Volltext Seite (XML)
Amts- M AlUUMtt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. emschließl. des .Jllustr. Unterhalmngsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Gefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlegr.-Adrestr. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hanne bohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 210. L»» 53. Jahrgang. ---------- Dienstag, den 13. November Oesscntl. Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg findet Montag, den 26. November 1906, von vormittags 11/, Uhr an im Sitzungszimmer des Stadthauses zu Schwarzenberg statt Königliche Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, den 6. November 1906. Nr. 96 der Schankstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 12. November 1906. Hesse. M. Militärische Jugenderziehung. Angesichts des immer mehr hervortretenden Bestrebens der Sozialdemokratie, die Heranwachsende Jugend m der Zeit von der Schulentlassung bis zur Einstellung ins Heer für sich zu gewinnen und mit dem Geiste der Disziplinlosig keit zu erfüllen, ist von staatserhaltender Seite schon wieder holt die Notwendigkeit einer militärischen Jugenderziehung betont worden; Generalfeldmarschall Graf v. Häseler legte im preußischen Herrenhause sein schwerwiegendes Wort zu gunsten der Einführung obligatorischer Fortbildungsschulen, in deren Rahmen die militärische Erziehung einzufügen ist, in die Wagschale und erhielt auch vom Kultusminister die Zusicherung wohlwollender Erwägung seiner Vorschläge. Welchen Wert man der militärischen Jugenderziehung in Frankreich beilegt, geht aus einem Artikel der „France militaire" hervor, dem wir folgende Ausführungen entnehmen. In Deutschland, wo alles, was die Armee betrifft, leb haftes Interesse in der Bevölkerung erregt, ist die Frage der militärischen Jugenderziehung kürzlich besonders in den Vor dergrund getreten. Um unsere Leser hierüber auf dem Laufenden zu erhalten, teilen wir ihnen einen bezüglichen Artikel mit, welcher in der Zeitschrift „Ueber Land und Meer" veröffentlicht worden ist. Je dringender es notwendig ist, so sagt dieser Artikel, daß die physischen und moralischen Kräfte einer Station den wachsenden Anforderungen des Heeresdienstes entsprechen, besonders für den Augenblick, wo das Vaterland in Gefahr schwebt, desto notwendiger erscheint es, daß diese Kräfte von Jugend an gepflegt und entwickelt werden. Die militärische Jugenderziehung ist es, der diese schöne Aufgabe obliegt, und die das Bindeglied zwischen dem Kindesalter, der Heranwachsenden Jugend und dem Militär dienst sein soll. Indessen diese Aufgabe ist bei den bisherigen staatlichen und Schul-Einrichtungen nicht leicht erfüllbar. Es genügt nicht, daß sich die Schule in Zukunft damit be gnügt, die jugendlichen Körper durch gymnastische und Exer- zier-Uebungen für den Militärdienst vorzubereiten; es kommt auch darauf an, den militärischen Geist zu erwecken und das Verständnis für unsere militärischen Einrichtungen wachzu rufen. Hierzu dient in hervorragender Weise ein patriotisch gehaltener Geschichtsunterricht. Für einen solchen trat be sonders der Graf v. Häseler als kommandierender General ein. Wer ihn bei den Besichtigungen des Dienstunterrichts der Rekruten zu beobachten Gelegenheit hatte, wird es be stätigen, daß seine Fragen immer wieder die Geschichte des Landes berührten, und daß er die Kenntnis der vaterlän dischen Geschichte als die Basis jeder ferneren militärischen Ausbildung erachtete, welche jeder Rekrut mit in den Dienst zu bringen hätte. Es wird dann die Notwendigkeit betont, ein Zwischen glied zwischen der Schule und dem Militärdienst einzuschalten, das nicht nur das in der Schule Erlernte erhält, sondern dieses auch befestigt und verstärkt. Denn die unausgefüllte Zwischenzeit zwischen der Schulentlassung und dem Eintritt in die Armee, so heißt es weiter, kann für unsere Volks schüler verhängnisvoll werden. Als ein gutes Mittel, die hier vorhandene Lücke in der Erziehung unserer Jugend aus zufüllen, wird die Berliner Jugendwehr bezeichnet, die aus Mitgliedern im Alter von 14—20 Jahren aus den Mittel ständen besteht. Diese versammeln sich nach der Arbeitszeit und an Sonn- und Feiertagen vor oder nach der Kirchzeit zu Uebungen und zum Unterricht. Die Aufsicht und Leitung der Jugendwehr ist einigen Offizieren des Ruhestandes an vertraut. Sie besteht aus einem Musikkorps, fünf Kompanien, einem Marine-Detachement und einem Sanitätskorps. Soviel ist sicher, daß der sozialistischen Bearbeitung der Jugend energisch entgegengetreten werden muß, und daß wird mit Erfolg dadurch geschehen können, daß man sich ihrer von staatserhaltender Seite, soweit es möglich ist, selbst bemächtigt durch Organisation von Einrichtungen, die den Neigungen der Jugend entsprechen und vaterländische Ge sinnungen in den jungen Leuten nährt und erstarken läßt. Wird auf solche Weise die Jugenderziehung mit den richtigen Mitteln durchgeführt, so wird die schwarz-weiß-rote Fahne und der militärische Geist auf den größten Teil unserer Jugendlichen immerhin noch eine stärkere Anziehungskraft ausüben als die rote Fahne mit ihrem Duft nach Petroleum und Proletariertum. Tagesgeschichte. — Deutschland. Das Militär-Wochenblatt bringt folgende Meldung: Prinz Joachim Albrecht von Preußen, Major und Bataillons-Kommandeur im Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. I, ist am 7. d. M. aus dem Heere ausgeschieden und gleichzeitig in der Schutz truppe für Südwestafrika angestellt worden. — Zur Fleischnot frage schreibt die „Nat.-lib.Korr.": „In den immer leidenschaftlicher sich gestaltenden Erörter ungen über die Fleischteuerung ertönt dringlicher der Ruf nach einer unbedingten Oesfnung der Grenzen zur Viehein fuhr. Diesem Verlangen kann angesichts der damit ver bundenen Gefahr der Einschleppung von Viehseuchen, nament lich von der russischen Grenze her, schwerlich nachgegcben werden. Aber unser Vorschlag, an den Grenzen Schlacht häuser zu errichten, das frische Fleisch in geeigneten Kühl räumen zu halten und ebenso in gekühlten Eisenbahnwagen — ähnlich wie beim Bierversand — weiter in die Provinzen zu verschicken, findet immer größere Beachtung. — Weiterhin werden sich die städtischen Gemeinwesen die Frage vorlegen und beantworten müssen, inwieweit städtische Einrichtungen getroffen werden können, um durch Vermeidung des Zwischen handels die Fleischpreise auf jenes Niveau herabdrücken zu helfen, welches der wirklichen Fleischproduktion entspricht. Denn es steht in den meisten Fällen fest, daß der Produzent, der Landwirt, kaum die Hälfte des Preises bezahlt erhält, den der Konsument bezahlen muß. Die andere Hälfte zehren Transportkosten, Provisionen für die Zwischenhändler und Großschlächter und andere Gebühren auf." — Wie die „Neue politische Korrespondenz" erfährt, hat tatsächlich die zeitweilige Aufhebung der Vieh- und Fleischzölle an den maßgebenden Stellen bereits zur Erwägung gestanden. Diese Erwägungen haben zu dem Resultat geführt, daß von einer solchen Maßnahme abgesehen werden muß. Die neuen Handelsverträge seien hinsichtlich der gegenseitigen Konzessionen vielfach auf die Viehzölle basiert, sodaß nach so kurzer Zeit eine Suspension derselben nicht zulässig erscheint. — Hamburg, 10. Novbr. Mit dem Postdampfer „Eduard Woermann" sind heute abend 12 Offiziere und 620 Unteroffiziere und Mannschaften aus Südwestafrika in Cuxhaven eingetroffen. — Rußland. Noch immer beweist die revolutionäre Bewegung in Rußland ihre ungebrochene Stärke; der letzte Bahnüberfall hat den Revolutionären wieder ein großes Ka pital in die Hände gespielt. Nach den letzten Feststellungen sind bei dem bei der Station Rogow von einer bewaffneten Bande auf einen Postzug ausgeführtcn Ueberfall 41000 Rubel Bargeld und 25000 Rubel in Wertpapieren geraubt worden. Einige mit Gold gefüllte Säcke sind den Räubern entgangen. Verletzt wurden 17 Personen, eine Person wurde getötet. — Schweiz. Neben den „roten", sozialistischen gibt es auch „gelbe" Arbeitervereine in der Schweiz. Diese wollen weniger mit Streiks und Gewalt als vielmehr durch freundliche Vorstellungen bei den Arbeitgebern die Lage der Arbeiter verbessern, da überspannte Forderungen und Streiks der allgemeinen Sacke und der Arbeitersache schon viel geschadet haben. In Lausanne wurde ein solcher Verein gegründet, nachdem eine erste Versammlung durch Anarchisten gestört worden war. In Zürich erscheint seit einiger Zeit auch eine „gelbe" Arbeiterzeitung. — England. Bei dem Lordmayors-Bankett in der Gildenhalle am Freitag hielt, wie aus London telegra phiert wird, Krieasminister Haldane in Erwiderung des Trinkspruches auf die englische Streitmacht eine Rede, aus der wir folgendes wiedergeben: Wenn es heißt, daß nur die fremden Nationen mit den wechselnden Erfor dernissen der Zeit Schritt zu halten vermögen, so reite ich diese Ansicht nicht. Wenn unsere Flotte die vorzüglichste der Welt ist, so sehe ich nicht ein, warum unsere Armee- Organisation nicht auch die denkbar beste sein kann. Wir brauchen keine kontinentale Armee, für die wir gar keine Ver wendung hätten, aber wir brauchen eine, welche die beste in ihrer An und in Bezug auf ihre Wirksamkeit so stark als möglich ist. Eine solche Streitmacht zu organisieren, ist unsere Aufgabe. Wir brauchen keine Armee nach auslän dischem Muster, sondern eine Armee, wie sie unseren Erfor dernissen angcpaßt ist. Die Regierung wird diese Aufgabe nicht leicht nehmen und ist sich ihrer Pflicht und Verantwor tung in dieser Beziehung im vollsten Maße bewußt. — Amerika. Präsident Roosevelt hat mit seiner Gemahlin die Reise nach Panama angetreten. Die Reise erfolgt auf dem Kriegsschiff „Lousiana", das von zwei Kreuzern begleitet wird. Herr und Frau Roosevelt werden Gaste des Präsidenten von Panama sein. Schon vor einigen Monaten wurde angekündigt, daß der Präsident die Kanalzone besuchen würde, um sich zu überzeugen, welche Fortschritte der Kanalbau gemacht hat. Zu dem Entschluß, die Reise zu unternehmen, wurde der Präsident zweifellos durch die immer in bestimmten Zwischenräumen von gewisser Seite verbreiteten Nachrichten bewogen, daß der Kanalbau nicht den besten Fortschritt mache und daß in der Kanalzone eine gewisse Mißwirtschaft und Planlosigkeit herrsche. Diese Nachrichten erklärte seinerzeit Kriegssekretär Taft schon für- unbegründet. Staatssekretär Root, der auf der Rückreise von Südamerika gleichfalls in der Kanalzone weilte, erklärte auch, daß die Kanalarbeiten die besten Fortschritte machte». Herr Roosevelt wird nun selbst zwei Tage seines dreitägigen Auf enthalts auf Panama der Besichtigung der Kanalzone widmen. Mit seiner Reise nach Panama schafft der Präsident einen interessanten Berufungsfall. Er ist der erste Präsident, der während seines Amtes eine derartige weite Reise unternimmt und Gast eines auswärtigen Staatsoberhauptes sein wird. Dazu kommt noch, daß der Präsident während seines Auf enthalts in Panama auch einige Zeit auf fremdem Boden weilen wird. Die früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten hielten sich an ein „ungeschriebenes" Gesetz, wonach kein Präsident während seines Ämtstermins amerikanischen Boden verlassen sollte. Herr Roosevelt hatte schon im vorigen Jahre eine längere Ozeanfahrt auf einem amerikanischen Kriegsschiffe unternommen. Die Reise nach Panama könnte der Präsident tatsächlich auch machen, ohne amerikanischen Boden zu verlassen, da das Kriegsschiff und die Kanalzone als amerikanischer Boden zu betrachten sind, dann müßte er aber von einem Besuche des Präsidenten Amador von Panama in dessen Palais absehen und das geht nicht gut an. Allem Anschein nach dürste nun mit dem genannten ungeschriebenen Gesetz dauernd gebrochen sein. Auslandsreisen von Präsidenten der Vereinigten Staaten dürften fortan im Hinblick auf die Besitzungen der Vereinigten Staaten an der Tagesordnung sein. Der Präsident wird am 13. November in Colon ein treffen und von dem Präsidenten Amador dort begrüßt wer den. In dessen Schloß, das natürlich außerhalb der Kanal zone liegt, werden der Präsident und seine Gattin am ersten Tage das Mittagsmahl einnehmen. Am zweiten und dritten Tage bereift der Präsident die ganze Kanalzone. Am Abend des dritten Tages trifft er in Cristobal ein, wo ihm zu Ehren ein großer Empfang stattfindet. Er wird dort an die Be amten der Panamakanal-Kommission eine kurze Ansprache halten. Der Präsident begibt sich von Panama nach Porto- rico und gedenkt am 27. November wieder in Washington einzutreffen. — Afrika. Der Transvaalbur Ferreira und mehrere andere Buren sind, nach einer amtlichen Meldung aus Kapstadt, im Nordwesten der Kapkolonie eingedrungen und versuchen einen Aufstand ins Werk zu setzen. Sie über raschten zwei Polizeistationen und brachten Waffen und Mu nition in ihren Besitz. Kavallerie ist abgegangen, um sie abzufangen. 150 Mann Polizeitruppen werden 'außerdem sofort nach Brieska aufbrechen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 12. November. Leider mußte man vergangenen Freitag wiederum die Ueberzeugung gewinnen, daß trotz allseitiger Anregung der größte Teil der hiesigen Bürger sehr wenig oder gar kein Interesse an der Politik hat, denn der vom „Alldeutschen Verbände" er gangenen Einladung zum Vortragsabende im Saale des .Feldschlößchens" waren nur wenige nachgekommen. Nm 9 Uhr begrüßte der Geschäftsleiter der hies. Ortsgruppe, Herr Oberforstmeister a. D. Schumann, die Gäste, worauf Herr Alfred Geiser-Berlin, Geschäftsführer des Alldeutschen Verbandes, über „Weltpolitik und Seemacht" sprach und be sonders die Notwendigkeit des Verkehrs und Handels mit allen Weltteilen heroorhob,dem folgerichtig auch entsprechender Schutz gewährt werden muß. Der Redner gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß gerade der deutsche Arbeiter sich ab lehnend gegen die Floltenvermehrung verhalte, da doch letztere von so großer Wichtigkeit ist. Sodann gab der Redner einen kurzen statistischen Ueberblick über die Größe und den Auf schwung der deutschen Industrie, sowie über die kapitalistische Beteiligung der Deutschen im Auslande, die in Gemeinschaft mit den deutschen Kaufleuten als die Pioniere des Deutsch tums sich den Weltmarkt eroberten. Aus den Vergleichungen, die Herr Geiser mit anderen Großmächten zog, wird es wohl jedem der Zuhörer klar geworden sein, daß das deutsche Volk noch sehr viel zu tun hat, um seine Interessen stets und über all wahren zu können. — Nachdem der Geschäftsführer der hies. Ortsgruppe dem Redner für seinen Vortrag den Dank ausgesprochen hatte, forderte er die Anwesenden auf, stets ihr