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Tageblatt für die Stadt Aue und Umgebung. «rsch'int täglich Nachmittags, außer an Sonn« u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei in« Hau« 20 Pfg-, auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Nr. 106 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Auuke, Aue fErzgebirge.) Redaktion«. Expedition: Nur, Marktstraße. Dienstag, den 18. Juli 1899. Inserat« die einspaltige Petitzeile IS Pf«*, amtliche Inserate die Corpus Zeile 25 Mg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme 25«/«, Rabatt. — Bei größeren Inseraten u. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen«!. IS. Jahrgang. Airerthal« Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet pPsIArsirert nur Pfennige. rl«s «rllev Welt. * Die Fahrt des Kaisers aus der Nordlands reise von Merok durch den Geiranger Fjord nach Hellesylt und über Land nach Oeie war, durch herr liches Wetter begünstigt, mit das Schönste, was der Kaiser in Norwegen unternommen. * Die Beschlüsse der Friedenskonferenz über die Schiedsgerichte und über die Kriegführung stellen sich vorläufig nur als das Ergebnis der Arbeiten der Prüfungsausschüsse der betreffenden Kommissio nen dar, und sie bedürfen noch der Bestätigung der Mächte; aber es darf wohl jetzt schon als sicher angesehen werden, daß diese nicht versagt werden wird. * Der Uebermut der Tschechen gegen die Deut- schen nimmt neuerdings in Böhmen Formen an, die nur aus der Thunschen Politik heraus verständ- lich sind. * Deroulede rückt immer ängstlicher von seinen Freunden ab, seitdem deren Sache für verloren gilt. * Der neue Dreyfus-Prozeß wird bekanntlich in voller Oefsentlichkeit verhandelt werden. Um diese so viel wie möglich sicherzustellen, wird die Verhandlung, wie jetzt gemeldet wird, im großen Saale des Gymnasiums zu Rennes vor sich gehen. * Das französische Nationalfest, der Tag des Bastillensturmcs, ist in Paris wie in den übrigen großen Städten des Landes in voller Ruhe ver lausen; die angekündigten Kundgebungen der Na- tionalisten bei der Truppenschau in Longchamps sind auSgeblieben. * Paris, 15. Juli. Nach der gestrigen Truppen schau richtete Präsident Loubet an den Kriegsmi nister General Gaüiset ein Schreiben, in welchem er diesen zu der ausgezeichneten Ausbildung, Hal tung und Disziplin der Truppen beglückwünscht. * Der Feldzug der Amerikaner gegen die Fili pinos sieht vorläufig noch wie ein Possenspiel aus, weil die Amerikaner die größte Mühe haben, die zu einem ernsten Unternehmen erforderlichen Streit, kräfte zusammenzubringen. Die amerikanischen Frei willigentruppen sind entmutigt infolge der schlech. ten Führung des Feldzuges, nur 200 Mann haben sich neu anwerben lassen. * Umfassende Proben mit einem neuen Geschoß werden zur Zeit in Birmingham gemacht, durch welches derselbe Erfolg erzielt werden soll, wie mit der vielbekannten Dum-Dum-Kugel, nämlich den Getroffenen kampfunfähig zu machen, anstatt ihn blös zu durchbohren. Das neue Geschoß bringt auf kurze Entfernungen eine größere Wunde her vor als mit dem gewöhnlichen englischen Armee- geschoß möglich war. Es wiegt 80 Gran und besitzt einen flachen, unbedeckten Bleikern, der aus der Nickelhülle hervorragt. * Madrid, 1b. Juli. Eine neue Zusummenkunft der Minister mit den Führern der Opposition führte zu keinem Ergebnisse. Es ist das Gerücht verbrei tet, eine Ministerkrisis sei unvermeidlich. * Madrid, 16. Juli. Obwohl es mit den Jüh- rern der Opposition zu keiner Verständigung führte, wird die Regierung dennoch auf der Beratung der Ftnanzvorlagen bestehen. * Belgrad, 14. Juli. Blazo Petrovic, ein Ver wandter de» Fürsten von Montenegro, wurde heute verhaftet; er wurde jedoch, weil seine Frau sehr krank ist, unter starker Bewachung in seiner Woh nung gelassen. * AbbaS-Tuman, 14. Juli. Auf Befehl des Kaisers wird der Großfürst-Thronfolger Michael Alexandrowitsch die Leiche des Großfürsten Georg bei der Ueberführung nach Petersburg begleiten. 8 Erfurt, 15. Juli. Nach einem Feuerwerk plünderten Soldaten das Feuerwerksmaterial. Als die Polizei einschritt, wurden Polizisten mißhandelt. ES mußten zur Aufrechterhaltung der Ordnung Truppen herbeigerusen werden. Die Stadt ist mi- litärisch besetzt. Mehrere Personen wurden verhaftet. 8 Zeitz, 14. Juli. Auf der Zeitz-Geraer Eisen- bahnstrecke überfuhr in letzter Nacht bei Grana ein Personenzug ein Fuhrwerk. Der Kutscher wurde sofort getötet. 8 Hamburg, 14. Juli. Von mehreren Brief- tauben, die im Brieftaubendienst der Hamburg- Amerika-Linie heute Morgen 4 Uhr 45 Min. mit teleuropäischer Zeit aus der Höhe von Dover auf gelassen wurden, traf die erste bereits um ^4 Uhr nachmittags ein. Diese Taube hat 650 Kilometer Luftlinie in der kurzen Zeit von 11 Stunden 15 Minuten zurückgelegt. 8 Kreuznach, 16. Juli. In der Nacht zum Frei tag wurden zwei Polizeisergeanten überfallen und schwer verletzt. Die Thüter sind noch nicht entdeckt. 8 Die New-Aorker LebenversicherungSgesellschast hat brschlossen, in ihren Anlagegrundsätzen Aende- rungen vorzunehmen, welche es der Gesellschaft er- möglichen, ihre Geschäfte in Preußen wieder auf zunehmen. 8 Einige Studierende der Hochschule in Hannover machten in der Nacht zum Mittwoch eine Droschken fahrt. Als sie die Droschke verließen, kam es wegen des Fahrgeldes zu einem Wortwechsel. Der Gelb gießer W. und ein Arbeiter, die um jene Zeit die Straße passierten, ergriffen Partei für den Kutscher, worauf der Student Plumann dem W. einen Messer stich in den Hals versetzte. W. brach sofort zusammen und wurde in das städtische Krankenhaus überge- führt, woselbst er schwer darniederliegt. Der Thäter wurde sofort verhaktet. § Vom eigenen Hunde zerfleischt wurde der 11- jährige Sohn des Bauernhosbesitzers Lück in Langen bei Redel. Das Tier, welches schon wiederholt Spuren von Wildheit seiner Herrschaft gegenüber gezeigt hatte, griff das Kind, als es ihm beim Hüten eine Züchtigung angedeihen lassen wollte, an, warf es zu Boden und zerfleischte es derartig am Kopf, daß die Kopfhaut in Fetzen herabhing und die Schädeldecke blosgelegr wurde. Der zum Schutze erhobene rechte Arm war mehrmals gebrochen und glatt durchbissen. Das gellende Angst geschret wurde vom Vater, der unweit davon ackerte, gehört und die Bestie von ihrem Opfer verjagt. Der Arzt zweifelt an dem Auskommen des Knaben. 8 Geständnis eines Mörders. Aus Komern in der Eifel wird gemeldet, daselbst habe im Kranken haus ein Mann aus Schultzendorf vor seinem Tode das Geständnis abgelegt, daß er seine vor 6 Jahren verschwundene Frau im Backofen verbrannt habe. 8 Zusammenstoß. Gestern Mittag sand in Hietzing ein Zusammenstoß zwischen einem Damps- tramwaywagen und einem vollbesetzten Feuerwehr, wagen statt, wobei ein mitfahrender Feuerwehrhaupt mann tötlich, zehn Feuerwehrmänner leichter ver- mundet wurden. 8 Auf die Ergreifung des Raubmörders Gönczt hat die Berliner Polizeibehörde eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. 8 Gin Erdbeben und seine Folgen. Auf der Zeche Recklinghausen I bet Bochum ist der Flötz „Sonnenschein- etngestürzt und zwar vermutlich in- folge eines Erdbebens. Die Erschütterung dauerte zwanzig Sekunden an und wurde bei Münster ver- spürt. Etwa sechzig Mann sind eingeschlossen. Bisher wurden vier Schwerverletzte und fünf Leicht. verletzte geborgen. Wie viel Mann tötlich verletzt sind, ist noch unbekannt, da ein Vordringen zur Unsallstelle sehr schwierig ist. In Herne und Um gegend sind bis auf eine Entfernung von 1000 Meter zahlreiche Schornsteine abgestürzt und die Wände der Häuser gerissen. 8 Aus Wien wird vom Mittwoch geschrieben: Der Metdlinger Friedhof war gestern Nachmittag der Schauplatz aufsehenerregender Szenen. Etwa tausend Frauen demonstrierten gegen einen Mann, während dessen Gattin, die durch Selbstmord geendet hatte, beerdigt wurde. Sie machten ihm zum Vor- wurf, die Schuld an der unseligen Thal der Frau zu tragen und in ihrer Erregung fielen sie über ihn her und mißhandelten ihn. 8 Die Versuche mit drahtloser Telegraphie in Wien wurden jetzt im Militärlustballon wieder holt. Um acht Uhr früh stieg der Ballon „Adler" mit Offizieren auf. Es waren alle Maßregeln ge- troffen, einen Erfolg zu sichern. 8 Dieser Tage waren zwei Arbeiterin Sarstedt bei Hildesheim damit beschäftigt, eine Eisenstange über die Straße zu schaffen. Hierbei berührte die Stange die Hauptstromlritung der elektrischen Straßenbahn Hannover-Hildesheim und die Arbeiter erhielten einen so starken elektrischen Schlag, daß sie beide sofort getötet wurden. 8 Durch den Einsturz einer Wand bei einem HauSabbruch in Hitzerode (Hessen-Nassau) wurden fünf Personen verschüttet. Der Zimmermann Schrei ber wurde getötet, drei Personen sind lebensgefähr lich, eine leicht verletzt. ß Zweimal von einer Kreuzotter gebissen wurde in Renzel der 15jährige Sohn des Landmanns Winter. Er hatte sich auf der Wiese zum Schlafen niedergelegt. Die Schlange war ihm in die Hose gekrochen und biß ihn zweimal (am Knie und Gesäß). Der Vater des Gebissenen schnitt schleunigst die Wunden aus und sog das Blut aus. Dadurch wurde der Junge gerettet. Lebensgefahr ist nicht mehr vorhanden. 8 Am 4. Juli hat in Male (Tirol) eine Frau aus dem nahen Pracorno, Agathe Bonetti, ein Mäd chen mit zwei Köpfen und 3 Armen zur Welt ge bracht. Der dritte Arm ging unmitttlbar unter dem Köpfchen, die dichtes Kraushaar trugen, aus dem Körper. DaS Kind, das sehr gut entwickelt war, starb nach zwei Stunden. 8 An der westaustralischen Küste sind zwei eng lische Schiffe mit Verlust vieler Menschenleben un- tergegangen. 8 In Kopenhagen brannte ein fünfstöckiges, von kleinen Familien bewohntes Haus total nieder. Beide Treppen standen gleichzeitig in Flammen. Alle Bewohner des Gebäudes mußten aus den Fenstern gerettet werden. Zwei Menschen kamen in den Flammen um; drei verunglückten beim Sprunge aus dem Fenster. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 17. Juli 1899. — Die Gesellschaft „Euterpe" hatte Sonnabend eine außerordentliche Versammlung im „Bürger- garten" anberaumt. In derselben wurde beschlossen, von dem geplanten Ausflug nach Ehrenfriedersdorf abzusehen und sich an der Standartenweihe des „Arbeiterverein" am 30. Juli zu beteiligen, ferner soll das Stiftungsfest am 18. August schon abge- halten werden und der AuSmarsch erst im Septem ber staktftnden. — Der Unterstützungsverein „Knappschaft" hatte gestern Nachmittag im „Restaurant Germania" Versammlung, in derselben wurde auch beschlossen, der Einladung de» Arbeiters-Vereins Aue und Umg. Folge zu geben und an dessen, am 30. Juli statt findenden Standartenwethe sich zu beteiligen. Be- tont wurde vom Herrn Vorsitzenden noch, daß die Beteiligung nur deshalb erfolge, weil der festieternde Verein ein Bruderverein sei, der die gleichen Ziel«