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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prsennmersnän. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IIS. Sonnabend, den 8. October L88I. 6. Jahra. Bekanntmachung. Am I. October l. Js. ist der II. Termin Brandcasse nach 11/2 Pfennig pro Einheit fällig unv längstens innerhalb der gesetzlich nachgelassenen achttägigen Frist an die Stadtsteuer-Einnahme allhier zur Abführung zu bringen. Zwönitz, am 26. September 1881. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesbericht. — Zwönitz, 7. October. Wie im Jnseratentheil der heutigen Nummer ersichtlich, concertirt nächsten Dienstag, den 3. Kirmeßfeier- tag, im „Blauen Engel" das Drompeterchor des königl. sächsischen Husarenregiments dir. 18, und können wir nicht unterlassen, hierdurch aufmerksam zu machen, und die Leistungen des Chores lobend zu erwähnen. Die „Coblenzer Zeitung" schreibt hierzu: „Dem auf einer Kunstreise nach den Nhcinlanden benrlaubten Trompeterchor des königl. sächs. 1. Husarenregnnents Nr. 18, unter Leitung des Stabs trompeters Herrn Alwin Müller, wurde bei seiner Anwesenheit in Eoblenz am 10. Juli l877 die hohe Ehre zn Theil, Ihrer Majestät der Kaiserin Angnsta eine Morgenmnsik darbringen zu dürfen. Nach Beendigung derselben wurde der Herr Stabstrompeter Müller zu Ihrer Majestät besohlen und geruhte Hochdieselbe Ihre volle Zu friedenheit über die Leistungen des Trompeterchors ausznsprechen". — Dresden. Ist niit Blaustift auf Pappe geschriebene Schrift eine solche, wie sie von, Gesetz unter unauslöschlich zu verstehen ist? Diese Frage wurde gestern vom Schöffengericht bejaht und zwar auf Grund folgenden Thatbeslandes: Am 25. August Vormittags wurde auf der Anueustraße ein einsvänniges Geschirr von einem Gendarm angehalten, weil das vorschriftsmäßige Schild aus Pappe-bestand und der Name: H. Böhme, Reisewitz, nur nnt Blaustift geschrieben war. Böhme erhielt deshalb eine Strafverfügung, gegen welche er auf richterliche Entscheidung anlrug, die er damit begründete, daß das am fraglichen Wagen früher befindliche Schild unbrauchbar ge wesen und er deshalb bei dem Klempner Albrecht ein neues bestellt, welches auch am selben Tage noch in Dresden an den Wagen be festigt worden und sich hiervon auch der Gendarm bei der Rückfahrt des Geschirrs überzeugt habe. Ohne Schild habe er den Wagen nicht in die Stadt fahren lassen wollen und deshalb das Pappschild angemacht. Der Herr Amtsrichter überzeugte sich selbst, daß die mit Blaustift geschriebenen Worte nicht mit der Hand zu verwischen waren, gleichwohl hielt der Amtsanwalt die Anklage aufrecht, da nach dem Gesetz wohl kaum Blaustiflschrift für unlöschbar gehalten werden könne. Das Schöffengericht erkannte aber auf Freisprechung. — Bor dem Landgericht zu Leipzig stand am Sonnabend die 6l Jahre alte verwittwete Johanne Christiane Wilhelmine Kummer aus Ochsensaal, welche sich bei ihrem Sohne in Taucha aufhielr und der die Wartung ihres im vierten Monate stehenden Enkelchens libertragen worden war. Dieselbe ist der fahrlässigen Tödtung dieses Kindes angeklagt. Die Nachbarn hatten das kleine Wesen heftig schreien gehört, als aber dasselbe plötzlich verstummte, war ihuen die Sache schon deshalb auffällig vorgekommen, weil die alte Frau während des Schreiens des Kindes lose Reden und Drohungen geführt hatte. Hinterher stellte sich heraus, daß dem Kinde ein mit einem Kork ausgefülltes Gummihütchen tief im Halse saß und der sofort herbeigerufene Arzt, Herr I)r. Rosenlöcher, der das Kind be reits als Leiche vorfand, mußte Gewalt anwenden, um das Hinder niß zu entfernen. Die Angeklagte will nun an dem Vorfall keine Schuld tragen, sondern behauptet, daß das Kind auf das Gesicht gefallen sei und dabei sich sich das Hütchen selbst so weit in den Hals gestoßen habe. Von Seiten des als Zeugen zur Verhandlung vorgeladenen obengenannten Arztes wurde diese Behauptung als ganz unwahrscheinlich hingestellt, mährend der gleichfalls vorgeladene Sachverständige Herr Geh. Medicinalrath Prof. vr. Sonnenkalb auf Grund der Obduction und Section der Kindesleiche erklärte, daß am linken oberen Gaumen eine Zerreißung der Schleimhaut und des Zcllengewebes stattgefunden habe, ferner, daß der Tod durch Erstickung und zwar ganz außergewöhnlich rasch eingetreten sei, endlich, daß das Hütchen nicht im vorderen Munde, sondern in dem Eingänge zur Rachenhöhle festgesessen habe und unmöglich durch bloßes Verschlucken in jene Lage habe gebracht werden können; es müsse vielmehr eine besondere Gewalt dabei im Spiele gewesen stin, dafür spreche schon der erwähnte Schleimhautdefect. Die Angeklagte wurde lediglich wegen Tödtung aus Fahrlässigkeit zu 1 Monat Ge fängnis; verurtheilt. — Leipzig, 15. Octbr. Gestern Abend in der 11. Stunde ist in einer am Königsplatz gelegenen Restauration der zeither hier in Arbeit stehende 24jährige Stuckateurgehilfe Johannes Carl Arnold Billert aus Berlin vergiftet worden und infolge dessen gestorben. Wegen Verdachts der Thäterschaft ist der Photographengehilfe Ru dolph Emil Zeitler aus Halle in der Nacht in seiner Wohnung ver haftet worden. — Zwickau. Die hiesige Königliche Kreishuuptmannschaft hat den Hilfsweichenwärter Friedrich Hermann Hennig in Zelle in Anerkennung der mit Muth und Entschlossenheit bewirkten Rettung des vierjährigen Knaben Arnold aus Zelle vom Tode des Ertrinkens eine Belohnung von 20 Mark bewilligt. — Chemnitz, 6. Octbr. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Friedrich Hermann Baumann, zeither Postassistent, als Post verwalter in Mutzschen. — Crimmitschau, 4. Octbr. Letzten Sonnabend Mittag ver mißte ein von der Arbeit heimkehrender Mann in der Wiesenstraße seine Gattin und seine beiden Kinder. Nach langem Suchen theilte man ihm mit, daß dieselbe mit den Kindern im Laufe des Vormittags von hier heimlich abgereist sei, um sich nach Amerika zu ihren dort lebenden Eltern zu begeben. Außer sich vor Schmerz über diese Art der Gattentrene, ließ der verlassene Strohwittwer hinter der Frau sofort die nöthigen Depeschen abgehen und hat sich derselbe nachträglich selbst noch auf den Weg nach Bremen gemacht, nm die treulose Gattin oder doch wenigstens seine zwei Kinder zurückzuholen. Reisegeld nach Amerika oder die Fahrbillets dazu scheinen der Frau von den Eltern zugcschickt worden zu sein. — Zu der hiesigen Vürgermeisterstelle hat sich ziemlich starke Nachfrage bemerkbar ge macht. Es war natürlich, daß das Angebot der Stelle mit 5000 M. jährlichen Gehaltes anziehend wirken und die Stelle selbst begehrt sein würde. So sollen sich denn um letztere 9 Herren beworben haben, von welche» 4 Bewerber kürzlich ihre Besuche hier abstatteten. Von diesen letzteren befinden sich zwei Herren bereits an anderen Plätzen als Bürgermeister in Action, während der dritte als Rechts anwalt fungirt und der vierte als Assessor angestellt ist. — Schneeberg, 4. October. Erfreulicherweise haben sich in unserer Stadt Schneeberg Männer verschiedener Parteirichtung bereit erklärt, für die Wahl des Candidaten der Ordnungsparteien im XIX. Wahlkreise, Herrn Kohlenwerksbesitzer Ebert in Leubnitz, in thatkräftiger Weise zu wirken. Herr Ebert hat bereits in Haßlau mit vielem Erfolge gesprochen; in nächster Zeit wird er weiter in den Hauptorten des Wahlkreises sein Programm entwickeln. — Wegen des Zwickauer Jahrmarktes findet der Jahr- und Viehmarkt zu Schneeberg nicht am 25. und 26., sondern bereits ain 18. und 19. d. M. statt.