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KWdmfferNMÄ Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 28614 Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 dem Jahre 1Ü41 Erscheint seit 80. ZahrgaNy. Donnerstag den 22. September 1821. Nr. 222. Fnserlwnsp»!« 1 Mr für die S gespaltene Korpudzeile oder deren Raum, Reklame», die rspaMge Korpuszelle r.5v Ml. Lei Wiederbolung und Zahresauftrag enffprcchendsr Preisnachlaß. Bekanntmachungen lm amtlichen Teil Inur von Behörden) dle r gespaltene sorpuszellc Z Mk. Rachweifungs-GebÜhr L0 Pfg. Anzeigenannahme bis vormittags ro Uhr. Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Feder Rabat», anfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezegen werden muß oder der Auftraggeber In Konkurs gerüt. «rfihetnt »glich mit Ausnahme der «ona- und Festtage nachmittags 1 "hr für den A «bstabholung monatlich s.-0 Mk., durch unser- Austräger »ug-tragen in ^r Stadt mon^ ^11durch di. Post bezogen °>"t.I)Lhrlich 1Z.7S Mk. mit Zustestungsgebühr. Ast-P-st^»-n und Postboten sowie »ßwe Austräger und G-schastsst-ste nehmen jederzeit Bestestungen Fm ^a^hä^r Gewal, K ßoustiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« B zUg p s . Diese- Lkait enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrat- zu Wilsdruff, des Forstrentamt- Tharandt »«leger und Drucker: Arthur Zschunke In Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter- Herman« Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Amtlicher Teil. Der nachstehende I. Nachtrag zum Ortsgesetz der Stadt Wilsdruff über die Wahlen von Stadlverordneten vom 2 l. Dezember 1918 wird hiermit veröffentlicht. Wilsdruff, am 20. September 1921. »««« Der Stadtrat. I. Nachtrag zum Ortsgesetz der Stadt Wilsdruff über die Wahle» vo« Stadtverordnete» vom 21. Dezember 1918. 1. - Abschnitt erhält folgende Fassung: Die Wahlen der Stadtverordneten haben an einem Sonntage stattzufinden und sind im November des letzten der Wahlperiode angehörenden Jahres oorzunehmen. 2. Abschnitt O erhält folgende Fassung: Die Stadtverordneten werden in allgemeiner, gleicher, geheimer und direkter Wahl nach dem Grundsätze der Verhältniswahl aut die Dauer von 3 Kalenderjahren gewählt. Nach Ablauf dieser Frist find sämtliche Stadtverordneten durch Neuwahl zu ersetzen. Die Ausscheidenden können sofort wieder gewählt werben. 3. Alle übrigen Bestimmungen des Ortsgesetzes vom 21. Dezember 1918 bleilnn bestehen. Dieser Nachtrag tritt mit seiner Bekanntmachung in Kraft. Wilsdruff, am 25. August 1921. Der Stadtrat. Die Stadtverordneten. I. V. Oberlehrer Kantor Hientzsch, Wehner. 1. Vorsitzender. 2409II6 Genehmigt. Dresden, am 13. September 1921. Ministerium des Innern. Für den Minister (L. S.) gez. Dr. Streit. Auf Blatt 16 des hiesigen Handelsregisters, die offene Handelsgesellschaft in Firma F. W. Krippenstapel betr., ist heute eingetragen worden, dah der Gesellschafter Wilhelm Panl Krippenstapel durch Tod ausgeschiedeu und an seine Stelle dessen Witwe, Lina Elisabeth verw. Krippenstapel geb. Müller in Wilsdruff, als persönlich haftende Gesellschafterin in das Handelsgeschäft eingetreten ist. 167/21 p7,s Amtsgericht Wilsdruff, am 17. September 1921. Sanktionen einverstanden. So wendet sich der „Manchester Guardian" scharf gegen die Beibehaltung der Sanktionen, die von Frankreich gegen Englands Willen ausgeübt wer» den, und führt aus: die Beibehaltung der Sanktionen sei ein Bruch eines vom Obersten Rat gegebenen formellen Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach halbamtlichen Veröffentlichungen begegnen sich die englische und deutsche Regierung in ihrer Auffassung über die Möglichkeit der baldigen Aufhebung der wirtschaftlichen Sank- ? tionen am Rhein. * Herr v. Kahr lehnt in einem Schreiben an den Landes ausschuß der Bayerischen Volkspartei die abermalige Über nahme der MinisterpräsiLentschast ab. * Auf dem Görlitzer sozialdemokratischen Parteitag trat ) Scheidemann für ein Zusammengehen mit der Deutschen Volkspartei bei der Regierungsbildung ein, ebenso andere I ausschlaggebende Redner. S * Eine belgische Quelle will wissen, daß die Beratungen in i der Oberschlesischen Frage auf gutem Wege sind und daß man ! eine Entscheidung noch vor Beendigung der Vollsitzung des Völkerbundes erwarten kann. * In Paris ist ein angeblicher Geheimvertrag zwischen Lloyd George und Clemenceau über die Verteilung der deutschen Zahlungen veröffentlicht worden. * Die Pariser Besprechungen zwischen Polen und Litauen zur Bildung einer Union sind gescheitert. praktische Politik. Von einem keiner bestimmten Parteirichtung dienen den bürgerlichen Politiker der Mitte wird uns geschrieben: Die Vorgänge auf dem sozialdemokratischen Partei tag in Görlitz brauchen nicht überschätzt zu werden. Ihr Hauptmerkmal, die Abwendung von theoretisierenden Strömungen, ist nicht das Ergebnis plötzlicher, unberechen barer Entschlüsse, es ist vielmehr von einer langen Ent wicklung hervorgebracht worden, die bis in den Anfang der Revolution zurückgeht, ja bis in die Kriegszeit, über haupt bis zu dem Augenblick, in dem die Sozialdemokra ten aus einer Partei der reinen Opposition zur Partei der praktischen Mitarbeit am Staat wurden. Insofern also brachte die Abkehr vom Schlagwort, die alle führenden Persönlichkeiten in der Partei forderten, keine Über raschung, sie war nur die formelle Bestätigung einer lange bestehenden Tatsache, und es war eher erstaunlich, daß sie solange auf sich hatte warten lassen. Aber man darf das, was sich in Görlitz abspielt, auch nicht unterschätzen. Seine Bedeutung liegt in der Hauptsache auf dem Gebiet der praktischen Politik, und hier ist ein Ergebnis erzielt, an dessen Herbeiführung seit Wochen und Monaten Politiker verschiedenster Parteien arbeiten: Die Bereitwilligkeit der Sozaldemokratie, sich an der Bildung einer breiten Grund lage für die Reichs- und Landesregierungen zu beteiligen. Die Verbreiterung der Regierungsgrundlage im Reiche war eigentlich nötig seit der Bildung des Kabinetts Wirth, denn es konnte kaum jemals ein Zweifel darüber ! sein, daß die Ausführung der Aufgaben, die sich der ! Reichskanzler gestellt hatte, vorausgesetzt, daß sie überhaupt j möglich war, niemals von einem Kabinett vorgenommen , werden konnte, das mit wechselnden Mehrheiten arbeiten mußte, weil ide Parteien, auf die es sich stützt, nur eine Minderheit im Parlament darftellen. Alle Kreise, die den Wiederaufbau der inneren Verhältnisse des Staates und eine Beruhigung der inner- und außenpolitischen Situation anstrebten, haben seit Monaten daran gearbei tet, die Regierungsgrundlage durch Heranziehung einer weiteren Partei zu verbreitern. Die Deutsche Volks partei ließ wiederholt durch führende Persönlichkeiten darauf Hinweisen, welche Gefahren für die Gestaltung der inneren Zustände zu befürchten feien, wenn man nicht die Parteienzerklüftung beseitige, wenn man die Scheidung des deutschen Volkes in einem nach links und einen nach rechts marschierenden Flügel zulasse. Namhafte Leute bei der Sozialdemokratie stimmten dem zu, andere verharr ten bei dem Beschluß, den im vorigen Jahr ihr Parteitag in Kassel gefaßt Hatte, keinesfalls ein Bündnis mit der Deutschen Volkspartei einzugehen. Diese Lage wird nun allem Anschein nach überwun den werden können. Es wird möalicb sein, weitere und starke Kräfte an der Umgestaltung der Steuergesetzgebung und dem Neubau der wirtschaftlichen Verhältnisse teilneh men zu lassen, nachdem die Sozialdemokratie in Görlitz, woran kaum noch zu zweifeln ist, das Zeichen dazu ge geben hat. Bald nach der Beendigung des Görlitzer Par teitages, am 27. September, wird der Reichstag zusammen- treten und man wird dann, noch vor der Beratung der großen Steuervorlagen, daran gehen können, die Regierung umzugestalten. Freilich werden bei den Verhandlungen über diese Frage noch manche Schwierigkeiten auftreten, denn die Sozialdemokraten haben eine Anzahl Bedingun gen für die Zusammenarbeit aufgestellt und werden natür lich versuchen, eine recht weitherzige Auslegung Vieser Be dingungen zu erreichen und möglichst viel Vorteile zu ge winnen. Aber es ist kaum anzunehmen, daß daran das Zustandekommen einer neuen, erweiterten Regierung scheitern wird. Und wie im Reiche wird es nun auch in Preußen gehen, wo bisher die Lage nur insofern anders war, als hier die Sozialdemokraten außerhalb der Regierung standen und sich wohl an ihr beteiligen woll ten, jedoch nur mit der Bedingung, nicht mit der Deutschen schen Volkspartei in Berührung zu kommen. Man wird auch nach dieser neuesten Entwicklung kei nen Grund zu überschwänglichem Optimismus hinsichtlich der gesamten Gestaltung der inneren und äußeren Ver hältnisse Deutschlands haben. Die ungeheuren Repara- > tionsverpflichtungen, die das Kabinett Wirth übernom men hat, werden auch weiter schwer auf Deutschland lasten. Aber eine leichte Besserung wird doch insofern zu verzeichnen sein, als der Kreis der Parteien, die unter Ausschaltung der Gegensätze zu praktischer Arbeit bereit sind, sich vermehrt hat, und das will bei der allgemeinen Spaltung und Zersplitterung, in der sich das deutsche Volk befindet, immerhin etwas heißen. Die WirtschafissaMmMLi sm Mem. Der gute Wille Deutschlands. Inenglischen Regierungskreisen scheint nach einer Reuterveröffentlichung mit Sicherheit angenommen zu werden, daß die deutsche Negierung die Entscheidung des Obersten Rates, wonach eine Organisation eingerichtet werden soll, um die Gewährung von Einfuhrlizenzen durch Deutschland zu beobachten, loyal anzunehmen beabsichtigt, über die genaue Auslegung dieser Entscheidung sind die Meinungen ziemlich weit auseinandergegangen. Es ist indessen zu hoffen, daß die ganze Frage binnen kurzem geklärt sein wird, und daß die wirtschaftlichen Sanktio nen demzufolge aufgehoben werden. Die einzige noch ausstehende Frage betrifft den Punkt, ob die interalliierte Organisation die Eigenschaft eines Beobachters haben soll, um über die Erteilung von Lizenzen zu Wachen und über jede unbillige unterschiedliche Behandlung an die alliierten Regierungen zum Zwecke einer notwendig werdenden Aktion zu berichten, oder ob sie eine Körperschaft sein soll, die bevollmächtigt ist, gegen die Gewährung von Lizenzen ihr Einspruchsrecht einzulegen. Britische Kreise sind rür die erstgenannte Auffassung. Zu diesem Stimmungsbe- richt wird in einer halbamtlichen deutschen Erklärung be merkt: Diese Reutermeldnng bestätigt das, was bisher über den deutschen Standpunkt in dieser Angelegenheit bekannt geworden ist. Die deutsche Negierung ist bereit, eine Kom mission mitzubilden und anzucrkennen, der es obliegen soll, die sogenannten Diskriminationen zu prüfen, d. h. darüber zu Wachen, daß kein Land gegenüber einem ande ren in der Handhabung der Einfuhrregelung benachteiligt wrrd. Sie wendet sich jedoch — und dieser Standpunkt wird nach dieser Reutermcldung von der englischen Reoie- rung geteilt — gegen jede Erweiterung der Befugnisse der Kommission, in der ein Eingriff in die deutsche Wirt- schastshoheit erblickt werden müßte. In England ist die Öffentlichkeit durchaus nicht mit der ungerechtfertigten Beibehalmng der wirtschaftlichen Versprechens und außerdem ständen die Sicherheiten, die die Sankttonen verlangen, in keinem Verhältnis zu den Kosten, die sie verursachen. Vor allem aber wäre es viel leichter gewesen, sich mtt Deutschland zu einigen. Herr v. Kahr lehni enSgürüg ab. Kandidat für die Ministerpräsidentschaft Herr v. Stingl. Die Entwicklung der bayerischen Angelegenheiten ist nunmehr soweit vorgeschritten, daß eine neuerliche An wartschaft des früheren Ministerpräsidenten v. Kahr nicht mehr jn Frage kommt. Dr. v. Kahr hat ein Schreiben an den Landesausschnß der Bayerischen Volkspartei, der er angehört, gerichtet, in dem es heißt: Die Bayerische Volkspartei hat mich gebeten, mich neuer dings für die bevorstehende Kabinettsbildung als Minister präsidenten dem Landtage zur Wabl zu stellen. Für diesen Ausdruck des Vertrauens danke ich bestens. Unverbrüchlich halte ich an den Grundsätzen der Bayerischen Volkspartei fest. Als neugswählter Ministerpräsident wäre ich wieder in der Zwangslage, mich aus den Boden des Beschlusses des Ständi gen LandMgsausschutes vom 11. lausenden Monats, der mich zum Rücktritt bestimmt hat, zu stellen. Ich könnte dies auch heute mit meiner grundsätzlichen Auffassung über Vas Ver hältnis des Reiches zu den Einzel st aalen nicht vereinbaren. Aus diesem Grunde sehe ich mich leider nicht in der Lage, das Anerbieten der Bayerischen Volkspartei anzu nehmen. Neben anderen Namen für die Nachfolgerschaft wird nunmehr in erster Linie der Staatssekretär im Reichspost amt, Stingl, genannt, der ebenfalls der Bayerischen Volkspartei angehört. Stingl war vor seiner Übernahme in den Reichs'dienst Oberpostdirektor in Landshut und als Oberrcgiernngsrat Letter der Personalabteilung des baye rischen Verkehrsministeriums. Die Weismannschen Enthüllungen. Wie man neuerdings aus parlamentarischen Kreisen erfährt, hat die bayerische Negierung keine offizielle An frage wegen der Amtshandlungen des Staatskommissars Weismann in Bayern an das preußische Kabinett gerichtet. Die preußische Regierung hat sich vielmehr aus eigenem Entschluß mit der Angelegenheit befaßt. Sie hat außer dem das ihr vorliegende Material über die in Bayenr ge troffenen Feststellungen dem Münchener Kabinett amtlich übermittelt. Im übrigen werden die Verhandlungen zwischen Berlin und München andauernd weitergeführt, und man hofft nach dem jetzigen Stand der Dinge) beson ders unter Berücksichtigung des ausdrücklichen Verzichts Kahrs auf eine Wiederwahl, baldigst eine Verständigung herbeigeführt zu sehen. Verurteilung eines bayerischen Abgeordneten. Vor dem Volksgericht München fand die Verhandlung gegen den Abgeordneten Fischer (Nürnberg) von der Un abhängigen sozialdemokratischen Partei statt, der sich we gen Hochverrats zu verautworten hatte. Es handelt sich um die von Fischer in München am 8. September gehaltene Versammlungsrede zugunsten einer selbständigen nord- bayerischen Republik. Das Urteil lautete „wegen öffent licher Aufforderung zum Hochverrat" auf ein Jahr drei Monate Festungshaft unter Anrechnung einer Woche der Untersuchungshaft. Die Verurteilung ist eine Folge- wirknng des zurzeit noch in Bayern bestehenden Aus nahmezustandes. Clemenceaus GeheLmverirag. »Verhängnisvoll und verbrecherisch.* Der Pariser „Matin" veröffentlicht den Text eines Geheimvertrages, der im Dezember 1919. zwischen Cle menceau und Lloyd George abgeschlossen worden sein soll