Volltext Seite (XML)
s Mtückll fi» MlsSriis Marandt, Messen, Sieömteßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich IMk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jusertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Berlaq von Martin Berger In Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger daselbst. No 13. Sonnabend, den 1. Februar 1662. 61. Jahrg. Wochenschau. Die Tage werden länger, die Hoffnungen, daß sie Erfceuliches dringen werden, größer! So ist es stets, wenn der Frühling näher au uns heranrückt, alle Ent täuschungen früherer Jahre sind vergessen, die stimmungs volle Erwartung macht immer wieder ihre Rechte geltend. Absonderlich in diesem Winter, wo mir am Baum und Strauch erkennen können, wie's sich im Innern regt: die Knospen schwellen von Woche zu Woche mehr. Bis wir dann mit einem Riale merken, daß mir unsere Geduld doch zügcln müssen; ehe der wirkliche Lenz da ist, wird noch manche Sonne sinken, und mehr als einmal mag uns ein unmirthlicher Sturmwind um die Ohren pfeifen. Ob's nicht auch so mit den jäh entfachten Hoffnungen werden wird, die einen endlichen Abschluß des blutigen Ringens in Süd-Afrika verkünden? Die Wünsche nach einem baldigen Schluß sind aufrichtig bei Millionen, aber das Häuflein Boeren, das so viel ausgehalten und so viel verloren, denkt doch wohl: Das Mark in den Knochen wag vertrocknen, aber die Ehre darf darüber nicht ver loren gehen! Um die Ehre haben sie so lange gefochten, die Ehre darf am Ende nicht fehlen! Und sie haben Recht! Ganz augenscheinlich liegt der Londoner Regierung, wenigstens dem weniger kompromit- Urten Theil derselben, lebhaft an einem Friedensschluß, und König Eduard, der andernfalls bei seiner Königs krönung im Früjahr recht peinliche Gedanken haben müßte, drängt auch darauf hin. Eduard, der einst so Frohe, ist kein Unmensch, die unverhüllte Bewegung in allen Kultur- nationeu der Erde ist ihm nicht gleichgültig. Er hat es jetzt wieder beim Besuch seines Kronprinzen zu Kaisers Geburtstag in Berlin gesehen: Das Oberhaupt des deut schen Reiches hat den Vetter aus England auf das Herz lichste empfangen aber die gesammte Bevölkerung stand kühl ablehnend bei Seite! Und damit war die Glorie des ganzen Besuches dahin, der BolkSgruß ist bei solchen Gelegenheiten Alles aller Hofprunk kann ihn nicht er setzen. An der Themse hat man das mit bitteren Ge- fühlen empfunden, einfach ignorirt zu werden, das behagt dem Briten doch nicht. Dazu kommen die thatsächlichen Schwierigkeiten und Geldausgaben in Süd-Afrika, Lord Kitchener kann ungeachtet aller Siegesbulletins nicht an- gebeu, wenn ungefähr der Feldzug aus sein wird. Es ist, zusammcngeuommen, mehr als genügend, die Wünsche nach einem Niedeilegen der Waffen zu erklären. In den Adreß-Dcbatten im Parlament hat ja selbst der gnmme Chamberlain Derartiges verlauten lassen; er hat damals auch betont, die Hinrichtung des Bocren-Komman- danteu Scheepers sei zu vollstem Recht erfolgt. Das Aber hat er sich ruM gedacht, welchen Sturm der Ent rüstung diese Auslassungen Hervorrufen werden, dem Blut menschen mit der eisernen Stirn ist bei diesen Kundgeb ungen vielleicht doch nicht mehr so sicher zu Mnthe, wie er sich äußerlich Mot. Er meint vielleicht, die Boeren würden auf harte Bedtugungen eingehen, wenn sie die niederländische Regierung ihnen überbringt. Das wird nicht geschehen. Die Knospen der Fnedeushoffnungen mögen schwellen, aber bis es Frühjahr ist und die Blüthen sich zeigen, wird noch mancher Tag vergehen Uebrigens ist auch die Londoner Geschäftswelt Aelles herzlich müde, alles gewinnbringende Saison-Geschaft ruht. Die Trauer um die Königin Victoria ist nun zwar zu Ende, aber wer mag ein Ballfest veranstalten, wenn mitten in dasselbe die Kunde hereinplatzen kann: De Wet hat eine britische Kolonne gefangen genommen! Haben sich auch einige Verrälhereien gezeigt, wie bei der Gefangennahme des Generals Viljoen, im Allgemeinen halten die Frei heitskämpfer fest bei einander, und alle Versuche, einen Keil in die Einheit der Boeren zu treiben, werden am Ende doch völlig mißlingen. Die deutschen Parlomentsverhandlungen hatten unter den aktuellen Tages-Ereignissen zu leiden. Es fehlte die rechte Aufmerksamkeit weiterer Kreise für die Reichstags- verhaudlungeu, zumal ja bei den Debatten über das Jesuiten- Vertrauensbruch ein Erlaß des Staatssekretärs im Reichs- Marincamt bekannt wurde, welcher für die nächsten Jahre eine Vermehrung unserer Auslandsflottillen in Betracht zieht, aber man beruhigte sich bald wieder, eingedenk der alten Erfahrung: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht ist! Auffallen mußte nur eins: Wie kann ein ge heimer Erlaß, der nur in höheren Offizierskreisen bekannt geworden ist, in ein sozialdemokratisches Blatt kommen? Es ist da nur ein direkter Diebstahl durch einen Diener oder ähnlichen Mann möglich. Und das ist schon mehr, wie bedauerlich. Am leidigsten ist aber, daß so etwas unter Gutheißung des Vertrauensbruches allgemein ver öffentlicht wird. In der Budgelkommission des Reichs tages war hinreichend Gelegenheit genug, vertraulich die Sache zur Sprache zu bringen. In der Zoll-Tarifkom mission des Reichstages steht Alles nach wie vor still; man müßte einmal den jetzigen preußischen Landwirthschasts- minister einladen, am Ende gäbe es dann ein anderes Tempo. Die Sitzungen des preußischen Abgeordneten hauses zeigen, welches Temperement Herr von Podbielsky besitzt. Die Reichstags-Ersatzwahl im sächsischen Wahlkreise Döbeln-Roßwein hat ergeben, wie schädlich dasAufstcllen mehrerer bürgerlicher Kandidaten gegenüber einem solchen der Sozialdemokraten noch immer ist. Die Stimmen der Ordnungsparteien haben sich zersplittert und der Sozialist ist gewählt. Gerade keine angenehme Sache für das deutsche Renommö. Der Transvaalkrieg. Der holländische Vorschlag an die englische Regierung soll einem Londoner Blatte zufolge dahin gehen, eine Kommission nach Südafrika zu schicken, um den Boeren- generalen die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage klar zu machen und direkt an sie zu appelliren, namentlich mit Rücksicht auf die Aussichtslosigkeit einer europäischen Intervention. Da die Boerengenerale über die Lage aber genau informirt sind und eine europäische Intervention so wenig erwarten, daß sie sich vielmehr vollkommen auf ihre eigene Kraft verlaffen, so wird es immer sicherer, daß der Schritt der holländischen Regierung auf Ersuchen Englands unter nommen worden ist, das hoffen mochte, die Boeren würden sich nachgiebig zeigen und Bedingungen annehmen, zu denen sie sich später nicht mehr verstehen möchten. Die Boeren aber bleiben eisenfest. Sie fordern als Vorbedingung jeder Eröffnung von Friedensunterhaudlungen die gänzliche Ab berufung Milners aus Südafrika. Andererseits sollen die Boeren bereit sein, auf die volle Unabhängigkeit zu verzichten, jedoch nur unter der Bedingung, daß ein kaiserlich britisches Parlament, bestehend aus den Dclcgirten aller Kolonien, geschaffen werde, zu dem auch die Boeren-Republiken ihre Abgeordneten entsenden würden. Sollte die englische Re gierung diese Forderung nicht zugestehen, so verlangen die Boeren eine proportionale Vertretung im Kap-Parlament, das in ein südafrikanisches Parlament umgewandelt wer den würde. Ganz Britisch-Südafrika würde unter diesem Parlament vollste Selbstverwaltung besitzen, dem kaiser lichen Parlamente in London aber nur ein Veto in großen Reichsfragen zustehen. Daß die Boeren wirklich so kom- plizirte Friedensbedingungen zu machen bereit sein sollten, erscheint uns wenig glaubhaft. Dr. Leyds hatte erklärt, England kennt unsere Bedingungen und kann täglich ja oder nein sagen; diese Bedingungen aber bestehen in erster Linie in der unumwundenen Anerkennung der Selbständig keit der beiden Boeren-Republiken. Und die tapferen Burghers werden nicht eher ruhen, als bis sie sich diese Anerkennung erstritten und erzwungen haben. Und dazu wird es kommen. In England verstimmen die verlangten Kriegslasten, die eine Anzahl Milliarden ausmachen, ver bunden mit dem Budgetausfall von 200 Millionen aufs Tiefste. Die Kolonien werden über ihre Kräfte zu Kriegs- leistungen herangezogen, so daß über kurz oder laug der vollständige Zusammenbruch unvermeidlich wird. Was bei Jtala und Berkenlagte wirklich vorging, berichten briefliche Mittheilungen der Leipz. N. N. aus Südafrika. Als bezeichnend für die britischen Kriegsbe richte kann mitgetheilt werden, daß Botha bei dem be kannten Angriff auf die Forts Jtala und Prospekt nur etwa 300 Mann um sich hatte. Nach den offiziellen eng- Crüger (frs. Vp.) wünschte eine genaue Jnnungsstatistik, die Staatssekretär Graf Posadowsky zusagte. Weiterbe- rathung Freitag. Den Kriegsinvaliden und Veteranen wird ge holfen werden. In Folge der einstimmigen Annahme des Antrags auf Einbringung eines Nachtragetats im Interesse der Kriegsinvaliden und Veteranen im deutschen Reichs tage finden Verhandlungen zwischen den verbündeten Re gierungen darüber statt, eine höhere Summe als die vor gesehene zu dem bewußten Zwecke in den Etat einzustellen. Die italienische Regierung geht, wie der „Kreuz- Ztg" aus Rom gemeldet wird, daran, Vorsorge zu treffen, damit sie über den Handelsverkehr zwischen Italien und den auswärtigen Staaten in eingehenderer Weise unterrichtet werde und die Handelsinteresseu Italiens im Auslande ausgiebiger pflegen könne. Zu diesem Zweck hat die Re gierung an ihre diplomatischen Vertreter im Auslande ein Rundschreiben gerichtet, worin sie aufgefordert werden, ihr bestimmte Vorschläge darüber zu machen, wo innerhalb des Gebietes ihrer Amtsthätigkeit die Errichtung von Con« sulaten empfchlenswerth wäre. Oslitische Rundschau. Vom Kaiser Hofe. Beide Majestäten, die Tags vor her den neuen Berliner Dom und das Pergamonmuseum besichtigten, machten Donnerstag Vormittag den gewöhnten Spaziergang im Thiergarten. Hierauf sprach der Kaiser im Auswärtigen Amt den Reichskanzler. Ins Schloß zurückgekehrt, hörte er militärische Vorträge und empfing den neuen Chef des Ingenieur- und Pionierkorps Wagner. Heute Freitag giebt der Kaiser ein Abschiedsmahl für General v. Bock. Deutscher Reichstag. Am Mittwoch wurde zu nächst der Antrag Bassermann (nil.) betr. Errichtung kauf männischer Schiedsgerichte einer Kommission überwiesen. Vom Bundesrathstische aus wurde die Einbringung eines entsprechenden Gesetzentwurfs als bevorstehend angekündigt. Es folgten die Anträge Rickert (frs. Verg.) und Gröber (Ctr.) auf Sicherung des Wahlgeheimnisses, die in erster und auch gleich in zweiter Lesung angenommen wurden, nachdem nur die konservativen und Freikonservativen sich dagegen erklärt. Letzter Gegenstand der Tagesordnung war der Centrumsanlrag betr. Freiheit des Religionsbe kenntnisses. Wie Staatssekretär Graf Posadowsky mit- theilt, hat der Reichskanzler wegen der Gleichstellung der Katholiken mit den Protestanten Verhandlungen mit den einzelnen Bundesstaaten angeknüpft. Mecklenburg und Braunschweig haben diese Gleichstellung bereits zugesagt. Die Berathung kam noch nicht zum Abschluß. — Donners tagsitzung. In Erwartung einer namentlichen Abstimmung war das Haus gut besetzt. Es stand die Branntweinsteuer novelle auf der Tagesordnung. Die Berathung hierüber hatte im Mai v. I. abgebrochen werden müsfen, weil sich Beschlußunfähigkeit des Hauses ergab. Geschäftsordnungs- gemäß hätte nun die namentliche Abstimmung wiederholt werden müssen. Der Präsident theilte aber mit, daß der An- irag auf Abstimmung zurückgezogen sei. Auf Antrag des Abg. Paasche (ntl.) wurde sodann der Rest der Novelle an die Branntweinsteuerkommission zurückverwiesen, und darauf setzte das Haus die Berathung des Etats des Reichsamts des Innern fort. Abg. Jacobskötter (kons.) vertheidigte das neue Handwerkergesetz. Abg. Hoffmann-Hall (Südd. Volksp.) verlangte endliches Vorgehen mit einer Medizinal- Reform und bezeichnete als wünschenswerth, Aerzte als Gewerbeaufsichtsbeamte zu bestellen. Abg. Schlumberger (ntl.) versprach sich von der von einigen Seiten angeregten Errichtung eines internationalen Arbeitsamts gar nichts. I Gesetz und über Anträge aus dem Hause Positive Resultate! Abg. Bebel (Soz.) trat für die Gewährung des allgemeinen 'nicht zu erwarten waren. Halloh gab es, als durch einen! direkten Wahlrechts der Frauen ein. Infolge seiner Aus fälle zog er sich eine Rüge des Präsidenten zu. Abg.