich abtreten, ichSzahl« gut! Di« anderen brachen in ein Gelächter aus: Eck dumm Mrd wohl keiner sein, Pelleja! Eu« «I äiad'^ m« llsvs! schrie Pell«ja, Und wenn mich der Teufel hott, ich gehe morgen in di« Gummiwä'der! Wie willst du denn das machen? fragt» Pedro, »wer der Spanier an seinem TM, versuch'» doch mal bei einem an- deren Agenten! Hab' schon alles getan, und bis ich jetzt zur nächsten Station komme, ist dort natürlich auch schon alles weg! Da rief ihm «im Mestize vom NebentM zu: Ld Oom- pnnero, -wenn du durchaus hier Gummi holen willst, geh' d«ch in die Perdidos! Wo ist denn das? fragt« Pelleja. Bei Mar a -und San Ioss6 rief Peld-o erschreckt, dar' darfst du nich: hin! Warum denn nicht, was ist denn dort? fragte Pelleja ungeduldig. — Hast du noch nicht vom kelva cie Ins l>er6iänsg«hört? Das ist doch der große Wald dort drüben am Machadosstrom. Er gehört auch der Kompagnie, aber da sie nie einen Gomador finden wird, der freiwillig dort hineitlgehl, 'aßt sie ihn ganz aus der Rechnung. Dios, und wenn Gold aus den Gummibäumen von Perdidos liefe, ich ginge nicht hinein! Aber warum denn nicht? Weil noch kein GumMucher von dort zurückgekommen ist, sagte der Spanier leise Und ernst. Ach Unsinn, lachte Pelleja, einer ist wohl 'mal am Fieber gestorben, so enden Mr je schließlich alle, da» braucht um» doch nicht gleich abzu* schrecken I — Nein, Vowpavero das ist etwa» andere». Wa» es ist, weih kein Mensch. Ab« ich weiß, daß vielleicht zwanzig Gomadro» hineingegangen sind, und keiner ist tzu- rückgekommen. Manche sagen, daß die Indianer sie weg. putzen, fett st« drüben durch die Schweinereien der Eng länder am Putrumay» so aulfgrreizt sind, aber ich gssaube es nicht. Lunn wäre doch 'mal einer entwischt, und vor allem, dann würden uns die roten Kerle in unseren Wäldern auch umgreifen. E» muh etwas andere» sein, da» die L"ute frißt «i« ein wildes Tier. Ich weih es nicht. Gott allein «weiß es, «brr laß dich warnen, Pelleja, es kommt keiner Meder! — Er schüttelt« sich und goh den scharfen Aguar- diente herunter, al» ckb er sich warm machen müßte. Was da» Mr ttn Unsinn ist, lachte Pelleja, du tust ja, al» ckb dort unsichtbare Geister hausten! Der sanier bekreuzigte sich: Ich weih nicht, ckb «» Geist« sind, es ist noch keiner zurück- gekommen und hat erzählt, wie es war! — Sind denn gute Bäume dort? — Di« schönsten in ganz Bolivien und Pen», sag« ich dir. Im Juli kommst du von hi« au, sehen, wie der