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MMusserTageblatt für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20Bpfg., die«gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Reichs, psennig, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Rachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dor. geschriebeneErscheinungs. —, . - , n-,, . „ tag-und Platz»orschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annabmebisvorm-IOUHr. " — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keincGarantie. Jeder Rabatlanspruch erlischt, wenn derBelragdurch Klage eingezogen werden muß oderdcrAustraggcberin Konkurs gerät. Anzeigennehmcn alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, Da» »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. 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Der ständige Rückgang der Arbeitslosenziffer hat er freulicherweise auch im Juli angehalten, in den letzten Wochen sogar größere Schritte getan als je zuvor. Eigentliche Hauptunterstützungsempfänger, also jene, die weniger als zwölf Monate hindurch der Erwerbslosen fürsorge unterliegen, gibt es jetzt nur noch rund 493 WO, von denen 104 000 weiblich sind. Das bedeutet gegen über dem 1. Juli einen Rückgang um rund 50 000 und gegenüber dem 15. Juni um weitere 50 000. In Prozent zahlen ausgedrückt, beträgt dieser Rückgang in der ersten Julihälfte rund 8,8 Prozent. Demgemäß ist auch die Zahl der Zuschlagsempfänger gesunken, also der unter stützungsberechtigten Familienangehörigen, die jetzt noch 545 000 zählen. Es wäre erfreulich, wenn sich in dieser Zahl die wirkliche Arbeitslosigkeit ausdrücken würde, aber leider müssen noch die Hauptunterstützungsemp fänger in der Krisenfürsorge hinzugerechnet werden. Auch hier ist ein erfreulicher Rückgang zu verzeichnen, der frei lich längst nicht fo groß ist wie bei der Erwerbslosenfür sorge; denn hier beträgt er nur 27 000 Arbeitslose, die schon länger als ein Jahr keine Beschäfti gung haben. Daher müssen jetzt im ganzen rund 674 000 arbeitsfähige, aber Vollerwerbslose Deutsche unterstützt werden; gegenüber dem 15. Juni bedeutet es einen Rück gang von über 16 Prozent. Es mag daran erinnert werden, daß am 15. Januar d. I. der Höchststand der Arbeitslosigkeit erreicht war und damals rund zwei Millionen eine Hauptunterstützung beziehen, also „stempeln gehen" mutzten. Jetzt ist diese Zahl aus rund ein Drittel zurückgegangen und damit kommt zum Ausdruck, datz sich die deutsche Wirtschaft unzweifelhaft auf einem sich zwar nicht rasch bewegenden, aber sich doch immer günstiger entwickelnden K o n j u n k t u r a n st i e g In jenen Zahlen stecken freilich noch längst nicht alle Arbeitslosen. Denn es gibt viele Tausende solcher, die wegen allzulanger Erwerbslosigkeit „ausgesteuert" werden mußten und dann der öffentlichen Wohlfahrts pflege verfielen, außerdem aber auch noch andere Tausende und aber Tausende, die aus einer Art von Scham oder mangels Bedürfnisses die öffentliche Unterstützung nicht in Anspruch nehmen wollen. Man mag ihre Zahl wohl mit 100 000 ansetzen und gewinnt erst dann ein einiger maßen richtiges Bild über die bestehende Arbeitslosigkeit in Deutschland. Vergleiche mit der Vorkriegszeit liegen nahe, jedoch muß man die Voraussetzungen für diese Vergleiche sorg fältig prüfen. Damals schwankte das Heer der Arbeits losen, das sich aus mancherlei Gründen schwer feststellen küßt, zwischen 200- und 500 000. 'inzurechnen muß man aber, daß wir damals ein Heer von rund 800 000 Mann hatten, und zwar meist aus solchen Lebensaltern rekrutiert, die für den öffentlichen Arbeitsmarkt in Be tracht kommen. Natürlich kann man aber diese Zahl auch wieder nicht zum Vergleich heranziehen. Denn ein großer Teil davon, nämlich in der Hauptsache alles, was vom Lande kam, ist für den Arbeitsmarkt kaum in Betracht zu ziehen; außerdem ist ja das in Frage kommende Reichs gebiet gegen damals beträchtlich verkleinert. Und schließ lich sind auch die 100 000 Mann der heutigen Reichswehr in Betracht zu ziehen. Unter diesen Umständen und unter Berücksichtigung all dieser Dinge darf man aunehmen, daß die Zahl der Arbeitslosen gegenüber 1913 sich zur zeit etwa auf der doppelten Höhe befinden mag. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, daß gerade der Juli und der August immer diejenigen Monate zu fein pflegen — falls in sie nicht eine schwere Konjunkturkrise hineinfällt —, die wegen des starken Bcschäfti - g u n g s b e d ü r f n i s s e s d e r L a n d w i r t s ch a ft be sonders große Anforderungen an den Arbeitsmarkt stellen. Hierbei ist noch darauf zu verweisen, daß in der Landwirt schaft jetzt weit weniger ausländische Arbeiter beschäftigt werden, als das vor dem Kriege der Fall war; in der Industrie ist es übrigens nicht anders. Dem Vernehmen nach soll nämlich das Ko.'.üngent der ausländischen Wanderarbeiter für die Landwirtschaft aus etwa 100 000 beschränkt worden sein, was gegenüber der Vorkriegszeit einen Rückgang auf etwa ein Drittel bedeutet. Entwickelt sich die deutsche Wirtschaftskonjunktur nicht in einem schnelleren Tempo, als sich die auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden und neu hinzutretenden Kräfte ver mehren, so ist mit einem weiteren Rückgang der Arbeits losenziffer kaum zu rechnen, besonders, da die fortschrei tende Rationalisierung in Industrie und Landwirtschaft zur Abstoßung von Arbeitskräften führt. Wir werden auch in diesem Jahre wieder damit rechnen müssen, daß die Ziffer wieder ansteigt, je näher wir dem Winter kommen, aber hoffentlich wird eine weitere günstige Ent wicklung unserer wirtschaftlichen Lage diesen Rückgang im Beschäftigungsgrad stark abschwächen. Unnötige Währungs-esorgniffe. Gefährliche Redereien von einer Jnflationsgefahr. In der letzten Zeit sind auch aus Kreisen der Spar kassenkundschaft verschiedentlich Befürchtungen wegen einer Gefährdung der Wäbrund laut geworden: sie haben in SeWW Wi die PM«WW. postalische Sparmaßnahmen des Großhandels. Umgehung der erhöhten Portosätze. Im Verwaltungsrat der Reichspost, der sich in der letzten Woche mit der Erhöhung der Postgebühren be schäftigte, haben Vertreter des Handels, die im Verwal tungsrat ihren Sitz haben, verschiedentlich bei den Debatten ihre Stimmen gegen die beabsichtigte Porto erhöhung erhoben. Diese Proteste sind allerdings un gehört verhallt. Es ist lediglich gelungen, das Ortsporto, das für größere Städte auf 10 Pfennig veranschlagt war, auf 8 Pfennig herabzudrücken. Nun scheint die Wirtschaft zur Selbsthilfe zu greifen. Der Reichsverband des Deutschen Groß- und Übersee handels hat feinen Mitgliedern Vorschläge zur Ersparung von Postgebühren unterbreitet, die, wenn sie auch im ein zelnen für die Mitglieder des Verbandes ausgearbeitet und bestimmt sind, doch im ganzen Winke zur Porto ersparnis für die gesamte Wirtschaft enthalten dürften. Der Reichspostminifter hat als Folge seiner Gebühren erhöhungen allerdings mit einem Rückgang des Umsatzes der Reichspost um 15 Prozent gerechnet, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß, wenn die geplanten Maßnahmen der Wirtschaft konsequent durchgeführt werden, die Post mit einem größeren Rückgang ihres Umsatzes rechnen muh. Vorgeschlagen wird nun vom Reichsverband des deutschen Groß- und Überseehandels die einheitliche Ver sendung der Rechnungen zusammen mit der Ware, Mit teilung über den Abgang der Ware durch Drucksache nach bestimmtem Muster, Fortfall der bisher üblichen Liefer scheine, Verzicht auf die Empfangsbestätigung, verstärkter Gebrauch der D r u ck s a ch c n s e n d u ng unter Berück sichtigung der neuen Bestimmung, daß zwischen Teil- und Volldrucksachen kein Unterschied gemacht wird und datz die Eintragung bestimmter Änderungen in der Drucksache erlaubt ist. Weitere Vorschläge zur Portoersparnis be ziehen sich auf den Postscheckverkehr. Die über- weisung vom Postscheckkonto auf das Bankkonto kann, daduM beschleunig verbilligt werden, daß der Banr em Poflvarscyeck überwiesen wird, der bereits am nächsten Tage dem Bankkonto gutgebracht wird. Beim Abheben größerer Beträge vom Postscheckguthaben durch solche Firmen, die über ein Neichsbankgirokonto verfügen, werden durch Überweisung eines Neichsbankschecks, der bei der Reichsbank sofort gutgebracht beziehungsweise aus gezahlt wird, bei regelmäßigem Verkehr nicht unerhebliche Ersparnisse an Postscheckauszahlungsgebühren erwirkt. (Gebühr ein Zehntel pro Mille statt 1 pro Mille.) Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Verbilligung des durch die Erhöhung der Postscheckgebühren verteuerten Zahlungsverkehrs und des Paketverkehrs sowie zur weit gehendsten Verwendung von Drucksachen vom Reichsver band des Deutschen Groß- und Überseehandels aus gearbeitet. Neue Lhorzow-Gnts-eidung im Haag. Auch diesmal zugunsten Deutschlands. Das Haager Schiedsgericht hat jetzt zum zweitenmal in der Angelegenheit der Stickstoffwerke von Chorzow in Oberschlesien, für deren Besitzergreifung die polnische Regierung Schadenersatz an Deutschland zahlen soll, ein Urteil zugunsten Deutschlands gefällt. Polen hatte die Zuständigkeit des Schiedsgerichtes für diese Frage bezweifelt, nachdem der Gerichtshof die Besitzergreifung der Chorzower Werke als den Verträgen .zuwiderlausend bezeichnet hatte. Mit zehn gegen drei Stimmen erklärte nun der Gerichtshof, daß er den pol nischen Einspruch verwerfe. Bezüglich der die Höhe der Erfatzsumme betreffenden deutschen Forderungen behielt der Gerichtshof sich seine Entscheidung bis zur Ent scheidung der Hauptfrage vor. Praktisch ist auch mit dieser neuen Entscheidung nicht viel gewonnen; es könnten höchstens neue Besprechungen zwischen Deutschland und Polen über die Durchführung des Urteils beginnen, und wenn Polen auch dann wieder Schwierigkeiten machen sollte, könnte im Völkerbund dar auf hingewiesen werden, daß Polen seinen internationalen Verpflichtungen selbst dann nicht nachkommt, wenn sie durch das Haager Schiedsgericht zweimal festgelegt sind. einzelnen Fällen zu Anträgen von Sparkassen auf Wieder einführung der Wertbeständigkeitsklausel im Sparkassen verkehr geführt. Diese Befürchtungen gehen auf irrige Anschauungen über das Wesen der Infla tion bzw. auf falsche Beurteilung der wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Währung und Preisgestaltung zurück. Sie entbehren jeglicher tatsächlichen Grundlage. Die deutsche Währung ist und bleibt stabil. Eine Inflation kann nur dann eintreten, wenn der Zahlungsmittelumlauf den Bedarf der Wirtschaft an Umlaufsgeld übersteigt, wenn mehr Geldzeichen ausge geben werden, als der Verkehr benötigt. Ursachen einer übermäßigen Notenausgabe können Kreditansprüche des Staates und der Wirtschaft sein. Von beiden Seiten droht gegenwärtig der Währung keine Gefahr. Ein sicheres Zeichen zur Beurteilung der Währungslage bildet die Höhe der Notendeckung. Bekanntlich ist die Deckung bei uns mit 40 Prozent des Notenumlaufs erheblich höher gesetzt, als die Bestimmungen des alten Bankgefetzes es vor schreiben. Auch die Devisenpolitik des Reparationsagenten kann für unsere Währung nie eine Gefahr bilden, weil auch für ihn die durch die Dawes-Gesetze festgelegte Verpflich tung besteht, die Umwandlung von Markguthaben in aus ländische Währung nur insoweit vorzunehmen, als es der Devisenmarkt ohne Bedrohung der Stabilität der deutschen Währung zulüßt. Der ReparationL- agent selbst weist in seinem vor kurzem veröffentlichten Bericht ausdrücklich auf die starke Stellung der Reichs bank hin, indem er wörtlich sagt: „Die Reichsbank als der Wächter der deutschen Währung hat weitgehende Mittel und Ermächtigungen, und die Stabilität der deutschen Währung bleibt völlig gesicher t." Daß bei dieser Sachlage Jnflationsgerüchte über haupt auftauchen können, läßt sich nur aus einer be dauerlichen Unwissenheit der Bevölkerung in Währungs dingen, besser ans einem ebenso gefährlichen Halb wissen, erklären. Als Jnflationserscheinungen wer den Wirtschaftsvorgänge der Gegenwart angesprochen, die zwar bei oberflächlicher Betrachtung gewisse Ähnlich keit mit Erfahrungen aus der Geldentwertungsperiode aufweisen können, die aber in ihrem Wesen und ihrer Auswirkung von ihnen grundverschieden sind. So liegt es vor allem bei der Beurteilung der Preis entwicklung. Die geplante Porto- und Tarifer höhung, vereinzelte Preissteigerungen haben vor allem Besorgnisse wegen der Währung hervorgerufen, weil man aus der Inflationszeit die endlose Kette der Tarif erhöhungen. Lohnerhöhungen, und Preissteigerungen ranme uno surcyiele. Wran »versteift jedoch vavel, vay Preissteigerungen in normalen Zeiten von der Waren seite und nicht von der Geldseite ihren Ausgang nehmen. Angebot und Nachfrage von Ware bestimmen den Preis. In' Zeiten des Konjunkturaufschwungs, in denen wir leben, sind Preissteigerungen durchaus nicht selten; sie sind das Ergebnis der zunehmenden Unternehmungslust und der Kaufkrafterhöhung. Diese Wellenbe wegung der Preise kannte auch die Vor kriegszeit, ohne daß jemand dabei im ent ferntesten an eine Inflation dachte. In welchem Maße das Ausland der neuen Währung Vertrauen schenkt, zeigt der Umstand, daß die Reichs mark und das Reichsmarkakzept im internationalen Ver kehr sich mehr und mehr einbürgern. Daher hat auch das deutsche Volk allen Grund, volles Vertrauen zur Wäh rung zu hegen. Dis letzten MemMe. Ein schwarzer Tag für die Luftschiffahrt. Rekordleistungen glücken nicht immer, wie die letzte Zeit zur Genüge bewiesen hat. Gerade die Höhen- und Langstreckenrekorde im Flugzeug scheitern recht oft. Diese Lehre mußte auch der amerikanische Marineflieger Carle Lon ziehen, der den Höhenflugrekord von 12 442 Metern überbieten wollte (2^fache Montblanc höhe!). In weit über 10 000 Meter Höhe sprangen die Zylinder seines Motors. Umherfliegende Stahlstücke zer schlugen den Sauerstoffbchälter. Carleton ging im Sturz slug nieder, verlor dabei aber die Besinnung, so daß die Maschine steuerlos herabglitt. Die Noilandung erfolgte in einem Getreidefelds, wo bei das Flugzeug Feuer fing und verbrannte. Er konnte sich und den Barographen in Sicherheit bringen. — In der Nähe von Beaumont im Departement Oise (Frankreich) ereignete sich ein ähnlicher Unfall. Ein französischer Flieger stürzte dort aus einer Höhe von 7000 Metern ab. Der Fallschirm entfaltete sich 100 Meter über dem Erd boden, so daß der Pilot selbst unbeschädigt auf dem Erd boden ankam. In der Nähe von Toul ereignete sich gleichfalls ein furchtbares Fliegerunglück. Zwei Militärflugzeuge stießen bei einer Nachtübung zusammen. Beide Apparate stürzten brennend in die Tiefe. Dem Piloten des einen Flugzeuges gelang es, mit Hilfe feines Fallschirms glück- lich den Boden zu erreichen, sein Beobachter und die beiden Insassen des anderen Flnazenaes iedocb wurden aetotet.