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Erscheint wöchentlich drei Mal undgzwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. lirronnmoronän. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit iS Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Donnerstag, den 2V. Mai 1880. 5. Jahrg. ^öffentliche Sitzung -es Stu-tgemein-eraths zu Zwönitz Freitag, den 21. Mai o., Nachmittags 6 Uhr, im Verhandlungssaale des Rathhauses. Die rückständigen Communalanlagen, Feldpachtgelder re. sind nunmehr bis zum 22. Mai 1»S0 anher zu bezahlen; nach Ablauf dieser Frist wird dem Stadtgemeinderathsbeschlusse gemäß gegen die Restanten Zwangsvollstreckung herbei- geführt beziehentlich Klage angestellt werden. Elterlein, am 12. Alai 1880. Der Stadtrat h. Heinze. Tagesgeschichte. Deutschland. Die osficiöse „Nordd. Allgem. Ztg." läßt in einem Artikel über die vergangene Reichstagssession die Möglichkeit durchscheinen, daß der Reichstag aufgelöst werde. — Bezüglich des Völk'schen Antrages, die BeschlußfühigkeitSziffer des Reichstages herab zusetzen, verlautet, daß Fürst Bismarck beabsichtigt, in diesem Sinne legislatorisch vorzugehen. Daß sich im Reichstage eine Majorität für eine dem entsprechende Vorlage finden wird, ist nach der Stell ung der Parteien, wie sie sich dem Anträge Völk gegenüber kund gegeben hat, überaus zweifelhaft. Nur ein Theil der Deutschconser- vativen und der deutschen Reichspartei zeigte Neigung, der Herab setzung der BeschlußfühigkeitSziffer auf 40 Mitglieder zuzustimmen, im klebrigen verhielt man sich dem Vorschläge gegenüber fast allge mein ablehnend, indem man betonte, daß eine für englische Partei verhältnisse geeignete BeschlußfühigkeitSziffer nicht auf die in sechs und mehr verschiedene Parteigruppen zerfallenden deutschen Parla mente sich übertragen lasse. — Dem Besuche des Königs von Sachsen in Berlin wird eine politische Bedeutung beigelegt. Man vernimmt, daß Fürst Bismarck vom König von Sachsen in längerer Audienz empfangen morden ist. Man glaubt, daß es dabei zu politischen Be sprechungen über die letzten Vorgänge im Bundesrath und Reichstag gekommen ist. — Die Motive zu dem Gesetzentwurf über die der Regierung zu ertheilende diskretionäre Befngniß für die Ausführung Ler kirchenpolitischen Gesetze werden gegenwärtig entworfen und sollen ziemlich umfangreich sein. Es soll der Entwurf nicht, wie es bisher üblich war, seitens des Staatsministeriums dem Bureau des Abge ordnetenhauses zugchen, sondern es wird dieses Vorlage in feier licher Form durch das Ministerium im Plenum selbst mit einem längeren Expose eingebracht werden. Ob dasselbe durch den Minister präsidenten Fürsten Bismarck oder durch den Kultusminister erfolgen wird, ist bisher noch unbestimmt. Jedenfalls scheint der Reichskanzler diesen Verhandlungen aus der Nähe folgen zu wollen, da er seine Abreise von Berlin erst für die zweite Hälfte des Monats Juni in Aussicht genommen hat. Oesterreich. Das Wiener Abgeordnetenhaus hat sich unter einer Stimmung vertagt, die der des deutschen Reichstages sehr ähn lich ist. Die Verfassungspartei hielt am Freitag vor Pfingsten ein großes Bankett ab, bei welchem sich die gepreßten Herzen Luft machten. Die Reden eröffneten die Aussicht auf einen erbitterten Nationalitütenkampf, eine Befehdung der Rassen, die längst abgethan und beruhigt mar und die nunmehr durch die Politik des Ministeriums Taaffe wieder aus den tiefsten Tiefen hcraufgewählt wurde. „Wir müssen künftig auch an uns denken!" Diese Parole hat auf jenem Bankett I)r. Herbst den Deutschen in Oesterreich gegeben. Frankreich. Durch die Debatte über ein neues Vereins- und Versammluugsgesetz ist die Stellung des Ministeriums arg erschüttert worden; die radikale Presse greift dasselbe auf das Heftigste an und das Gerücht von einem Rücktritt des Ministeriums gewinnt an Boden. Rußland. In Betreff der russisch-chinesischen Differenzen wird gemeldet, es seien dem Petersburger Cabinet von seinem Gesandten in Peking Nachrichten zugekommen, die außer Zweifel stellen, daß ! der Hof von Peking einen Krieg mit Rußland haben wolle und die Kuldscha-Frage nur als Vorwand benütze, um seinen Bestrebungen einen legalen Anstrich zu geben. Der Hof von Peking soll den Plan gefaßt haben, die Grenzen des „Himmlischen Reiches" wieder in ihrem alten Umfange, wie sie bis zum Jahre 1858 bestanden, herzustellen und den Russen das Amurgebiet bildet, wieder abzu nehmen. Man betreibt in Peking die nöthigen Kriegsrüstungen, ließ einen Theil des Heeres nach europäischer Art uniformiren und ein- exerciren, warb fremdländische Officiere an, kaufte in England und Amerika Panzerschiffe und errichtete eine große Munitionsfabrik. Die chinesische Regierung hält jetzt den Augenblick zur Aufführung ihres Planes für günstig und will mit Kuldscha auch das Amurge biet wieder an das Reich bringen. Man schickt zwar den Marquis de Tsing nach Petersburg, um Europa zu zeigen, daß China bis zum letzten Augenblicke bestrebt war, den Frieden mit Rußland zu erhalten, betreibt aber indessen die Rüstungen fort, weil man glaubt, daß Rußland in Betreff Kuldschas keine Zugeständnisse machen werde. Rumänien. In Bukarest steht nach einem von dort bis Wien gedrungenen Gerüchte in den dortigen Hof- und Negierungskreisen augenblicklich die Frage wegen Erhebung Rumäniens zum König reiche im Vordergründe aller Gespräche. Es wird behauptet, daß der Fürst Carl nicht nur persönlich und mit voller Wärme für die Verwirklichung dieses Projektes eintritt, sondern daß er auch im Hinblick auf seine und der Fürstin gegen Ende dieses Mouats be vorstehende Reise nach Deutschland auf eine Entscheidung in dieser Angelegenheit drängt. Wiewohl nun bei ver inzwischen erfolgten vertraulichen Anregung dieses fürstlichen Wunsches bei den maß gebenden europäischen Höfen sich hinsichtlich der günstigen Aufnahme und Beurtheilung desselben keineswegs eine besonders ermunternde Einhelligkeit ergeben haben soll, so wäre es doch nicht unmöglich, daß die am 22. Mai stattfindende Feier der Unabhängigkeitserklärung Rumäniens als Anlaß benutzt würde. Türkei. Der arme Sultan hat doch recht schwere Sorgen; nicht nur, daß ihm sein Reich und dessen Negierung eine große Last ist, hat er noch allerhand Familiensorgen. So herrschte, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, in voriger Woche im kaiserlichen Palast eine ungewöhnliche Aufregung. Sämmtliche Brüder des Sultans verlangten auf einmal eine Audienz beim Sultan, um sich zu be schweren: 1) über die strenge Gefangenhaltung; sie dürfen außer halb ihrer feuchten Palaisräume nicht einmal spazieren gehen; 2) wegen der Nichtauszahlung ihrer Apanagen und 3) wegen unge nügender, mangelhafter Nahrung. Der Sultan verweigerte die Audienz und ließ seinen Brüdern mittheilen, daß sie kein Geld nöthig hätten, und daß sie in Bezug auf die gewährte Nahrung nicht schlechter daran seien, als die übrigen Bewohner des „Hauses der Glück seligkeit." Amerika. Zum Schutze der Auswanderer haben die Behör den eine Maßregel angeordnet, welche ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Wegen Znwiderhandelnü gegen das Gesetz, welches die Zahl der Passagiere an Bord nehmen darf, sind gegen die Kapitäne von 14 Dampfschiffen Haftbefehle erlassen worden. Der Kapitän des