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Inserate werden bi- spätestcn- Mittag» de- vorhergehenden läge- deS Erscheinen- erbeten und die CorvuSspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit 2N Ps. berechnet. Erscheint wöchenllich drei Mal und zwar Dienstag, Donnersta- und Sonnabend (Vormittag» AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 2» Pi prwmimnrkntj,». Änreigtr für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Nedaction, Druck und Verlag von E. Bernhard Ott in Zwönitz. 78. Donnerstag, den 3. Juli 1884. 9- Inbra. Locale und sächsische Nachrichten. — Der sächsische Kriegsminister, General der Cavallerie v. Fabrice, feierte am Dienstag sein goldenes Dienstjubilänm. Am 1. Juli 1834 trat der Jubilar als Portepne - Fähnrich in das 2. leichte sächsische Reiterregiment ein und in den fünfzig Jahren, welche seit diesem Tage verflossen sind, hat Alfred v. Fabrice Großes und Ausgezeichnetes ans militärischem Gebiete geschaffen und namentlich die vollständige Reorganisation des sächsischen Heeres nach dem Jahre 1866 ist ein Werk, das er mit eben so seltener Hingabe als glänzen dem Erfolge durchgeführt hat. Möge der Hochverdiente und noch rüstige Jubilar noch lange dem Lande in ungeschwächter Berufs fähigkeit erhalten bleiben! — Schneeberg, 26. Juni. Gestern Abend gegen 10 Uhr ertönte in unserer Stadt Feuerlärm. Das Feuer war in dein in der grünen Laube gelegenen Beer'schen Stickmaschinengebäude aus gebrochen. Bei der hohen Lage des Gebäudes war die Wasserleitung sehr erschwert, doch konnte auch nicht viel gethan werden, da das Haus von leichter Bauart und mit getheertem Holzpappendach ver sehen war. Das Haus, ursprünglich als Theaterlocal erbaut, ist völlig niedergebrannt. Die darin aufgestellt gewesenen 9 Stickmaschinen sind selbstverständlich ruinirt, dagegen haben die Haus- und Wirth- schaftSgeräthe der Bewohner gerettet werden können. Stickmaschinen besitzer Ebert hatte am nächsten Tage seine 2 Maschinen in sein neuerbautes Haus bringen wollen; der übrige Umzug war bereits beendet. Außer den hiesigen Rettungsmannschaften waren solche aus den Nachbarorten zur Hilfeleistung herbeigeeilt. Wie man hört, hatten die Besitzer der betreffenden Stickmaschinen, die Herren Händler, Beruh. Härtel, Ebert und Klemm, die Maschinen versichert. — Annaberg. In den beiden Bezirken Annaberg und Schlettau wurden über 1660 Pferde gemustert und davon gegen 270 Stück zu militärischen Diensten für brauchbar erachtet. Bei der vor sechs Jahren abgehaltenen Musterung sind der k. Musternngs- commission nur etwa 1430 Pferde vorzuführen gewesen, es ist dem nach in der hiesigen Gegend eine erfreuliche Hebung des Pferdbestandes ringetreten. — Die Vorarbeiten für den Bau der städtischen Gas anstalt im Sehmagrunde, soweit sie in Bodenarbeiten, Ufermauern und Terrainregulirungen bestehen, schreiten angemessen vor. In den letzten Tagen war eine Locomobile mit Centrifugalpumpen thätig, um das Gasometerbassin von dem durch die Regengüsse der letzten Tage reichlich zugeflossenen Wasser zu befreien. — Eine Reihe kostbarer Ehrengaben ist für das Bundes schießen in Leipzig von Freunden des Schießsports und Schützen gesellschaften gespendet worden. Die königl. priv. Hauptschützen gesellschaft München hat einen Pracht-Stutzen des Gewehrfabrikanten R. Stiegele .jun., nach den Entwürfen berühmter Künstler hergestellt, dargebracht. Der Kolben, reich mit Elfenbein und Gold eingelegt, führt eine Hirschjagd vor. Die Stadtgemeinde München hat als Ehrengabe ein Trinkhorn angekauft, welches von einer silbernen Frauen-Gestalt getragen wird, in minutiösester Ausführung mit Em blemen derJagd, auch denWappen Bayerns, München, Sachsens, Leipzigs, des deutschen Reiches und des Schützenzeichens des VII. deutschen Bundesschießens geschmückt ist. Die Gemeindecollegien hatten für die Ehrengabe 1000 Mark bewilligt. Die Leipziger Mitglieder des Bundes-Vorstandes widmen einen originellen silbernen Standkrug.— Das Ehrenmitglied des deutschen Schützen-Bundes, Seine königliche Hoheit Prinz Ludwig, beabsichtigt an dem Feste persönlich theilzu nehmen. Der leutselige erlauchte Schütze wird im Laufe der nächsten Tage von Schloß Leutstetten hierher kommen, um sich auf der Schieß stätte aä Lod „einzuschießen." Die Ehrengabe Sr. k. Hoheit wird gleichfalls aus einem sehr werthvollen Erzeugniß des Münchener Kunst gewerbes bestehen. Andere hervorragende Mitglieder des Comitss unseres Bundesschießens werden die Liste der Preise aus München bereichern. — Lengefeld. In der Nacht zum 29. Juni erwachte durch ein eigenthümliches Geräusch in seinem unter dem Schlafraume be findlichen Fleisch- und Wurstgewölbe der Hoflieferant und Wurst fabrikant Stadtrath Louis Weber hier. Er gewahrte, daß ein Mann an dem von der Straße in das Gewölbe führenden Fenster beschäf tigt sei, der aber eiligst die Flucht ergriff, als er bemerkte, daß er beobachtet wurde. In einem engen Gäßchen, daß in ein kleines, vielfach versperrtes Gehöfte führte, wurde der Dieb, in dem man einen hiesigen Weber erkannte, von den nacheilenden Fleischerburschen er griffen, von dem mittlerweile herbeigeholten Gendarm verhaftet und in das Geiängniß des k. Amtsgerichts hier eingeliefert. — In Grimma hat sich vorgestern Nachmittag der Todten- bettmeister S. in der Leichenhalle des Friedhofes durch Erhängen entleibt. Ueber den Beweggrund zu dem Selbstmorde sind ver schiedene Gerüchte im Umlauf. — Frankenberg. Der Abgeordnete unseres ReichstagSwahl- kreises, v. Vollmar, erstattete am 29. Juni in einer öffentlichen Volksversammlung Bericht über die Thätigkeit des Reichstages in der verflossenen Session und schloß seine Ausführungen mit der Anfrage, ob er den Wahlkreis im Reichstag im Sinne der Wähler vertreten habe. Die Mehrzahl der Anwesenden antwortete zustim mend und beschloß, die Wiederwahl v. Vollmar's anzustreben. — Löbau. Gewissensbisse haben kürzlich einen in Posen in- haftirten Soldaten, namens Finster, veranlaßt, sich als den Anstifter des am 10. Mai 1882 in der äußeren Bautzenerstraße hierselbst stattgefundenen Brandes der Scheune von Hiecke und Stephan an zugeben. Er habe zur angegebenen Zeit als reisender Lohgerber Löbau passirt, kein Schlafgeld besessen und sei infolgedessen zu dem Entschluß gekommen, in einer der Scheunen zu übernachten, weshalb er die Thür erbrochen, um einige Stunden unter Obdach auszu ruhen. Nachdem er erwacht, wollte er doch wissen, wie es um ihn aussähe, worauf er ein Streichholz augezündet, wovon aber ein glimmendes Stück in das Stroh gefallen sei, das sofort ungebrannt wäre. Da es ihm unmöglich gewesen, das sich schnell verbreitende Feuer zu lösche», so habe er die brennende Scheune verlassen, sich aber später unter die Zuschauer gemischt und dann beim Löschen mitgeholfeü. Der Gedanke, daß ein Unschuldiger hierfür büßen könne, habe sein Gewissen sehr beschwert, weshalb er dieses Ge- ständniß mache. — In Löbau herrscht in diesem Jah.re ein besonders reges Leben. An verschiedenen Stellen werden Privalbauten aufgeführt, die Zuckerfabrik beeilt sich, ihre mächtige Anlage vor Beginn der Rübenernte fertig zu stellen, das Bürgerhospital, ein sehr hübscher und gut ausgeführter Bau, geht seiner Vollendung entgegen, der beinahe totale Umbau der Nicolaikirche nach den Plänen des Bau- rath Möckel schreitet ebenfalls rüstig vorwärts und außerdem beginnt man in den nächsten Tagen mit dem Baue der städtischen Realschule. Trotz dieser Lasten liegen die Vermögensverhältnisse der Gemeinde sehr günstig. Die Stadt bezieht außer ihren Einnahmen aus dem Stadtgute uud den Forsten einen sehr hohen Zuschuß aus den Erträgnissen der ganz bedeutenden Sparcasse und wird bei einer erfreulichen Fortentwickelung dieser Anstalt aus dieser einen noch gröberen Ueberschuß zugeführt erhalten, wenn der Reservefonds der Sparcasse, der gegenwärtig schon 60,000 M. beträgt, den statutarisch vorgeschriebenen Procentsatz des Einlegercapitals, erreicht hat. Des halb sind auch die Communanlagen in der Stadt verhältnißmäßig geringe. Im laufenden Jahre hat man, obwohl in der veranschlagten Ausgabe noch 5000 M, für etwa mögliche Canalisationsarbeiten in Reserve gestellt worden sind, als Communalanlagen für die Stadt verwaltung, die Schulen, die Kirche und die Armenverwaltung nur circa 60 Procent der Einkommensteuer erheben lassen. Wer also z. B. ein Vermögen von 60,000 M. besitzt und von den Zinsen lebt, bezahlt in Löbau zu allen Bedürfnissen der Gsmeinde 22 M., jeden falls einen so geringen Betrag, wie ihn kaum eine Dorfgemeinde, die ihren Bewohnern nichts von den Annehmlichkeiten einer sauberen Stadt bieten kann, nur zu beanspruchen im Stande ist. - Zittau. Von den zahlreichen Inschriften zu Ehren des Schützenjubiläums sei folgendes am Hause des Herrn David Gold berg befindliches verzeichnet: 1584 1884 Einst kämpften die Bürger Im Sechsstädte-Band, Gegen Raubritternester Mit Waffen und Brand. Jetzt gilt es dem Volksgeist Und Volkswohl zu nützen, Willkommen ihr Männer, Ihr Schützer und Schützen!