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Amts- und Anzeigeblatt für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung M 14» 188» Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement viertelt, l M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,8. Aahrgan,. Dienstag, den 17. Dezember Aagesgeschichte. — Deutschland. Der drohende Gruben arbeiterstreik in Westfalen scheint durch Nach giebigkeit der Verwaltungen und durch die wohlwol lende Vermittlung der Behörden abgewendet zu sein. Im Saarrevier aber hat am Mittwoch eine geheime Bergarbeiterversammlung stattgefunden, in welcher für Donnerstag der Streik beschlossen wurde, der an jenem Tage auch in zwei fiskalischen Gruben in der That ausbrach. Hoffentlich gelingt es den Behörden, welche auch hier sich nach dieser Richtung sehr thätig zeigen, einen Ausgleich herbeizuführen. Wie verlau tet, soll der Minister des Innern alle Polizeibehörden des Kohlenreviers angewiesen haben, eine öffentliche Bekanntmachung zu erlassen, worin die Arbeiter da rauf hingcwiesen werden, vaß nach dem jüngsten ReichsgerichtSerkenntniß die öffentliche Aufforderung zum Vertragsbruch, also jede sofortige Arbeitsnieder legung, strafbar sei. — Essen. Die am Sonntag hier abgehaltene Bergarbeiter-Versammlung hat beschlossen, mit Rücksicht auf die Unterstützung, welche die Staats regierung den Bergarbeitern entgegengebracht hat, ferner mit Rücksicht darauf, daß zunächst abgcwartet werden muß, ob die den Arbeitern gegebenen Ver sprechungen erfüllt und gehalten werden, zur Zeit von einem Ausstande abzusehen und eine friedliche Halt ung zu bewahren. — Nach einer Meldung der „Volkszeitung" aus Saarbrücken erhielt die Berglcutedeputation gestern vom Oberpräsidenten den Bescheid, nach Ver einbarung mit dem Berghauptmann sei die neunstün dige Schicht gewährt, die unbestraften abgelegten Berg leute werden angelegt und die bestraften sollen nach der Haft wegen Arbeit anfragen. Auskömmliche Löhne sind zugesichert. — Berlin. Nach Angabe Professor LeydenS ist momentan mehr als ein Drittel der Bevölkerung an der Influenza erkrankt. Die neueste Nummer der klinischen Wochenschrift bemerkt, das Auftreten der Seuche in Berlin sei nicht mehr abzuleugnen, die wahre Ausbreitung aber schwer zu ermitteln. Ueber weitere Erkrankungsfälle wird ge meldet: Potsdam, 13. Dezember. Die Influenza ist nun auch in Potsdam aufgetreten und zwar unter den Mannschaften und Offizieren de« Leib-Garde- Husarcn-Regiments. — Auch in Spandau haben viele Erkrankungen stattgefunden. — Leipzig, den 13. Dezember. Auch hier sind schon einzelne Fälle von Influenza beobachtet worden, doch tritt die Krank heit noch in milder Form und sporadisch auf. — Auch in Freiberg i. Sachsen ist die Influenza ausge treten und zwar unter der dortigen Garnison. — Budapest, 14. Dezember. In hiesiger Franz Jo seph-Kaserne sind 65 Pferde an der Influenza erkrankt. — Die Influenza oder Grippe kam während des russisch-polnischen Krieges Anfangs der 30er Jahre durch die Russen nach Mitteleuropa und machte auch 1835 Dresden einen Besuch, so daß nicht bloS Hunderte, sondern Tausende von ihr heim gesucht wurden; hauptsächlich wurden Schulen, Pen- sionate betroffen. Im Seminar zu Friedrichstadt, wo sich eines Montags Abend» erst 6 bis 8 Semi naristen krank gemeldet hatten, war die Zahl am anderen Morgen bis aufs Dreifache gestiegen und schon Nachmittags mußte der ganze Unterricht ge schlossen und auf die schleunige Etablirung von Kranken zimmern Bedacht genommen werde». Die Grippe stellte sich mit Mattigkeit und Schmerzen in den Augen ein, worauf bald Schüttelfrost und Einge nommenheit des Kopfes folgte. Fieber und Appetit losigkeit dauerten einige Tage. Nach etwa 8—10 Tagen war der Anfall überwunden. Der AnstaltS- doktor behandelte alle summarisch, zuerst verordnete er Wiener Latwerge und dann bis zum Schluß Hafer suppe. Jetzt ist man immer noch nicht klar, wodurch der AnsteckungSstoff sich weiter verbreitet. Damals war man schnell mit der Erklärung fertig: durch die Schnupftücher geschehe die Ansteckung! Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Beini Kaiserl. Postamt werden die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum am Sonntag den 22. Dezember und am 1. Weih nachtsfeiertage wie an den Wochentagen abgehalten. Jedoch findet während derjenige» Stunden, an welchen Sonntags der Dienst für gewöhnlich ruht, nur die Annahme und Ausgabe von Packeten statt. Die Packetbestellung wird an beiden Tagen wie an Wochen tagen ausgeführt. — Schönheide. Am vergangenen Sonntag wurde der Predigtamtskandidat Herr Schreiber aus Kamenz durch Herrn Superintendent Noth als Dia- konus von Schönheide feierlich in sein Amt einge wiesen. Nach erfolgter Ordination hielt Herr Schrei ber seine Antrittspredigt. Er sprach über die Stelle aus dem Römerbricfe, Kap. I, 16 und zwar nach folgender Disposition: Das Evangelium ist eine Kraft Gottes. I. Es stärkt uns in unserm Be- kenntniß zum Herrn; 2. es verbürgt uns das Heil unserer Seele. Die Predigt kann sowohl in Bezug auf die Form als auch auf den Inhalt als eine wohlgelungcne bezeichnet werden. Herr Schreiber, der über eine wohlklingende, deutlich vernehmbare Sprache verfügt, redete in gewandter und zugleich einfacher und ergreifender Weise zu den Zuhörern, von denen wohl keiner unerbant die Kirche verließ. — Unser diesjähriger Weihnachtsmarkt, von überaus schönem Wetter begünstigt, war so gut besucht, wie es seit Jahren nicht der Fall gewesen ist. Alle Ver käufer haben in Felge dessen auch sehr gute Geschäfte gemacht, und man bemerkte unter den am Sonnabend wieder abreisenden Handelsleuten nur fröhliche Ge sichter. — Dresden. Am Freitag ist im großen Schloß hofe des Residenzschlosses am Gebäude des Oberhof marschallamts die aus der Kunstgießerei von Pirner u. Franz hier hervorgegangene, 13 Ctr. schwere Bronze tafel, welche die sächs. Gewerbevereine dieses Jahr zur Wettinseier Ihren Königl. Majestäten widmeten, angebracht worden. Dieselbe hat folgende Inschrift: „Zur Erinnerung an die 800jährige Jubelfeier des Hauses Wertin widmen Sr. Maj. dem König Albert als Ausdruck ehrerbietigsten Dankes für die immerdar gewährte allcrgnädigste Förderung des sächs. Gewer bes diese Gedenktafel die Gewerbe- und Handwerker vereine Sachsens". Da« mit den Jahreszahlen 1089 und 1889 geschmückte Kunstwerk lobt seine Meister. — DaS Stadtverordnetenkollegium in Lausigk befaßte sich in seiner letzten Sitzung mit einer zahl reiche Unterschriften tragenden Petition um Einführ ung einer offiziellen Brottaxe und beschloß, die Nothwendigkeit derselben anerkennend, sie einzuführen. Die Bäcker-Innung hat ihren auf Erhöhung des Preises einzelner Weißwaaren hinzielcnden Beschluß wieder rückgängig gemacht und verabfolgt die Bröt chen nach dem früheren Preise. — Dem Direktor der Bürgerschule in Oederan ging aus Amerika folgender Brief zu: Hochgeehrter Herr Direktor! Beifolgender Wechsel von 100 Mark ist mein redlich ersparte« WirthschaftSgeld, mit welchem ich mir meine besondere kleine Weihnachtsfreude be reiten wollte. Würden Sie, geehrter Herr, die kleine Summe wohl am letzten Schultage vor Weihnachten an 20 der ärmsten, aber gutgesittetcn Schulkinder vertheilen, so daß jede- der 20 Kinder seiner Mutter fünf Mark für den Weihnachtsabend mit heimnehmen kann? Auch ich war einst ein armes Kind und habe selten ein fröhliches Weihnachten feiern dürfen. Es würde zum Weihnachts-Heiligenabend ein beglückendes Gefühl für mich sein, zu wissen, daß 20 Kinderherzen fröhlicher dem Feste entgegenschlagen und da und dort ein sorgenvolle« Mutterauge, von dem ewigen Liebes- und Weihnachtsscheine berührt, Heller auf leuchtete. Meinen Namen bitte ich herzlich zu ver schweigen, und nun nehmen Sie, geehrter Herr Di rektor, im Voraus noch meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Bemühung." — In zwei der jüngst vergangenen Nächte war in Oberrabenstein bei einem Schankwirth und dessen Nachbar in da» Schlachthaus, in den Pferde stall und den Verkauisladen bez. die Wohnung ein- gebrochen worden. Der Dieb hatte überall auf Fleisch gefahndet und auch ziemlich viel sortgeschleppt. Der ganze Ort gerieth über die Anwesenheit eines so gemeingefährlichen Spitzbuben in Aufregung. Der Gendarmerie gelang es aber alsbald den Bösewicht zu entdecken, der auch seiner Festnahme nicht im Mindesten widersprach. Er war nämlich — ein großer Hund, dessen Herr bei dem Schankwirth wohnt. Um in den Pferbestall zu gelangen, hat dieses Thier die Fensterrahmen zersresfen, hierbei die Scheiben eingedrückt und sich beim Durchkriechen durch die ent standene Oeffnung am Bein verletzt. Von dieser Verwundung rührten auch die im Verkaufsladen und auf der Straße vorgefundenen starken Blutspuren her. Taaes - Gedenkblätter fürs Wettiner Jubeljahr 1889. Dezember. «Nachdruck vrrboKn.I 17. 1715. Die schwedische Festung Stralsund, welche von den Sachsen unter General Wackerbarth belagert wurde, kapitulirt. 1783. Kursürst Friedrich Christian gestorben; er tvard ge boren 5. 9. 1722. 1864. Tagesbefehl des Königs Johann an die aus Holstein zurückkehrenden sächs. Truppen. 18.1769. Christian Fürchtegott Gellert gestorben. 1807. Musterung der sächs. Truppen in Warschau durch ihren König. 1870. Kriegsrath im Hauptquartier des Prinzen Georg von Sachsen zu Le Bert galant der leitenden Ar tillerie- und Ingenieur-Offiziere betr. Beschießung des Mont Avron. 19.1870. Major Klemm vom XII. Armeekorps beginnt vor Paris mit den Pioniren des Garde- IV. und XII. Corps den Bau der Batterien zur Beschießung des Mont Avron. 20.1552. Luthers Wittwe gestorben zu Torgau, wohin sie sich aus Wittenberg vor der Pest geflüchtet hatte, in den ärmlichsten Verhältnissen; um leben zu können, war sie gezwungen gewesen, Kostgänger zu nehmen. 1577. Stille Beerdigung von Anna, der unglücklichen einzigen Tochter des Kurfürsten Moritz im Dome zu Meißen; sie war am 18. 12. in Dresden gestorben und vermählt gewesen mit Wilhelm von Nassau, Prinz von Oranien, dem sie den berühmten Feld herrn Moritz von Oranien geboren hatte. 1743. Sachsen schließt mit der Kaiserin Maria Theresia ein Bündniß gegen Friedrich II. 1806. Hofsourier Kühne in alter Heroldstracht reitet in großem Zuge durch die Straßen von Dresden und rüst aus, daß Sachsen fortan ein Königreich sei. IW Kanonenschüsse, das Läuten sämmtlicher Glocken nebst nächtlicher Illumination feiern das neugeborene Königthum. 21.1739. Der erste sächs. Generalstabsmedikus v. Hosmann wird angestellt: er starb 1746. 1870. König Wilhelm von Preußen verleiht dein Kron prinzen Albert von Sachsen das Eichenlaub zum Orden paur le merite, den er sich 1849 bei Düppel erworben, sür das von der Maasarmee siegreich abgewiesene Ausfallgesecht von Le Bourget. 22. 1530. Vorberathung der Evangelischen in Schmalkalden zu den. Vertheidigungsbllndniß, das 3 Monate später zu Stande kam. 1763. Prinzregent Xaver versüßt die Aufhebung der Ver pachtung der Generalaccise. 23. 1750. Friedrich August der Gerechte zu Dresden geboren. 1863. Die sächs. Truppen überschreiten die Grenz- de« damals in dänischem Besitze befindlichen Herzog- thums Lauenburg. Wärterhaus Nr. 9. Eine Weihnachtsgeschichte aus dem Verkehrsleben v. Th. Schmidt. (3. Fortsetzung.) Wie ganz anders sah cs in diesem Jahre in dem kleinen Wärterhause ans, als in dem vorhergehenden. Mit jeder Strophe der vielen von der Mutter ge lernten Weihnachtslieder, die Fritz und Conrad seit Wochen schon täglich sangen, rissen sie unbewußt eine Wunde im Herzen der armen Frau auf. Wie oft zuckte ihr Mund im herbsten schmerz, wenn die Kleinen sich am Morgen im Bette erhoben und neu gierig in ihre Schuhe guckten, die sie beim Zubett gehen auf das Fensterbrett gestellt hatten, damit da- Christkindchen sür sie da etwas hineinlegen sollte, die sie dann aber — o Täuschung — jedes Mal leer fanden, während in den Vorjahren vom Christkindchen immer etwas über Nacht dahineingelegt worden war, sei es eine Nuß, einen Apfel oder sonst etwa« für da» Naschmäulchcn. Die enttäuschten Gesichier ler