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Sonnsbenck, 6. September 1S13 Nr. 207 S. Z-thrgang. Vorbereitung der deutschen Be- an der Aufstellung in San wurde eine private Organisa- Der englische Ministerrat beschloß zum Aermel- kanalprojekt nochmal» in Borerhebungen über die strategischen Folgen de» Kanalpro- jekteS für England einzutreten. Da noch zwei der Verwundeten gestorben sind, hat die Bluttat de» Hauptlehrers Wagner in Mühlhausen (Elsaß) jetzt fünfzehn Opfer geforder t.*) IM»- Mutmaßliche Witterung am 7. September: Rvrd. ostwind, wollig, fühl, lein erheblicher Niederschlag. — ja nicht! Zumal da Seine Hoheit, der Herr Regiment»« I nu, der «eine Bennewitz nicht wieder törichte Streiche chef, in eigener Person da sein «erden und sich schon aus den! Macht! Sdrch Tisch rvncht- man auf der Veranda zur Lass« Zum Zwecke der teiligung Francisco tion der interessierten Industriezweige, in» Leben gerufen.*) Der Direktorder Kriegsakademie, General der Infanterie von Gündell ist von seinem Posten zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger ist Generalleutnant v. Steuben ernannt worden. Diese Nummer umfaßt 12 Seiten. Außerdem liegt das achtsettige illustr. Sonntagsblatt bei. Die wirtschaftliche Wellenbewegung. Es ist eine unumstößlich richtige, aber keineswegs endgültig aufgeklärte volkswirtschaftliche Erfahrung, daß sich Vas Wirtschaftsleben der Kulturnationen in Wellen bewegungen abspielt. Auf hochgehende Wellenkämme der, wirtschaftlichen Entwicklung folgen tiefe Wellentälerde» Stillstandes, der Krisenjzetten. Eine große Zahl gelehrter Hypothesen sucht diese merkwürdige Erscheinung zu er klären. Aber noch immer spottet die Praxis auch hier bei der Theorie, und kein Volkswirt oder Großindustriel ler oder Bankdirektor ist imstande, den Eintritt, ge schweige denn die Dauer der neu auf- oder absteigenden Volkswirtschaft vorauszusagen. Das beweist gerade eben ein vielbeachteter Ausspruch des preußischen Handels ministers Dr. Shdow bei dem Festmahl der Teilnehmer am Deutschen BergmannStag in Breslau r Die Pe riode der Hochkonjunktur geht jetzt zu Ende. Der auf hoher Warte wett über unsere heimische Volks wirtschaft hinschauende Minister glaubt also, daß die Welle eben nach oben ausläuft, daß sie im Begriff ist, schaumgekrönt sich zu überstürzen und in ein Wellental hinabzuflietzen. Nun hat aber schon im Mai des vorigen Jahres ein anderer, gleichfalls auf höher Zinne stehen der B«Hach:er des deutschen Wirtschaftslebens, der Di rektor Gwtnner von der Deutschen Bank im Preußi schen Herrenhaus erklärt, daß die Woge der Hochkonjunk tur sich zu überstürzen droh«. Der erfahren« Geschäft», mann glaubt« also vor reichlich 1»/, Fahren schon den gleichen Zustand unserer wirtschaftlichen Entwicklung zu sehen und öffentlich festzustellen, d«n der Preußische Han« delSmintster erst jetzt al» etntretend verkündet. In Wirk lichkeit vollzieht sich d«r Uebergang von Hochkonjunktur zu Niedergang glücklicherweise nicht plötzlich und in glat ten Bruchlinien, sondern sehr allmählich und anfangs kaum merklich. Eine Branche nach der andern beginnt über Flauheit zul klagen, dte Aufträge kommen spärlicher, die Geldknappheit verhindert außergewöhnliche Anstreng ungen, Arbeitslosigkeit greift um sich, Industriezweig«, die an sich noch gut stehen, werden langsam in Mit leidenschaft gezogen, und schließlich befinden sich unsere Industrie, unser Handel schon mitten in einer Krisis, während sich di« Gelehrten und Fachmänner noch strei ten, ob der Niedergang begonnen hat oder erst drohe. Daß sich unsere deutsche Volkswirtschaft gegenwärtig schon stark in rückläufiger Entwicklung befindet, kann keinem Zweifel unterliegen. Die Periode der Hochkon junktur ist eben schon längst in «ine Periode schlechten Geschäftsganges etngetreten. Mit der Versteifung des Geldmarktes infolge aller möglichen wirtschaftlichen und politischen äußeren Anlässe fing e» an. Die notwendige Rücksicht der Produktion und de» Handels auf die schwie rigen Kredttverhältntsse führte zu mannigfachen Gin- schränkungen. Der Baumarkt mit seiner viele andere In dustrien befruchtenden Tätigkeit war wie auSgestorben, der Eisenmarkt folgt«, die Talbewegung pflanzte sich zur Textilindustrie fort, selbst die riesige Hochwelle der ElektrizitätSindustrie begann abzuebben. Noch find einige Industriezweige vorhanden, die infolge besonder» günstiger Verhältnisse noch keinen Grund Mr Klage ha ben. Aber fühlen werden schließlich alle Arten unsere» heimischen Wirtschaftslebens den Niedergang. Allerdings bi» sich die Wellenbewegung bis in die äußersten Uftr fortgepflanzt hat, Pflegt in einigen wichtigen Geschäft», zweigen die Gewinnmöglichkett schon wieder zu steigen. Das ist das Tröstliche. Da» ist an der Wellenbewegung da» Gut«. Aber heute find wir zweifellos nicht schon wieder bet einzelnen Aufstiegen. Die ständig wachsende Ziffer der Arbeitslosen in allen Branchen lehrt uns nur zu deutlich, daß sich unser Wirtschaftsleben nach abwärts bewegt. Wie lange der Niedergang anhalten Wird? Niemand vermag es mit einiger Sicherheft vorauszusagen, weil viel zu viel unberechenbare Einzel moment« milhelfen müssen, um die ebbend« Welle zum Stillstand und M neuem Vordringen und Anschwellen zu bringen. Nur das eine bleibt gewiß, daß auch Nieder gangserscheinungen vorübergehen und durch Hochkon junkturen abgelüst werden. Nicht eine schwer« inner« Krankheit unsere» Wirtschasttwrper» bedeutet also der gegenwärtige Zustand, sondern «in« regelmäßig wieder« kehrende Erscheinung, die nur um deswillen so bedauer, ltch ist und bleibt, well st« vielen Tausenden von Volks genossen — teil» verschuldet, teil» unverschuldet — in ihrer flutenden Wellenbewegung Unheil und schweren Schaden zufügt. Das Erfurter Urteil. (Von unserem Berliner S - Mitarbeiter.) Nicht oft ficht man den Segen der gesetzgeberischen Tätigkeit so rasch. Meist dauert es «ine ziemliche Weile, ehe ein Entwurf zur Bttatung gelangt, ehe er die Zusttm- mung des Bundesrats erhält und schlichlich Gesetz wird. Und bis es dann in «rast tritt, seine Wirkungen auszubreiten beginnt, geht meist auch noch eine schöne Zeit hin. Da hat die Sex Evftirt, die Novell« MM Militärstrafgesetzbuch, «im« wesentliche und erfreuliche Ausnahme gemacht. Vierzehn Tägs kaum hatten die gesetzgebenden Faktoren zu ihrer Voll endung gebraucht und jetzt hat sie bereits ihre segensreiche Wirkung gezeigt, und Mar, was doppelt angenehm ist, ge rade an denen, deren erstinstanzliche allzu harte Verurtei lung zu ihrer Einbringung geführt hat. Die Reservisten und Landwehrleute, die vor drei Monaten vom Kriegsgericht in Erfurt wegen militärischen Aufruhrs und Widerstands zu so erschreckenden Strafen verurteilt worden waren, haben vor dem Oberkriegsgericht dank dem neuen Gesetz eine Kaffee eine Zigarre, und dann führte der Baron seine Gäste durch seinen Wirtschaftehof. Namentlich die Brennerei er regte da» Interesse Seiner Hoheit. Der Baron erklärte die Einzelheiten der Branntweinherstellung und bemerkte, ein Spezialbetrieb sei Lei ihm di« Siruphevstellung. Alle diese großen, fast mannshohen.Fässer enthielten versandsertigen, teils farblosen, teils gefärbten Sirup, der in den nächsten Tagen an «ine Firma in Hamburg absehe. Darauf begab sich di« Tischgesellschaft Meder in das Hau», und bald danach trennte man fich: mußte das Regiment doch morgen in aller Frühe den Weitermarsch antreten, Um mit den roten Leib husaren zusammen eine Aufklärungsübung gegen den mar kierten Feind vorzunehmen. Die Husaren verabschiedeten fich und begaben sich zur Ruhe; alle — nur Bennewitz nicht. Die Sommenracht war 'o lau er fühlte fich so selig, so unternehmungslustig und mochte durchaus nicht auf sein Lager. Gar zu gern hätte er gewußt, wie er den jungen Damen gefallen habe; sie hatten so herzlich gelacht und sprachen jetzt gewiß von ihm. Dort in dem hübschen Erker de» Seitenflügels wohnten sie; dä« Fenster war geschlossen, ein weißer Vorhang herabgelassen, aber Bennewitz sah die Schatten auf der Gardine und ent nahm aus den Bewegungen, daß im Zimmer eine lebhafte Konversation geführt wurde. Wenn ich da zuhören könnte! Habe natürlich fabeHaften Effekt gemacht! Weiß nur nicht, wer mich mehr anbetet, die Tochter oder die Eousinel Kreuz- bon.benelement — ich bin zu neugierig — will mich mal ranpürschen. Vorsichtig durchschritt er die kleine Anlage, die da» Lagerhaus der Brennerei von dem Erker trennte, und tritt hart unter di« Fassade de« Hauses. Dort vernahm er wohl den Klang von lachenden Stimmen, aber der Inhalt der Rede ging ihm verloren, weil sein Standpunkt zu tief unter dem Fenster «ar, Muß .mich irgendwo raufstellen, sprach der Leutnant leis« zu fich, von erhöhtem Standpunkt au» geht es besser. Ist denn nicht irgend was in der Nähe? — W)a — da haben wir'»! Er hatte «in großes Faß be- merkt, das inmitten des kleinen Platze», entfernt von den anderen Fässern, dastand; daneben lagen Bretter, auch ein« leere Kiste. Mt deren Hilfe voltigiert« er auf da» Fatz, da» süß duftend seinen Inhalt ckundgab. Famo», sagt« vennrwitz, fahr famo»! Famo», wie all« in diesem vurneh- Das Wichtigste vom Tage. Einer Korrespondenzmeldung zufolge Mrd die RetchS- regierung im Etat für 1914 die Ostmar kenzulagen nicht mehr beantragen. Das EnfantTerrible äerSchwaäron Humoreske von Nolph v. Rawitz. Machdruil oerdoi. n.) Stillgestanden! Die fünfte Eskadron der Herzog-Max- Husaren fuhr sporenklirrend zusammen und stand da, «ine 'adellos ausgerichtete, hellblaue Mauer von jugendlich-schö- ren Gestalten. Rittmeister von Fahrenbruch sah di« Richtung »ach und nickte befriedigt: es war eine reine Pracht, seine lieben Jungen zu sehen, wie sie so keck und schlank gerade aus sahen und mit keiner Wimper zuckten. Also — Leute — das Zeug ist nun in Ordnung, und wir können uns ge- '.ast auf beim Truppenübungsp'atz sehen lassen, neben den anderen Regimentern unsere« Korps, sagte er. Aber das Zeug ist doch nur ein kleiner Teil vom Husaren. Tin anderer größerer Teil ist derGaul, und der allergrößte Teil ist der Kerl selbst. Bitt' mir au», daß ihr euch tadellos führt! Ta—w—dello«! Sonst soll euch dieser und jener! — Rührt euch! Nach dieser Ansprache durste die Es kadron, die ihren letzten Appell vor dem Marsch zu den Ka vallerieübungen genossen hatte, wegtreten; Herr von Fah renbruch aber vereinte seine Offiziere um fich zu einem Privatissimum: Na — ja — also — Mr reifen Meder mal ins Land, meine Herren! Sie wissen, daß ich davon nicht sehr erbaut Lin. Gibt ewigen Aerger und unerfreuliche ver- gleiche! Braucht «in Husar sich bloß einen Festen anzupfet- fen, dann heißt es gleich: die Husaren saufen! Und so wei ter! Bitte Sie deshalb auch, recht aufzupassen und alle« zu vermeiden, was mißverstanden werden kann. Wir Herzog- Max-Husaren werden ohnehin stark beneidet, und jeder würde fich freuen, wenn er uns etwa» aumvifchen könnte. Na — also — die älteren Herren kenn«n den Betrieb ja, aber Sie, lieber Bennewitz, find Homo novu». Verehrtest« Stütze meiner Schwadron, tun Sie mir den einzigen Gefal len und lassen Sie keine Ahr« so beliebten Witz« — di« im ganzen Korps Bennewitze genannt werden — vom Stapel! Hier in unserem stillen Nest steht'» keiner, und auch ich liebe am Husaren etwa« Uebevmut! Aber auf d-m Uedungsplatz — ja nicht! - - - - - - - - - Die in Aussicht genommene Besteuerung de» Baumwollterminhandel» zeitigte an der Neuhorker Baumwollbörse einen panik artigen Zustand. »» NLHere. I'ehe an anderer »le'le letzten Marschquartieren uns anzuschlietzen geruhen. Der alte Herr ist sehr kribblig — na, liebe Leute, ihr seid also gewarnt — und damit Sela — Punktum! — Das war an einem Montagnachmittag gewesen; in der Frühe de» nächsten Tages marschierte da» Regiment aus, und am nächstfolgenden Nachmittag bezog die fünfte Schwa dron Marschquartier auf dem großen Rittergut Freiwalde. Da» war «in Quartier nach dem Herzen der Offiziere und Mannschaften. Das Güt gehörte dem Baron Recking, ei nem de" trefflichsten Landwirte der Provinz und schwer reichen Mann. Das Wohnhaus, ein reizende» Schlößchen im Stil englischer Landhäuser, lag inmitten eine» Parkes; etwas seitwärts lag der Wtttschaftshof, der die Bevwalterswoh- nung, Ställe Scheunen, «ine Brennerei und ein große- Gartenhaus umfing. Diese« Gartenhaus war u'sprüng'ich das eigentliche Gutsbaus gewesen, ehe das neue geban. war' jetzt wurde es al» Wohnung für die Gäste de» Ba ons be- nützt, und hier logierten auch die Offiziere der fünften Eskadron Am Schlößchen selbst wohnt« nur Herzog Max, der von seinen Besitzungen in Thüringen eingetroffen war, um den Hebungen seiner Husaren beizuwohnen. Die Mannschaften der Eskadron waren in den geräumigen Scheu- nen und Wtrtschaftoräumen bequem untergebracht. Das Di ner, zu dem fich in vorgerückter Stunde di« Herren der Schwa dron um den Herzog und den Gastgeber vereinigten, bewies, daß Baron Recking ein reicher Mann war. Zwar -etgte die Spöisenfolge nur vier Gänge und drei Weine, aber dies« waren allerersten Ranges. Sogar -erzog Max, der selbst «in prachtvolle» Stück Weinland unweit Rüdeshetm zu ei gen besäß, -«merkte, mit dem 68er de» Baron» könne er nicht mit: da» sei eine Flasch«, die nur hier und da aus der Erde verkomm«. Und dabei stieß er huldvoll mit der Hau»fvau an. Di«« geschah am oberen End« der Dassel; unten aber saß Leutnant von Vennewitz in glückseligster Stimmung, recht» da« reizend« Töchterchen de« Hause», link« eine Cou sin« zu Nachbarn. Bennewitz erzählte all« seine beliebten Schnurren und erlebte di« Genugtuung, daß di» jungen Da men sich köstlich amüsierten, sie lachten hell auf, so daß Ritt- meister Yahrenbruch öfter» beängstigt hinüberLltckte: Wenn Tageblatt Mzeiger für -as erzgebirge DLKchrMD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Ep-chchmb» öer rw-aktton mit fiuoaahm» »»r Sonntag« nachmittag» 4-» Uhr- — «ttegraaun-fichMss», Tageblatt ftaeeygwttg». Immsprech« «. «hm« «a. gift nnvrttangt «ingrsan-t» Manuskript» kann Vrlvähr nicht gttttsUt «rrs«». -