Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Viel und »»ar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag). Nbonnementtprei» betrögt merteljShrlich l Mark ra P! pr»nim>«r»n<in. Mseiger U'>. . j jN f^.t Inserat» »werden bi« spistesten« Mittag« de« »orhergehende» läge« de« Erscheinen« erdete» und die Lorpu«spal1en,ttle mit io Pf., unter „Eintzesändt" mit 'M Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zü Zwönitz. verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LS. Donnerstag, den 15. Februar 1883. 8. Jahrg. ' ' >. MI. MW— _ W———WMMWW-———_.l bosnische Aundschau. Deutschland. Der Reichstag steht vor seiner unmittelbaren Vertagung, da er die für diesen Theil seiner Session auf die Tages ordnung gesetzten Gegenstände so ziemlich erledigt hat. Am Sonn abend genehmigte das Haus in zweiter Lesung das Reichsbeamten- Gesetz und trat dann in die zweite Berathung der Novelle zum Militär-Pensions-Gesetze ein, doch kam man an diesem Tage über den § 9 (welcher die Erhöhung der Pensionsbezüge von Voo auf Voo jährlich vorschreibt) nicht hinaus. Bei der am Montag fortgesetzten Berathung über diesen Gegenstand trat Kriegsminister von Kameke zunächst den Ausführungen Nichter's über die Bevorzugung adeliger Officiere, sowie der Aeußerung Windthorst's betreffs der Nebenrück sichten bei der Pensionirung der Officiere entgegen. Die gleichzeitige Regelung des Communalsteuerwesens bei Militärpersonen müsse die Regierung bei der Verschiedenartigkeit beider Materien ablehnen. Hierauf beantragte Abg. Windthorst die Zurückweisung der ganzen Vorlage mit den hierzu gestellten Anträgen aus der Mitte des Hauses an die um 7 Mitglieder zu verstärkende Commission; sowohl über diesen Antrag als auch über die fernere Frage, ob man die materielle Discussion über den § 9 noch fortsetzen dürfe oder ob sofort der Antrag Windthorst zur Abstimmung zu bringen sei, ent spann sich eine sehr bewegte und an spitzen Bemerkungen überreiche Geschäftsordnungsdebatte. Dieselbe endete damit, daß der Antrag Windthorst gegen die Stimmen der Fortschrittspartei, der Volks partei, Secessionisten und Socialisten angenommen wurde; ferner wurde auch das Relicten - Gesetz an die IX. Commission zurückver miesen, welche demnach sowohl über dieses Gesetz als auch über die Novelle zum Militär-Pensions-Gesetze schriftlichen Bericht zu erstatten hat. Schließlich wurde noch die Verordnung über die Verwendung giftiger Farben nach den Commissionsanträgen genehmigt. Am Dienstag beschäftigte sich der Reichstag mit Wahlprüsungen sowie mit der dritten Lesung des Etats. Von den verschiedenen Reichstags-Commissionen, welche zur Vorberathung der wichtigeren Vorlagen eingesetzt worden sind, hat nunmehr die Commission für die Arbeiterversicherungsgesetze ihre Berathungen über die Krankenversicherung der Arbeiter zu Ende geführt. Der Bericht hierüber an das Plenum des Reichstages dürfte aber so umfassend werden, daß bis zu dessen Fertigstellung wohl noch zwei Wochen vergehen werden. Die Reichstags-Commission zur Vorberathung des fortschrittlichen Antrages auf Erlaß eines Gesetzes, betreffend die Entschädigung unschuldig Verurtheilter, wird in den nächsten Tagen die zweite Lesung des Gesetzentwurfes vor nehmen, welchen Abg. vr. von Schwarze über diesen Gegenstand ausgearbeitet hat. Dem betreffenden Entwurf liegen die Anschau ungen zu Grunde, welche in den bisherigen Berathungen der Com mission zu Tage getreten sind. Ueber den Inhalt der päpstlichen Antwort auf das Schreiben Kaiser Wilhelms liegen bis jetzt nur Mittheilungen von clericaler Seite vor, welche ziemlich übereinstimmend zu melden wissen, daß der Brief des Papstes für die Erfüllung der Anzeigepflicht die Re vision der Maigesetze fordere. Außerdem wird aber auf ein Schreiben des Cardinal-StaatssecretärS Jacobini hingewiesen, welches der Ant wort des Papstes beigegeben sei und in dem der weitere Gang der Verhandlungen geregelt sei. Letzteres würde die Geneigtheit des Vaticanü bekunden, die Verhandlungen mit Preußen fortzusetzen. Falls denselben aber die Revision der ürganischen Maigesetze zur Basis dienen sollte, so könnte man mit Gewißheit das Scheitern der Unterhandlungen annehmen, da das Schreiben des Kaisers jene Forderung der Curie ausdrücklich zurückweist. In Reichstagskreisen ist da« sehr bestimmte Gerücht von der Demission de« Kriegsministers von Kameke verbreitet, was wir jedoch unter allem Vorbehalt wiedergeben. Vor dem Seeamte zu Hamburg ist in voriger Woche die Ver nehmung der englischen Zeugen in der Untersuchung bezüglich der „Cimbria"-Affaire zu Ende geführt worden. Dieselben sollen nun mehr mit den Zeugen von der „Cimbria" einem Kreuzverhöre unter zogen werden, worauf das Seeamt vermuthlich alsbald seinen Spruch fällen wird. Oesterreich-Ungarn. In den Wiener parlamentarischen Kreisen bildet die Scandal-Affaire Kaminski-Schwarz noch immer da« Tages gespräch. Am Sonnabend hat der österreichische Reichsrath in dieser Angelegenheit Beschluß gefaßt und es ist bezeichnend für den Ein druck, den das Verhalten des Herrn v. KaminSki selbst auf Seiten der Rechten des Abgeordnetenhauses, also bei seinen ehemaligen Fractionsgenossen gemacht, daß auch die Mitglieder der Rechten mit einer Ausnahme für den liberalen Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungs-Commission stimmten. Letzterer Beschluß kömmt üb rigens einer Niederlage des Ministeriums Taasse sehr nahe, denn daß sich unter seiner Argide solche Scandatosa beim Bau der ga lizischen Transversalbahn ereignen konnten, hat seinem Ansehen bei der Rechten entschieden geschadet und die an Einmüthigkeit grenzende Annahme des liberalen Antrages hat daher mit einem Mißtrauens votum gegen das Ministerium Taaffe große Aehnlichkeit. Gegen wärtig ist auch die strafgertchtliche Untersuchung in der KaminSki- Affaire eingeleitet. Frankreich. Im französischen Senate hat die. große Haupt- und Staatsaction, welche in dieser Körperschaft seit vorigen Sonn abend spielte, nämlich die Debatte über die Prätendenten - Vorlage, am Montag mit der Annahme eines von den Senatoren Wadding ton und Say eingebrachten Vermittelungs-Vorschlages geendet. Selbst verständlich nahm die Sache keinen so glatten Verlauf; zunächst be schloß der Senat, nach Beendigung der Generaldiscussion, mit 17V gegen 115 Stimmen, in die Berathung der einzelnen Artikel.der Vorlage einzutreten, worauf der entscheidende Artikel 1 mit 172 gegen 89 Stimmen abgelehnt wurde. Vorher hatte der Senat auch den Entwurf Barbey, welcher im Allgemeinen darauf hinaus läuft, dem Präsidenten der Republik die Befugniß zur Ausweisung der Prinzen zu ertheilen, mit 148 gegen 132 Stimmen abgelehnt, ob wohl Justizminister Doves die Erklärung abgab, daß die Regierung den Entwurf Barbey acceptire. Schließlich wurde, wie schon er wähnt, der Entwurf Waddington-Say mit 165 gegen. 127 Stimmen angenommen, wonach die Prinzen, welche einen Prätendentenact oder Manifestation, Zwecks eines Anschlags gegen die Sicherheit des Staates machen, mit Verbannung bestraft werden, Tie Gerichts verhandlung erfolgt vor einem Schwurgerichte oder dem , Senate, Man darf nuninehr gespannt sein, ob die Deputirtenkammer an der ursprünglichen Prätendentenvorlage festhalten oder dem Entwürfe Waddington-Say zustimmen wird; in.ersterem Kalle wird sich das Kritische der gegenwärtigen Lage in Frankreich nur noch vermehren. — Prinz Napoleon hat sich mit seinem Sohne Vietor mach London zu einem Besuche der Kaiserin Eugenie begeben; beide werden diesen Donnerstag in Paris zurückerwartet. , England. Die seit voriger Woche in Londontagende Donau- Conferenz scheint ihre Arbeiten sehr abkürzen zu wollem denn es ver lautet, daß dieselbe noch in dieser Woche ihre Thätigkeit beschließen werde. Vorläufig ist auch nur ein einziger Gegenstand auf Hix Tagesordnung der Conferenz gesetzt worden, die sögen. Kilia-Frage. Rußland beansprucht nämlich das Recht, an der Kilia, dxm ihm ge hörigen nördlichen Arme des Donau - Delta'«, Befestigungen anzu legen, was aber den Bestimmungen des internationalen Donau-Ver trages, demzufolge an den Donau-Mündungen keine Befestigungen angelegt werden dürfen, widerspricht; man hofft, daß hie Conferenz hierüber eine Verständigung herbeiführen werde. Herporzuheben ist der Beschluß aus der Sonnabends-Sitzung der Conferenz Rumänien und Serbien nur mit berathender Stimme an ihren Archeuen Theil nehmen zu lassen. Serbien hat sich hiermit einverstanden erklärt, die rumänische Regierung dagegen wies ihren Gesandten in London, Fürst Ghika, sofort an, gegen diesen Beschluß formell zu protestiren und zu erklären, daß Rumänien den Beschlüssen der Conferenz keine bindende Kraft beimessen könne, wenn man ihm nur einen Sitz, ab ex keine Stimme in der Conferenz einräumen wolle, Die rumänische Deputirtenkammer hat der entschiedenen Haltung der Regierung König Karl's einstimmig Beifall gezollt. Rußland. Das jüngste angeblich nihilistische Manifest, welche« dem Kaiser Alexander III. fast unmittelbar nach der Bekanntmachung des Krönungstermins in die Hände gespielt wurde, soll tischt nihi» Wischen Ursprungs sein. Wenigsten» hegt yian in wohlunterrichteten Petersburger Kreisen die Ueberzeugung, daß diese unsinnige Proc- lamation aus einer ganz andern Quelle stamme und nur dazu be-