Volltext Seite (XML)
WMlt für MsÜmss Thmndt. KoD. Menlehn md die UmMM. Imtsölalt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Ag). Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ForstrentamL zu Tharandt Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), ( Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. . .>— — .. - ——- 'n ,» —L Inserate werden Montags, Mittwochs uild Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O Pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. «z Donnerstag, den 8. August 18SS Aonkrirsverfahren Bielsz, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Auf dem die Firma Helbig L Kittel in Wilsdruff betreffenden Folium 41 des Handelsregisters für den hiesigen Gerichtsbczirk ist heute eingetragen worden, daß nicht mehr Herr Heinrich Otto Evers in Radebeul, sondern der Fabrikant Herr Bruno Bretschneider in Wilsdruff Inhaber der Firma ist. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 5. August 1895. vn. KangloikF. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Maurermeisters Ernst Heinrich Moritz Hsver in Wilsdruff ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Er hebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Ver migensstücke der Schlußtermin auf de« 6. September 18SS, Vormittags 1v Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Wilsdruff, den 6. August 1896. Aus Deutschlauds groster Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten.) 9. Die erste Augustwoche 1870. (Fortsetzung.) II. (Wörth.) Bereits nach dem Treffen von Weißenburg hatte Kaiser Napoleon eingesehen, daß er sich zunächst nur auf die Verthei- digung beschränken und von jeder Anqriffsbewegung absehen müsse. Zum Unglück für die französisch- Armee fehlte jede einheitliche Leitung, jeder geordnete Kriegsplan und man war weder über die Stellungen noch über die Stärke der deutschen Truppen unterrichtet. Kaiser Napoleon hatte nun zwei Haupt armeen gebildet; MacMahon sollte daS 1., 5. und 7.Korps, Bazaine das 2., 3. und 4. Korps kommandiren. Marschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, war einer der tüchtigsten französischen Heerführer, der ein- ruhmreiche Kriegslauf'bahn hinter sich hatte und sich in Frankreich bei Heer und Volk der größten Beliebtheit erfreute. Der Marschall hatte nur 55 800 Mann mit 167 Geschützen zur Verfügung, denen deutscherseits 106,000 Mann und 342 Geschütz- gegen über standen. Dennoch konnte Mac Mahon mit vollem Rechte die Schlacht bei Wörth gegen den überlegenen Feind wagen, denn das französische Heer nahm die vortheilhafteste Stellung ein, während die deutschen Truppen in dieser Beziehung sehr im Nachtheil waren. DaS französische Heer hatte seine Stütz punkte in den Dörfern Fröschweiler und Elsaßhausen, deren Hochplateaus, ebenso wie die Höhen bei Wörth, eine furchtbare Stellung für den nahenden Feind bildeten; die Sauer und die an dieselbe angrenzenden sumpfigen Wiesen, die zuerst vom Feinde genommen werden mußten, waren vollständig mit Feuer zu bestreichen, außerdem waren die Stellungen noch dürch Feld befestigungen verstärkt und man halte einen ausgezeichneten Aus blick auf alle von den Deutschen ausgeführten Angriffsbewegungen. Als die deutschen Truppen am 6. August in aller Morgen frühe von Sulz gegen Wörth vorrückten, war für diesen Taz keine Schlacht beabsichtigt. Dieselbe sollte erst am nächsten Tage geschlagen werden, weil der Kronprinz alle Truppen von vornherein beisammen haben wollte. Allein die Verhältnisse gestalteten sich im Laufe des Tages so eigenthümlich, daß es zu einer entscheidenden Schlacht kam, so furchtbar, wie sie auf Frankreichs Boden selten ausgesochten worden. Auf dem rechten Flügel kamen die Bayern (2. Korps) gegenüber den Frösch weiler Höhen zuerst in'S Gefecht. Jndeß waren bis 10 Uhr keine nennenswerthen Vortheile errungen und der Kampf kam zum Stillstand, als den Bayern die irrthümliche Meldung kam, das Gefecht abzubrechen. Inzwischen aber hatte das 5. Armee korps (General von Kirchbach, der wieder hergestellt war) den Artillerickampf ausgenommen und ihr Feuer gegen Fröschweiler und Elsaßhausen gerichtet. Wörth wurde von preußischen Truppen besetzt, dann geräumt und dann wieder behauptet. DaS 11. Korps (v. Bose) war ebenfalls in den Kampf hinein gezogen worden, hatte einige Vorstöße bei Gunstett gemacht, konnte aber nicht über die von den Franzosen tapfer vertheidigte Bruchmühle hinauskommen. So stand um 11 Uhr die Avant garde der ganzen dritten (kronprinzlichen) Armee in heftigem, verlustreichem Gefechte, ohne nennenswerthe Erfolge gehabt zu haben. Den General von Kirchbach hatte jetzt die Nachricht des Kronprinzen, ,den Kampf nicht aufzunehmen und Alles zu vermeiden, was einen neuen herbeiführen könne", ereilt. Allein nun war es bereits zu spät; das 5. Korps war schon so stark engagirt, daß ein Abbrechen des Kampfes nur noch mit starken Verlusten möglich gewesen wäre; namentlich aus diesem Grunde beschloß General von Kirchbach den Kampf sortzusetzen und er sandte dem Kronprinzen die Nachricht. Um 1 Mr Mittags erschien der Kronprinz und übernahm die Oberleitung der Schlacht. Das 1. und 2. bayrische Korps erhielten Befehl, sich dem 5. Korps anzuschließen und nach kurzer Zeit war die Verbindung zwischen dem General von Kirchbach und General von der Tann hergestellt; auch die württembergische Division war um 2 Uhr bereit, in den Kampf einzugreifen. Die Stadt Wörth war nur zu halten, wenn man sich der sie beherrschenden Höhen bemächtigte. Mit unendlichen Mühen gelang es endlich, in den Weinbergen sich festzusetzen, nachdem die Truppen (47er, 50er, 29er, 46er, 56er, 6er und 5. Pionier bataillon) einen vom Feind scharf beschossenen Wiesengrund überschritten hatten und auf Händen und Füßen kletternd die steilen Weinberge hinaufgeklommen waren. Die Verluste der Braven waren sehr groß, die Offiziere waren massenhaft ge fallen. Dem hart bedrängten 5. Korps kam jetzt das 11. Korps energisch zu Hilfe. Theile dieses Korps versuchten die Fran zosen im Süden zu umfassen. Es kam zu einem harten Kampfe um den Albrechtshäuserhof, in welchem sich die Franzosen fest gesetzt hatten und den sie erst aufgaben, als die Gebäude in Brand geschossen wurden. Eben als die 37er, die 34er und ein Theil des 80. Regiments nun weiter auf Mersbronn vor- marschirten, erfolgte plötzlich ein heftiger Kavallerieangriff der französischen Kürrafsier-Brigade Michel nebst Lanziers, die sich anschlossen. Es war ein wunderbarer Anblick, wie die Kürassiere bewußtermaßen dem Tode entgegenrasten, wohl an 1000 Pferde. Fast Alle wurden von dem mörderischen Feuer der Preußen niedergestrcckt, nur einige Wenige entkamen. Der Zweck dieses wunderbar kühnen Angriffes aber wurde erreicht: die Besetzung des „Niederwaldes" wurde aufgehalten und es gelang der französischen Infanterie, sich zurückzuziehen. Jndeß konnte auch diese Bravour das Verhängniß nur aufhalten und nicht ab wenden. Von Morsbronn aus war es den 94ern gelungen, das Dorf Eberbach zu nehmen und nach und nach ging das 11. Korps im Niederwalde vor. Man war jetzt so weit, den Hauptangriff beginnen und es zur Entscheidung des heutigen Tages kommen zu lassen. Die beiden hartnäckig vertheidigten Dörfer Elsaßhausen und Fröschweiler mußten genommen werden, wenn anders der Sieg ein unzweifelhafter sein sollte; gelang es, eines der beiden Dörfer zu nehmen, so war auch das andere wahrscheinlich ver loren. Der allgemeine Angriff richtete sich zunächst auf Elsaß hausen. Die Artillerie zur Unterstützung der Infanterie des 11. und 5. Korps rückte über die Sauer und schoß das Dorf, während ein von den Franzosen besetztes Gehölz nach schwerem Kampfe genommen wurde, in Brand. Im kräftigen Anlauf wurde nun das Dorf gestürmt und genommen; eine Menge Gefangene, auch Geschütze, fielen in die Hände der Sieger. Diese waren allerdings bei dem Sturmangriff arg durcheinander gekommen und cs mußte erst wieder einige Ordnung hergestellt werden; indeß waren die 32er bereits auf dem Marsche nach links, den Franzosen den Rückzug abzuschneiden. Marschall Mac Mahon wußte, daß mit dem Verluste von Elsaßhausen seine endgiltige Niederlage nur eine Frage von Stunden sei und er suchte deshalb um jeden Preis die ver lorene Stellung wieder zu gewinnen. Ein erster kräftiger Vor stoß der Franzosen warf die deutschen Truppen zwar aus Elsaß hausen, allein nur für kurze Zeit, ein Gegenstoß der 94er mit Unterstützung der Artillerie trieb die Franzosen nicht nur aus Elsaßhausen, sondern noch viel weiter zurück. Jetzt beschloß die französische aus 4 Kürassierregimentern bestehende Kavallerie diviston Bonnemaie sich selbst zu opfern und die allerdings sehr erschöpften deutschen Truppen zum Weichen zu bringen. Sie machte einen Sturmangriff, wurde aber von der deutschen Infanterie mit vernichtendem Schnellfeuer, von der Artillerie mit Granaten und Kartätschen empfangen und völlig kampf unfähig gemacht. Während so der linke Flügel der deutschen Armee immer näher auf Fröschweiler zurückte und das erschöpfte 11. Korps sich durch die württembergische Division verstärkte, war man in der Front und auf dem rechten Flügel den todbringenden Höhen von Fröschweiler nicht sonderlich näher gekommen. Jetzt erschien die 1. bayrische Division und ihr gelang es, wenigstens die Abhänge vor dem Fröschweiler Plateau zu besetzen. Um 3^ Uhr trat ein allgemeiner Gefechtsstillstand ein: die Stille vor dem Sturm. Dann aber leitete die Artillerie die Ent scheidung ein und auf der ganzen deutschen Truppenlinie begann die energische Vorwärtsbewegung. General von Bose, der das 11. Korps persönlich führte, wurde zum zweiten Male schwer verwundet, aber man gewann Terrain und endlich drangen die bunt gemischten Regimenter von Süden her in das Dorf, während von Westen die Württemberger eindrangen. Bald darauf stürmte die 19. Brigade auf der Wörther Straße von Osten in das Dorf und von Norden kamen die Bayern. Zwar gab es noch kurze Gegenwehr der Franzosen in dem brennenden Dorfe, allein schon befand sich der Rest der Mac Mahon'schen Armee auf dem Rückzüge, der bald in wilde Flucht ausartete. Der Sieg war ein glänzender, aber auch theuer erkauft. Die fünfzehnstündige Schlacht hatte den Deutschen 489 Offiziere und 10,153 Mann gekostet, dieFranzosenverloren 20,000Mann, darunter 10,000 Gefangene, 33 Geschütze, 4 Fahnen, 1 Adler. (Fortsetzung folgt.) Wer hat das Geld für den deutsch- franMschen Krieg aufgebracht. Es ist Jedermann bekannt, in wie schamloser Weise durch Schwindel-Gründungen aller Art gewisse Börsenkreise den Milliardensegen nach .dem Kriege von 1870—71 aufzusaugen verstanden zum Schaden des deutschen Vaterlandes und zum Ruin weiter Volkskreise, gerade jener arbeitenden Kreise, die ihr Blut für das neuerstandene Reich darbrachten. Wer aber brachte das zum großen Kriege unentbehrliche Geld auf, als die Regierung die 120 Millionen zur Kriegsführung verlangte? Die vielgerühmte, für die Finanzwirthschaft angeblich so „unent behrliche" Börse, die großen Bankhäuser? Keineswegs. Die „Magdeburger Zeitung" erinnert mit Recht daran, daß die großen Geldinstitute keinen Finger rührten, als es galt, für des angegriffenen Vaterlandes Vertheidigung die nöthigen Geldmittel aufzubringen. Bis zum 4. August waren auf das deutsche Kriegsanlehen nur 3 Millionen gezeichnet, und wir sind über zeugt, daß bei diesen, sowie bei den späteren Zeichnungen im Nominalbetrag von 68,323,000 Mark und einem Kapitalbe trag von 60,124,504 Mark sich auch kein Bankhaus betheiligt hat, und hierfür überlassen wir der „Magdeburger Ztg/ das Wort, welche sagt: „Die großen Finanziers waren an diesem Resultat? so gut wie ganz unschuldig, und nur weil alle Schichten der Bevölkerung, namentlich die kleinen Sparer, freudig an dem patriotischen Werke sich betheiligten, floß überhaupt Geld in die Reichskaffe. Gezeichnet wurden in Berlin von 5542 Zeichnern 21,960,550 Thaler, in Hamburg von 1451 Zeichnern 5,900,000 Thaler, in Breslau von 1093 Zeich nern 3,030,250 Thaler, in Köln von 647 Zeichnern 2,617,600 Thaler, in Frankfurt a. M. von 532 Zeichnern 2,476,300 Thlr., in Leipzig von 971 Zeichnern 1,878,650 Thlr., in Stettin von 1071 Zeichnern 1,765,650 Thaler, in Magde burg von 1118 Zeichnern 1,590,700 Thaler, in Königsberg von 505 Zeichnern 1,433,550 Thaler. An den übrigen Zeich nungsstellen gingen Beiträge unter einer Million ein, an 56 Stellen Summen von über 100,000 Thalern. Das Frank furter Haus Rothschild, das hier für das französische Anlehen Herrn von Bleichröder thätig sein ließ, rührte sich 1870 mit seinen Berliner Agenten gar nicht, ja der Abgeordnete Karl Mayer von Rothschild erschien nicht einmal in der Sitzung des