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Amtsblatt für die Ortsbehörde unö den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig. Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche ZeltungSbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wrr Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag l/,I1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/»11 Uhr einzusenden. Lchriflleilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Dretnig. Sonnabend, den 2. Juli 1910. Nr. 53. 20. Jahrgang. Oertltches und SSchstsÄeS. Bretnig. Auch an dieser Stelle sei nochmal» aufmerksam gemacht auf da» nächsten Sonntag den 3. Juli in unserem Orte statt findende Kreisfest de« Westlausitzer Kreisvsr- bands« der Ev.-luth. Jünglingsvereine. Es ist das erste Fest Vieser Art, das ru unserem Orte gefeiert wird. Wie aus der Anzeige ersichtlich, ist alles getan worden, um es sowohl in seinem erbaulichen wie in seinem unterhaltenden Teile würdig auszugestalten. Eine besondere Weihe wird der Festgottesdienst dadurch erhalten, daß ver vortrefflichePosaunen- chor de» Christlichen Verein» junger Männer aus Bautzen Mitwirken wird. Der Familien abend im deutschen Hause wird eine sehr abwechselungsreiche Festordnung bieten. Es werden verschiedene kleine Theaterstücke aufge führt werden, von denen vor allen das des Bretniger Jünglingsvereins hervorzuheben ist, das wiederum ein Stück deutscher Geschichte behandelt. Es trägt den Titel: „Kaiser Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe" und behandelt den unseligen Zwist zwischen dem Fürstengeschlechte der Welfen und dem deutschen Kaiserhaus-, der ja noch lange bis in unser« Tage hinein unheilvoll auf die Geschichte der deutsch«» Einigkeit ringcwirkt hat. Für eine gute Wiedergabe sowie ge diegene Ausstattung de« Stückes ist bestens Sorge getragen worden. Außerdem warben noch zwei kleine Einakter mehr scherzhaften Gepräges zur Aufführung gelangen: „Unser Beruf" und „Zeppelin oder Bekehrung eines Zukunftsstaatlers". Dazwischen werden Posaunenchor- und Violinvoriräge de» Bautzener und Bretniger Jünglingsvereins, Klarinettenvorträge de« Großröhrsdorfer Vereins, sowie Gesänge und Gedichtvorträge verschiedener anderer Vereine, sowie je eine Ansprache des KreiSvereinSvorsitzsnden Herrn PastorBerg ausBautzen und des Herrn Bunde«- pfleger» Zacharis» aus Dresden eingestreut werden. Es steht also ein in jeder Beziehung genußreicher Nachmittag bevor. Zu beiden Veranstaltungen, FsstgotleSdienst und Familien- abend, ist die gesamte Gemeinde herzlichst ein geladen. — Die 2. Klaffe der 158. König!. Sächs. Landeslotterie wird am 13. und 14. Juli gezogen. Bis zum 4. Juli sind die Lose bei den Kollekteuren zu erneuern. Bischofswerda. 22 Bewerbungen sind um die hiesige Organistenstelle eingegangen. Zittau, 30. Juli. (Vom Oybin adge- stürzt.) Gestern nachmittag ist vom Oybin ein aus Gablonz in Böhmen stammender etwa 50 Jahre alter hier zur Kur weilender Sommer gast abgestürzt. Er wollte, als er auf dem Ringwege, der um den Kopf des Berges führt, an der Niederoybiner Seite spazieren ging, «in ihm entfallendes Buch wieder erhaschen, glitt dabei aus und stürzte in eine etwa 60 Meter tiefe Schlucht ad. Erst abends 7 Uhr wurde er schwer verletzt aufgefunden, unter großen Anstrengungen geborgen und ins Zittauer Krankenhaus eingeuefert. — Gelegentlich des groben Turnfestes, das Mitte Juli in Zittau stattfindet, hatte die Turnleilung bei der Generaldirektion der Staatsbahnen die Stellung von Sonderzügen beantragt, weil bekanntlich rin Massenzuzug von Turnern (über 4000) nach Zittau zu erwarten steht. Ueberraschender Weise hat die Bahnbehörde die Stellung von Sonder- zügcn abgelehnt. Es sei, so wird begründend gesagt, Wagenmangel vorhanden. Vieh- und Gepäckwagen würden event. zur Verfügung stehen. Die Turnleitung will nun mit dem Stadtrat zu Zittau in Verbindung treten, auch den Landtagsabgeordnsten ve» Kreise« um Unterstützung und in einem erneuten Ge such die Stellung vom Sonderzügen koch noch zu erlangen versuchen. L ö b g u. Ein Heiratsschwindler hat hier ein jung L Mädchen aus guter Bürgerfamilie betört. Der Gauner führte sich al« Ministerial-Sekcetär aus Dressen ein und gab an, in Görlitz zur Revision zu sein. Dem Vernehmen nach ist der Schwindler ein aus Zittau gebürtiger Arbeiter, der schon wieder holt mit dem Strafgesetz rn Konflikt geraten ist und u. a. seinerzeit, al« er einmal als Leutnant auftrat, in unliebsamer Weiss von sich reden machte. Ottendorf. Am Sonntag sand hisr- selbst eine Gauturnfahrt des Meißner Hoch- land-Turngaues statt. Lingeleitet wurde dieselbe am Vorabend mit einem vom Gauver- tretsr Gebler-Bretnig geleiteten Begrüßung^ Kommerse im Erbgerichte in Nieder-Ottendorf, der in turnerischen Aufführungen, Gesangs-, Musik- und anderen Vorträgen heiteren uno ernsten Gepräges bestand. Am Sonntag früh 6 Uhr begann va« Pcobewetturnen für das Vorturnerturnen in Zittau. Gegen 10 Ugr trafen die einzelnen Gauosreine ein. Vz1l Uhr traten 07 Turner zu einem Probeturnen ebrnfall« für Zittau an. Mittags 12 Uhr kam der Gauturnrat zusammen, um eins Sitzung abzuhalten, in der u. a. der zweite Gau- verlreter Kowe-Stolpen in Anbetracht seiner 25 jährigen Amtstätigkeit als Gauturncats- mitglied zum EhrengauturnratSmitglied ernannt wurde. Nachmittag« V,2 Uhr stellte sich der Festzug, dessen Teilnehmer nach Ankunft auf dem Festplatze durch den Vercinsvorsitzenden, Gemeindsvorstand und Gauvertreter begrüßt wurden. An den nunmehr folgenden Frei übungen beteiligten sich 25S Turner. Geräte turnen und Spiele beschlossen den turnerischen Teil, woraus verschiedene Vereine wieder der Heimat zusteuerten, während andere den Freuden des Tanze» huldigten. Dresden, 30. Juni. Ein sehr schwerer Unfall ereignete sich gestern Mittwoch nach mittag in der 4. Stunde bei der Beförderung eines etwa 50 Zentner schweren Geldschrankes durch 10 Hofchaisenträger im Hause König- straße 1 Infolge der schweren Last des Schrankes, der die Arbeiter nicht gewachsen waren, kam dieser beim Transport von der Treppe ins Wanken, so daß sämtliche Chaissn- träger eiligst die Flucht ergreifen mußten, um nicht erdrückt zu werden. Leider wurde einer, der in Blasewitz wohnhafte, 27 Jahce alte Lepinrki, gegen die Wand gedrückt. Beide Beine und der linke Arm wurden furchtbar zerquetscht und gebrochen. Der Zustand des Manne» ist hoffnungslos. Dresden, 30. Juni. Die Jahrmärkte haben sich selbst in der Großstadt noch nicht überlebt. Wohl hat der eben zu Ende ge gangene Dresdner Johannitmarkt bezüglich des Umsatzes manches zu wünschen übrig gelassen. Ader da« wissen die Fieranten selbst, daß der Johannismarkt fast stet« ein schwache» Ge schäft bringt. Trotzdem kommen sie in Hellen Scharen, kommen trotz den Warenhäusern und großen Geschäften aller Art. Die Groß stadt hat eben trotz diesen noch Jahrmarkl»- käuser. Haus- und Küchengebrauchsartikel, Glas- und Steingutsachen werden aus dem Jahrmarkt noch immer gut abgesetzt, ebenso Leinen- und Baumwollwaren, erzgebirgische Spitzen, Wirkwaren und Posamenten. Gute Geschäfte machen immer noch namentlich die Händler mit allerlei billigen Rssterwaren und Ramschpostsn. Ein Händler pries nämlich am Sonntag zurückgesetzle ungarnierte Stroh hüte das S-ück für 5 Pfg. an, und am Montag gar 5 Stück für 10 Pfg. Da» war aber den Leuten denn doch zu billig, so daß sie kein Vertrauen zu der Sache hatten. Radeburg. Schwere Folgen hat die Unsitte, sich Hinte« aufs Fahrrad zu stellen, für den 10 jährigen Sohn eine« Wlrtschafts- besitzsrs M. in Medingen bei Radeburg gehabt. Während der größere Bruder aus dem Rade fuhr, stellte sich der jüngere barfuß hinten auf da» Rad und fuhr mit; dabei geriet er mit dem Fuße in die Kette und es wurden ihm zwei Zehen fast vollständig weg» gerissen. Vom sofort hinzugezogeuen Arzt mußten die Zehen amputiert werden. Brockwitz bei LampertSwalde. (Eine ganze Familie vergiftet.) Durch den Genuß eines verdorbenen Schinken» ist die Familie oe« Gutsbesitzers Krause unter Vergiftungs- erscheinungm schwer erkrankt. Frau Krause und dle 18 jährige Tochter sind den Folgen ver Krankheit bereits erlegen. Ein jüngere» Familienmitglied liegt noch krank darnieder. — Ermittelte Kinde«mörderin. Am 16. Juni wurde in der Nähe des Volksbrause bade» in Connewitz am Kreuz dec Leichnam eines neugeoorenen Kinde« aufgefunden. Die Sektion der Leichs ergab als Todesursache Erdrosselung. Der Leichnam war in Karton papier einzewickelt, auf dem eine abgekratzte Adresse vsrgefunden wurde. Mil ihrer Hilfe konnte dis Mutter des Kindes in Ler Person des 26 jährigen Dienstmädchens Zscheppelin, »aS in Oetzsch in Stellung war, ermittelt werden. Ais am Dienstag vormittag ein Leipziger Kriminalbeamter das Mädchen in seiner Wohnung festnehmen wollte, flüchtete es in ein Nebenzimmer und verschloß die Tür. Als die Tür mit Gewalt geöffnet wurde, fand man da» Dienstmädchen mit einer Schlinge um den Hal« im Zimmer liegend bewußtlos vor. Wiederbelebungsversuche hatten Erfolg; die Kindesmörderin wurde dem Kranksnhause zugesührt. Dorna. Einen schlimmen Ausgang nahm ein Ringkampf, den zwei Arbeiter eins- hiesigen Ziegelwerkes unter sich veranstalteten. Nachdem in der Baracke de» Werkes der eine von dem andern niedergerungen und daselbst da« weitere Ringen verboten worden «ar, be gaben sich die Beiden auf eine nahe gelegene Wiese, woselbst der Kampf von neuem begann und schließlich damit endete, daß der erste Sieger nisdergerungen wurde. Al« er zu Fall gekommen war, erhielt er von seinem Gegner noch einen heftigen Schlag vor die Brust, und gleich darauf quoll ihm das Blut aus der Nase. Ec war nicht fähig, sich wieder zu erheben, sondern blieb besinnungslos liegen. — Für die Rsichstagsersatzwahl in Zschopau-Marienberg sind nunmehr alle Kandidaten nominiert. Für die Reformparteiler und Konservativen kandidiert Herr Fritzsch, für die Sozialdemokraten der frühere Pastor Paul Göhre. Die Nationalliberalen haben einen Kommerzienrat Schmidt und die Frei sinnigen den sächsischen Landtagsabgeordneten Roch aufgestellt. Eine Einigung der Liberalen ist also nicht zustande gekommen. Kirchennachrichten von Bretnig. 6. Sonntag nach Trinitati«: 8^z Uhr Prebigtgottesdienst. (Kollekte für den Kirchen bau in Klaffenbach bei Chemnitz.) Nachmittags KreiSfest de« Westlausitzer Verbandes der ev.-luth. Jünglingsvereine. r/z3 Uhr: Festgottesdienst in der festlich geschmückten Kirche unter gäriger Mitwirkung de« Bautzener Posaunenchores. Festprediger: Pfarrer Wolf aus Wachau bei Radeberg. Festkollekte zum Besten des hiesigen Jünglingsvereins. i/z5 Uhr: Familienabend im deutschen Hause- Geboren: dem Schloffermeister Clemens Otto Ziegenbalg eine Tochter. Getauft: Martha Wella, Tochter de« Gsschäftsgehilfen Bernhard Martin Seifert. Getraut: Georg Alfred Schurig, Fabrikarbeiter in Großröhrsdorf mit Martha Elsa Jungnickel. — Andrea« Paul Fischer, Bäcker in Bretnig mit Alma Flora Gebler. Gestorben: Frida Hilda, Tochter de» Fabrikarbeiter» Bruno Otto Schöne. kv.'lntd. Z8»sli»gtvtrei« r Sonntag nachm. 2 Uhr: Sielten zum Festzuge am Anker. Vereinsschleifen anlegen. kp ltUd Iu»grr««e»verei» r Die Ehren- junzsrauen stellen sich nachmrltagS 2 Uhr am Anker zum Festzuge. Vereinsschleisen anlegen. Teilnehmer am Festzuge können sich noch melden bis Sonnabend abenos 7 Uhr im Pfarramte. Pfarrer Kränkel vom 4. Juli bis 5. Äugust beurlaubt. Vertretung für die Gottesdienste: am 10. Juli: Pfarrer Schmink- Rammenau ; am 17. Juli: Pastor Resch- Pulsnitz ; am 24. Juli: Pastor Krause- Scoßröhr»dors; am 31. Juli: Pfarrer smsr. Schuoert-Langeorück. — Alle kirchlichen Amt«handlungen sind bei Herrn Kantor Schneider zu bestellen. Kirchennachrichlen von Großröhrsdorf. Geburten: Fritz Erich, S. d. Band webers Paul Oswald Göhler Nc. 77 e. — Bruno Willi, S. d. Zimmermanns Gustav Bruno Philipp Nr. 250. — Anna Else, T. d. Schuhmachers Gustav Wilhelm Heinrich Döring Nr. 326. — 1 unehel. Mädchen. Aufgebote: Fabrikweber Iuliu- Hermann Senf in Pulsnitz mit Alma Linda Jähne Nr. 178, — Kaufmann Gustav Kurt Reichelt in Lichtenberg bei Berlin mtt Martha Helene Schreier Nr. 262. — Kohlenhändler Martin Richard Schnauder Nc. 27S d mit Ida Helene NaSdalla Nr. 77. — Packer Otto Bruno Philipp in Bretnig mit Alwine Hedwig Seibt Nc. 282. — Lehrer Max Armin Schöne in Leipzig mit Rosa El«deth Brückner Nc. 300 b. — Aufschreiber Carl Robert Philipp Nr. 253 mit Iba Marie Leuchtmann geb. Heinrich Nr. 253. Sterdefälle - Fabrikarbeiterin Marie Liddi Christoph geb. Körner Nr. 256 n, 31 I. 1 M. 3 T. alt. — Liesbeth Helene, T. o. Fabrikweders Robert Max Körner Nr. 213, 3 I. 7 M. alt. — Johanna Marie, T. o. Fleischer« Hermann Max Geißler Nc. 9 b, 5 M. 17 T. alt. — Elsa Frida, T. o. Fabrikschloffers Emil Bernhard Hähnel Nr. 125 d 2, 12 I. 5 M. 29 T. alt. — Tage» arbeiter Alvin Ferdinand Brückner Nc. 259, 49 I. 3 M. 9 T. alt. — Außerdem ein un eheliches Mädchen.