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lli mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. tu Au« i. Lrzg^. 0»rantwortltch«r 8-dakt-u,! frit, Henkaltl. Für »t« Inserat« verantwortlich: Ullsl«,- Ne««». Beide in A»e i. Lrzgeb. Sprichstund, der Redaktion mit Aumahm, der Sonntag» nachmittag» von 4—» Uhr. — Teleyrmmn-Adreffer Tageblatt Aukrrzgedirge. — Fenchrrrcher »3. Für vnvetlangt rtngesandt» Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet werden. > oder deren Raum für Inserate au» Aue und den <r pfg. Reklamepetttzeile 23 psg. Bei grSßeren spätestens -'/> Uhr vormittag». Für Aufnahm gebürgt werden, wenn st« am Tag« vorher bei un Bezug»prei»! Durch unsere Boten sret in. Kau, monatlich so Pfg. Bei der SeschSstistell, abgeboltmonatlich 40 psg. Jns«rtion»pr«i»: Vie fiebi Und wächeMlich ,0 pfg. — Bet der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich >.»o Ulk., monatlich 00 psg. — Durch Amt»hauptmannschast Schwa jben Briefträger frei in» kfau» vierteljährlich 4.-2 Mk„ monatlich «4 pfg. — Einzelne Nummer so Psg. — Deutsch« tz>rechender Rabatt. Annah Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mV Ausnahme von Sonn- und Feiertag»». Anzrtz« an bestimmt*« Freitag, «t. März 1VU 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge Ik chooo «ttast stwmttL Nr. 7S Sechster Jahrgang. viele »»»ei' »kaßi 10 rette» Da- Wichtigste vom Lage Der erst« Vorsitzende de» Evangelischen Bunde» Exzellenz v. Sessel hat sein Amt niedergelegt. » ' Di« Reichrtagtkonnniffion für di« elsaß-lothringisch« V er» fasfung»reform begann gestern die Beratung de« Ln t- würfe» über die Wahlen zurZweitenKammer. Die Regierung» Vorlage wurd mit 14 gegen IS Stimmen abgelehnt. O Rach einer lebhaften Debatte über unsere auSwärtigePoli- tik im Retch»tag besprach der Reichl»kanzler gestern di» Haltung der Retch«regt«rung in derLbrüstung» frage. (S. LeUerart. u. Tel.) * Kaiser Franz Joseph unterzeichnet« da« Patent, über die Auflösung de» Abgeordnetenhause«. Die Neuwahlen werden in der ersten Hälfte de» Monat« Juni stattfinde«. Der grundlegenvParagraph fürdi« Feuerbestattung in Preußen wurde von der Kommission de« preußische« Abgeordnetenhauses abgelehnt. Der Weltsriede. Die Bewegung zur Begründung eines Schiedsgerichts für Streitigkeiten zwischen Nordamerika und England macht anschei nend Fortschritte. Aus Washington meldet Reuter» Telegraphi sches Bureau mit einer demonstrativen Geflissentlichkeit: Der schriftliche Entwurf des englisch-amerikanischen Schiedsgerichtovertrage» «rächt solche Fortschritte, daß Präsident Tast hofft, ihn dem Senat bei seiner herannahenden außerordentlichen Tagung vorlegen zu können. Die Verfasser wollen ihn zu einem Muster für zukünftige Verträge machen und es soll tatsächlich in jedem Streitfall eine schieds gerichtliche Lösung erfolgen. —« Diese Wendung wird keinen auf merksamen politischen Beobachter überraschen. Di« Bestrebungen, alle Differenzen zwischen den beiden angelsächsischen Völkern aus den Weg friedlicher Beilegung zu verweisen, datieren nicht von heut und gestern. Al» Prinz Heinrich im Jahre 1902 in Har Rodert Wilhelm Vrmfeu. Zu sei««» Ivvjä-rige» Geburtstag am 31. Mär, 1911. (»tachdvuk »rrSolm.! Als Robert Bunsen fast an der Wend« de» 20. Jahrhunderts, am 16. August 1899, die Lugen für immer schloß, da waren etwa hundert Jahre vergangen, seit der französische Themiker Lavoifier di« wissenschaftliche Chemie begründet hatte, jene Chemie, deren Forschungsweise zugleich den Anbruch «ine» neuen Zeitalters der naturwissenschaftlichen Forschung überhaupt bedeutete. Und unter Kn Jüngern, die dieser neuen Richtung »um Stege «er- halfen, steht in erster Linie RobertLunsenda, jener Mann, der den Beweis durch da» Experiment zur höchsten Vollkommen- hett erhoben hat und der für fast jede Theorie oder Hypothese di« verächtliche Antwort hatte: Da» 'find ja nur Vorstellungen. Da» ist da, Charakteristische der Forschertätigöeit Bunsen», daß fi« jede Spekulation, jede ungewiss, Annahme von vornherein vor. warf. Er war «in Meister de» Experiment», und da», roa» sein« Experiment« der Chemie und damit der Menschheit «geben Haven, läßt sich eigentlich kaum alle» aafzäblen. stein Forsch«, weder vor noch nach Hm, hat unp mit so vielen neuen Tatsachen bekannt gemacht, kein« auch nur annähernd so viel« neu« Apparat« geschaffen, Methoden gefunden und di« Zahl der für da» praktisch« Leben wichtige« Körper um so viele vermehrt, wie Bunsen. Sein äußerer Lebenogang ist bald erzählt. Er wurde am »1. März 1811 al, Sohn de« Untvetzfitättprofessor» der neueren Sprachen, Christian Bunsen, zu Döttingen gebormr, zeigt» aber für da» Fach seine» Vater» «enig Interesse und ähnelt« in bezug auf sein« Neigungen, scheint'« nüchr dem Großvater, der «in ge schickter und durch mancherlei Verbesserungen an den Prägeappa- raten bekannt gewordener Müntzmetft«, «ar. 1830, also erst IS Jahr« alt, promoviert« Bunsen in der Universität seiner Vaterstadt zum Doktor, und di« von ihm in (wie damal» noch üblich) lateinischer Sprach» «»liefert» Dissertation »ar so nar. so eigenartig I mußt«, von der «in lange» Rohr wett hinau» In di« frische ich der jung« I führt«, um ihn vor dem Einatmen der Dämpfe zu schützen. di« selbst Mr England beträchtlich ist. Enland wie Amerika ha ben also Leide da» Interesse, Frieden zu halten, namentlich gegen, einander. Mit Recht fragt man sich nun in London, und Herr Angell hat die Frage in der gewiß nicht der Begeisterung Mr Deutschland verdächtigen Daily Mail dieser Tag« ausführlich erörtert: Haben wir Engländer nicht daSfelbeJnteresse eine» guten Einvernehmens mtt D« utschland genau so wi« mit Nordamerika? Die Eng länder sind viel zu gewiegte Diplomaten, um nicht jederzeit ein zweite» Eisen in, Feuer zu legen. Gewiß ist die Friedensschalmei dasjenige Instrument, da» wir von englischen Lippen am lteb- sten geblasen hören, und di« Aufzeichner de» politischen Wasser standes können un» keine größer« Genugtuung gewähren, al» wenn sie wirklich dafür sorgen, deck ihr Martnebudget Mr 1911, wi« angekündigt, nur «ine HochwaGermarke bleibt. Man braucht nicht als prinzipieller Skeptiker zu sagen, daß, wie die Pvehfrei- heit gut sei mit einem Galgen daneben, so di« Schiedsgerichte gut seien mit einer starken Dveadnoughtflotte zur Seite. Aber da der Engländer fitz selbst so gern al« Pettter-ok-taol-Menschen bezeichnet (Tatsachen), so wird ihm Deutschland als Freund nie begehrenswerter erscheinen, al» wenn es ihm in ebenbürtiger Ge stalt zur Seite tritt. Wend je der Diplomatie eine dankbare und aller Welt willkommene Aufgabe gestellt worden ist, di« der Krönung durch den Nobelpreis wert wäre, so ist e» die Feststellung der allen Teilen gleich« Genugtuung gebenden Voraussetzungen, unter denen der ununterbrochene friedliche zivilisatorische Wüt» bewerb dieser drei Nationen möglich wäre. Sobald di« Eng- länder fähig sind, Selbstbeherrschung zu üben, sobald fi« in ihr anmaßende» vritannta rals tdv vavv»! ihr« Forderung der Supremacy auf dem Meer« -um Schweigen bringen und di« Gleichberechtigung aller Nationen zur Sw, da» wäre lädernw im Sinne de» Grotius anerkennen, ist der Welt- friede ganz von selbst gesichert. Die Abrüftuugsfrage tu« Reichstag«. N Trotz de» schönen Frühlingswetters war gestern der Reichstag dichter besetzt denn je in der letzten Zett, und auch die Bundesratsempore wie» ein« stattliche Zahl schwarzer Geh röcke auf. Lorn an der Ecke «in seltener Gast, der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, und neben ihm die gedrungene Gestalt sein«» Adlatus Mr die Auslandspolitik, des Herrn v. KiderleN- Wächter. Der Etat des Reichskanzlers und de» Auswärtigen Amte» stand an und somit war einer der berühmten großen Läge zu erwarten. Den Reigen der Redner eröffnete der Vertreter der stärksten Partei, der ZentrumsMhrer Spahn, der in war men Worten unserer Beziehungen zu Oesterreich und Italien ge dachte und dabei auch de» letzteren Jubelfeier Erwähnung tat. Er beleuchtete auch sonst di« auswärtige Politik, insbesondere di« i»n ersten Jahr« Umgang mit «f Verbindungen, zügltch, daß st« preisgekrönt wurde. Dann aber —< f die» für einen Gelehrten klingen mag — begab sich der jt . Doktor auf di« Wanderschaft und durchwanderte wie «in Hand, werksbursch« mit dem RKnzel auf dem Rücken Deutschland, Frankreich, Oesterreich und di« Schweiz, um di« verschiedenen Laboratorien dieser Länder und ihre hervorragenden Gelehrten zu besuchen uitt» kennen zu lernen. Nach dreijähriger Wander, schäft kehrte er nach Göttingen zurück, wo er 1886 seine Lehr tätigkeit begann. 1836 jedoch fiedelt« «r al» Nachfolger von Wöhler an die Gewerbeschule nach Kassel über. 1839 wurde er außerordentlicher, 1842 ordentlicher Professor in Marburg, von wo er 18ä1 nach Bre»lau ging, um dann 1852 Mr den Rest seine» Leben, nach Heidelberg überzufiedeln, an dessen Universität er jahrzehntelang al» «in« der größten Zierden wirkte. Au» dem Heidelberger Laboratorium stammen auch di« meisten seiner Ent- deckungen. Hier entfaltete er jene LHrtittigkeit, die Schüler au» ollen Weltteilen nach der alten Universitätsstadt zog; hie, begründet« er jene Schul«, au» der di« hervorragendsten Gelehr- ten -mwdrgingen, und hi« verschmolz er in seiner Eigenart so schr mit der Stadt und der Xlw» mettsr, daß (um «in bttann- tt» Sprichwort zu variieren) niemand in Hewelberg gawestn «0«, der dort nicht «Uh Bunsen -chdhen hatte ... Und so rastlos war sein« Tätigkit, daß er von früh Li» nacht» im Laboratorium stand — ja, wie er selbst «inst behaupt kk, dmwegen nicht -«tratet«, um nicht von feinen wissen- sthastltch«n Arbeiten abgezogen zu «erden. Heben wir au» der Füll« feine» Schaffen» nur da» wichtigst» he»«, so zeigt sich schon in fttnen jungen Fahren dtv künftig« Größe. Noch al» Student gelang «» ihm, ein Mitt«! g«g«n Vergiftungen durch Arsenik « finden, und diese» Mittel (frisch -«fällte» Eisen- hydiwxyd) ist heute noch al» wirksam« und fast einzige» Li, jetzt IKLmhaupt find saft die gan- ichen Tätigkeit durch d«n erster Linie mit Arsen- hierbei derartig giftig« vard zum Doktor promoviert wurde, wußte de, Präsident der Universität, Elliot, den man wohl manchmal «inen nordameri, konischen Kultusminister genannt hat, den Entschluß der Fakuk- tät nicht ander» zu begründen, al» indem er den Prinzen als den Enkel der Königin Viktoria von England vorstellte, die einst ihrem Minister ein Ultimatum mit den authentischen Worten abgelehnt habe: I ne vor voulä »ign a papsr tdat weares vor agatust tbs Ilvitsä States (ich werde nie «in Aktenstück unterschreiben, da, Krieg gegen di« Vereinigten Staaten bedeu tet). Jedenfalls ist man im Lande Carnegie» schon längst zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Fortsetzung de» Politik mit ge waltsamen Mitteln, wie Bismarck den Krieg nannte, eine über wundene Form der Staatskunst bezeichnet. Amerika wünscht zweifellos Frieden mit einem großen T«il der Welt, namentlich mit England, aber auch mit Deutschland und Rußland, weil es vi«l zu klug ist, um sich nicht selbst darüber zu täuschen, daß es in «inem Fall«, nämlich I a - pang«g«nüber, vermutlich um di« Anwendung von Gewalt mitteln nicht herumkommen wird, und daß gerade dieser «ine Fall außerordentliche Mühen und Anstrengungen kosten wird. Und England fühlt und erklärt ganz offen — der bekannte politische Schriftsteller Norman Angell sprach es dieser Tage mit der grüß ten Freimütigkeit au» —- daß es sein« großen und wertvollen Hauptkolonten, Indien, Australien, Canada, Südafrika, als unmittelbar«» Eigentum faktisch längst verloren hat urtd sich dort den Loreinsluh nur noch durch Friedlichkeit und Freund lichkeit erhalten kann —daß aber die paar Kolonien, die « noch unbedingt bejherrscht, wie Ostafrika, eben nicht viel wert find. Di« großen, von weißen Völkern bewohnten und wirtschaft lich hochentwickelten Dominion» lassen fitz von England mit Ge. walt nicht mehr zwingen: sie wollan in Frieden und Fseund- schäft mit dem alten Mutterland zveiter leben, aber politisch — auch in der Flottenfrage — und wirtschaftlich ihr« eigenen Weg« gehen. Lord Kichen«r hat man ja mit der größten Höflichkeit aus Canada hinauskomplimsntiert, und in Südafrika hat man dem holländischen Element beinahe Autonomie gewähren müssen. England weiß so gut wi« Amerika, wie viel«» in Zukunft durch die amerikanische Union verlieren kann: auch der äußere Ueber- gang Tanadas und Britisch-Westindiens in das Verwaltungs gebiet einer künftigen panamerikanischen Bundesrepublik hängt bald nur noch von dem guten Willen und der mehr oder minder großen Höflichkeit Amerika» ab. Nach der Vollendung de» Pana makanal» wird «ine Landung amerikanischer Dreadnought» in Australien kein schwieriges Unternehmen niehr sein. Wenn Nord amerika Mexiko und di« mittelamerikanischen Staaten binnen kurzem verschluckt haben wird, verfügt e» über eine zusammenhän- geNde Bevölkrungsmaffe von 15V Millionen, da» ist eit« Ziffer, impfe zu schützen. Ein mal, al» durch «ine Explosion da» Rohr zertrümmert ward«, lag «r lange Zeit an einer schweren Vergiftung danieder; und aus jener ersten Vergiftung trug er seinen trockenen Husten davon, der ihn sein ganze» Leben lang quälte und gegen den « «itze schlecht« Zigarre rauchte, die in ganz HetdeÄerg al» Bunsen- Zigarre bekannt war. Später verlor er «in Auge, dann fiel er fast von der Höhe eines Hochofen», al« er durch die dort au»- strömenden Gas« betäubt wurde — und so hat sein wissenschaft liche» Wirken sein Leben noch gar ost in Gefahr gebracht. Ins besondere auch damals, al» er die berühmten Geyser-Quelkn auf Island untersuchte, deren sonderbare und auf der Welt fast ein zig dastehende Erscheinungen ihm im Jahre 1846 aufzuklären gelang. Noch heute müssen wir da», was Bunsen damal» über die Erscheinungen dieser mer-würdigen Sprtngquellen angab und was er durch Versuche im kleinen bewies, al» richtig anerken nen .... , Al» Bunsen fich sein« Tätigkeit widmet«, verstand man zwar fest« und flüssige Körper zu analysieren (d. i. in ihr« Be standteile zu zerlegen), und in»belonder« der Berliner Chemiker Ros« «ar es, der di« Methoden dieser Analyst zu hoher voll- kommenheit ausgebtkdlt hatte; hingegen stand man den Eqsen fast vollkommen ratlos gegenüber. Da war «» Bunsen, der die ersten brauchbaren Methoden der Gasanalyst schuf und damit diese» wichtig« Gebiet der Forschung erschloß. Sein Verfahren wurd» in der Leuchtgaeindustrt«, bet der Untersuchung von Hoch, vstngasen upo. anggwendet, und heut« noch wären wir in bezug auf di» Au»g<staltung de» Eqamotvr», der Luftschtffahrt, in b«. eug auf di, Erkenntnis de, Zusammensetzung der Lust und ver schieden er Gaegemisch» ohne Bonstn wohl nicht soweit gediehen. Aber auch die Analyst der festen und Pfiffigen Körper hat er beträchtlich gefördert: Richt nur, daß er zeigt», rot« man durch , _ «imn systematischen Analystngang jede» Günisch .emorganischer verbindungrn, au»geMllt. Gr stellte hierbei derartig giftig« Stoffe nicht nur zerlegen, sondern auch da» Mischungsverhältnis dar. daß er mit 'in« Mask« vor d'm Gessch» arbeiten stinm-ein-lnen Bestandteil« bi» au^ Dezimalsten genau fest-