Volltext Seite (XML)
Anzeiger °»d Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 39». Dienstag, den SO. Mai 1851.. Vermischtes. , Bei dem immer lebhafter werdenden »Eisenbahn verkehre zwischen Sachsen und Bödmen wurde beantragt, der Begünstigung, daß sächsische Rei sende mit Paßkarten sich 14 Tage im Kronlande Böhme» aufhalten dürfen, eine ausnahmsweise neue Ausdehnung dadurch zu geben, daß derlei Paßkarten auch im Kronlande früher durch 14 Tage als Reiselegitimation Gültigkeit haben. Aus den Schleswig. Holsteinschen Feld zügen, in welchen Tapferkeit und nationale Be harrlichkeit manches cigenthümliche Kriegsgenrebild lieferte, bringen die Grenzboten noch folgende charakteristische Skizze über einen Kanonier, Hans Peter genannt. Hans Peter war ein gar seltsa mer Kauz, ein großer stattlicher Bursch von kräf tigem Gliederbau, so daß, wo er einmal hinge schlagen, kein Gras wuchs. Sein Gesicht war rund und dick, und daß er sich mit Nachdenken nicht allzuviel abzugeben liebte, sah man demsel ben auf den ersten Blick an. Bemerkenswerth war sein unerschütterliches Phlegma und sein nie zu stillender Appetit. Selbst im Schleswig-Hol« steinschen Heere, wo an Soldaten mit großem Pflegma und gutem Appetit kein Mangel war, hatte sich „Hans Peter" eine Art Ruf erworben. Ich machte seine Bekanntschaft in einer der Strand batterien bei Eckernförde, nachdem diese beide» Batterien mit ihren acht Geschützen einen zehn stündigen Kampf mit den 122 Kanonen des Christian VIII. und der Gefion siegreich beendet hatten. Hans Peter war zufällig in Eckernförde auf dem Nachmarsch zu seiner schon vorausgerück ten Batterie gewesen. Wie er die dänische Flotte in den Hasen hineinsegeln sah, hzstte er feinen unzertrennlichen Begleiter, einen mächtigen Brod- sack mit Brod und Butter, umgehangen, war muthigen Schrittes nach derjenigen Batterie, die dem heftigsten Feuer ausgesetzt wurde, hingegangen, und hatte an den Eommandanten in feiner ge wöhnlich schläfrigen Redeweise die Frage gethan: „Könt See mie hüüt brüten, ick bün der Kano nier „HauS Peter" von der Batterie Nr. X. Der tüchtige Artillerist war eine erwünschte Hülfe, und so hatte man ihn denn gern bei einer Kanone zugetheilt. Als das dänische Linienschiff der Bat terie seine erste volle Lage mit den schweren Ge schützen und der ganzen Breitseite gegeben haste, so daß aller Boden tief von den einschlagendew Kugeln aufgewühlt wurde, war HauS Peter m den Ausruf ausgebrochen: „Sieh, bat iS een ornlich Muul vuü Klümpp (Klöße) nu Ehrischan kriegst du wedder eenenund dabei hatte er sehr ruhig und sicher gezielt und sein Geschütz abae- feuert. Als gingen ihm die feindlichen Kugeln, die von allen Seiten in die Batterie einschlugen und die Erde derselben so aufwühlte, daß eö am andern Morgen noch aussah, als wenn der Bo den mit einem schlecht geführten Pflug durchzogen wäre, auch nicht das Mindeste an, hatte Han- Peter den ganzen Morgen bei seinem Geschütz den Dienst verrichtet. Jede kleine Pause, die biswei len nöthig wurde, um die wenigen Kanonen nicht zu sehr zu erhitzen, hatte er benutzt, um sich au- feinem Buttertops, den er vorsorglich in eine Ecke gestellt hatte, ei» mächtiges Butterbrod zu schmie ren. Da traf endlich eine verhängnißvolle feind liche Kugel den Wischer in Peters Hand, zer schmetterte ihm denselben so, daß er selbst dabei zu Boden stürzte, und fuhr dann — in den But tertops, denselben in tausend Stücke schmetternd. Der erste Blick des Getroffenen, als er sich wie der aufgerichtet hatte, sah auf diese Verwüstungen und jetzt wäre auch seine bis dahin so unerschüt terliche Ruhe fast in Zorn gereichen. Ein grim miges : „dee verfluchten Himmclhunde von Danen, mie menen schönen Boddertopp mit twee Pund frisch saltenen Bodder intwce to scheelen, nu fall ke ack dat Dunnerwädder hoalen," kam über seine Lippen, und dabei richtete er so sicher sein Ge schütz, daß die Kugel desselben mit einem Kern schuß daS dänische Linienjchiff traf. Als nun das Gefecht über die Mittagszeit fortdauerte, ist Hans Peter sehr erbost gewesen und bat gemeint, „so völ sind könne doch dabie über sinn, dat man ordentlich sien Mittagsbrod ätcn könn". Wie ich Hans Peter am Morgen nach der Explosion zuerst sah, saß er aus einer zerschossenen Lafette in der zerwühlten Batterie und verzehrte ruhig, wie immer, ein riesiges Stück Butterbrod. Als ich ihn srug, ob er denn gar keine Furcht gehabt hätte? fragte er gleichsam ganz erstaunt wieder: „Wat füll ick hebben?" und als ich Lies noch einmal wiederholt hatte, meinte