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Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dv« -Hvilsdniff» Tagrdlait- rricheinl an allrn Werktag«» nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Adhaiung in »er Geschäftsstelle und den Ausgadlst'llem2 RDI. im Monat, bei Zustellung durch die Bote» r,3ll SiM., bei Postbestellung 2 «W. zuzüglich Abtrag. . ,, ,, . gebühr. Einzelnummern smp,g.Aii.P°ftanft°l,-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postd°ienundun,er-Aus. toLgerimd Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeil Be, sramtgen enigegen. ImFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! Kel» Anspruch aus Lieferung »er Jätung »der Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Attzeiornpreis: die 8 gespaltene Naumzeile LV Rpfg., die 1 gespaltene Feite der amtlichen Belicnntrnachurrgen 4S Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachwei ungc^ekiitjr Reichspfenn»-e. Ba.« gesci rredeneErscheinungs- - , :age unv Viatzv-rfchrrftcil werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig:. Anteil», nnnakme bis "orm.lOUHr. -- — -— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatiansprr. eh erlischt, wenn der Beirag Klage eingczogen werden muß oderderAuftraggcber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen nllc Dermttttur.gsfiellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtshaUptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreruamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Mr. 99. — 87 Jahrgang Freitag, de« 27 April 1SL8 Tetegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff ^Dresden Postscheck: Dresden 2640 Pionierarbeit. Die Flüge über den Ozean, ebenso Lindberghs wie die Tat der beiden deutschen Flieger, waren nicht bloß ein sportliches Unternehmen. Sie dienten auch weiler blickenden Zwecken: der Transozeanflugverkehr ist damit in den Bereich der Möglichkeit gerückt und die Flüge haben hierfür die notwendige vorbereitende Pionierarbeit geleistet. Noch steckt freilich alles in den Kinderschuhen. Es ist bekannt, daß der Flug Köhls und Wünfelds vom Norddeutschen Lloyd und von derHapag finan ziert worden ist. Die Lufthansa, also die offizielle Organisation der zusammengefaßten deutschen Fluggesell schaften, war nicht daran beteiligt, will aber auch nicht zurückbleiben; der Flieger Risticz will baldmöglichst den gleichen Versuch machen wie Köhl und Hünefeld. Vor bereitende Studien sind von ihr ja schon im vergangenen Jahr gemacht worden: nur legte man damals das Haupt gewicht auf die sog. südliche Linie, also auf den Versuch, nicht Irland—Neusundland als Zwischenstationen zu nehmen, sondern die Azoren. Daß die deutschen Schifssreedereien sich des Trans- szeauflugverkehrs intensiv annehmen, wird man ihnen alles andere als verdenken können; denn ihre Interessen werden durch ihn sehr stark berührt. Tritt dieser Verkehr erst einmal aus dem Stadium der Versuche heraus, wird sicher und zuverlässig, dann wird er zunächst einmal ein Verkehr für Luxuspassagiere sein. Es ist ja für den, der es sich leisten kann oder für den Zeit — Geld ist, doch ein erheblicher Unterschied, ob er in zwei oder wie bisher erst in acht Tagen von Bremen oder Hamburg nach Newhork zu gelangen vermag. Erfreu licherweise sind aber unsere Reedereien längst nicht mehr in dem Ausmaß auf Riesenluxusdampfer eingestellt wie Vor dem Kriege, sondern pflegen mehr das Massengeschäft der Kajütspassagiere. Aber trotzdem würde ihnen ein Ausfall der Luxuspassagiere sehr unangenehm sein. Außerdem hat man gerade in letzter Zeit auch wieder mit dem Bau von Luxusdampsern begonnen. Das zweite ist die Frage derPostbeförderung, die natürlich den Transozeanflug aus Gründen der Zeit ersparnis weitgehend bevorzugen würde. Dadurch würden die finanziellen Interessen der Schiffsreedereien ganz besonders berührt werden und vielleicht gerade aus diesem Grunde haben schon vor mehreren Jahren Ham burger und Bremer Schissahrtskreise eine Versuchsgesell schaft gegründet zu dem Zweck, seetüchtige Ver kehrsflugzeuge auszuproben und eine entsprechende Organisation vorzubereiten. Man ist auf diesem Wege schon sehr weit gekommen und der Flug der „Bremen" stellt den ersten, also gut vorbereiteten Versuch auf diesem Gebiete dar. Die Lufthansa, die tatsächlich ein Unternehmen des Reiches ist und erhebliche Subventionen erhält, will es sich natürlich auch nicht nehmen lassen, die Trägerin des künftigen Transozeanflugverkchrs zu werden, hat dafür auch schon weitgehend Propaganda gemacht. Aber sie ist längst nicht so weit wie die Reede reien, da ja das eigentliche Feld ihrer Tätigkeit der zwischenstaatliche Verkehr in Europa ist und sie natürlich nicht die weltumspannende Organisation besitzt wie die deutschen Schiffahrtsgesellschaften. Sie würde natürlich jede Ausdehnungsmöglichkeit ihres Verkehrs, die ihr nicht bloß eine eventuelle Erhöhung ihrer Subventionen, vor allem aber sicherlich eine steigende Rentabiltät sichern würde, von Herzen begrüßen und auszunutzen versuchen. So liegt hier vorläufig noch die unerfreuliche Tat sache einer gewissen Rivalität zwischen Ree dereien und Lufthansa vor, allerdings nur vorläufig noch, denn schon haben die Versuche eingesetzt, zwischen beiden Teilen eine Einigung herbeizuführen und den künftigen Transozeanslugverkehr gemeinsam weiter vorzubereiten und dann zu organisieren. Es soll für diesen Zweck eine neue Gesellschaft gegründet werden, an der die Lufthansa und die Reedereien in gleicher Höhe beteiligt sind. Natürlich wäre das im deutschen Interesse durchaus zu begrüßen; es muß der Welt ein so unerfreuliches Schauspiel innendeutscher Revalitäten er spart werden. Das wäre die beste Fortsetzung des ersten deutschen Transozeanfluges. Deutscher Sieg in -er ostoberschlesischen Schulfrage. Entscheidung des Haager Gerichtshofes. In einen» umfangreichen Urteil hat der Ständige Internationale Gerichtshof im Haag seine Entscheidung in der Streitfrage um das Recht der im polnischen Ober- fchlefien wohnenden Deutschen auf ihre Muttersprache ge troffen. Das Urteil bedeutet restlose Anerkennung des deutschen Standpunktes und Abweisung der polnischen Bergewaltignngsversuche. Im juristischen Aufbau weicht der Gerichtshof in einigen Punkten insbesondere insofern von dem deutschen Klageantrag ab, als er die Erklärung der Erziehungs berechtigten gemäß der Genfer Konvention als Erklärung über die sprachliche Zugehörigkeit des Kindes auffaßt. In der praktisch wichtigen Frage, die zur Entstehung des Pro- Jie LzmsliM I« Lake 6t. Wer gelandet Die „Iremen"flieger gestattet. Zwischenlandung in Murray-Bay vorgesehen. Nach einer kanadischen Meldung sind die deutschen Ozeanflieger Köhl und v. Hünefeld und ihr irischer Reisegefährte Fitzmaurice Donnerstag früh 7.45 Uhr amerikanischer Zeit — ungefähr 18.45 Uhr deutscher Zeit — gestartet, mit der Absicht, in der Murray-Bau eine Zwischenlandung vor^unchmsn. Aber nicht mit der „Bremen", wie man bis zuletzt noch hoffen und erwarten konnte, sind die wagemutigen Flieger von Greenly Island abgeflogen, sondern mit dem von Bulchen geführten Ford-Dreimotorenflugzeug, das die Ersatzteile auf die rasch berühmt gewordene Insel gebracht hatte. Es erwies sich wohl als zu schwer, die „Bremen" von dem an der Oberfläche getauten Eis hochznbringen. da sie infolge eines Versehens keine Schneekufen und außerdem einen zu spät festgekteNen Motordrfrkt hatte. Nach der Eis schmelze erst dürfte sie durch einen Dampfer von Greenly Island abgeholt werden können. Die Landung in Lake St Agnes Die Bremenflieger, die heute früh 7.45 Uhr in einem Ford- flugzeug Greenly Island verließen, sind heute nachmittag 3.52 Uhr (21.52 Uhr) deutscher Zeit) in Lake St. Agnes gelandet. Mit dem Eintreffen des Ford-Flugzeuges >n Newyork wird für Freitag abend aerechnet. Die Ozeanflieger haben den Wunsch, an der Beisetzung ihres verstorbenen Kameraden Bennett, die am Sonntag auf dem Helden friedhof in Arlinaton statttinden soll, teilzunebmen. Bennett, der durch seine 1926 mit Byrd durchgeführte Nordpolübersliegung bekannweworden ist, war an Lungenentzündung erkrankt, als er nach Greenly Island fliegen wollte, und iss im Krankenhause zu Quebeck ge storben. Es war nichts unversucht geblieben, was zu seiner Rettung hätte beitragen können, aber guch das Antrvneumonieserum, das ihm Lindbergh im Flugzeug zuführte. vermochte ihm nicht mehr zu helfen. Verschiebung des Newyorkcr Empfanges? Wie der Ausschuß für die Vorbereitungen zum Empfang der Ozegnflieger mitteilt, dürsten die Empfangs feierlichkeiten in Newyork wegen des Ablebens Bennetts verschoben werden. An der Begrüßung auf Mitchellfield dürfte sich aber nichts ändern. In Washington haben inzwischen die Vorsitzenden dös Heeresausschusses des Konqrcsses, Senator Reed lPcnnsylvanien) und das Mitfllied des Repräsentanten hauses James, den Entwurf eines Gesetzes eingebracht, das den Präsidenten ermächtigen soll, der Besatzung der „Bremen" die höchste Auszeichnung für Flugleistnngen, das Fliegerkreuz, zu verleihen. Diese Auszeichnung ist ursprünglich nur für Flieger bestimmt, die dem amerikanischen Heer oder der amerikanischen Marine angehören. Die „Bremen"besatzung an Löbe. Reichstagspräsident Löbe erhielt in Regensburg, wo er in einer Wählerversammlung sprach, vom Postamt >>cs Reichstages nachstehendes Telegramm aus Greenly Island nachgesandt: Bewegten Herzens empfangen wir Ihre uns be sonders hoch erfreuenden Glückwünsche. Seien Sie ver sichert, Herr Präsident, daß es das heißeste Bemühen jedes einzelnen von uns bleiben wird, denJnteressender über alles geliebten Heimat zu dienen in dem Ged guten, Latz Dienst am eigenen Volke Dienst an der Menschheit bedeutet. Das geniale Erzeugnis Professor Junkers', dem wir nächst Gottes Hilfe den Erfolg unseres Fluges verdanken, wird in diesem Sinne jenseits des Ozeans dazu beitragen, dem die Völker näherbringenden Weltslugverkehr neue Kraft zuzuführen. gez. Köhl, Fitzmaurice, Hünefeld." zesses Anlaß gav, bestätigt der Gerichtshof aber in vollem Umfang die erstinstanzliche Entscheidung des Präsidenten Calonder. Weder dürfen Erklärungen über die Zuge hörigkeit zur Minderheit nachgeprüft werden, noch dürfen bei zu den deutschen Schulen angemeldeten Kindern irgend wie und vou irgendwelchen Behörden Sprachprüfun gen vorgenommen werden. Damit wird die polnische Behauptung, daß sogenannte falsche Erklärungen über die Sprache eines Kindes von den Behörden wegen Rechts mißbrauchs nicht anerkannt werden müssen, zurück gewiesen und die Vertragswidrigkeit der von den polnischen Behörden in den Jahren 1926/27 durch geführten allgemeinen Vernehmungen über die Sprache der Kinder und der Erziehungsberechtigten festgestellt. Auch werden sich nach diesem Urteil die zeitweilig vom Völkerbundrat angeordneten Sprachprüfungen der für die deutschen Minderheitsschulen angemeldeten Kinder nicht wiederholen. Briand schwer erkrankt. Befinden besorgniserregend. Die Nachrichten über den Gesundheitszustand des fran zösischen Ministers des Austern, Briand, lauten neuer dings ziemlich ernst, nachdem einige Tage lang die Rede von einer leichten Erkrankung gewesen war. Aristide Briands Grippe hat sich anscheinend zu einer Lungenent zündung entwickelt, als deren Begleiterscheinung heftiges l Klever M) empeute. Dte Parcfer Blatter vescyüsttgen YU schon mit den Folgen einer möglicherweise eintretcnden Katastrophe und stellten Vermutungen auf, wer als neuer Außenminister in Frage käme. Briand, der 1862 geboren ist, war nie von besonders kräftiger Konstitution, obwohl man von ernsteren Leiden nichts gehört hat. Ein Genfer Blatt meldete Donnerstag nis Paris, daß der Gesundheitszustand Briands tat sächlich weit ernster sei, als allgemein angenommen wurde. In der unmittelbaren Umgebung Briands zeige man sich äußerst besorgt. Man rechne damit, daß Briand unbedingt eines längeren Erholungsurlaubs benötige. Inzwischen würde die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten ent weder auf den Ministerpräsidenten Poincarö oder mög licherweise auf Andrä Tardieu übergehen, der bereits seit einiger Zeit in der Bearbeitung außenpolitischer Fragen in den Vordergrund getreten wäre. Tardieu gehört be kanntlich zu einem der Haupturheber und Mitarbeiter an der Ausarbeitung des Versailler Vertrages. Ser Reichshauchalt balanciert. Der Reichstag ist besser als sein Ruf. Es sitzen dort nicht bloß „Diätenempsänger", sondern dort wird strammer gear- seitet, als des Wählers unbeeinflußte Persönlichkeit es sich träumen läßt. In dem allmählich anschwellenden Strom der Wahlbewegung ist cs z. B. fast unbemerkt geblieben, daß ser haushalt des Reiches — trotz Auslösung — doch recht- seitig durchberalen worden ist, was schon in der Geschichte des Reichstages eine ziemliche Seltenheit bedeutet; es Hal sich außerdem vor kurzem herausgcstcllt, daß die Ausgaben des Neichshaushalts durch die Einnahmen gedeckt wer den, und zwar nicht bloß die des ehemaligen Voranschlages, sondern auch jene rund 180 Millionen, die erst noch durch das Notprogramm eingesetzt wurden. Ja, mehr noch: es ist darüber hinaus noch ein Mehrauskommen erzielt wor den, nämlich rund 30 Millionen, wovon die Länder und die Gemeinden etwa die Hälfte erhalten. Trotzdem die Zahlungs- aerpflichtungen aus dem Dawes-Abkommen bekanntlich im laufenden Jahr sehr stark angestiegen waren. Man hatte noch im März d. I. durchaus daran gezweifelt, daß dies möglich sein würde, aber der Retchsfinanzministcr hat mit seiner Voraussage doch recht behalten, daß er die Ge samtausgaben trotz der neuen Verpflichtungen des Nolpro- gramms werde decken können. Wenn damals in der Reichs tagsdebatte auch das überaus richtige Wort siel: „Ich möchte den Finanzministcr sehen, an dem man nichts auszusetzcn Hal." so hat er doch hinsichtlich der Hauptvoraussetzung, unter der er den Reichshaushalt aufstellen ließ, nämlich, daß vorläufig die Reichseinnahmcn durch einen eventuellen Rückgang der Wirtschaftskonjunliur eine erhebliche Einbuße nicht erfahren würden, durchaus und gottlob! recht behalten. Trotzdem hatte man gerade im Jahre 1927/28 recht vorsichtig gerechnet. Es war dem Reichssinanzminister gelungen, die Anforde rungen, die 1926 von den einzelnen Ressorts aessesst vinrfttm