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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamts Raffen. La» .MI.druffrr Tageblatt- erlch.tnt iS.lich nach«. 5 Uhr für d-n 1^^-—- Ta,. Bc,ug.p»is: Addolun, in drrüSrfqSftt; stelle und den Ausgüdeft^rn 2 Md. im Monat, bei Zuftellun, durch die Baien de^p»iid«lleUun, Pf«. Ä,Po1,-nst-tt°n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^-kdoi-nun'dün^Lu«. trLger «ad Deschäfrvstellev nehmen zu leder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. ^alle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung tz« S«U«»4 oder Kürzu«g des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Zerstörte Hoffnungen. Soeben ist eine Denkschrift des Reichsarbeits- Ministeriums erschienen, die ganz außerordentlicher Beachtung wert und von viel größerer Wichtigkeit ist als -so manches, was sich im politischen Leben augenblicklich -in den Vordergrund schiebt. Diese Denkschrift behandelt die Arbeitsbeschaffungs maß nahmen der Neichsregierung, soweit sie auf Grund des im vergangenen Jahre entstandenen Arbeitsbeschaffungs- . Programms vollzogen worden sind. Dieses Programm, das für die Zwecke der Milderung der Arbeitsnot damals der Neichsregierung Hunderte von Millionen zur Ver fügung stellte, wurde mit einem Enthusiasmus begrüßt, der insofern übertrieben war, als er sogar das Ende der Arbeitslosigkeit in nächste Nähe gerückt sah. Die Rechen schaft, die die Regierung nun über die bisher getroffenen Maßnahmen ablegt, rechtfertigt den damaligen Enthusias mus nur in sehr geringer Weise. Das Programm hatte zwei Ziele: Belebung der Wirtschaft durch Er teilung von Aufträgen seitens der Behörden und anderer seits die Beschäftigung arbeitslos Gewordener. Dieser zweite Gesichtspunkt sollte der Ausgangspunkt sein für die Beschäftigung Arbeitsloser innerhalb der Industrie, die auf Grund der gesteigerten behördlichen Aufträge ihre Erzeugung vermehren würde. Dann aber auch für Lie eigentlichen Notstandsarbeiten. Eine wirklich Merkbare Herabsetzung der Arbeitslosigkeit ist in diesen beiden Richtungen — wenigstens aus Grund des Arbeits beschaffungsprogramms — nur in äußerst geringfügiger Ausdehnung eingetreten. Man hatte alle Vorsichtsmaß nahmen dagegen getroffen, daß die für Lie Aufträge her angezogenen Firmen etwa Überstunden einführten; trotz dem muß die Denkschrift zuqeben, »daß die Übernahme der Auftrage keineswegs in allen Betrieben Neueinstellungen "forderlich machte, z. R. dann nicht, der bisherigen Belegschaft m Entlassung nur mit Hilfe der neuen Auftrage vermieden wurde oder wenn die Belegschaft bis her infolge ungenügender Beschäftigung des Betriebes Verkürzt arbeitete. Auf der anderen Seite gab es natürlich auch Firmen, die nun wirklich in der Lage waren, Erwerbslose einzustellen." Ebenso entsagend drückt sich die Denkschrift aus über den Erfolg, den die eigentlichen Notstandsarbeiten hinsichtlich der Herabdrückung der hohen Erwerbslosenziffer hatten. Der verhältnismäßige Anteil der Notstandsarbeiter an der Gesamtzahl der Erwerbslosen ist ungefähr in der ganzen Zeit der gleiche gewesen. Und der Rückgang in der allgemeinen Arbeitsloscnziffer „ist selbstverständlich nicht allein und nicht einmal überwiegend auf die Ar- beitsbeschaffungsmaßnahmen zurückzusühren". Von dem Stichtag des 15. Mai 1926 ist die Zahl der bei Notstands arbeiten beschäftigten Erwerbslosen von 171000 bis auf 124 000 am 15. Dezember 1926 zurückgegangen, gleich zeitig auch im Verhältnis zu der Gesamtzahl der unter stützten Erwerbslosen von 9,6 bis auf 8,5. Sowohl für die Notstandsarbeiten selbst wie für die Kredits, die man der Industrie gab, sind ganz gewaltige Summen ausgeworfen worden. So gab die Reichsbahn teils aus eigenen Mitteln, teils mit Hilfe des 100-Millionen- Kredits des Reiches Aufträge in Höhe von über 150 Millionen; die Reichspost sah die Verwendung von 320 Millionen vor. Für Kanal- und Wohnungs- bauten, für die Errichtung von Landarbeiterwohnun gen usw. wurden gleichfalls Kredite bereitgestellt, die die Höhe von rund 100 Millionen fast erreichten. Dazu kom men aber noch die Riescnsnmmcn, die für die eigentlichen Notstandsarbeiten, also Straßenbauten und Meliora tionen, Flußregulierungen und Kanalisationsarbeiten usw. ausgesetzt waren und die sich auf rund 240 Mil lionen Mark beziffern. Davon sind allein 82 Millionen für Straßenbauten ausgegeben worden. Leider ist inso fern der beabsichtigte Erfolg auch deswegen ausgeblieben, weil die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger mit einer Unterstützungsdauer von mehr als 26 Wochen sich während des Jahres 1926 nicht nur verzehnfachte, sondern auch die Verhältniszahl gegenüber den kürzer oder länger Unterstützten anschwoll. Aus der Denkschrift selbst geht aber leider noch das weitere hervor, daß das Zusammenarbeiten der Reichs- und Länderbehörden bei einer ganzen Reihe der in Betracht kommenden Aufgaben ein überaus unerfreuliches gewesen ist, daß hier Schwierig keiten nicht bloß auftauchten, sondern teilweise erst ge schaffen wurden. Die Hoffnungen also, die von mancher Seite in übertriebener Weise auf die wirtschaftliche Aus wirkung des Arbeitsprogramms gesetzt wurden, haben sich nicht erfüllt und die Denkschrift stellt demgemäß zum Schluß fest, daß „staatliche Maßnahmen die Arbeitslosig keit immer nur teilweise beheben und mildern können; dre durchgreifende Heilung aber muß ans der Wirt- schäft selbst kommen und ihre unerläßliche Vorans- setzung ist die Wiederherstellung des wirt schaftlichen G l e l ch g e w i ch t s". Die Reichswehr als Volksheer Erziehung für den Zukunstskrieg. . General Heye über die Ausgaben der Reichswehr. Der Chef der Heeresleitung, General der Infanterie Heye, gab bei Beratung des Haushalts des Rcichswehrministeriums eine längere Darstellung der Verhältnisse in der Reichswehr. Er lege besonderen Wert darauf, so führte der Redner aus, die Reichswehr dem Volk und dem Vaterlande nahezubringen. Unsere kleine Reichswehr sei ein Volks- Heer; sie müsse Glied des deutschen Volkes und Vaterlandes sein und bleiben. Das Heer könne nicht im Frieden, noch weniger im Kriege allein stehen. Das Heer könne den Kampf nur führen, wenn das ganze Volk hinter dem Heer stehe. Im Zukunftslricge sei ja der Soldat nicht die Hauptsache, sondern das ganze Volk müsse den Krieg führen. Es sei klar, daß häufig die Außen politik mit den Arbeiten und Zielen der Wehrmacht in einem natürlichen Gegensatz stünde. Die Außenpolitik habe für einen dauerhaften Frieden zu sorgen, die Wehrmacht sich mit allen Kräften auf den Krieg vorzu bereiten. Er könne verstehen, daß eine Armee nicht nötig sei, sei sie aber da, so müsse die Armee zum Kriege im vollsten Sinne er zogen werden. Ein Freund des Krieges sei auch die Reichswehr nicht. Jeder, der den Krieg mitgemacht habe, Wisse, Welche Schrecken mit dem Kriege für das Vaterland ver bunden seien. Er würde pflichtvergessen sein, wenn er nicht alle Eventualitäten eines künftigen Krieges erwägte und alles, soweit es im Rahmen des Versailler Vertrages möglich sei, vorbereiten würde. Bei allem müsse man aber berücksichtigen, daß die Reichswehr in der schwersten Entwicklung stehe, daß sie aber jetzt auf feste» Säulen steht, dafür danken wir dem Minister Dr. Geßler und dem Ge neralobersten vonSeeck 1. Selbstzucht, Gehorsam und Kame radschaftlichkeit zeichnen heute die Reichswehr aus. Auch seine Ansicht ginge dahin, daß noch manches geändert werden könne. Im Grunde sei aber die Reichswehr eine gute Truppe, Was auch vom Ausland anerkannt werde. Er begrüße den Vorschlag des Zentrumsabgeordneten Ersing, die Truppe bei ihren Übungen und in ihrem Kasernenleben kennenzulernen. General Heye erklärte weiter, für eine Kritik sei er immer zu haben. Es werde alles, was über die Reichswehr gesagt oder geschrieben werde, nachgeprüft, von welcher Seite es auch komme. Wenn jedoch Reformen ins Auge gefaßt würden, die eine völlige Änderung des Systems bedeuteten, so müsse er sich pflichtgemäß dagegen wenden, weil er davon nur eine Verschlechterung befürchte. So habe sich auch die Ersatzfrage zu dem jetzigen System aus der Praxis der Truppenerfahrun gen entwickelt. Das beste Verhältnis sei immer, wenn der Kompagniechef usw. mit den Anverwandten des Soldaten Fühlung habe. Die Reichswehr sei eine große Familie. Er mache keinen Unterschied zwischen den An wärtern, nur müßte jeder den Willen haben, seine Pflichten zu erfüllen, und zum Kämpfen bereit sein. Es werde gesagt, daß die Reichswehr nicht republikanisch sei. Er wisse, daß es Offiziere gebe, die die Monarchie für die bessere Staatsform hielten. Aber gerade die Offiziere, die offen ihre Überzeugung zum Ausdruck bringen, dienten treu und bewußt der Deutschen Republik, und daraus komme es doch schließlich an. Er stelle selbstverständlich keine Ge wissensfrage. Dazu fühle er sich nicht verpflichtet. Mit solchen Gewissensfragen würden untragbare Schnüffeleien verbunden sein. Er erinnere an Persönlichkeiten der alten Es verlautet, daß die Tokioer Behörden zwar nicht beabsichtigten, ihn als diplomatischen Vertreter anzuerlennen, daß sie aber wahr scheinlich bereit seien, mit ihm Verhandlungen zu führen, soweit japanische Rechte und Interessen in Südchina in Betracht kämen. Tagung des Auswärtigen Ausschusses, Wallras zum Vorsitzenden gewählt. Der Auswärtige Ausschuss des Reichstages wählte an Stelle des zum Reichsjustizminister ernannten Abg. Hergt (Dtn.) den Abg. Wallraf (Din.) zu seinem Vorsitzenden. Sodann wurden die Gesetzentwürfe über den deutsch niederländischen und den deutsch-dänischen Schieds gerichts- und Verglcichsvertrag behandelt. Der Ausschuss gab nach kurzer Bussprache den beiden Srhiedsgerichts- und Vergleichsvcrträgen seine Zustimmung. Auch wurde beschlossen, dass in nächster Zeit im Auswärtigen Ausschuss eine allgemeine Aussprache über Schicdsgerichtsvertrüge stattfinden soll. Es folgte die Beratung der deutsch-polnischen Vertragsverhandlungen. Nachdem Staats sekretär von Schubert und andere Vertreter des Auswär tigen Amies zu den bisherigen deutsch-polnischen Handels vertragsverhandlungen eingehende Erläuterungen ge geben hatten, entspann sich eine ausführliche vertrau liche Debatte darüber, an der sich die Vertreter aller Parteien beteiligten. Armee, ww Mmmng, Scyonatcy usw., die in der alten Armee es auch zu etwas gebracht hätten. Er nehme nicht an, daß diese Männer ihre Gesinnung erst nach dem Kriege gewechselt hätten. Letzten Endes komme es auf den Führer an. Es werde immer von Verbindung zwischen Reichswehr und Wehrverbänden geredet. Hier gelte es, das Mißtrauen zu beseitigen. Die Verbindung bestehe allein in dem Gedanken der Wehrhaftig keit. Man müsse sich aber darüber klar sein, daß die so genannten Wehrverbände 1930 keinen Mann mehr hätten, die den Krieg mitgcmacht hätten und noch fähig wären, einen Krieg mitzumachen. Der leitende Gedanke in den Wehrverbänden, den nationalen Gedanken zu för dern, sei gut. Im übrigen schaffe die Soldalenspielerei in den Wehrverbänden keinen für den Krieg brauchbaren Soldaten. Ser Temps M Rede MMM«. — Sie M MMM der mmIWn MUm DeuWMs Eigener FernspreHdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 17. Februar. Der Temps zieht aus der Rede Vanberveldes in der belgischen Kammer die Schlussfolgerung, dass der belgischen Aussenminister betätigt habe, dass die Frage der vorzeitigen Rheinlondräumung diplomatisch bisher noch nicht ge stellt worden sei, und auch nicht Gegenstand eines Gedankenaus tausches in Genf war. Vandervelde habe durchblicken lassen, dass jede Regelung dieser Frage mit Deutschland von den Sicher heitsgarantien des Reiches abhängen werde. An anderer Stelle spricht der Temps von der „Notwendigkeit der moralischen Ab rüstung Deutschlands". Das Blatt scheint zu vergessen, dass erst dieser Tage die französische Ligo der Patrioten eine Versammlung abhielt, in der die Generäle Hirschauer und Bourgeois, beide Senatoren, sowie andere Wortführer der französischen Rechten, mit geharnischten Worten gegen die moralische und materielle Ab rüstung Frankreichs protestierten. Dit delMe Kmmr Mr das Wlazaahmie dkiW Wal«. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Brüssel, 17. Februar. Die belgische Kammer hat heute die Aussprache über die Finanzlage und die Stabilisierung des Franken fortgesetzt. Die Stabilisierung des Franken auf 175 wurde von den ehemaligen Ministern Vandcvyrens und Benkin verteidigt. Dieser fragte nach der Zukunft der beschlagnahmten deutschen Güter und erklärte, dass es höchste Zeit sei, die Ver waltung dieser Güter aufzuheben. Er verlangte Einstellung des schwebenden Prozesses, um einen günstigen Vergleich treffen zu können. Minister Jasper erklärte, dass in diesem Sinne schon vergeblich» Verhandlungen geführt worden seien. Um Me Seeslwiiltung. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyvrk, 17. Februar. Nach Meldungen aus Washing- to erklärt man dort, dass Amerika im Falle einer Ablehnung des Coolidge-Memorandums so viele Kreuzer bauen müsste, bis es Englands Flottenstärke erreicht hat. Unwetterkatastrophe in Kalifornien. Zahlreiche Tote. Die mehrtägigen Regen- und Schneestürme, die die kalifornische südliche Pazifikküste hcimsuchten, forderten, soweit bekannt, 24 Menschenopfer und richteten unüber sehbaren Schaden an. Viele Ortschaften können sich nur durch Rundfunk mit der Außenwelt verständigen. Andere Verkehrsmittel versagen. Das San-Diego-Tal steht zum Teil zehn Fuß unter Wasser. San Diego-Stadt ist schwcr- stens bedroht. In den Sicrra-Nevada-Bergen verschüttete eine Schncelawine ein Feldlager der Edison-Compagnie. Auf eine Konstruktionsrotte, die sich um die Bergung dec Verschütteten bemühte, ging eine zweite Lawine nieder und erforderte 13 Tote. Mehrere Eisenbahnzüge sind im Flutgebiet isoliert und die Waggons sind zum Teil von den nachgebenden Pfghlwerkdämmen gestürzt. Viele Öltanks, Pumpwerke, Orangenhaine und Obstgärten sind vernichtet. Eine weitere Meldung besagt: Einem Orkan in Süd" kalifornien und Arizona, oer mit Erdstößen und Wolken brüchen verbunden war, sind 4 2 Tote zum Opfer ge fallen. In Los Angeles wurden die Straßen teilweise völlig überflutet und die Villen bekannter Filmgrößeu beschädigt. Beim Passieren eines Znges brach eine Brücke ein. Ein Gebirgsdorf wurve von bei einem Erdrutsch abstürzenden Felsen begraben.