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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebcnlchn und die Umgegenden. Umtsölait' für das Königliche GerichtSamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 66. Freitag, 25. August 1876 des die der des wohner wie Feuerwehren wurden noch ohne Mcuschenvcrlust wnlhendcu Elementes Herr. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 24. August. Wie wir hören, soll auch dieses Jahr der 2. September in unserer Stadt gefeiert werden, wenn auch nicht in derselben Weise wie bis her; in Berücksichtigung der Zeitvcrhültnisse soll das Kinderfest aus- sallcu und, weil der 2. September auf einen Sonnabend fällt, die Feier an den Gedenktafeln und die diesmal ins Auge gefaßte kirch liche Feier auf den darauf folgenden Sonntag verlegt und mit dem Vormittagsgottesdicnst verbunden werden. Der eigentliche Festtag wird früh durch Ncveille und Abends durch einen Commers gefeiert, wozu alle Corporationen eingcladeu und wobei vie Gesangvereine „Liedertafel" und „Sängcrkränz" Patriotische Gesänge vortragen werden, während brr Militärvereien in der Nähe des Lindeuschlöß- chens zu bivouakiren beabsichtigt. Wer noch 2'/r-, 2-, 1-, Groschenstücke der Thalcrwährung besitzt, beeile sich, dieselben umznwechseln. Mit Ablauf des 3l. August verlieren diese Münzen ihren Geldwcrth und deren Annahme findet dann nirgends mehr statt. In Dresden ist, und zwar in dem Etablissement Lüdickes Wintergarten, ebenso wie in Leipzig eine künstliche SchiiMcbuhbahu errichtet worden, auf welcher trotz noch nicht erfolgter officieller Er öffnung doch schon eine Anzahl Liebhaber, namentlich Söhne dort lebender englischer Familien sich diesem Vergnügen hingeben. Hainichen. Am 18. August ist das nahe Dorf Papp-ndorf von einem schwere» Brandunglück heimgesuchl worden. Auf dem Heuboden des dortigen Erbgcrichts kam kurz vor 12 Uhr Feuer aus und cs brannten nicht nur der gesammte Gebäudecomplex dieses großen Gutes, sondern auch noch 6° Bauergüler mit fast vollständiger cingebrachter Ernte, 2 Schmieden, 1 Bäckerei, 1 Käserei, das Haus eines Schuhmachers, 2 Wohnungen von Tagelöhnern und 2 einzelne Scheumn nieder. Neunzehn Familien sind obdachlos geworden, von denen nur vier ihre Habe versichert hatten. Mehrere Stück Vieh sind mit verbrannt. Die Noth ist sehr groß und schleunige Hülfe dringend nöthig. In Anger bei Leipzig waren am 16. August etwa 10 Dach kammern in Brand geralhen. . Energisches Eingreifen der Hausbe I» Clanzschwitz bei Strehla wurden am 17. August Wohn- und Wirthschastsgebäude des Gutsbesitzers Trapp, Wirthschaftsbesitzer Henker, Albrecht und Täubel, sowie Stellmachers Wegner ein Raub der Flammen. Die Schadhaftigkeit einer Esse soll den Brand verursacht haben. Berlin, 15. August. Der Meldung crschicdencr Blätter gegen über, daß der Plan der Erwerbung der Bahnen für das Reich in's Stocken gekommen oder gar ad acta gelegt sei, schreibt die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung," cs sei in unterrichteten Kreisen von einem Umschlag in den Plänen und Absichten der leitenden Regionen hiervon nichts bekannt. Fürst Bismarck habe übrigens von vornherein erklärt, der von ihm dringend befürwortete Plan solle nicht in qe- waltsamcr überstürzender Weise ausgeführt werden, sondern gründliche Erwägungen und Verhandlungen mit den Betheiligten der Buudes- ftaalen sollten demselben vorausgchen. Aus Berlins Umgegend wird geklagt: Die Bewohner in der Umgebung dxx Residenz werden seit einigen Wochen durch Feuers- bruntle geängstigt, von denen säst jeder Tag mindestens eine zu verzeichnen hat Bei den meisten Bränden scheint die Veranlassung mehl aus em Verbrechen, als auf Fahrläfsigkeit oder Zufall zurück- zusuhren zu sem, ein Umstand, der wohl geeignet ist, die Beunru higung zu erhöhen. Oesterreich, Deutschland, Frankreich und Italic» haben ähnliche Noten nach Konstantinopel adgehen lassen, wie diejenige, welche Lord Derby, vom 9. August datirt, durch den englischen Botschafter Elliot überreichen ließ, in der bekanntlich die Forderung ausgesprochen wurde, den Gräueltaten ein Ende zu setzen. ^Rußland will seine Note durch General Jgnatieff, der augenblicklich noch von Konstan tinopel abwesend ist, persönlich übergeben lassem) Von zwei furchtbaren Greuelthatcn, die von den Türken neuerdings verübt worden sind, berichtet der Telegraph lakonisch: Wien, 17. August. Dem „Tgbl." zufolge haben die Türken die in Saichar zurückgelasscnen 257 serbischen Verwundeten ermordet. — Bukarest, 17. August. Das Journal „Timpul" meldet: Die Türken hätten einen ruwänifchcn Sanilätszug in Serbien gefangen und Alles niedergemetzelt. — Beiden Meldungen fehlt allerdings bis jetzt noch jede amtliche Bestätigung, doch sind dieselben nach den bisherigen Erfahrungen leider nur allzu wahrscheinlich. Die „Daily News" veröffentlichen einen Brief von ihrem Spe- zialcommissar in Bulgarien, welcher die Schauplätze der türkischen Grausamkeilcu bcsuchle. Der Brief ist aus Philippvpolis, 28. Juli, datirt. Es heißt darin u. Ä.: „Herr Baring wird, wie ich unter richtet werde, berichte», daß in den Districten um Philippvpolis und Tatar Bazardjik herum allein ungefähr 50 Dörfer niederge brannt wurden, ohne diejenigen zu zählen, die nur geplündert worden sind^ und daß nahezu 15,000 Menschen hingeschlachtet wurden. Dies ist die niedrigste Schätzung und sie umfaßt nicht die Districte um Sophia herum, sowie die nördlich vom Balkan gelegenen. Der fran zösische und der russische Consul, sowie die Eisenbähnbeamten geben viel höhere Ziffern an, und veranschlagen die Zahl der niederge brannten Dörser auf über 100 und die Zahl der Getödteten auf 25,000 bis 40,000. Es giebt Leute, welche die Zahl der Getödteten auf 100,000 angeben. Die rumänische Regierung hat, wie das „Journal de St. Pc- tersbvurg" aus authentischer Quelle erfährt, der Schweiz die Mit- lheilung gemacht, daß die Pforte der Absendung einer Sanitäts- Ambulanz aus Rumänien auf den Kriegsschauplatz entgegentrete und keine Garantie für die Sicherheit der Ambulanzen übernehme. Die Pforte habe erklärt, däß sie die türkische» Truppen nie über die Ver pflichtungen betreffs des rolhcn Kreuzes instruirt habe. Die „Internationale Telegraphcnagentur" meldet aus Danilow- grad unter»! 17 August, daß eine starke türkische Trnppenabtheilung aus dem Marsche von Podgoritza nach Medun von zwei montene grinischen Bataillonen angegriffen wurde und nach dem erbittertsten Gefechte, in dem die 1100 Mann starken Montenegriner 307 Mann verloren, die Türken einem Abgrunde zugedräiigt wurden, worin der größte Theil derselben unlergiug, angeblich 3500 Mann. Mau schreibt aus Belgrad, 16. August: Die Bewegung der türkischen Armee nach dem Morawathale hat endlich begonnen. Die Ursache des fast zwölflägigen factischen Waffenstillstandes, welchem Abdul Kerim Pascha den Serben gewährte, lag einzig und allein in seinen Anstrengungen, die bisherigen Verluste der türkischen Armee auszugleichen. In Wirklichkeit hat Abdul Kerim bedeutende Ver stärkungen an sich gezogen. Die türkische Operationsarmee gegen Serbien zählt in diesem Augenblicke mindestens 100,000 Cvmbattanten. Mit dieser Macht scheinen die türkischen Generäle nun entschieden vorwärts dringen zu wollen. Die neuesten Meldungen lauten auch, daß die Vorhut Ejub Paschas bereits den Kampf mit Horvatovits, welcher die ersten Defileen bei Topla besetzt hält, eröffnet hat. Da Tschernajeff sich in der nächsten Nähe, in Deligrad befindet, so wird er ausgiebige und rasche Hülfe senden können. Die serbischen Führer müßten total unfähig sein, wenn sie dem türkischen Anprall nicht kräftig widerstehen sollten. Tschernajeff, Leschjanin und Tscholak Antits verfügen über nicht weniger als 85,000 Mann mit 170 Ge schützen und befinden sich überdies in vortrefflichen Positionen. Scmlin, 17. Aug. Der Skupschlina-Ausschuß entschied sich für die Fortsetzung des Kriegs und die Aufnahme einer Anleihe von zwei Millionen Dukaten in Rußland zu negociiren. Semlin, 21. August. 40,000 Türken unter dem Commando