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s V R z 22. Jahrgang uns in Ehrfurcht vor den Männern, die einst in dem schwarz-rot-goldenen Band der Burschenschaft zuerst die Gedanken von Einheit und Freiheit verkündeten, als engherziger Fürstengctst es nicht zur Einheit Deutsch lands kommen.liest. Wir begrüßen auch in Ehrfurcht die Männer der Paulsktrche, die die Vorarbeit für die Einigung Deutschlands geleistet haben. Der großen Pe riode der Kämpfe um das Ideal der deutschen Einheit folgte die große Zett der Ausgestaltung des Reiche», ihr folgte eine Saturiertheit und ein Abstieg von der großen Zett Wilhelm». Vielleicht ward uns diese Prü fung auferlegt, um vor der Welt zu zeigen, daß wir doch die Kräfte in uns haben, wieder zu einer besseren Zukunft aufzustetgen. Geschichtlich gesehen, wird man einst bewundern, was das deutsche Volk nach diesem Fall in wenigen Fahren für seine innere Konsolidierung ge leistet hat. Wir wissen, daß der Wiederaufbau nicht von Finer Partei geleistet werden kann. Wir lehnen es ab da« deutsche Volk zu zerreißen in angeblich na- tionale und nichtnattonale Kreise. National ist für uns, wer seine Pflicht tut gegen sein Land. Möge die Zeit kommen, in der ein große» Volk, einig in seinen Stäm men, sich verbindet in der Mitarbeit am deutschen Volks- tum dem Bekenntnis zu Einigkeit und Recht und Freiheit!« . Lift Rahmen.der Sechzigjahrstterfand naL«"tag» am Bennigsen-Denkmal in Hannover die Gedächtnisfeier für den Gründer der Partes von Bennigsen, statt. lich, wir würden eine Enquete der ganzen Welt wün- schon. » Belgrad, 20. März. Die „Politika« berichtete, der englische lind der italienische Gesandte hätten gestern im Sinne der italienischen Ztrkularnote diplomatische Schritte in Belgrad unternommen, wobei der englische Gesandte den italienischen Standpunkt vertreten habe. Diese Meldung, die beträchtliches Aufsehen erregte, ist, wie von zuständiger Sette versichert wird, unrichtig. Der englische Gesandte habe erklärt, er glaube nicht, daß irgendein Grund zu der Annahme berechtige, daß Iugo- slawien eine militärische Angriffsaktion gegen Albanien vorberette. Auch der italienische Gesandte, General Bodrero, dementierte die Meldung der „Politika" und teilte mit, er habe weder allein noch gemeinsam mit dem englischen Gesandten beim Außenminister Peritsch Schritte unternommen. Weiter Erklärte der Gesandte, die in einigen ausländischen Zeitungen im Umlauf be findlichen üblichen Nachrichten bezüglich italienischer Kriegsvorberettungen, insbesondere mit Rücksicht auf dse Lage auf der Balkanhalbinsel, sind völlig unbegründet und gehören zu den alarmierenden und saschtstenfeind- lichen Denunziationen. Zn Wahrheit hat Italien über- all eine Politik der Befriedung und des Einvernehmens bekundet. Italien beabsichtigt nicht, irgendeine direkte oder indirekte Aktion zu unternehmen, die den Frie den an irgendeinem Punkte Europas stören könnte. Zranzöflsthe Slätter zur Spannung an der jk-rta. Pari«, 20. März. Zur italienisch-serbischen Spannung erklärt „Journal des Debats", es sei gebie terische Pflicht der europäischen Kabinette, einen Kon flikt zu verhindern. Schon einmal habe der Bölker- bundsrat eine Enquetekommisston nach Albanien ent sandt. Dies müsse erneut geschehen. „TemPS" wendet sich außerordentlich lebhaft dagegen, daß gewisse aus ländische Kreise den Versuch machen wollten, die ita lienisch-serbische Spannung wiederum dazu auSzubeuten, um Frankreich anzuklagen. Es sei beispielsweise un erhört, daß sich das „Giornale d'Jtalta" gestattet zu erklären, daß, wenn Frankreich in Belgrad Mäßigungs. ratschläge erteilt, andere politische französische Elemente nicht verfehlen, Südslawien in seiner Aktion gegen Ita lien und Albanien zu unterstützen. Das seien Unter stellungen, deren Perfidie keinen Menschen guten Glau bens gewinnen kann. Frankreich hat sich stets mit allem seinen Einfluß für ein aufrichtiges Abkommen zwischen Rom und Belgrad bemüht, und es werde fort fahren, .sich in diesem Sinne zu betätigen. Um>»g«at 1» pfennt-e, auswirtta» >«>» »»vst-nla«. au-wOrt«,, «,kla» »en 1 «itch-mark, amtlich, z,ll, « Poflfihtck-Ronw: stmt Leipzig Nr. SechziMrfeier -er NationM-eralen in Hannover Stresemann über das alte und neue Deutschland. Vie Programmrecle cles Keickswirtfebaftsminillers. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius hat am vergangenen Montag die Beratung seines Etats im Reichstagsplenum mit einer Rede eingeleitet, in der alle in seinem Ressort während des letzten Jahres bearbeiteten Fragen kurz behandelt wurden. Programmrede zu einer Art Geschäftsbe richt. Man kann dem Minister daraus keinen Borwurf machen; denn es gibt kein anderes Ressort, das in seiner Zu ständigkeit so oft und so wett in die Zuständigkeit anderer Ressorts hineinreicht wie das Retchswirtschaftsministerium. Fast alle im Reichsfinanz-, im Reichsarbeits-, im Retchsver- kehrs-, im Reichspvst- und Reichsernährungsmtntsterium be arbeiteten Fragen, — und daneben ein beträchtlicher Teil der dem Auswärtigen Amt übertragenen Aufgaben (wie Handels verträge und Reparationen —, haben eine im engeren Sinne wirtschaftspolitische Seite. Es ist daher zu verstehen, daß der Reichswirtschaftsminister über die Fragen, welche zwar die Wirtschaft nahe angehen, die aber von einem anderen Neichsministerium federführend behandelt werden, mit großer Zurückhaltung sprach. Dazu kommen andere Fragen, die zur Zuständigkeit der Länder gehören, auf deren Lösung das Reich aber aus wichtigen nationalwirtschaftltchen Gründen einen Einfluß nuSüben muß. Hierher gehört in erster Linie die Elektrizitätswirtschaft. Auch hierüber hat sich Dr. Curtius nur in wenigen sehr vorsichtigen Worten geäußert. Aus dem Rechenschaftsbericht des Retchswirtschaftsmini- sters lassen sich drei große Fragengruppen — als aktuellste, wenn auch nicht vielleicht als wichtigste — herausschälen. Die erste, ob privatwirtschaftlichen Unternehmungen unmittelbare Förderung zuteil werden soll, wie es durch die Exportkredit versicherung, durch Kreditgewährung, durch Zinsermäßigung usw. geschehen ist und noch geschieht. Sier wird man zu dem Urteil gelangen, daß diese Wirtschaftshilfen, — die den öffentlichen Organen immer wieder den Vorwand liefern, sich in die Privatwirtschaft einzumischen, — ein notwendiges Uebel sind, solange die Kapitalnot und die Arbeitslosigkeit noch im derzeitigen Umfange weiter bestehen. Das Ziel muß es sein, daß diese Unterstützungen so bald wie möglich entbehrlich wer den. — Die zweite Frage ist die nach der Schaffung eines end gültigen Zolltarifs. Der Reichswirtschaftsminister hat «inen Gesetzentwurf angekündigt, durch den die Zölle für landwirt schaftliche Erzeugnisse ab 1. April geregelt werden sollen. Ein endgültiger Zolltarif soll erst später — wahrscheinlich im nächsten Jahre — vorgelegt werden. Da die drei Länder, mit denen wir in Handelsvertragsvcrhandlungen stehen, oder mit denen wir so bald wie möglich in solche Verhandlungen eintreten müssen (Frankreich, Tschechoslowakei und Polen) überwiegend an der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse interessiert sind, müssen wir genügend hohe Agrarzölle haben, um unseren Verhandlungspartnern für Zugeständnisse bei der Ausfuhr deutscher Jndustrtewaren einen Abschlag gewähren zu können, der unserer inländischen Agrarproduktion nicht die Lebensbedingungen zerstört. — Die dritte Fragengruvpe end lich ist die, wie sich die mit der Wahrnehmung der deutschen Wirtschaftsinteressen im engeren Sinne bebaute Stelle zu der hohen Steuer- und Sozialbelastung der Wirtschaft zu verhal ten hat. So wenig eine Steuersabotage oder ein Abbau unse rer sozialen Fürsorgetätigkeit in Betracht kommen kann, so wichtig ist es doch, mehr als bisher neue Beschlüsse solange zurückznstellen, bis d'e Tragbarkeit solcher Lasten für die be troffenen Wirtschaftskreise genau geprüft ist. Da« Wirt- schaftsministerium hat erfreulicherweise den festen Entschluß zu erkennen gegeben, in dieser und 'n anderer Hinsickst der treue Sachwalter der deutschen Wirtschaftsinteressen zu sein. Dr. Croll. Der Brandherd auf dem Balkan Schon wieder einmal Albanien. Vke jugoslawische Negierung verlangt außerorüentliche Vollmachten. Rom, 20. März. „Secolo" meldet aus Belgrad, vte jugoslawische Regierung habe von der Kammer außer ordentliche Vollmachten verlangt und die Erledigung des KrtegSbudgetS auf dringlichem Wege gefordert, das eine fünffache Erhöhung gegen bisher bedeute. Da die Opposition Schwierigkeiten machte, habe ein Minister- rat einige kleine Abstriche vorgenommen, um die schleu nige Erledigung des Budgets zu erledigen. Die Kam- mer halte drei Sitzungen am Tage ab. Es sei auch die Bildung einer nationalen Konzentrationsregierung in Vorbereitung, der auch die beiden nationalistischen Füh rer Prtbitschewitsch und Davtdowttsch angehören sollen, die einander flicht mehr bekäinpfen und nun angeblich vor der Versöhnung stehen. G Nom, 20. März. „Giornale d'Jtalta" meldet aus Tirana: Die albanische Regierung trifft im Hinblick auf die Vorbereitungen Jugoslawiens Verteidigungs maßnahmen. Pläne für eine Zusammenziehung von Streitkräften im Norden werden mit Beschleunigung geprüft. Tie Vorbereitungen in Jugoslawien treten be sonders südlich Tjakova in Erscheinung. Sie begannen mit der angeblichen Fahnenflucht von Offizieren, die die Bergbewohner zum Aufstand und zur Bandenbil dung aufreizen. Die jugoslawische Regierung ließ an der albanischen Grenze ein Plakat anbringen mit der Aufforderung an alle Gegner der Regierung von Ti rana, sich von der Grenze zu entfernen. Damit will die Negierung Europa beweisen, daß sie alles getan hat, um einen Aufstand oder einen Marsch von Aufständischen gegen Tirana zu verhindern. G Belgrad, 20. März. In der Skupschtina führte Außenminister Peritsch über die außenpolitische Lage u. a. auSr Alle Gerüchte über eine Schwächung der Kleinen Entente sind unbegründet. Die Politik gegen über Italien gründet sich auf den ehrlichen Wunsch nach guten nachbarlichen und freundschaftlichen Bezie hungen. Gegenüber Frankreich besteht eine vollständige Uebereinstimmung in den Anschauungen und Interessen Wir hoffen, daß Großbritannien uns immer in unseren Bemühungen, den Frieden zu erhalten, unterstützen wird. Zu Deutschland sind die Beziehungen sehr gut. Die Handelsoertragsverhandlungen werden bald begin nen. ES ist schwierig sestzustellen, ob der heutige Zu stand Sowjetrußlands hinreichend geordnet und geklärt ist. Unter Bezugnahme auf die Gerüchte über jugosla wische Rüstungen sagte der Minister r Ich erkläre feter- Hannover, 19. März. Im Kuppelsaal der Stadt halle fand heute abend die große Festkundgebung zur Sechzigjahrseier der Stationalltbcralen Partei statt. Der riesige Saal ist bis aus den letzten Platz besetzt. Unter reichem Grünschmuck sind unter den schwarz-wetß.roten Farben die Büsten von Bismarck, Bennigsen und Basser- mann ausgestellt. Nach der Einleitung durch ein Orgel konzert begrüßte der Vorsitzende der Deutschen Volks partei des Wahlkreise» Hannover Regterungsrat Hecker die Teilnehmer der Kundgebung, darunter namentlich den Parteivorsitzenden ReichSaußenminister Dir. Strese- mann. Nach einem Vorspruch und dem ersten Satz au» der Groica nahm ReichSaußenminister Dr. Stresemann da» Wort zu seiner Festrede. Die Ausführungen Dr. Stresemann» wurden häufig durch brausenden Beifall unterbrochen, der sich zum Schluß noch verstärkte. Stresemann führte u. a. ausr „Sin neue» Deutsch land ist erstanden al» Folge eine» unglücklichen verlöre- nen Kriege». Wir werden un» dem Ruf an unseren Staat, im republikanischen Deutschland mitzuarbetten, nie versagen, und werden lieber Unpopularität in ge wissen Zeiten auf un» nehmen, al» wilde Agitations politik treiben. Aber wer mit un» arbeitet, der sei sich klar darüber, Hatz wir weder den nationalen noch den liberalen Gedanken jemal» aufgeven werden. Ws» sind keine Reqt»p«tttt, und «le find keine Linkepattei, k-ndern gehen selMndttz unsere» We»e» »tr neige« Um -ie Getränkesteuer. Berlin, 19. März. Ter Deutsche Städtetag hat im Reichstag nochmals dringlichste Vorstellungen für die Aufrechterhaltung und gleichmäßige Zulassung der Getränkesteuer erhoben. Breite Volksschichten leiden schwer unter den Auswirkungen der sozialen Krise. Ungeheure Fürsorgeau»gaben belasten den Haushalt der Gemeinden. Tas Haushaltsjahr schließt insbesondere bet den Städten mit schweren Fehlbeträgen ab, weil schon jetzt die Einnahmen nicht ausreichen, um di« La sten zu decken. Trotzdem werden die größten Anstren gungen gemacht, die Getränkest-uer zu Fall N» bringe«, obwohl alle Beteiligten wisst«, daß ttne«llwerttg« Entschädigung de» Ausfälle» durch da» Reich bi« Reiche finanzen auf» schwerste belasten würde. TerSorttatt der Getränkesteuer würde erfahrungsgemäß stin« Sen kung der Preist der Massengetränke mit sich bringen. Wird die Getränkesteuer beseitigt, so muß die Gewerbe steuer. deren Senkung auch den Städten dringend am Herzen liegt, erhöht werden. Vr. Külz Neichskommissar -er ,pk»ssa*. - Dar frühere Retchtinnenmtntsttt Vr. KMbA« de« N'S-LL" SSL«« LLLk Muer Tageblatt «nch°u°n» »1° °m,Uch°n v-k-«°.m-ch°nse« S°° »« s.a». un» »„ - SS Dienstag, «len 22. März 1927