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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Lbonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltung-blattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile io Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbotz» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusend«. Schriftleilung Nruck und Verlag von N. Schurig, Vrelnig Nr. 92. Sonnabend den 18. November 1995. 15. Jahrgang. OerMckeS und SSchstsche- Bretnig. Während der diesjährigen Weih nachtsfeiertage ist in unserem Orte für genügende Unterhaltung gesorgt. So beabsichtigen der Verein „Thalia" am 1. Feiertage eine thea tralische Aufführung im deutschen Hause und der gem. Chorgesangverein „Harmonie" eben falls am gleichen Tage eine Weihnachtsfeier im Schützenhause zu veranstalten. — Wasserdichtes Schuhwerk ist jetzt an den andauernd nassen regnerischen Tagen ein Haupterforderni» zu unserer Gesundhaltung, denn kalte Füße haben oftmals Rheumatismus tm Gefolge. Um das Schuhwerk wasserdicht zu machen, eignet sich Rizinusöl recht gut. Das Leder schluckt begierig große Mengen dieses Oels, füllt damit seine Poren und Macht sie undurchlässig für da« Master. Zu gleich wird dar Leder zart und geschmeidig, widersteht also leichter dem Bruche, wenn von Master durchtränkte Schuhe am warmen Ofen getrocknet werden. Neue Sohlen behandelt man am vorteilhaftesten mit heißem Leinöl, das man so lange aufträgl, bis das Leder kein Oel mehr annimmt. Vor dem Tragen des Schuhwerks laste man die Sohlen erst gründlich trocknen. — Die Hüte werden auch teurer I Die deutschen Hutfabrikanten sehen sich infolge der andauernd steigenden Preise aller zur Hut- fabrikalion notwendigen Rohmaterialien ge- Nötigt, die Preise der fertigen Hüte zu erhöhen. Hasen» und Kaninchenhaare, Wolle, Hutleder, Atlas, Seidenplüsche, Hutband, Schellack sind zwischen 20 bis 200 Prozent im Preise ge stiegen. — Die Lulherfestspiele im Dresdner Aus- kellungspalaste haben einen Ueberschuß von 3v,000 Mark ergeben. Dieser soll zum Besten der protestantischen Krankenpflege ver wendet werden. Dresden, 15. November. Der große Bazarball, der gestern abend von 8 Uhr an im AusstellungSpalaste abgehalten wurde, war von 1500 Personen der ersten Gesellschafts kreise, Staatsministern, Generalität, dem preu ßischen Gesandten Grasen v. Dönhoff, den Spitzen der Behörden besucht. */,9 Uhr er- schien die Königin-Witwe und blieb bis 10 Uhr auf vem Feste. Bei ihrem Eintritt in den Festsaal brachte Oberbürgermeister Beutler ein Hoch auf sie aus. Unverzüglich begann die Vorführung des Schachspiels mit lebenden Figuren und des Schäferreigen» nach Watteau. Den Darstellungen wurde freudigster Applaus zu teil. Dann trat der Ball wieder in seine Rechte und wurde nur vom Souper unter brochen. Dresden, 16. Nov. In einer Wohnung »m Critpiplatz spielte der Kaufmannslehrling streutmeyer mit einem Taschenreoolver und erklärte seiner 13 jährigen Schwester Marie dabei die Einrichtung der Waffe. Plötzlich entlud sich dieselbe und das Geschoß drang ^m armen Mädchen in die rechte Schläfe. Bewußtlos und hoffnungslos wurde es nach bem Krankenhause gebracht. Dresden, 1S. Nov. Der verantwort. UcheRedakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung", Gustav Riem, wurde heute nachmittag von ber 2. Strafkammer de« hiesigen Landgerichts ^gen Beleidigung des Personals des hiesigen ^arnisonlazaretts und der Nähmaschinenfabrik Biesold u. Locke in Meißen zu 6 Monaten ^iängnis und 600 Mark Geldstrafe ver- »«eilt. Protzennest bei Dresden hat sich revan ¬ chiert. Ein Blasewitzer erhielt kürzlich einen Brief au« Dresden, in welchem unverlangt Offerte gemacht wurde. Der Absender adres sierte: „Herrn N.N. in Blasewitz, vorläufig noch bei Dresden." Der Blasewitzer tippt den hoffnungsvollen Dresdener Geschäftsmann, indem er ihm mitteilte, daß er al» Blase witzer seine Einkäufe hübsch in Blasewitz be sorge. Der Brief war adressiert: „Herrn N. N , Semmeldorf bei Blasewitz, König Johann- straße Nr. . ." Der Brief dürfte richtig be fördert worden sein; er kam wenigsten« an den darin genannten Absender nicht zurück. — Ein wilder Autler. Auf der Straße zwischen Bautzen und Guttau kam dem dort regelmäßig verkehrenden Postwagen ein Auto mobil in wilder Fahrt entgegen. Die Post- pserde scheuten und die außer dem Kutscher noch mit fünf Fahrgästen besetzte Postkutsche stürzte um. Die aufgeregten Pferde rissen sich los, bi» sie schließlich von ihrem Führer, der die Zügel nicht hatte fahren lassen und der dadurch noch ein Stück mit fortgezogen worden mar, beruhigt wurden. Die Insassen de» Wagens, zwei Männer und drei Frauen, sind mit dem Schrecken davongekommen. Der Postwagen ist mehrfach beschädigt. Der rück sichtslose Automobilist war, ohne sich um das angerichtete Unheil zu kümmern, in seinem wilden Tempo weiter gejagt- — Kirmes und ein geplatzter Ofen! Kann sich jemand einen schlimmeren Unfall denken, als wenn am Tage vor der KirmeSfeier bei dem einzigen Bäcker im Orte der — Back ofen platzt? Dieses schreckliche Ereignis ist am Sonnabend mittag in Unterweißig einge treten, wodurch eine große Anzahl KirmeSgäste um das süße Gebäck gekommen sein dürste Leider wurde aber Bäckermeister Gollmann hierbei erheblich am Kopf und an den Armen verletzt, auch ein neben ihm stehendes Kind trug einige Brandwunden davon. — Schiffsdiebstähle auf der Elbe. Vor einiger Zeit wurden von einem Elbfahrzeuge teure Porzellangegenstände gestohlen, die für den Präsidenten Roosevelt bestimmt waren Den Tätern scheint man jetzt auf der Spur zu sein. Bei einer in der Behausung eines Steuermannes in Aken vorgenommenen Haus- suchung wurden nämlich zwei kostbare Por- zellanteller vorgefunden, die jener beraubten Sendung entstammen. Schandau. Der Lehrer Max Fischer, einer der beiden Dresdner Lehrer, die im August d. I. da» Unglück hatten, im Schramm steingebiete von den sogenannten Kreuztürmen herabzustürzen, wobei er den einen Fuß der art verletzte, daß ihm dieser im hiesigen Staot- krankenhause abgenommen werden mußte, ist kürzlich entlassen worden. An Stelle des ab genommenen Fuße» erhielt er einen solchen aus Leder rc., so daß er mit Hilfe eines Stockes wieder gehen kann. Sein erster Be such galt seinen Eltern in Schneeberg, welche die goldene Hochzeit feierten. Lehrer Fischer wird zu Neujahr seine Stellung in Dresden wieder antreten Riesa. Von einem eigenartigen Mißge schicke wurde der mit Briketts beladene, auf der Talfahrt begriffene Kahn de« Schiffseig ner« Karl Todte au» Aken unterhalb Strehla betroffen, indem binnen einer Stunde sowohl der Steuermann — der Eigner selbst — als auch der Schiffshaupter, Ernst Matthes au« Nünchritz, vom Tode ereilt wurden. Ueber den durch Herzschlag etngetretenen plötzlichen Tod de« Häupter» am Steuer erregte sich der Steuermann derart, daß er von einem Blutsturze befallen wurde, der binnen wenigen Minuten auch seinem Leben ein jähe» Ende bereitete. Mittweida. Ein bedauerlicher Un glücksfall hat sich am 13. d. M. in früher Morgenstunde im benachbarten Kockisch er« eignet. Kurz nach 3 Uhr ließen sich mehrere KirmeSgäste aus Liebenhain und Hermsdorf durch den Wtrtschaftsbesitzer Brodkorb aus dessen Fähre nach dem jenseitigen Ufer der Zschopau übersetzen. Die Ueberfahrt auf dem hoch angeschwollenen Flusse ging glatt von- statten und der Wirtschaftsbesitzer fuhr hi«r- auf mit dem 20 Jahre alten Kaufmann Lehmann, ebensall» in Kockisch wohnhaft, wieder herüber. Kurz vor Erreichung des Zieles scheint da« Fahrzeug in eine starke Strömung gekommen zu sein. Dem Kaufmann gelang es, an« User zu kommen, während die Fähre mit dem Wirlschaftsbesitzer Brod korb über da» Wehr hinabgetrieben wurde. Trotz eifriger Nachforschungen wurde bis jetzt weder dieser noch die Fähre gefunden. — Das Schicksal des wegen Gattenmordes zum Tode verurteilten Heilgehilfen Hugo Walter aus Pethau bei Zittau ist noch immer nicht entschieden. Walter ist bekanntlich von den Geschworenen des Landgerichts Berlin II am 28. Avril 1904 der Erdrosselung seiner Frau für schuldig befunden und vom Gerichts höfe zum Tode verurteilt worden und seitdem, d. h. seit mehr al» 1Vz Jahren, schwebt da» Damoklesschwert de» Todesurteils über seinem Haupte. Walter hat während de» ganzen Strafverfahren» entschieden bestritten, seine Frau ermordet zu haben und die Sache so dargestellt, daß diese wahrscheinlich Selbstmord begangen habe. Er ist auch nach seiner Ver urteilung von dieser Behauptung nicht abge gangen, doch sind mehrere Anträge auf Wieder aufnahme de« Verfahrens ohne Erfolg ge blieben. Schon in der Hauptverhandlung war e» zur Sprache gekommen, daß Walter seinerzeit wegen einer krankhaften Entzündung an der Gehirnbasis vom Militär entlassen worden war, doch sind daraus Folgerungen auf seinen Geisteszustand nicht gezogen, da» etwaige Vorliegen einer Geisteskrankheit ist von den Sachverständigen seinerzeit verneint worden. Neuerdings scheint da» Schicksal de« Walter nun doch eine Wendung nehmen zu wollen. Walter ist aus» neue einer sorg samen Beobachtung unterworfen worden und da» Gutachten soll so ausgefallen sein, daß ein vom Rechtsanwalt Dr. Silberstein zu- gunsten de» Walter auf» neue gestellter An trag auf Wiederaufnahme der Verfahrens nunmehr Erfolg haben dürfte. — Einen Beweis von Ehrlichkeit lieferten zwei dort durchreisende Handwerksburschen in Freiberg, welche drei wollene Pferdedecken und eine Peitsche mit dem Bemerken an Amtsstelle ablieferten, daß sie diese Gegenstände auf der Landstraße gefunden hätten. Die Sachen wurden vorläufig in polizeiliche Verwahrung genommen. — Aus dem K. Krankenstift in Zwickau entlassen wurde am 11. d. M. Herr Ge schäftsführer Menz. Derselbe hatte bekannt lich bei dem Automobilunglück zu Nieder- schindmaas am 1. September, bei welchem Professor Karg seinen Tod fand, Gehirner schütterung, Schädelbruch und schwere Augen verletzungen erlitten. — Im sächsisch thüringischen Webereibezirk, in Glauchau, Meerane, Greiz, Gera, Reichen ¬ bach, Netzschkau, Elsterberg, Werdau und Ronneburg, ruhen nunmehr 34,000 Webstühl». E« sind 17,000 Weber teil» im Streik, teil« «»»gesperrt. Außerdem wurden ausgesperrt rund 8000 Färbereiarbeiter und 5—6000 Vorarbeiter; der Rest von etwa 9000 Per sonen wird dieser Tage aus der Arbeit ent- lassen, so daß in allen Betrieben nur noch die Beamten tätig sein werden, um die aller« nötigsten Aufträge zu erledigen. Alle bisher arbeitswilligen Weder und Färbereiarbetter, die von Verbänden keine Unterstützung erhalten, werden von den Arbeitgebern ausreichend während der Aussperrung unterstützt. — Morgen Revolution! Ziemliche Auf« regung gab es jüngst in einem Orte bei Wilsdruff. Der Gemeindediener ging von Haus zu Haus und verkündete, daß morgen Revolution sei. Kopfschüttelnd nahm mancher Dorfbewohner die Meldung entgegen. Revo lution? Revolution in Deutschland? Da» kann doch kaum sei«. Da e» Ser Gemeinde diener aber im Auftrage oe» Ortsvorsteher oerkündete, mußte an der Sache doch wa« Wahre» sein. Ein Besuch de» Gasthofes am Abend mußte Klärung schaffen. Da stellte es sich denn heraus, daß am anderen Tage eine Revision der landwirtschaftlichen Be- triebe über die Befolgung von Unfallverhüt« ungsvorschriften statlfinden sollte. Im Drange der Geschäfte hatte der gute Gemeindediener die Revision mit der Revolution verwechselt und daher die Aufregung. Die bösen Fremd- Wörter! — Im Schneesturme umgekommen ist in der Nacht zum Sonntag auf Siebenbrunner Flur bei Adorf der 54 Jahre alt» Tischler Wilhelm Höfer aus Sträßer. Der Mann wurde am Sonnabend früh im Freien liegend tot aufgefunden. — Russisches. Au» Odessa gelangte ein Brief an einen Einwohner in Limbach, in dem e» u. a. heißt: „Ich wäre Ihnen sehr dank» bar, wenn Sie mir gütigst Ausschnitte aus dortigen Zeitungen über die Ereignisse in Odessa und anderen russischen Städten in ge schlossenen Kuverts einsenden wollten, da un seren Zeitungen Stillschweigen geboten ist. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag 22. n. Trin-: ^9 Uhr Beichte und heilige» Abendmahl. 9 Uhr Gottesdienst. Mittwoch den 22. November (Bußtag): ^9 Uhr Beichte. 9 Uhr Gottesdienst. Nach der Predigt Feier des heiligen Abendmahle». Nachmittag» 5 Uhr: Beichte und heilige» Abendmahl. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Margareta Magdalene. T. des Kaufmann» Arwed Arthur Schurig Nr. 127— Emilie Margareta, T. de» Arbei ters Friedrich Karl Man» Nr. 2601. — Emilie Margareta, T. des Tagearbeiters Ernst Wilhelm Steudner Nr. 322. — Amalie Erna, T. de» Kaufmanns Richard Erwin Rösen Nr. 253 g. Eheschließungen: Kaufmann Paul Georg Schöne Nr. 150, mit Johanna Helene Unger Nr. 187 k. — Maschinist Paul Emil Richard Preuß Nr. 139 e, mit Martha Marie Nitzsche Nr. 132 b. Todesfälle: Ida Elsa, T de» Fa brikarbeiter» Adolf Edwin Büttrich Nr. 183, 10 M. 25 T. alt. — Hulda Linda Haufe geb. Haufe, Ehefrau de» Fabrirarb. Gustav Hermann Haufe Nr. 155, 28 I. 4 M. 16 T. alt.