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Amts- imS Anzmeblatt Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen"' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Mmgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrltgr.-Adrclsr. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprrchrr Nr. 210. ISOL 52. Jahrgang. —— Sonnabend, den 23. Dezember Sind es Lichtlein, sind es Sterne Dort an den Grenzen der ewigen Ferne, Flimmernd und leuchtend in magischer Pracht? . . . spürst Du nicht leiser Flügel Wehen Tief in den Tälern und dort auf den Höhen? . . . Flüstert und raunt es nicht heimlich und sacht Vor den Fenstern, Türlein und Pforten? . . . Singt's und summt's nicht in Sphären-Accorden Da und dort durch das Dunkel der Nacht? . . . Lausche und laß sie ins Herz Dir fließen, Laß Dich umschmeicheln ihr Locken, ihr Grüßen. Was Du ersehntest, soll heute Dir werden: Weihnacht, sie zaubert den Himmel auf Erden! In der Weihnacht! Laß die kühnsten Wünsche schweifen! . . . Selbst nach den Sternen darfst Du heut' greifen, Die Gottes Liebe uns näher gebracht . . . Heute quellen die Wunderbronnen, Und Du darfst in dem Glücke Dich sonnen, Das Du durch fröhliches Geben entfacht! Unter strahlenden Tannenbäumen Sollen die Wogen des Jubels schäumen. Wo Händchen zappeln, ein Mündchen lacht . . . Wo Augen leuchten in stillem Entzücken, Wo Lippen sich finden und Hände sich drücken! . . . Was wir ersehnten, soll heute uns werden: Weihnacht, Du zauberst den Himmel auf Erden! Und wo ein stilles, dunkles Zimmer — Mitten im strahlenden Lichtgeflimmer — Wie ein erloschenes Auge erscheint, Glaub' nicht, daß für der Armut Schmerzen Man vergessen ein Bäumlein mit Kerzen: Größerer Schmerz ist's, der einsam hier weint . . . Herz, nach den Sternen darfst Du heut greife« Und in seligsten Träumen schweifen Hin, wo Himmel und Erde sich eint! . . . Hast Du nicht Flügelrauschen vernommen? Christkind ist nut den Englein gekommen! . . . Laßt Eu'ren Englein ihr Lichtbäumchen werden, Englein, sie feiern ihr Weihnacht auf Erden! .. . Nr. 7 des I. Nachtrages und Nr. 38 des H. Nachtrages zum Schankstättcn- verbotsverzeichniffe sind zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 21. Dezember 1905. Hesse. Mrt. Am LV. Dezember 1905 war der 4. Termin der diesjährigen Landrente« fällig. Es wird dies mildem Bemerken erinnert, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachge lassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vor- zugehen ist. Ortssteuereinnahme Schönheide. Beträge, durch welche sich die Geber von der Zusendung und Erwider ung von Neujahrskarten entbinden wollen, nimmt der unterzeichnete Gemeinderat auch in diesem Jahre entgegen. Die Gaben, zu deren Empfangnahme die Mitglieder der Schutzmannschaft ermächtigt sind, fließen zu einer Hälfte dem Fraueuverein, zur anderen Hälfte dem Kreuzbruderverem zu und werden bis längstens Donnerstag, den 28. Dezember 1905 erbeten, damit noch rechtzeitig vor Neujahr die Veröffentlichung der Namen der Geber erfolgen kann. Der Gemeinderat zu Schönheide. Die Expeditionen des Gemeindeamtes der Sparkasse und des Standesamtes Honnavend, den 23. Dezember nachmittags geschlossen. Der Gcmeinderat zu Schönheide. Weihnachlszauber. Mit ehernem Munde rufen wieder von dem alten Turme die Christglocken jubelnd der Menschheit zu, daß Christus der Gottessohn, der Erlöser der Welt geboren wurde und daß das Fest der Liebe und des Friedens, das herrliche Weih nachten von neuem wieder siegreich Einzug hält in Hütte und Palast. Es ist so still da draußen auf Straßen, Markt und Gassen geworden, das geschäftige Treiben des Alltags ruht und der Lärm der Arbeit ist verstummt und hat einer heiligen Ruhe Platz gemacht. Aber da drinnen in den Wohnungen der Menschen ist bei arm und reich der gleiche Gottesfrieden und das gleiche Weihnachtsglück eingezogen; ein würziger Tannenduft durchweht die Luft, und aus dem dunklen Grün des geschmückten Christbaumes strahlt wieder das milde Licht der Kerzen in das Herz jedes einzelnen Menschen hinein, dort von neuem den alten süßen Zauber des Weihnachts festes erweckend. Enger denn sonst sitzt in diesen herrlichen Stunden groß und klein durch innige Liebe treu verbunden in dem trauten Stübchen zusammen, und der laute Jubel aus frohbewegter Kinderbrust, der die Freude über alle die schönen Sachen ausspricht, welche das gute Christkindlein unter den glitzernden Weihnachtsbaum gelegt hat, reißt un willkürlich auch die Großen mit fort, und ihre Blicke schweifen im Geiste zu jener Zeit zurück, da auch ihnen noch eine liebende Elternhand ihr Christbäumchen geschmückt hat, und fortgerissen von dem Glücke der eigenen Kinder bringt der Christabend gar manchen wieder zu seinem Gott zurück, der ihn schon glaubte, für immer verloren zu haben. Das ist der Zauber des alles überwindenden Festes der Liebe, daß es dem Menschenherzen beim strahlenden Kerzenbaume so vieles wiederbringtz was schon verloren gegangen geglaubt wurde und daß bei seinem Glanze des Alltags Sorge und Kummer mit seinem Hasten und Jagen für Stunden vergessen sind. Es schallen die alten Weihnachtsliedcr mit ihren lieb lichen Melodien durch den Raum, cs sind dieselben frommen Weisen, gleichviel ob der Raum groß oder klein ist. „Stille Nacht, heilige Nacht!", welche Verheißung auf Glück liegt in diesen einfachen und schlichten Worten und wohl demjenigen, welcher in dieser Stunde alles, was er sein nennt, in Liebe umfassen kann. Doch auch jenen, welchen dieses Glück nicht teilhaftig werden konnte, weil ein oder mehrere teure Angehörige in weiter Ferne weilen, soll aus den dunklen Zweigen des Lichterbaumes der gleiche Frieden entgegen wehen in dem Tröste, daß kein Raum und Ort weit genug ist, um zu verhindern, daß alle die Lieben in der Ferne an den Abend des Christfestes daheim des Vaterhauses gedenken und im Geiste mitten unter den Ihren sind. Und wem ein Leid tief beugte, wem Krankheit des Lebens Kraft lähmte und wem Kummer und Leid an dem Zauber der stillen heiligen Weihenacht rauben wollte, der flüchte sich gleichfalls zu dem Lichterglanz des duftigen Tannenbaumes und auch ihren kranken und gebrochenen Herzen wird hier der Friede werden, den die Geburt des Bethlehemkindes der Welt gebracht hat. Das alte Weihnachtslied: „Es ist ein Reis entsprungen aus einer Wurzel zart!" sagt ihnen deutlich, daß der Herrgott Christus als Erlöser für alle Menschen auf die Erde gesandt hat und daß auch ihnen wieder bessere Tage kommen werden! — Wenn aber beute deine Gedanken Sich trauernd um schweigende Gräber ranken, Wenn herauf du beschwörst aus dem Reich der Schatten Geliebte Kinder, den teuren Gatten, Und wenn der tränenumslorte Blick Nur fallen will auf zertrümmertes Glück, So flüchte auch du mit deinen Schmerzen Dich unter den Schimmer der Weihnachtskerzcn! Das gilt für alle diejenigen, welchen der bittre Tod eine große Lücke in des Lebens Dasein gerissen hat, auch sie sollen aus dem dunklen Schatten ihrer Trauer heraustreteu in das strahlende Licht des Weihnachtszaubers und sich noch an dem Besitze derer freuen, welche Gott ihnen an den Herzen gelassen hat, eingedenk der Worte: „Laß dein Herz sich erfreu'n an dem, was geblieben; hast du denn gar niemand mehr zum Lieben?" Und wenn dem wirklich so sein sollte, so trage man zum Christfeste seine Liebe hinaus an jene Stätten, wo Armut, Kummer, Krankheit und Not einen Weihnachtszauber nicht aufkommen lassen wollen und lindere dort mit milder Hand, soweit es in jedermanns Kräften steht, das schwere Leid, damit auch diesen bedauernswerten Armen die fromme Weise zur Wahrheit werde: „O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit!" — So senke sich denn wieder der süße Zauber der stillen heiligen Nacht aus die ganze Gotteswelt nieder, Liebe und Frieden der Menschheit bringend! Frieden des Herzens, vor allen Dingen aber den tapferen Söhnen Deutschlands, die auf blutiger deutscher Wacht unter großen Entbehrungen im fernen Afrika stehen und denen heute auch der Weihnachtsstern hell erstrahlen möge als ein Gruß aus der fernen Heimat und an denen sich recht bald die Gottesbotschaft bewahrheiten möge: „Frieden auf Erden!" — Tagesgeschichte. — Deutschland. Das nahende Weihnachtsfest hat einen Stillstand in den Arbeiten des Reichstages her vorgerufen; die Volksvertreter sind in die Ferien gegangen. Trotz der üblichen Weitschweifigkeit und Langatmigkeit der Verhandlungen ist doch auch bereits etwas positive Arbeit geleistet worden. So sind die handelspolitischen Abmachungen mit England und Bulgarien noch rechtzeitig vor Weihnachten zur Erledigung gelangt. Auch wurde allen patriotisch ge sinnten Kreisen unseres Volkes dadurch ein schönes Weihnachts geschenk zuteil, daß der Reichstag die Vorlage über den Bahn bau Lüderitzbucht—Kubub unverändert annahm. Im übrigen war die Zeit des Reichstages ausgefüllt durch die Inter pellation über die Fleischnot und durch die erste Lesung des Etats, die mit gewohnter „Gründlichkeit" absolviert wurde. Als bemerkenswert muß hervorgehoben werden, daß im Ver lauf der Debatte die Flottenvorlage, die in die Generalde batte hineinbezogen war, auf keiner Seite außer auf Seiten der Sozialdemokratie grundsätzlicher Opposition begegnete. Dieser Umstand läßt hoffen, daß der prinzipielle Widerstand der bürgerlichen Parteien gegenüber Heeres- und Flotten forderungen der Regierung bald gänzlich der Vergangenheit angehören wird. Hohe Zeit wäre es angesichts des Ernstes der internationalen Lage in der Tat dazu. — Gouverneur Graf Götzen meldet über die Lage in Deutsch-Ostafrika mit Telegramm aus Dar-es- Salaam: Beim Eintreffen de« Majors Johannes in Songea stellte sich heraus, daß der Benediktincrpater Franziskus tot, alle übrigen Europäer aber wohl waren. Der Tod des Sergeanten Tiede ist infolge eines Pfeilschuffes erfolgt. Major Johannes hat nirgend Widerstand angetroffen. Obgleich der Großhäuptling Mbuta gefallen ist und die Wangeru sich überallhin zerstreut haben, bleibt die Postierung der 8. und 13. Kompanie dort noch längere Zeit nötig. Die Marine infanterie bei Mpapua hat ein Lager in Kiboriani bezogen. — Oesterreich-Ungarn. In Ungarn ist der Rück tritt des Kabinetts Fejervary, der schon vor einigen Tagen erwartet wurde, nach den Vorgängen bei der Wieder eröffnung des ungarischen Abgeordnetenhauses aber unum gänglich notwendig wurde, jetzt erfolgt. Baron Fejcrvarq ist vom Kaiser in Audienz empfangen worden. Er über reichte die Demission des gesamten Kabinetts. Der Kaiser lehnte der „Neuen Freien Presse" zufolge die Entlassung Fejervarys ab. — Rußland. Privatmeldungeu zufolge ergab sich Tuck um in Kurland nach 12 stündigem heißen Kampfe den russischen Truppen. Die Stadt war vorzüglich nach allen Regeln der Taktik befestigt. Sowohl bei den Auf ständischen wie bei den Truppen gab es viele Tote und Verwundete. — China. Die chinesische Regierung scheint ernstlich bestrebt zu sein, den Unruhen in Schanghai mit fester Hand ein schnelles Ende zu bereiten. Der Draht meldet nämlich: Peking, 20. Dezember. Ein kaiserliches Edikt be fiehlt, daß Tschusu in Gemeinschaft mit dem Gouverneur von Kiangsu nachdrückliche Maßregeln zur Wiederherstellung der Ordnung in Schanghai ergreifen und sich selbst unver züglich zur Einleitung einer strengen Untersuchung gegen die nachlässigen chinesischen Beamten dorthin begeben soll. Zu gleich soll er eine Proklamation an die Bevölkerung erlaßen, in der diese zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung angehalten wird. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. Dezbr. Jetzt wird es die höchste Zeit, daß unser alter Wettcrinacher Petrus ein Machtwort spricht und uns noch in letzter Stunde eine weiße Weihnachten beschert. Gestern durften sich im Herzen Hoffnungen regen, daß unser schönes deutsches Fest die richtige Weihe erhalte, heute schaut jeder mißmutig durch die Scheiben auf die großen Wasserpfützen, und die zusehends schwindenden Schneereste. Ade Sonntagsausflug und Höruerschlittenfahrt nach Mulden hammer, ade Eisbahn. — Da ist es denn dankbar zu be grüßen, daß von mehreren Seiten Gelegenheiten geschaffen sind, auch hier im Orte selber auf seine Kosten zu kommen. Da ist Herr Musikdirektor Plotzkq, der am I. Festtage zu einem großen Konzert mit verstärkter Kapelle ein reiches Programm besonders mit Bezug auf die Weihnachtszeit zu sammengestellt hat. Dieses Konzert findet in dem am vor hergehenden Tage eröffneten „Deutschen Haus" statt, besten Wirt, Herr Hering, im heutigen Inseratenteil des Näheren auf sein Lokal huiweist. Im Feldschlößchen gibt Herr Theaterdirektor Meischner eine Vorstellung und zwar das 4aktiae interessante Schauspiel: „Mathilde" oder „Ein deutsches Frauenherz", von R. Benebix, dessen Titel rolle in den Händen der Frau Anita Meischner liegt. Auch im Schützenhaus ist ein großer Konzert- und Theater abend und Herr Becher verspricht einen genußreichen Abend. In der Centralhalle überrascht uns Herr Emil Weiß flog mit einer großartigen Dekoration: „ Der Winter - zauber". Meichsner Condilorei läd zum Besuch der bedeutend erweiterten Lokalitäten ein und noch manches andere Lokal kündigt im Anzeigenteil des Guten in Fülle an.