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Dienstag, IS. Juli ISIS. Nr. 1S1 S. Jahrgang. Diese Nummer «mfatzt 8 Seite». M IM»- MutmaMche Witterung atm 1«. JpW: Westwinde, wollig, »Ater, zchtweise Niederschlag, Mc Das Wichtigste vom Tage. Wie verlautet Will der Kaiser bei seiner diesjähri gen NordlandSreis« seinen Aufenthalt in Balholm erheblich auSdehnen. » Sicherem Vornehmen nach wird der deutsche Kron- Prinz im Oktober als Kommandeur des ersten GrenadterregimentS nach Königs berg versetzt werden. Rönig Zeräinanä in Gefahr. Kein Volk, und sei es noch so nüchtern und besannen, vermag einen so jähen Umschwung seiner Schicksale, alS er den Bulgaren im Verlauf nur weniger Tage be-s schieden war, mit Gleichmut zu ertragen. Gestern noch wiegte die Sofioter Regierung da» Volk in den Glauben, da» Heer und seine Mihrer seien stark genug, um den Griechen und Serben zugleich die Stirn zu bieten, und Deine Staatsmänner überlegen genug, um gegen die Allianz aller Balkanvvlker den Anspruch auf die bub garistho Hegemonie durchzusetzen. Und heut«? Die so Lauge geleugneten GtsolA der Griechen erweisen sich mit einem Male al« vernichtende Sieg«, die auch den anfangs minder glücklichen Serben dazu verhalfen, da von: Süden bedroht« bulgarisch« Heer au« der Offensiv« in ein« kaum mehr haltbar« Verteidigungsstellung zu drängen. Richt» bleibt übrig von den hochgespannter- Coburger, der sich durch hundert Krisen und Wider stände mit leiser aber um so eindringlicherer Energie hindurch gewunden hat, kennt seine Bulgaren zu gut, um von ihnen Dank für seine an staatsmännischen und wirtschaftlichen Früchten, an Anregungen und erzieheri schen Worten wahrhaftig nicht armen sechsundzwänKig^ jährigen RegierungÄarbeit zu erwarten. Er Weitz, datz man di« Sünden DanewS zu seinen eigenen Sün den machen wird. Zu sehr hat er sich in der letzt«« Zeit mit der Persönlichkeit DanewS identifiziert, und e« ist noch sehr fraglich, ob er die» tat, weil er seinen heute kaum faßbaren überschwänglichen Optimismus teilte oder Weil er gegen seinen überragenden Einflutz und seine Volkstümlichkeit so wenig ankäMpfen konnte, datz «S ihm nicht gestcng, ihn noch rechtzeitig durch einen selbst besser beratenen Ratgeber zu ersetzen. Man kann von der erprobten Geschicklichkeit Ferdinand» en jvarten, daß er jetzt für Bulgarien und 'damit auch für sich und sein Hau» retten wird, wa» noch zu retten ist. Vielleicht gelingt e« ihm, ein Konzentration»- - Ministerium zustande zu bringen, da» in diesem Augen blick schwerer nationaler Not die Verantwortung auf sich nimmt, um au» den militärischen und diplomatischen Mißerfolgen die Konsequenzen zu ziehen,-und da» An sehen genug hat, um diese traurigen Staatsakt« vor 'dem Volke zu vertreten und zu rechtfertigen, vielleicht auch Kraft genug, um vor die Person de» Zaren zu treten und den Schild feiner Verdienste vor ihn zu -Men. Minder erfreulich für ihn wär« eine MiliM- diktatur Sarow», mit dem er einst in bitterer Jechd« lag, und den er, als er dessen strategische» Lalänt erkannte, nicht ganz ohne Bangen hochklimmen ließ, König Fer dinand hat die Bulgaren zur Anerkennung seine« Her» scherberufeS, niemaÄ Uber zu herzlicher Liebe bewegen können. Er blieb ihnen blut- und wesensfremd, sein Palast blieb eine einsame Insel, zu der die Brücken der Staatsklugheit und de» nationalen Egoismus führ ten. Er wurde der mißtrauischeste König de» miß trauischesten Volke», der im Grunde genommen immer nur im Ausland sich daheim fühlte, der zu Vertrauten Wiederholt gesagt hat: Meine Koffer sind immer gehackt. SM sein Mptischer Witz setzt bittere BästättMNg finden? Prinz Ernst August und seine Gemahlin sind am Montagabend in Rathenow eingezogen.*) * In Longchamh» fand gestern zur Feier de» fran zösischen Nationalfeste» vor dem Präsiden ten Poineare eine große Truppenparade statt, an der zum erstenmal auch farbige Re- gim«nt«r teilnahmen. Da» Eingreifen der Türken in den neuen Bal. kankrieg hat di« Möglichkeit einer Interven tion der Großmächte der Wahrscheinlichkeit wieder nvhergerückt.*) Die D«tt« Publique in Konstantinopel hat beschlos. sen, dem türkischen Staatsschatz SO Mil. lionen Franken au» der italienischen Ent schädigung für Tripoli» vorzuschteßen. »> MLHrr«. steh« an and««« Still«. toller Schüttelfrost gvpackt, so bah er erst gegen Morgen ein- geschlafen sei. Und jetzt, so schloß er, raucht mir der Kaps vor blödsinnigem Schnupfen." Jetzt Mrd «in steifer Grog getrunken, Fremch, da» Hilst dir wieder auf, riet der kleine Reiche, Mr ofern um» und trinken mit. Wer jetzt auf, Mensch, du wirst im Triumph durch die ganze Stadt ge führt, schlug ein anderer vor. Nun bin ich bloß auf unseren nächsten Ball gespannt, sagte ganz melancholisch der lang« Grünhagen, da wird der 'Busch noch mehr Triumphe al» bis her feiern, denn die Miidchsnherzen werden dem Helden diese» Abenteuer« alle zusviegen. Der Mensch hat «inen großartigen Dusel. Di« Mr zu Srvning» Wohnzimmer hatten st« hinter sich aufgelassen und steckten alle im kleinen Schlafzimmer, in dem kein Apfel hätte zur Erde fällen können. Die letzten standen in der EchlaUtmmertür. Da keuchte plötzlich de, Couleurdiener herein. Gr wischte sich den Schweiß von der Stirn« vom schnellen Lauf und winkte Gröning, der schnell mit ihm hinausging. Her« Gröning, Hub «r an, hier Lin ich nu. Der Wirt vom Reichshof hat auf der Kneipe angeklin gelt. G» t» en sehr seine» Ehepaar angekommsn, di« haben die feinen BalkonstuLen gemietet uff en paar Tage. Die wollten partout Lei Herrn Busch, weil der ihr Sohn wär', un weil die Dame, wa» die Mutter sein soll, ihm überraschen will. St« wollen sich gar »sicht abhalten lassen un uff sein« Bude gehen. Nun hat der Herr Käsebaum vom Reichshof schon gesagt, die Randalen hätten heut' Ihren Ausflug und wären all« fort. E» geht doch m nich, daß st« kommen, weil der Herr Busch doch — ach, e» i» ja auch zu schrecklich, Beruhigen Sie sich, H»rr Meier, tröstSt» Gröning, unser guter Busch lebt und ist Mnd, bloß der Hut ist ihm in» Mass« gefallen, -irr Käsebaum soll dabei bleiben, ich komm« «mm« sofort -tn. Wer Meter hört» di» letzten Wart« -ar nicht mehr. Sr drückt« all« Herren L«is«it« und Erwartungen, die da» Volk aus der trotzigen Zuver-j sicht schöpfen mutzse, mit der GeschowS Nachfolger, der vtelgeschäfttge Herr Danew, der in London, Petersburg und BukarHt Bulgariens Wortführer war, alle Ver mittlungsvorschläge der Rumänen und alle BorsichtS- rnahnungen der Großmächte zurückgewiesen hatte. Wäh rend kein bulgarischer Soldat mehr auf feindlichem oder auch nur aus umstrittenem Boden steht, sind die Ru mänen über die Donau in» Land eingebrochen, sie besetzen den ganzen Raum Turtukaj-Dobritsch-Baltschik, ohne daß ein bewaffneter Arm sich gegen sie erhübe. Welch« Demütigung für diese» tüchtige Bauernvolk, da» sich durch härt« und emsig« Arbeit au« der Vernachläs sigung türkischer Stiefuntertanen nicht nur zur Selb ständigkeit, sondern zu wohlgesicherter wirtschaftlicher Macht emporgemüht hat, da» sich ein mustergültig orga nisierte», von ernster Zucht gestraffte» Heer geschaffen und dessen bedeutende Strategen den ganzen Plan des Feldzuges ersonnen haben, der die TürkeNherrschast tn Europa tn wenigen Wochen zusammenbrechen ließ. Nun sollen si«, die Führer im großen BefreiungSkanPf, sich von den andern, die sie erst zur Tat.entflammen mutzten, .Wehsilo»! und in» Mark getroffen, die B«. dingungek diktieren lassen, nach denen di« große Beute verteilt werden soll. Die Rumänen, mit denen man solange um den Besitz Tiltstvta» gefeilscht hat, hab«« die klein« Besatzung diese» festen Platze» entwaffnet und denken heut« nicht mehr daran, sich mit der Bewilligung ihrer ursprünglichen Ansprüche zufrieden zu geben. MU Rächt Mrd man sich in jedem bulgarischen Dorf fragen, Wie ein solche» schreiende» Mißverhältnis zwischen den Opfern chn Gut mH Blut und diesem endlichen Er folge möglich War. Dio Bulgaren, diese bi» zum Miß- trauen vorsichtigen Realisten, werden e» den ^etzt Ver antwortlichen Männern al» ein todeSwürdigeS Ver brochen anrechnen, daß sie so sehr das Augenmaß für die eigene Kraft verloren haben, und anstatt eine er träglich« Verständigung mit den Neidern und Gegnern !zu suchen, die ihnen angeboten wurde sich in ein kriege risches Abenteuer stützten, dem sie nicht gewachsen Waren. In Sofia fragt man schon laut nach den Schuldigen, so laut, daß di« Regierung, wenn man den Nachrichten au» Bukarest glauben darf, fast alle Zeitungen unter drückt hat. An der rumänischen Hauptstadt hat man häute ein Interesse daran, di« Verfassung Bulgariens noch trostloser erscheinen zu lassen, al» sie schon ist. Dennoch spricht vieles dafür, daß di« Erzählungen von Unruhen in Sofia nicht au» der Lust gegriffen siM ES ist nur begreiflich, daß der BowStzorn sich gegen Danew, den früheren Vorsitzenden der Sobranje, und jetzigen Ministerpräsidenten, wendete. E» Wird berichtet, datz eS zu Zusanttnenrottungen vor den Ministerien ge- kommen ist, und die Polizei kaum mähr imstande ist, die verzweifelten Mafien, di« da» Schlimmst« noch kaum «VfHhren Haven, im Zaun« zu halten. Und KSnia Ferdinand? Er liegt, so wird er zählt, vom Aufregungen krank darnieder. Der klug« Mer Tageblatt MW Anz-ig-r fiir »a« «rMblrg. g mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. Der Ertrunkene. Humoreske von A. v. Gewabert. (Schl tz.) oiaqdr <t oirdol.n Nun erst entdeckten Ste die groß« Pfütze im Zimmer, und datz ein kleiner Dach auf den Dielen hin durch di« Stube gelaufen war, der seinen Ursprung aus einem mit Kleidern bedeckten Sttchl zu haben Men. Gleich packte di« Lustigen wieder d-r Uebermut. Hier entspringt «in Muß, mein« Her ren. doziert« der lang« ThtSl«, wa» folgern Sie darau», mein« Herren? Daß Busch in» Walstr gefallen ist, und daß da« «wem guten Schwimmer gar nicht» ausmacht, «r trab- Leite -alt wteder rau»! war die prompt« Antwort des jetzt ganz munteren Busch. Busch, da, kostet dich «ins Bowle, be merkt« der Bierbaß MHnemann«, du hast Meder mal ein unverschämte» Glück gehabt, und Mr armen Tiere di« Angst und di« Lauferei. Dein BegMnt, ist schon bestellt. Da du nun ab«r lebendig bist, wird dein Hut allein begraben. — wo ist mein Hut? — Auf der Post-ei I — Himmel, Kind««, laust hin, daß st« aufhöven, im Wasser rumzustochern, rief Gröning. Und nun erzählt« er dem Freund, wa» sich, wäh» rend er den Schlaf de» Geruhten geschlafen, ereignet -ab«. Ganz betroffen war Busch Und bekannte darauf, wie er mit einem kleinem Rausch von der Kneip« weggegangm sei und feine, schrecklichen Kopfweh» wegen hab« dozieren gehen wollen. In der tiefen Dunkelheit habe er dann wohl den Weg verschlt, jedenfalls habe «r plötzlich km Wasser gelegen. Durch da, kalt« «ad «Ler ganz nüchtern geworden, s«i «r schnell wieder herawwcklättert und dann, arg von Frost geschüttelt, in d«n nassen, schweren Kleidern nach Hckus« -«- eilt. Auf d«m Weg« sti «r an Gröning» Hau» vorb«1g«tom- M4N, -ab« w offen gefunden und sich darum, kurz entschlos st!,, in Gröning» Bett gelegt. Im Bett hab, ihn dann «in Politische Tagesschau. Au« 1v. Juli. * Der AWWI der HoereSvorkage. Der Reichs- cmtzeiger veröffentlicht Montag abend die offizielle Be kanntmachung von dem Inkrafttreten der neuen Wehr- Vorlage, die den Titel trägt! Gesetz! zur Ergänzung de« Gesetze» über di« FriedenKpräsenzstärke des deutsche« Heere» vom 27. März 1S11 und 14. Juni 1S12 und des Besoldungsgesetze» sowie zur Aenderung des Se-. setze» über die Versorgung der Personen der unteren Chargen de» Reich-Heere», der kaiserlichen Marine und der kaiserlichen Schutztruppen vom öl. Mat 100ö Tränen rollten dabet über seine Men Wangen. Dann rannte er 'spornstreichs sott. Beinahe hätte er tim Haus- slur «inen älteren Herrn umgerannt. Etch schnell auf, Busch. Dein« Eltern find gekommen, rief ihm Gröning zu. Ganz blaß war da der Aermste: Doch nicht, weil Ach, meine gute Mutter, wie mir da» leid tut, wie mag ste trost los sein. — Nein, nein, ste wissen noch von Nichts: ich will gleich tn» HotSl und ihnen, bi» du kommst, ein bißchen wa» vorschwindeln. Sie dürfen nichts erfahren. Damit eilte er zur Tür. Ist nicht nötig, Herr Gröning, redete ihn da ein Her, an, der im Mrrahmen stand, ich wollte Eie auffuchen, da ich in der Wohnung meine» Sohne» Mr sein« heulend« Wirtin fand, di« mir jede AuikuTfit verweigerte. Beun ruhigt «Ute ich hierher, Ste um Au-Mnft zu bitten und mutzte, da die Mr aufstand, diese komische Szene mitansehen. Ich merkte sofort, datz e» sich um meinen Sohn handelte, sonst hätte ich mich natürlich im Augenblick gemeldet. — Der arm«, gequälte Busch stöhnte in seinem Bett Mr: Höll», tu' dsch aus! Tin etwa» sonderbare» Wiedersehen, mein lieber, junger Freund, fuhr Busch'» Baier, zu Gröning gewendet, fort, aber dessen ungeachtet, freue ich mich sehr darüber. Nun erfolgte die Vorstellung der übrigen Herren, dann wandte sich der Kommerzienrat dem Bett zu. Lag, mein Jung«, lachte er, sei aber heute besonder» froh, datz dein Alter kein Philister ist. Gut, datz die Sache so vhgÄaufm. Wären wir nicht gerade gekommen, hätten wir gewiß nicht» von die sem Streich, der di» ganz» Stadt in Aufregung gesetzt hat, gehört. Und di» Mitt« traut« Vir Mr immer das Beste zu und denkt, st» hätte wa» ganz besonder, Tugendhaft»» von Sohn. Run eil dich aber, di« Mutter sitzt im Hotel und wartet, und v»«ivn du lange bleibst, dann ist -u fürchten, daß ste mit dem Lhnungsoermögen de, Miktter Unrat wit tert und stck ängstigt. Schnell «ach Mn Sin Anzug au»