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AuMhal -Mtmg. Tageblatt für die Stabt Aue und Umgebung. *rsch«t«t tiglich Nachmittags, außer an Sonn- u." Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« 20 Psg., auswärt« 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr l Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Nr. 123 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Munk», Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. ExpeditionAlu«, Marktstraße. Sonntag, den 6. August 1899. Inserat« die einspaltige Petitzeile kV Psg., amtliche Inserate die CorpuS-Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme Ri«/» Rabatt. — Bei größeren Inseraten .«. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. IS. Jahrgang. Auerthal« Zeitung PPS Ursnsrt nur SO Pfennige. «rUe* wslt. * Berlin, 4. August. Der Vorstand des Arbeit geberbundes sür ganz Deutschland beschloß die Er richtung von unparitätischen Arbeitsnachweisen an allen größeren Orten und erklärte sich sür die Arbeitsschutzvorlage. * In neuerer Zeit finden auch zahlreiche Aus weisungen „lästiger Ausländer" aus dem westfäli- schen Kohlenbezirke statt. * Als Rädelsführer bei den Unruhen in AugS- bürg wurde der Vorstand der Filiale des allgemei nen deutschen Maurerverbandes Namens Putz ver- haftet, * Die interparlamentarische Friedenskonferenz in Chrtstiania hat den Wunsch ausgesprochen, daß diplomatische Konferenzen, wie die erste im Haag, möglichst wiederholt werden möchten. * Die Kundgebungen gegen K14 und die Zucker- steuer in Oesterreich dauern an. In Reichenberg i. B. ging bei Straßentumulten die Gendarmerie mit gefällten Bajonett vor, ein junger Mann wurde verwundet. Der Wiener Gemeinderat nahm die vom Stadtrat vorgelegten Kundgebungen gegen Paragr. 14 und gegen die Zuckersteuer an. * Wien, 4. August. Die für heute einberufene deutschnational, Protestversammlung wurde ver boten. * Prag. 4. August. In Gablonz fanden gestern Straßenkundgebungen geg,n den tz 14 des Staats grundgesetzes statt. * Uebereinstimmende Meldungen kündigen die unmittelbar bevorstehende Einweisung des Budweiser Bischofs Dr. Rziha, eines tschechischen Fanatikers, zum Erzbischof von Prag NN. * Die KabinettslrisiS in Belgien ist noch nicht beseitigt. * Der Sozialismus in Holland macht große Fortschritte; bei den letzten Gemeindewahlen haben die Sozialisten zahlreiche Sitze erobert. * London, 4. August. Das Oberhaus nahm den Gesetzentwurf, der den Bewohnern kleiner Häuser deren Erwerbung durch Darlehen seitens der Lokalbehörden erleichtern soll, an. * Der „Standard" schreibt, England werde jeden Versuch einer europäischen Einmischung in Transvaal mit einem sofortigen Ultimatum an Krüger beantworten. * Baron von Fredericks, der russische Militärbe- vollmächtigte in Paris, ist von seinem Posten ab berufen worden. * Die politische Lage in San Domingo wird als ernst bezeichnet; zahlreiche Verhaftungen war- den vorgenommen. * Die Stellung des Fürsten Ferdinand von Bul garien ist schwer erschüttert. § Berlin, 4. August. Der erste Postakkumulator- wagen wurde gestern hier in Betrieb gesetzt. 8 DaS kleinste und auch teuerste Grundstück Berlins hat kürzlich seinen Besitzer gewechselt. Das „Grundstück" ist nur vier Quadratmeter groß und besteht in einem winzigen Laden, welcher von einer Ballgesellschaft für öl) 000 Ml. gekauft wurde. Eine Quadratruthe käme nach diesem Verhältnis aus 178000 Mk. 8 Der preußische Justizmintster hat einem 19.- jährigen Fabrikarbeiter in M.-Gladbach (Rheinl.) die Heirat mit einem 82jährigen Mädchen untersagt, d.h. den Dispens, der in diesem Falle nötig war, weil der junge Mann noch nicht das zwanzigste Lebensjahr beim Antrag erreicht hatte, nicht erteilt, Das geschieht meist nur dann, wenn die Braut er- heblich älter ist als der jugendliche Bräutigam. Das Mädchen hat bereits drei Kinder, deren Vater der junge Mann ist. 8 In Fürth ist in der Nackt zum Mittwoch ein Lehrer aus Bamberg vom dritren Stockwerk auf die Straße gestürzt, wo er tot liegen blieb. Un vorsichtigkeit ist schuld. 8 Wegen Majestätsbeleidigung hatte sich vor der Ferienstrafkammer des Leipziger Landg. der Schrift steller Wedekind zu verantworten. Es handelt sich hierbei um die Veröffentlichung zweier, die Palästina fahrt des Kaisers behandelnde Gedichte, in der illu strierten Wochenschrift „Simplicissimus". Die Ver handlung, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, endete mit der Verurteilung zu 7 Monaten Gefängnis. 8 Der Gemeinderat Hubacher aus Twann bei Biel bestieg am Mittwoch mit seiner Tochter das i'iutthorn bei Interlaken. Beim Abstieg nach Kienthal stürzten Beide bei Gemschelibrücke ab. Hubacher ist tot, seine Tochter schwer verletzt. ß Köln, 4. August. Junge Burschen in Krauerschein überfielen einen Rivalen, ermordeten ihn und legten die Leiche auf das Bahngeleise, um sie überfahren zu lassen. Ein Mädchen war Zeuge des Vorganges. 8 In Frankenselde bei Wriezen sind in der Nacht von Montag auf Dienstag vier Kinder verbrannt. Der Eigentümer Domke bewohnt ein einstöckiges Haus, unten schlafen die Eltern mit den beiden jüngsten Kindern, oben schliefen die vier ältesten Knaben im Alter von-6 bis^ll--Jahren. Gegen 12 Uhr wurden die Eltern munter von einem Ge räusch, das sich wie prasselnder Hagel anhörte. Gleich darauf hörten sie, daß auch die Kinder wach geworden sein mußten, denn sie trampelten unruhig umher. Die Mutter stand auf. Als sie aber die Bodenthür öffnete, schlugen ihr die Hellen Flammen entgegen. Schnell waren auch der Vater und der Knecht zur Stelle. Da der direkte Zugang zur Bodenkammer nicht mehr möglich war, rückten sie eine Leiter an die Giebelwand und schlugen das Fenster ein. Leider kamen sie zu spät. Die beiden ältesten Knaben kauerten unter dem Fenster und hatten sich mit Bettstücken zugedeckt. Die beiden jüngeren Knaben lagen in ihren Betten. Erstickt und tot waren alle vier, die in den Betten zum Teil verbrannt. 8 An einem der letzten Tage stellten plötzlich sämtliche Kellner des Brockenhotels die Arbeit ein, so daß die zahlreichen Besucher des alten Bergriesen einige Stünden hungern und dursten mußten. 8 In dem Goüinger Wasserfall bei Linz wurde ein Unbekannter tot aufgesunden, der offenbar ab gestürzt ist. 8 Brünn 4. August. Die Ortsgruppe Brünn des Verbandes alter Burschenschafter „Wartburg" wurde von der mährischen Statthalterei ausgelöst. 8 In Kiew (Rußland) erwürgte eine 18jährige Bäuerin, die als Kinderwärterin diente, zwei Kinder ihrer Herrschaft, Knaben im Alter von 4 und 7 Jahren. 8 Grodno (Rußland), 4. August. Dec westliche Teil der Stadt steht in Flammen. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 8. August 1899. — Karabinier. Heute Abend Versammlung bet Kamerad Bretschneider in der „Retchshalle." — Kreisverein Aue des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig. Morgen Sonntag, den 6. Angust, Ausflug nach. Platten usw., Abfahrt früh 642. — Kreuzbrudertisch 260(Auerthal). Heute Son» abend Versammlung. — K. S. Militäroerein 1. Heute Sonnabend, BereinSversammlung in Leonhardt'S Gasthaus. — Morgen Sonntag Ausmarsch über Alberoda nach Lößnitz. Stellen: Brauereigarten mittags halb 1 Uhr. — Brennholz-Aukfion aus dem Lößnitzer Kircken- und HoSpttalwald findet im Georgi'schen Gasthause zu Drethansen Dienstag, den 8. August l. I., von Barm. s Uhr an statt. —Beider letztenStadtverordnetensitzung stimmten gegen die Freigabe des Schankgewerbes die Herren Stv.: Heinze, Reichel, Otto Günther, Trommler, Stv. - Vorsteher Hiltmann, Vicevorsteher Hänel, Hutschenreuter, Christian Günther, Kircheis und Reuther und der Stadtrat einstimmig: Brgrmstr. Dr. Kretzschmar, Vicebrgrmstr. Bachmann, Stadträte Gläser, Becher, Tauber, Listner und Brosius, für die Freigabe die Herren Stv. Schöniger, Lehn, Herm. Günther, Rehm und Höckner. — Streureisig-Versteigerung auf Antonsthaler Staatsforstrevier findet im RathSkeller zu Schwar zenberg Montag, den 7. August 1899, Vormittags halb 9 Uhr statt. — Die am 1. August fällig gewesenen Pacht- gelber sür die Nutzungen städtischer Feld- und Wiesengrundstücke sind binnen acht Tagen zu be zahlen. — Von gestern ab ist die hiesige Mittelstraße von der Färber- bis zur Wasserstraße wegen Be- schotterung für den Durchgangsfahroerkehr bis aus Weiteres gesperrt. — Herr Privatier C. G. Georgi hier unternahm gestern Vormittag einen Spaziergang nach dem Stadtpark. Auf einer Bank sich ausruhend, ereilte ihn der Tod durch Herzscklag, und konnte der 77jährige Herr nur als Leiche zur Stadt gebracht werden. — Die Schmiede-, Dachdecker- und Klempner arbeiter sür den Neubau des Pfarrhauses hier sind zur Vergebung ausgeschrieben. — Der nächste Sonntag, L. nach Trinicatis, wird in vielen Gemeinden des Landes zur Einsamm lung einer Kollekte für die Mission unter Israel benutzt. Letztere will durch ihre Missionare sowohl den einzelnen Juden sagen, als auch in das ganze jüdische Volk hineinrufen, daß ihm nur geholfen werden kann sür Zeit und Ewigkeit, wenn es gläubig Jesum als Heiland ergreift. Unsere sächsischen Missio nare wirken in Galizien und zwa» in Brody, wo nur einzelne Evangelische sind, in Stanislau und Przemysl, wo evangelische Gemeinden vorhanden sind. In Stanislau arbeitet Prediger Zöckler schon seit 9 Jahren; ein Kinderheim und die im vorigen Herbst eröffnete evangelische S >ule sind die sicht- baren Beweise des Erfolges und zugleich wichtige Mittel, die evangelische Gemeinde am Leben zu er halten. Eine Erhöhung der Einnahmen würde den ev.-luth. Zentralverein für Mission unter Israel in den Stand setzen, durch Einstellung von mehr Ar beitern das Werk noch weiter auszudehnen. — Erloschen ist die Maul- und Klauenseuche in Cat.-Nr. 114 in Hartenstein. — Die Schonzeit für sämtliche Fische ist mit Beginn dieses Monats vorüber, also auch für Karpfen, Schleien, Zander und Barsche. Im Fisch kalender sind es die zwei Monate August und Sep tember, während welcher keinerlei Fischgattung Schonzeit hat. — Auf dem Glauchauer Bahnhofe wurden am Montag Abend vier Frauen angehalten und mit je 6 Mk. in Strafe genommen, weil sie auf Station Wolkenburg, obwohl nur im Besitze von Fahrkarten vierter Klasse, in die dritte Wagenklasse eingestiegen waren. — In der letzten Woche vorigen Monats wurden im Zwickauer Revier 38878 Tonnen Kohlen ver- sandt, 63 Tonnen mehr, als zur Parallelzett de« Vorjahres. — Bei anstrengenden UebungSmärschen des Mili tärs hat sich der Tyee als Erfrischungsmittel und zur Hintanhaltung des Genusses gesundheitsschäd lichen Wassers bewährt. ES ist deshalb auch für die diesjährigen Herbstmanöver Vorsorge getroffen worden, daß als tägliche Feldflaschenfüllung für die Mannschaften, sowie in allen Fällen, wo die ärzt- liche Untersuchung vom Genuß des in den Quartieren und BivakS verfügbaren Wassers abraten zu müssen glaubt, ein leichter Theeabsud zur Ausgabe gelangt. — Schlachthöfe besitzen 24 Städte in Sachsen, 17 gehörten davon den Fletschertnnungen, während stein 7 Städten (Leipzig, Plauen, Zwickau, Zittau, Riesa, Waldheim und Löbau) in städtischem Besitz