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Amts- Nil AlWUMtt für den Lefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Htmgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Letrgr.-Adrestr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2lll. .4? 122 1S«V 53. Jahrgang. — Donnerstag, den 18. Oktober Aechte Spitzen, vom Königlich Sachs. Ministerium des Innern auf Wunsch zur Verfügung gestellt, sind in der öffentlichen Vorbildersammlung der hiesigen Zweigabteilung der Königlichen Kunstschule für Textilindustrie Plauen von heute bis nur 12. November ausgestellt. Die Arbeiten, die bis Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreichen, sind außerordentlich interessant und gewähren einen vollständigen Ueberblick von der Entstehung bis zur höchsten Kunstleistung der Nadel- und Klöppelspitze. Die Vorbildersammlung ist für jedermann geöffnet. ILiivI««!. Ium 75. Heöurtstage wett. Kaiser Iriedrichs. 1831 — 18. Oktober — 1908. Dem Helden gilt's, der kühn das Schwert geschwungen Und Deutschlands Einheit freudig mit erbaut, Der von des Sieges Lorbeerkranz umschlungen Jn'S Land der Zukunft freudig hat geschaut! Er, der vor Wörth und Weißenburg gestanden Von der Kanonen Wutgebrüll umdräut. Den man geliebt, geehrt in deutschen Landen Ihm gilt es heut! Dem Fürsten gilt's, der früh in's Grab gegangen. Dem Kaiser, der den Frieden sich erkor . . . Er ging von uns ... Die Totenglocken klangen, Und um die Träume spann der Trauerflor. Und alle Hoffnungen, — sie welkten müde Im klagend dumpfen, bangen Grabgeläut . . . Dem, dessen Angedenken lebt im Liede, Ihm gilt es heut! Dem Dulder gilt es, der in bangen Schmerzen Gelitten hat, eh' ihn der Tod befreit! — Dem Menschen gilt es, dem die Menschenherzen Entgegenflogen voll von Freudigkeit! Den uns das Schicksal nahm, das kalte, rohe. Das mitleidslos vor keiner Tat sich scheut, — Der unS das Sinnbild war für alles Hohe, Ihm gilt es heut! Dem Vorbild gilt's für edle Menschentugend, Die er gepflegt mit Liebe und Bedacht! Dem Recken gilt's, der wie in ständ'ger Jugend Nahm Sieg und Preis und Ruhm in Kampf und Schlacht. Ihm gilt es, den noch heut mit lauten Schlägen Das treue Herz zu achten uns gebeut. Das wie in Sehnsucht sich ihm drängt entgegen. . . Ihm gilt es heut! Du bist nicht mehr, daß wir der Liebe Reiser Dir flechten können um das hohe Haupt! Du gingst von uns, du edler Friedenskaiser! Ein tückisch Schicksal hat dich uns geraubt! Wir aber denken dein in alter Treue Die auf dein Grab dir Liebesrosen streut, Daß sich im Tode noch dein Herz dran freue. Dir gilt es heut! Dir gilt es heut! Und deinem Angedenken Pocht heute jede Brust mit lautem Schlag! In unsre Seelen soll dein Bild sich senken. Daß wir es schauen vor uns Tag für Tag! Du gingst von uns! Wir mochten nicht zu halten Den Scheidenden, defs' Lächeln uns erfreut! Nein, uns're Lieb' zu dir wird nie erkalten! Dir gilt es heut! Wenn der heutige Tag seine Augen erhebt, dann geden ken wir in stiller Demut dessen, den Gottes unerforschlicher Ratschluß leider allzufrüh vom Throne seiner Väter gerufen. Sein ganzes deutsches Volk hätte ihm froh und freudig ent gegen gejubelt. Allein er weilt nicht mehr unter den Leben den. Deutschlands Kaiser Friedrich schläft nun schon bereits mehr denn 18 Jahre den ewigen Schlaf. Nur mit hoffnungs vollem Gedenken können wir daher heute den Geburtstag des Unvergeßlichen begehen. Der Herbst schmückt draußen die Welt mit seinen bunten Kränzen. Stoch einmal flammt in farbenfreudigen Bildern der scheidende Sommer auf. Es ist, als schmücke sich die Natur dem lieben Toten zu Ehren. Seinen Geburtstag gilt es heute zu begehen, den alle liebten, der sich einer Volks tümlichkeit erfreute, wie sich solcher nur selten ein Monarch rühmen kann. In zahlreichen Liedern und Redensarten gipfelte diese Popularität. Als einen markanten Beweis hierfür setzen wir die allbekannten folgenden Zeilen hierher: Wilhelm spricht mit Molkt' und Roone, Und spricht dann mit seinem Sohne: Fritz geh' hin und haue ihm! Fritze ohne lang zu feuern. Nimmt sich Preußen, Schwaben, Bayern Und geht hin und hauet ihm . . . Unser Kronprinz, der heißt Fritze Und er fährt gleich einem Blitze Unter die Franzosenbrut. Und ob wir unS gut geschlagen, Weißenburg und Wörth kann's sagen. Denn wir schrieben dort mit Blut. Am 18. Oktober 1831 wurde im neuen Palais zu Potsdam dem damaligen Prinzen Wilhelm ein Sohn gebo ren, der in der Taufe den Namen Friedrich Wilhelm Niko laus Karl erhielt. Dem jungen Prinzen ward eine ausgesucht sorgfältige Erziehung zu teil. Wie alle preußischen Prinzen ward auch er früh ins Heer eingereiht und erklomm eine militärische Rangstufe nach der anderen. Am 2b. Januar 18b8 vermählte er sich mit der Prinzeß Royal von England, Vik toria Adelheid Marie Luise, mit der er eine der glücklichsten Ehen führte, die je in Fürstenhäusern gelebt wurden. Eine ganze Reihe blühender Kinder entsproß dieser Ehe. Als Staatsmann und als Soldat erwarb sich .unser Kronprinz' — wie ihn das Volk gern nannte — viele Ver dienste. In den Kriegen gegen Dänemark, Oesterreich und Frankreich glänzt sein Name an erster Stelle. Auf zahlreichen Reisen ins Ausland wußte er durch die Liebenswürdigkeit seines persönlichen Auftretens alle Herzen zu gewinnen, und so Deutschlands Ansehen gewaltig zu heben. Allein auch ihm lächelte nicht auf die Dauer die Sonne eines ungetrüb ten Menschenschicksals. Schon im Jahre 1887 setzte die furchtbare Krankheit ein, die seinem Leben, nachdem er wenige Wochen die deutsche Kaiserkrone getragen, am 1b. Juni 1888 ein Ende machte. Wir aber gedenken des geliebten Toten heute an seinem 7b. Geburtstage mit warmem, treuem Herzen. Uns starb der Unvergeßliche nicht. Seine Lichtgestalt um schwebt uns für und für! Tagesgeschichte. — Deutschland. Am hundertsten Jahrestage fan den auf beiden Schlachtfeldern Gedenkfeiern bei Jena und Auerstedt statt. In Vierzehnheiligen wurde im Beisein des Großherzogs von Sachsen, des Herzogs Albrecht von Württemberg, des Erbprinzen von Meiningen die Ein weihung des Grabdenkmals für die 1806 in der Schlacht bei Jena Gefallenen feierlich vollzogen. Die Denkmalswcihrede hielt Ortspfarrer Starkloff. Generalfeldmarschall Graf Häse- ler hielt als Vertreter des Kaisers eine Ansprache und gab dann Befehl zur Enthüllung des Denkmals, an dem er einen Eichenkranz des Kaisers niederlegte. Die Feier der Enthüll ung des Denkmals für die im Jahre 1806 bei Auerstedt Gefallenen begann mit einer Vorfeier am Denkmal des Her zogs von Braunschweig für die Kriegervereine der Umgegend. Der Rektor der Fürstenschule in Pforta Geh. Regierungsrat Prof. vr. Muff hielt eine Ansprache am Denkmal des Her zogs von Braunschweig. Major von Weller in Kösen legte darauf im Namen des verstorbenen Regenten von Braun schweig, Prinzen Albrecht von Preußen, der dies noch vor seinem Tode angeordnet hatte, einen Lorberrkranz in den braunschweigischen Farben am Denkmal nieder. Dann be gann die eigentliche Trauerfeier mit einem Feldgottesdienst hinter dem Friedhof, auf dem das neue Denkmal errichtet ist. Generalfeldmarschall von Hahnke sprach den Versammelten die Grüße und den Dank des Kaisers für die Errichtung des Denkmals und die patriotische Feier aus und legte darauf im Namen des Monarchen einen prächtigen Lorbeerkranz am Denkmal nieder. — In Essen hat am Montag unter Teilnahme des Kaisers die Hochzeitsfeier im Hause Krupp stattgefunden. Bei der Hochzeitstafel hielt der Kaiser eine überaus warm gehaltene, von Herzen kommende und zu Herzen gehende Rede. — Millionenstiftung der Familie Krupp. Am Hochzeitstage in der Familie Krupp haben der Gemahl der ältesten Tochter Alfred Krupps, Herr von Bohlen, und Frau Berta von Bohlen, geborene Krupp, für den Invaliden fonds der Kruppschen Arbeiterschaft eine Million Mark ge stiftet. Auch die verwitwete Frau Krupp hat aus Anlaß der Hochzeit ihrer Tochter eine Million Mark für eine Stiftung bestimmt, die der Wohnungsfürsorge für die minderbemittelten Klassen dienen soll; gleichzeitig Hal sie für diesen Zweck ein Baugelände von etwa 50 Hektar zur Verfügung gestellt. — Die Veröffentlichung der Memoiren des Für - sten H o h e n l o h e hat ein Opfer gefordert. Augenschein lich auf direkte Veranlassung des Kaisers hat der Bezirks präsident von Kolmar, Prinz Alexander zu Hohenlohe, sein Entlassungsgesuch eingereicht, nachdem er Sonntag in Hom burg eine längere Unterredung mit den: Reichskanzler gehabt hatte. — Gegenüber einer auch von uns wiedergegebenen Aus lassung der »Berl. Pol. Nachr.', in der es hieß, daß ange sichts der herrschenden Fleischteuerung wenigstens eine teilweise Oeffnung der Grenzen erwogen werde, wird dem »Berl. Lok.-Anz." von unterrichteter Seite mirge- teilt, daß an maßgebenden Stellen von derartigen Absichten nichts bekannt sei. Richtig sti, daß die Lage des Vieh- und Fleischmarktes Gegenstand beständiger Beobachtungen ist. Daß an diese Beobacktunyen sich auch diese oder jene Erwäyungen sich anknüpfen, sei natürlich. Aber sie haben sich keineswegs in der Richtung einer Oeffnung der Grenzen bewegt. — Die »Kölnische Zeitung' fordert an leitender Stelle unter der Ueberschrift »Ein Vorschlag zur Fleisch no t' die Regierung zur Grenzöffnung und vornehmlich zur Gestattung der Einfuhr gefrorenen Rind- und Hammel fleisches von Australien und Neuseeland auf. Der Vorwand, daß durch die Oeffnung der Grenzen bei der Einfuhr leben den Viehes Viehseuchen eingeschleppt werden, kann ernstlich nicht mehr gelten. Die kontingentierte Schweine-Einfuhr Oberschlesiens beweise im Kleinen, was im Großen durchführ bar sei, daß wir in unseren veterinär-polizeilichen Vorschriften ein vollkommen ausreichendes Vorbeugungsmittel gegen Seuchengefahr haben. Den zweiten Einwand gegen die Grenzöffnung, daß dadurch die Preise nicht fallen würden, widerlegen die wesentlich niedrigeren Vieh- und Fleisch notierungen der auswärtigen Märkte. Das Blatt sagt, beides ist unterlassen worden aus Furcht vor dem ohrenbe täubenden Geschrei der Agrarier. Unsere politischen Nerven müssen dies zu ertragen suchen. Die Regierung müsse sich entschließen, der deutschen Bevölkerung die Fleischnot zu mildern, damit das Volk von den tiefgreifenden, bis in die Schichten des Mittelstandes empfindlich fühlbar werdenden Schwierigkeiten der Ernährung und von der politischen Ver bitterung befreit wird, die aus dem Gefühl der ungerechten, bisher durch keine Notrufe zu beseitigenden Bedrückung des Volkes zugunsten einer Berufsklasse zunehmend emporwächst, und die nachgerade eine Verallgemeinerung erreicht habe, daß man dreist behaupten kann, daß die Sozialdemokratie viel leicht noch nie einen so üppig blühenden Weizen auf ihren Feldern gesehen habe wie gegenwärtig. Die Einfuhr austra lischen Fleisches könne als Lockmittel für Australien gelten, dieses Land zu veranlassen, dadurch die von ihm eingeführte Zollbeschränkung zugunsten der deutschen Waren aufzuheben. — Zur Frage der Fleischteuerung und Oeff nung der Grenzen ist der wichtige und bedauerliche Umstand nicht aus dem Auge zu lassen, daß sowohl Rußland wie Oester reich für die Schweine-Einfuhr nicht in Betracht kommen: beide Länder sind an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gelangt und vermögen nicht einmal das ihnen durch den neuen Zolltarif gewährte erhöhte Kontingent von Schweinen einzuführen. Rußland hat das Recht einer jährlichen Einfuhr von 130000 Stück Schweinen, Oesterreich von 80000. Rußland hat sein Recht vom 1. März d. I. ab aber nur zu ,z ausgenützt, Oesterreich in einem kaum der Erwähnung werten Grade; es führte nämlich nur 1524 Stück bis zum ersten August ein, während ihm die Einfuhr für diese Zeit von 40000 Stück sreistand. — Deutschland kann somit nur auf Holland und Dänemark zurückgreifen. Die mögliche Ausfuhr dieser beiden Länder wird schwerlich von solcher Bedeutung sein, daß sie einen nennenswerten Einfluß auf die Fleischpreisbildung in Deutschland auszuüben vermöchte. — England steht im Kriegss chiffsb au der Welt doch noch an der Spitze. Es baut die größten, am stärksten bewaffneten und vie schnellsten Schiffe. Wie niemand die enorme Macht des Jnselreiches zur See bestreiten kann, so kann auch nicht daran gezweifelt werden, daß England im Kriegsschiffsbau wieder einmal allen Seestaaten voraus ist. Die jüngsten Meldungen über die Probefahrten des Linien schiffes „Dreadnought" und die im Bau befindlichen Panzer kreuzer beweisen es deutlich. Englands erstes Linienschiff von 18000 Tonnen ist fertig und hat mit Hilfe der Turbinen es auf eine Fahrgeschwindigkeit von 22,4 Seemeilen gebracht. Seine neuen Panzerkreuzer werden 17 250 Tonnen groß und sollen eine Fahrgeschwindigkeit von 25 Seemeilen erreichen. Wie steht es nun mit den deutschen Schiffen? Die ersten beiden 18000 Tonnen-Schiffe können frühestens im Jahre 1900 fertig sein, sie haben keine Turbinen und sicher nicht die große Fahrgeschwindigkeit der englischen Schiffe. Nach drei Jahren wird auch ein Panzerkreuzer von 15000 Tonnen bereit stehen, mit einer viel geringeren Schnelligkeit. Nicht mit Unrecht wird zwar daraus hingewiesen, daß die Probe- fahrlsbedinyungen in England viel leichter seien als bei uns und daß me Ergebnisse der Probefahrten dort kein zuver lässiges Bild über die dauernde Schnelligkettsleistung bieten. Das ist richtig, aber nicht allein entscheidend. Wenn man selbst 2 Seemeilen abzieht, so bleibt die Ueberlegenheit der englischen Schiffe dennoch bestehen. Die Größe mögen wir im Linienschiffsbau erreichen, im Panzerkreuzerbau können wir es nicht. Die Armierung wird nach allem, was man bisher gehört hat, nicht so stark, wie die der englischen Schiffe. Mit Turbinen machen wir seit Jahren Versuche an Torpedo booten und kleinen Kreuzern. England gibt seinen besten und größten Schiffen der Flotte Turbinen. In jeder Beziehung steht England obenan. Dort hat man nach reiflicher Ueber- legung einen ganzen Schritt vorwärts getan und der Welt von neuem bewiesen, wie man bahnbrechend vorgeht. Wir handeln unter einem gewissen finanziellen Zwang, der uns schon früher recht teuer geworden ist. Geraoe deshalb, weil wir nicht daran denken können, uns eine so mächtige Flotte zu bauen wie England sie besitzt, müssen wir alle Kräfte an- ipannen, um die besten Kriegsschiffe zu besitzen. Wir kommen l ins Hintertreffen, wenn wir die gewaltigen Fortschritte des