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Adorter Wochenblatt. M i t t h e i l u u g e rt über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattet durch Bstnrgelegeuheit: . SU Reugroschen. . .. . --- - ' ». — ^0. Erscheint jeden Mittwoch. 1. Okt. Die Feier des Constitutionsfestes zu Mylau uud Reichenbach. (Beschluß.) Der eigentliche Constilutionstag, der 4. Septem ber, brachte für Mylau eine 2. Festseier: die Weihe des Turnplatzes halte man bis dahin verschoben. Die treffliche Weihrede des Pastors, als des Borstam des der Turner, verbreitete sich mit innerer und äu ßerer Berstandlichkeit, nachdem, von der Bedeutung des Tages ausgehend, auf die Schönheit unseres Turnplatzes und auf die Gewährleistung der Hoffnung auf sicheres Gedeihen der Anstalt hingewiesen worden war, über den unendlichen BortheN des Turnens für das Baterland, in wiefern es ihm ein gesundes und kräftiges, ein geschicktes und an Thätigkeit gewöhntes, ein ehrliebendeS und gesinnungstüchtiges, ein freies und wahrhaftes, ein an Gesetzlichkeit gewöhntes und sittlich reines, mit fester Willenskraft ausgerüstetes Geschlecht erziehe, und wie es somit ein wesentlicher Theil der BolkSerziehung sei. Doppelt dankenswerth war diese klare Darstellung der Bortheile des Tur nens für Mylau, da sich gerade da eine gar geringe Theilnahme zeigt, die geflissentlich durch weltlich je- suilische Bestrebungen noch niedergedrückt worden war. — Der Rede folgte ein sehr dünnes Lurnlied, das noch feiner klang, als Bindfaden. Einer der Lehrer »erlas hierauf die Gesetze, nachdem er zuvor auf die Aehnlichkeit der Turnverfaffung mit der Constitution deS Landes bingewiesen. Da sandte denn zum Schluß der liebe Himmel einen unerfreulichen Regen, der die junese Eiche auf dem Tie, die erst heule gepflanzt worden war, und die Turnerei gleichfalls begoß und die.Menge von dem durch freundliche Madchenhanb aus den reichen Blumengabcn der schönsten Garten und aus frischen Zweigen des dunklen Waldes über aus schön geschmückten Platze sorltrieb. LLir aber suchten den Utberkülcl und wanderten nach Reichen bach, um dort dem Festessen beizuwohnen. Daß ich es kurz sage, es wurde dort deutsch gegessen, deutsch getrunken, deutsch getanzt, deutsch gesungen, italisch und französisch musicirt, und viel, viel, viel geredet, wohl zwanzig Mal: manches Gereimte, vieles Nicht- gereimte und wohl auch einiges Ungereimte. Fincke,, der in seinem ersten Spruche sehr BieleS erfaßte und dadurch die folgenden Sprecher in ihren Rechten be einträchtigte, bemerkte, wie Noth allerwärts in der jetzigen bangbewegten Zeit eine tüchtige Gesinnung thuc, er schloß mit dem Hoch auf den gcsinnungs« tüchtigen König, die gesinnungstüchrigen Stände» die. gestimungstuchligen Behörden der Stadt. Außer die sem Anklang auf den neugewählten Bürgermeister, den bekannten Landtagsstellvertreter Schmidt, der erst'' Tags zuvor seine neue Würde erlangt hatte, galtet»^ noch 2 Sprüche ihm; obgleich aber der letzte seine zukünftige städtische Wirksamkeit leben ließ; so ruckte, lind zuckte er sich doch nicht, und wir wurden so, um begreiflicher Weise, des Vergnügens beraubt, ihn spre^ chcn zu hören und somit manches Borurtheil gegen' ihn verwischt zu sehen. Dem König galten nochH manche der folgenden Toaste; die Constitution kan») anfangs etwas dürftig davon. Jähnig nahm sich, ihrer später, in seiner gewohnten Weise zu reimen,,' mit Wärme an und brachte der konstitutionellen.»,' Freiheit ein Hoch. Die gesinnungstüchtigen Mämf. ncr ließ eine Dame leben, später kam ein Spruchs auf die politischen (?) Damen. Freudigen Anklang fand Speck: „Man erzählt, daß ein ausgezeichneter Mann deS vorigen Jahrhunderts, Leibnitz, ein Wvrtl. in seine rechte Hand geätzt,, damit er es zu stetes Beachtung vor sich habe, cs-war das Worr:- Bor-, wärts! ES sei auch unser Motto, eA lebe dönForr»': schritt: der Fortschritt in moralischer KrafteMwick^ luiig, der Fortschritt in geistiger Ausbildung,' de» Fortschritt der Theidnahme am Staatsleben, der.po- -