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Donnerstag» äen 25. Zuli 1929 Nr. 171 24. Jahrgang Neues Gesetz für Minister-Gehälter v« Befinden di« Skeichikanzler« Der Reichskanzler verbracht« eine mhtge Nacht. Der Zustand de» Patienten wird von den Aerzten weiter als leidlich gut bezeichnet. Die lebhafte Anteilnahme der Außenwelt am Ergehen de» Reichskanzlers kommt in der großen Zahl von Tele grammen zum Ausdruck, die bisher eingingen, unter ihnen solche vom apostolischen Nuntius Pacelli, dem Staatssekretär der Reichskanzlei, den Gesandten Rauscher, von Freytag und Dr. Müller in Bern, dem italienischen und dem japanischen Botschafter, dem württembergischen Staatspräsidenten Volz von der Zentrumsfraktion des Reichstages usw. ««ertlicher Bericht über di« Krankheit des Reichskanzler« Am 28 Juli vormittag S,30 Uhr wurde von den be handelnden Aerzten, Geheimrat Enderlen und Geheimrat von Kröhl, folgender Bericht über das Befinden de» Reichs kanzlers ausgegeben: Der Zustand de» Herrn Reichskanzler» ist nach dem heutigen Befund als zufriedenstellend zu bezeichnen. L« VleichinißmnitiMtt in »ildnnge, Reichsaußenministrr Dr. Stresemann setzt von heute ab sein« Kur im Bad Wildnng«« fort- Immer noeb Kamps um äen Konserenzort B«rschleppung,«anöver In den letzten Tagen haben sich die Aussichten auf eine Einigung über den Ort der bevorstehenden politischen Kon ferenz wesentlich verschlechtert. Sämtliche Mächte mit Aus nahme von Frankreich waren für den Vorschlag de» englischen Kabinetts Mae Donald, daß die Konferenz in London tagen sollte. Trotz aller Bemühungen der englischen Diplomatie scheiterte das englische Projekt an der Hartnäckigkeit und Widerspenstigkeit der französischen Negierung, Diese schlug kpeiseits als Konferenzort eine Stadt in der Schweiz, womöglich in der welschen Schweiz, in der Nähe von Genf vo, doch mußte die englische Regierung schon aus Prestige gründen diesen Vorschlag ablehnen. Hierauf kam man auf den Gedanken, die Konferenz t m n u a g oder einer anderen holländischen Stadt adzuhalten. G gen diesen Plan erhoben aber die Belgier sofort den ichänstcn Protest. Gleich darauf wurde, um das Maß der Unerträglichkeiten voll zu machen, V r ü s s e l als Konfcrenzori vorgeschlagen, doch ist die belgische Hauptstadt für die deutsche Neichsregierung nahezu unerträglich. Aus Bescheidenheit kam zwischendurch die Anregung, die Konfereuz gleich wieder in Paris abzuhalten. Der letzte Vorschlag ist Kope n- Hagen, doch dürfte dieser ebenso wie eine Stadl in der Schweiz von Mac Donald abgelehnt werden. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß jetzt in der englischen politischen Welt ein allgemeiner Pessimismus um sich greift, der von dem diplomatischen Korrespondenten des konservativen „Daily Telegraph" in folgende Sätze gegossen wurde: Sowohl der Ort der Konferenz wie auch die Zeit ihres Zusammentritts hängt noch vollkommen in der Luft- Es ist so gut wie sicher, daß sie nicht am 5. oder 6- August zusammentreten kann. Darum kann auch nicht am 1. September, als dem Tag des Inkraft tretens des Poung-Planes, festgehalten werden Schuld daran ist einzig die französische Diplomatie mit ihrer Weigerung, London als Konferenzort anzunehmen. Diese Stellungnahme Frankreichs ist umso liebloser, als England gegen Paris als Konferenzort der Sachverständigen keinerlei Einwendungen erhob. Dem Pariser „Matin" kommt allmählich selbst die ganze Kontroverse über den Konferenzort als kindisch vor. Die übrige französische Presse steht aber größtenteils geschlossen hinter der französischen Regierung Die letzten Meldungen vom Krankenlager Poincares sind auch nicht gerade er mutigend, zumal man weiß, daß der französische Minister präsident größten Wert darauf legt, die Interessen Frank reichs auf dieser Konferenz persönlich zu vertreten- In Berlin verharrt man auf dem Standpunkt, daß nur ein neutraler Ort in Frage kommt, Brüssel jedoch kaum den Anspruch er heben kann, neutral zu sein. Ebenso fordert man hier, daß die Konferenz in den ersten Augusttagen beginnen muß. In gleicher Weise ist man gegen jede Teilung der Konferenz und regt nach wie vor an, die Konferenzarbeiten in einem Zuge und möglichst rasch zu erledigen. Die englische« Transportarbeiter fordern Rhetnlaudrämmrng. Der Verband der Transportarbeiter hat Im der auf der Konferenz in Newcastle on Tymo angenommenen Entschließung die Hoffnung aus die baldige MhalbUng der Mächtekonfereng über die allgemeine Abrüstung ausgesprochen und fordert für den Fall, daß keine allgemeine llebeveinstimmung ans der dem nächst abzUhalteuden R epar ati onskonferenz Wer die Rhein- landräumung erzielt werde, die baldmölichste Zurückziehung der britischen Truppen. /luer Tageblatt AM--- Anzeiger für -as Erzgebirge L»i«snm«»r Ikachalte«--k amtllchra Hrtaaatmachim-ra-es Nates-er Staöt mr--es Amtsgerichts Aue --- - _ - —/HMl TaHHlA TsU, IHHG strasveffchren. Gr istimM tischen Sinne nur dem Reich,- tage verantwortlich. i.» Reichskanzler fleht der Entwurf Sin monatlich m voraus »» zahlendes AmtSgehalt von jährlich LÜOVO Mn?, chSminDer von ÄOOO Mark Mrlich vor? Dazu 5^ " A^iAchcr Sonderzuschlag, ein« WohmmgsenffchüdiMng Md °ine Äieirstaufwand^Ms-ZdtWng? der«? Hohe der RelchShnushaltPlan bestimmt. Eine der wesentlichsten Bestimmungen des Entwurfes ist, °aß ein den Ruhestand tretender Minister, der fich al« . M*k,.ban'des- oder Gemeindebeamter im Dienste oder im mnstwoiklgen Ruhestand befand, als Pension 80 v. H. de« ruhegehaltsfähigen DiensteintommenS erhält, daß ihm <AS Be amter in seiner bisherigen Beamtertstelle zuletzt zugestanden hat. Das Uebergangsgeld, das an Stelle der bisheri gen Mirusterpenfion vorgesehen ist, wird den ehemaligen Mi- mstern für die gleiche Anzahl von Monaten gezahlt, für die sie ohne Unterbrechung Amtsbezüge erhalten haben, jedoch Mindestens Mr ein Jahr und höchstens für fünf Jahre. Es beläuft sich in den ersten drei Monaten nach dem Rücktritt auf den vollen Betrag der normalen Amtsbezüge Md sinkt dann auf üO v. H. dieser Bezüge. Dem Reichstag ist mach Billigung des ReichSkabinetts ein Entwurf Wer die Rechtsverhältnisse des Reichskanzlers und den Rsichsminister zugegangen. Wir erfahren hierzu folgen- des: DaS grundsätzlich Neue des Entwurfes ist danach, daß er die Rsichsminister aus dem Beamte nverhältn-is her an sh ab t und für alle Rsichsminister sine besondere Mi nist er an st «Hang schafft. Die Urkunde Wer die Ernennung des neuen Reichskanzlers ist durch den neuen Reichskanzler selbst «genzuzeschnen. Der Reichspräsident bestellt mach dem Entwurf einen Reichsminister -um Stellvertreter des Reichskanzlers, nachdem dieser dem Reichspräsidenten einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet HM. Der Entwurf enthält die Vorschrift, daß Rsichsminister keine Nebenbeschäftigung, mit der eine Vergütung verbuntden ist, berufsmäßig ausüben und auch weder dem Vorstand nach dem Aus- sichtsrat eines Erwcrbsunrernehmens angShören dürfen. Den Reichsministern wird untersagt, gegen Entgelt als Schiedsrichter tätig gU sein, das Amt eines Schöffen oder Ge schworenen auszuüben oder „sonstige öffentliche Ehrenämter" zu bekleiden. Ein Meichsminister untersteht keinem Dienst- Die umstrittene Mandschurei Schanghai, Anfang Juni. Wenn diese Betrachtungen, so lesen wir in der „Frankfurter Zeitung", auch lange vor dem radikalen Vorgehen der Chinesen gegen die russischen Beamten und Gesellschaften geschrieben wurde, ;o wurden die lammenden Ereignisse von unserer Mitarbeiterin doch mit geradezu verblüffender Genauigkeit veraus- geschen; der Artikel stellt die Vorgänge der letzten vierzehn Lage in den 'großen Zusammenhang, von dem Ms sie erst ganz verstanden werden können. Die Mandschurei, die off der Muffige internationale Kriegsschauplatz genannt wird, ist ein Gebiet von chinesischem reaktionären Feudalismus, fortschrittlichem Nationalismus daß es beinahe zwangsläufig zu "einem -gelegenlichen blutig, Ausbruch kommen muß. Mit dem Auffteigen der nationalen Fahne Wer den drei Ostprovinzen und Jshol am 29. Dezem ber vorigen Jahres, womit die Vereinigung der Mandschurei ermächtigt fühlte, durch die Presse am die Russen beleidigende mit dem nationalistischen China kundgemacht wurde, wurde .Warnungen ergehen zu^lassen. die Schwierigkeit dieser unhaltbaren Situation -Her noch ver stäubt denn gebessert. Nach der Ansicht der chinciflschen Beam- jedoch bei ten ist dieser Zusammenschluß das wichtigste politische 'Ereignis bahn', ! in China Und in Wien während des ganzen !v ergan genen Jah res. Wer trotz aller 'öffentlichen Aeuß-erungen und Pressebe richte, die das Gegenteil behaupten, bedeutet dieser Zusammen schluß doch wenig o!der nichts, soweit die inüöde Verwaltung der Mandschurei davon betroffen wird. Nach den Bestimmun gen der Vereinigung unterstehen nämlich «alle internen Ange- legenhöiten ausschließlich der Mukdener Regierung, die sich nach wie vor aus den .gleichen Militaristen zusammensetzt wie vorher. Dieise iMukdener Machthaber find, was von allen fort schrittlichen Chinesen zugegeben wird, nicht nur in all ihren Ideen Und Methoden reaktionär-feudal, sondern fast durchweg käuflich oder gekauft von der fremden Macht, die ihnen am meisten zahlt. Die Ängsten sogenannten mandschurischen „Er nennungen die durch Dschiang Kai-schelk vorgenommen wur den, find nichts als sine Bestätigung der Liste, die der^Nan- kinger Regierung von General Dschang Hsüehliang dem Sohne Mschang Tfo-lins, porgelsgt wurden, von Tschaug Hsü-eh- 'tiaug der in der Mandschurei dieselbe Stellung einnimmt wie ! ein Vater, und dessen Qualifikation für seinen Posten lediglich beschlagnahmt. Sie halben di« Mrt und man glaubt, daß die die Gruben zu beschlagnahmen, — ...ankenhähser und schließlich auch EiseUbchn selbst. Man spricht jetzt schon davon, daß der ntliche Plan darauf hinzielen soll, datz die Chinesen dis -Wahn später ganz übernehmen und die ursprünglichen - ' re chinesische Anleihe am Sowjetrußland be- MsEnS war. Die Gouverneure der Provinz betrachten trachten wollen, ebenso wie früher die öffentlichen Einkünfte als ihr Perfön-' ^Beim erste liches Taschengeld, und in zwst Provinzen Wird in ungcheurem Ausmaß Opium-Mohn gepflanzt. Jetzt wie früher fft es den Studenten, die bekanntlich das wichtigste fortschrittliche ^Ele ment des Landes find, verboten, sich politisch zu Eganifieren oder fich auch nur politisch zu betätigen. Selbst die Kuomin- tano kann nicht unabhäUgig von den Beamten der Mukdener Regierung sistieren, da bisse erklärt haben, daß sie von nun am die Kuomintang repräsentierten. Jetzt Wie früher gibt es kein« Presse-, keine Rede- und keine Vereins- und Wersamm» lungSfvvihsit; es gibt Leiwen Urbsiterschutz und kerne Arbeiter- gssetze, mit Ausnahme solcher, die gegen die Arbeiter gerichtet find, und eS M LstneMü gesetzgSbrische Körpeuchcht: die Gerichte zugleich, und die Möglichkeit, in der Mandschurei zu leben, hängt davon ab, wie man ihnen zu schmeicheln oder fie zu bestechen versteht. Selbst das Ersuchen der Nankinger Re gierung, Leute nach d er Mandschurei entsenden zu dürfen, um die dortigen Beamten mit der Lehre Sun Aat-ffns bekannt zu machen, fand Ablehnung, indem die mandschurischen Behör den erklärten, daß sie lieber eine Studienkommission nach Nanking entsenden wollten und daß ausschließlich deren Mit glieder in d er Mandschurei lehren dürfen. ! Mit dem Zusammenschluß kamen die auswärtigen ' Angelegenheiten der Mandschurei uuter die direkte Kontrolle der NankiUger Regierung. Während dadurch di« Lage gegen- ,.. , Wer den anderen 'fremden Mächten nicht berührt wird, werden reaktionären Feudalismus, fortschrittlichem Nationalismus die Russen davon unmittelbar betroffen, und -es ist nur «ine und von internationaler iSpiouage und JnitrigeUwirtschas'i, so Frage der Zeit, bis die 'drei russischen Konsulate in Dairen, daß es beinahe zwangsläufig zu einem gelegenlichen blutigen MUkoen Md Charbin geschlossen und die Gowjetrussen ausgewiesen werden. DaS erste Ergebnis der Vereini gung war auch sofort, daß jeder kleine Beamte in Charbin fich .Warnungen ergehen zu lassen. Die Beziehungen Chinas zur SowjetrsglsvuNg find» hier sonders schwierig wegen der chinesischen Ost- , die seit dem Abkommen von 1W4 unter gemeinsamer chinesisch-sowjeiistischor Verwaltung steht. Die Wahn stellt nicht nur einen großen kommerziellen Wert dar, sondern sie ist auch ein Kulturträger, der Schulen gegründet und durchgchalten hat, Krankenhäuser, Klubs -und Äufenthaltshäuser für die Be amten und wissenschaftlichen Hilfsarbeiter, ganze Industrien und Telephon- und Telegvaphenlinien. Bei ihr allein ist in China der Achtstundentag vollständig durchgeführt, und in ihren Betrieben gibt es die -einzige Gewerkschaft in der Mand schurei. Diese Eisenbahn ist die eine große Pulsader, 'die durch die Nordmandschurei läuft und die das dortige wirtschaftliche und kulturelle Leben beherrscht; die Nordmandschnrei, die «in reiches Gebiet ist, ist so groß wie Frankreich Md England zu sammen. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist diese« Gebiet von dreizehn Millionen Bauern besiedelt worden, die aus Nordchina ei-nwa-nd erden und die in beträchtlichem Maße zu Reichtum und zu den günstigen künftigen Aussichten des Lan des beigetragen hüben. Die HaWtsrage -ist jetzt, wer aus die- , s-er ständig -anwachsenden Bevölkerung die Einkünfte ziehen ' ein "Datn, Md'd^ für seinen "Posten lediglich Md ihr seine Waren verkaufen will 'und wer die ungeheuren varin besteht, 'daß er der Sohn seines Vaters ist. Während die Urwälder, die Gruben und die anderen Naturschätze Msbeuten Leuts darüber Überrascht waren, daß er fich von Japan ge-' will. Diese wirtschaftlichen Faktoren find der Haupbgurnd für wägend unabhängig zeigte, um Vie Vereinigung mit Nanking die starken nationalen chinesischen Wünsche und für das auSge- vorzunehmen, find bisher immerhin noch nicht die privaten dehnte Netzwerk internationaler Spionage und Intrigen. Abmachungen bekannt geworden, die er mit Nanking getroffen, Noch ehe die nationale Fahne aufgezogen wurde, haben hat, obgleich kein Zweifel darüber bestehen kann, daß solche be- hie chinesischen Behörden die 'S chul en ^Übernommen und die stchen, um 'ihm seine Pofition als alleiniger Herrscher der Telephonlinie der Eisenba' Mandschurei auch weiterhin ungeschmälert zu garantieren. - Gewerkschaft als ungesetzlil Der Typ des Beamten, der auch mach der Vereinigung in' Abficht besteht, eventuell a der Mandschurei an der Macht bleibt, kann in dem Zivilper- die T-slsgraphenlmien, die Walter der Sonderzone der chinesischen Ostbahn in Charbin a-e- die " * "" ffhen werden. Dieser General namens Dschang Äschina-kuU -eigentln war 'früher Bandit und kann weder leisen noch schreiben: seine' EiseUbal, einzige Qualifikation besteht darin, daß er ein Freund Dschang Baukosten. als^eine , ^ersten Anblick scheint 'das alles sine ganz einfache Sache zu sein — das Recht der Chinesen, alle Eisenbahnen, Bergwerke, Telephon- Md Lslsgraphenanilagen auf chinesi schem Boden selbst zu besitzen. Sie haben sogar «weisMoS auch iiLs Recht — was Süwjetrußland kaum bestreiten dürste — das alles zu konfiszieren, 'wenn fie es nicht auf andere Weise bekommen können Md wenin 'die NanNngn Regierung dem Grundsatz der Konfiszierung zustimmt. Aber die Sowjet- reaierung hat ja auch immer wieder ihre Bereitschaft (übrigen« auch jetzt wieder. Red) erklärt, Wer die Grundlagen einer freundschaftlichen Verständigung zu verhandeln. Wer e» find darüber hinaus auch ernst zu nehmende internationale Fatto- ren an der Arbeit, di« versuchen, die Russen au« der Mansch»- vei zu vertreiben. Dies« Haden auch tn Namffng iHv« Hand mu