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Freitag» äen Februar <>27 /wer Tageblatt MM-Z Mnzeiger Mr -as Erzgebirge T,l»gramm,: Tageblatt flueerzgeblrg, Enthalten- -le amtlichen örkanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgericht» -tue. postschkck.Kont»: Fmt Leipzig Nr. 1»»» Nr. ZS Die polnischen Deutschenausweisungen. Ein Bericht des deutschen Botschafters. Berlin, 10. Febr. Bon gut unterrichteter Seite, wird mttgetetlt, daß der deutsche Botschafter in War-! schau, Rauscher, der Retchsregterung über die Deutschen, auSwcifungen in Oberschlestcn bereits einen Bericht übermittelt hat, der zu der Hofsnung keine Berechti gung gibt, daß die Warschauer Regierung die Auswei sungsbefehle zurückzteht. Dem Botschafter gegenüber ist polntscherfeits das Bedauern ausgesprochen woroen, bah die polnische Behörde in Oberschlesien sich infolge des Verhaltens der ausgewiesenen Deutschen veranlaßt ge sehen habe, die Ausweisungen vorzunchmen. Zn War schau werde dieser Schritt bedauert, da er zu einer Kompt,z,elUi.g üemja>-polnischen ve'hältnifse führen könne, man müsse sich aber den Gründen fügen und versuchen, trohdem die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen nicht zu verschärfen. Zn Polen säine man keine Veranlassung, die tzandelsvertragsver. Handlungen abzuvrechen, vielmehr lege man Wert auf die Feststellung, das», der baldige Abschluss, eines Wirt. i schastsvertrages da» Ziel der polnischen Unterhändler sei. Das Reichskabtnett wird am Donnerstag zu dem Bericht Stellung nehmen und über die wetteren Schritte beraten. Obgleich die Fortführung der Handelöver- tragsverhandlungen bet der gegenseitigen Verstimmung j kaum Aussicht auf Erfolg hat, werden die Besprechun- gen auch deutscherseits kaum abgebrochen werden. Eine s andere Frage ist es, ob das Verhalten Polens keine! Rückwirkungen auf die Loearnopolitik mit sich bringt und die bevorstehende Märztagung des Völkerbundes er» j regte Debatten über die Minderheitenfrage zeitigen wird.! Ungeklärt ist auch noch die polnische Einstellung zu einer Entschädigung der Sttckstofswerke in Chorzow. Zu den plötzlichen neuen Schwierigkeiten bet den deutsch-,olnischen Handelsvertragsverhandlungen, die die Gefahr eines Abbruches der Verhandlungen Her- aufbeschworen haben, besagt eine offiziöse deutsche Mitteilung: Es trifft leider zu, daß in den deutsch-polntschen Handel-bertragsverhandlungen eine ernste Kris.» ein- getreten ist Schon fett mehreren Monaten drehen sich die Verhandlungen im wesentlichen um dieselben Punkte, vH ne vom Fleck zu kommen. Zm November v. I. sah sich deshalb der deutsche Bevollmächtigte veranlagt, der polnischen Delegation Präzise Fragen über bestimmte Punkte der im Handelsvertrag zu regelnden Niederlas. sung der beiderseitigen Staatsangehörigen zu stellen. Die polnische Haltung in diesen Fragen hat sich je doch seither nur unwesentlich geändert, so dich man trotz aller deutschen Bemühungen einer Verständigung über die vertragliche Regelung von Einreise, Aufent halt und Niederlassung auch jetzt noch nicht näherge- kommen ist. Auch bet den Verhandlungen über die zoll tariflichen Bestimmungen hat eine Annäherung in den letzten Monaten nicht erzielt werden können. Diese BerhandlungSlage ist nun in der letzten Zett durch die Ausweisung einer Anzahl von Reichsdeutschen, insbesondere aus Polnisch-Oberschlesten, noch weiter schwer belastet worden. Es handelt sich dabet u. a. um die leitenden deutschen Beamten der Oberschlestschen Kleinbahn-Elektrizitätswerke A.G., deren Ausweisung der polnische Wvjewvd« ausschließlich mit der Tatsache begründet hat, daß es sich hier um Reichsdeutsche han dele, deren Stellen für polnische Staatsangehörige frei gemacht werden müßten. Vie „Kaiser-Pariei". Im deutschen Parteileben ist inzwischen die Bil dung einer neuen Partei zu verzeichnen, die bet den nächsten Reichstagswahlen in Erscheinung treten dürfte. ES handelt sich um die „Deutsche Katserpartei", die sich bei einer Feier des MtlttärjubiläumS des früheren Kaisers der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt hat. Tie neue Partei Mll die royalistische und legttimtsttsche Tendenz in der nationalen Bewegung verkörpern. In einer neuen Zeitschrift „Der Nibelunge" (Her ausgeber r Tronje Hagen) wird nach einem Artikel über den „Verrat am Kaiser", der u. a. das Verhalten der Offiziere bet der Revolution heftig kritisiert, ein Auf ruf veröffentlicht, der zu „Massenetntrttten" in die Deutsche Katserpartei aufsordert. Der Artikel beginnt mit dem Satz: „Die Dtulschnailonal« volkipart^i hat dem Reiche banner Schwarz Rot Gold zngeschworen und Ist damit fahnenslüchtig geworden " Wunderbar! — Einfach fabelhaft! — Selbst die Teutschnativnalen sind nicht mehr salonfähig. Kaum zwei Wochen als treue Hüter der Verfassung in der Re gierung, werden die „wahrhaft Nationalen" vor ihnen gewarnt und ausgefordert, der neuen Katserpartei bet zutreten. Was machen nun die Herren Westarp und Graes? Werden sie ihrerseits die Wähler vor der neuen Kaiser- Partei warnen? Etwa so: Der Nationalismus der Naiserpartei ist kein Viattonaltömu», sondern nur Pro tektionismus, d, h. Mehrere Herren waren genötigt, einen Beruf zu ergreifen. Trotzdem di« Deutschnatio- nale Partei, die wahrhaft national ist, sich Mühe ge geben hat, diese Herren bet der Regierungsbildung un- ierznbringen, ist e» nicht gelungen. Leider standen der Deutschnationalen Partei nur vier Mintstersttze zur Verfügung. Au» Wut haben diese Herren die neue Partei gegründet. Dagegen hat die Deutschnationale Partei nicht» einzuwenden, denn sie freut sich, daß e» den Herren gelungen tst, die Posten der Partetborsitzen- den, Kassierer usw. usw. zu besetzen und dadurch ein auskömmliche» Einkommen zu finden. Tie verwahrt sich aber dagegen, daß diese neue Partei sich erlaubt, sich „national" zu nennen, ja sogar „nationale" Kreise dor der Leutschnattonalen Bartet zu warnen. Die Teutschnationale Partei macht darauf aufmerksam, daß „national" ihr« Erfindung tst. Dte übrigen deutschen Volkgenossen sind lediglich nur deutsch. Pichl mit dem Wort» „national" Zu bezeichnen, tst ihnen untersagt. Li» DmKschnattsttaÜ Partei wird gerichtlich gegen alle Nachahmer vorgehen. Gleichzeitig teilt sie mit, daß sie die Wörter „national" und „vaterländisch" zum Muster schutz angemeldet hat. So.oder ähnlich wird die Antwort Westarps an Herrn Hagen (S. M. Partei) wohl lauten. Man darf gespannt sein, wie die nationalen Konkurrenten sich gegenseitig begeifern. ver jung-eutsche Protest. Die Achtorklärung gegen das jungdcutsche Ordensmitglied Hasso von Tresckow wird von der deutschnationalen Presse gutgeheißcn. Demgegenüber erklärt der Jungdeutfche Orden, er könne seinen Ordensbruder nicht im Stiche lassen, nur we.l Herr v. Keudell inzwischen Minister geworden sei und vielte cht durch das Btkanntwerden dieser Dinge ein mühsam abge schlossener Parteikuhhandel gefährdet werden könne. We ter erklärt da» Organ de« Jungdeutschen Orden»: „Wir erwarten non einem RetchStnnenmtntster, daß er dte staatSbügerlichcn Rechte seiner Volksgenossen wahrt. W r protestieren daher gegen Herrn v. Keudell al» Neichs'nnenminister, weil er offen bar der Ansicht tst, daß politisch Andersdenkende mit M tteln gesellschaftlicher Aechtung erledigt werden müssen." Austritt Eros Nevent'ows aus ürr völkischen Freiheitsbewegung. Einer Berliner Meldung zufolge wurde gestern im Reichstag bekannt, daß auch Abg. Gras Neventlow fei nen Austritt aus der Völkischen Freiheitsbewegung er klärt hat. Er hat sich der Nationalsozialistischen Ar beiterpartei angeschlosfen. Warum vr. Mrik mit Nein stimmte An dem am Freitag erscheinenden Heft der Zeit schrift „Deutsche Republik" schreibt Dr. Wirth über sein« Haltung bet der Abstimmung über da» Vor- traucnsvotumr Da» „Nein" war wohlerwogen und wohlbedacht. Ach stehe zu diesem Nein. So wie mein Nein al» Wort lautete, so stehe ich auch innerlich zu dieser Regierung. Ich stehe ihr nicht nur ablehnend und sremd gegenüber, sondern ich! begegne ihr mit Miß trauen, weil e» für mich al» Republikaner unmöglich tst, dieser Regierung mein Vertrauen zu geben. Man präsentiert uns Männer, dte für die Republik ein« Provokation sind. Mit Wenn und Mer, mit Vorbe halten, mit Wiederholung alter Formeln ging man zur Macht. Man wehrt« sich sogar dagegen, die Richtlinien die im Zentrum ausaearbettet worden find, auch nur der Öffentlichkeit zu übergeben. Man schob da» Mani fest zur Dsit», an dem Ich «ttgearbettet -ab». Der Kampf um clas cleulscke Lekulwefen in cier Vukowina. Bon einem Mitarbeiter in der Bukowina (Rumänien) wird dem Deutschen AuSland-Jnstitut geschrieben: Die mtnderhettenfeindltche nationalistische Politik de» Unterrichtsministers AngheleScu im gewesenen liberalen Ka binett Brattanu hatte dem Schulwesen der buchenländischen Deutschen vielleicht dte schwersten Wunden geschlagen. War der Stand der deutschen Schulen in der Bukowina, soweit Schulkinder deutscher Nationalität in Betracht kamen, b.s zum Jahre 1922 — dem Regierungsantritt der liberalen Regie rung — im allgemeinen ungeschmälert geblieben, so bestanden Anfang 1926, als dte Betrauung des Kabinetts Brattanu zu Ende ging, in der Bukowina einschließlich von Czernowitz. Stadt, nur mehr 19 deutsche Volksschulen mit 67 Klassen, während der Rest rumänistert worden war. Infolgedessen bildeten die Gchulfragen in dem Wahlabkommen, da» zwischen den Deutschen de» Buchenlandes und dem Kabinett Avere-eu abgeschlossen worden war, den wichtigsten Punkt, wie es auch für den auf Grund d.eses Wahlabkommens gewählten deut« schen Abgeordneten Dr. Alfred Kohlruß nach den Wahlen zu einer Hauptaufgabe wurde, bet der Regierung die Erfüllung der im Wahlabkommen bezüglich der Schulen Angegangenen Versprechungen durchzusetzcn. Nach langen beinahe ein Jahr lang dauernden Bemühungen tst e» nunmehr Abg. Kohlruß gelungen, dies in allen Punkten wenigstens grundsätzlich zu erreichen. Die Schulforberungen der buchenländischen Deutschen ließen sich in zwei Gruppen teilen: Die eine Gruppe betraf dte Rückversetzung der unter der liberalen Regierung au» der Bukowina in dte entferntesten Gegenden des Altretche» und Bpßarabtens versetzten deutschen Gymnasialprofessoren. Diesbezüglich wurde erreicht, daß sozusagen alle versetzten deutschen Professoren in dte Bukowina rückversetzt wurden, und zwar in der Form, daß sie mittelst Dekret» für bestimmte Lehrkanzeln angestellt und dadurch nach den bestehenden Ge setzen unversetzbar wurden. Dieser Erfolg tst umsomehr zu begrüßen, da sich unter diesen rückversetzten Professoren auch um bas Bukowiner Deutschtum außerordentlich verdiente Persönlichkeiten wie u. a. Dr. Adolf Butz, der Obmann des Vereins der Christlichen Deutschen in der Bukowina, und Prof. Georg Brodner befinden, dte dadurch auch ihrer Arbeit auf dem Gebiet der Pflege ihres Volkstums zurückge^eben wurden. Die andere Gruppe der Schulforderungen der bukowtner Deutschen umfaßte die Forderungen nach der Wiederertchtung der in den letzten Jahren gesperrten deutschen Volksschulen. Diesbezüglich hatte die Tätigkeit des Abg. Kohlruß seit dem Zusammentreten des Parlaments keinen Augenblick geruht. Es kostete außerordentliche Mühe, bet dem scharfen Widerstand einzelner noch aus der RegterungSzeit des Herrn Anghelescu übernommenen Organe der UnterrichtSverwaltung sowohl die maßgebenden Kreise in der Bukowina als auch die Zentral, stellen in Bukarest grundsätzlich zur Erfüllung der diesbezüg lichen Bestimmungen des Wahlpaktes zu veranlassen. Erst mit der Jahreswende gelang es, diesbezüglich einen Erfolg zu erringen, indem das Unterrichtsministerium Mitte Januar endlich den Erlaß bezüglich der Reaktivierung der deutschen Volksschulen und Parallelklassen herauzaab, womit dte euer, gische Tätigkeit de» Abg. Kohlruß fchlteßl.ch doch gekrönt wurde. Allerdings tst nicht daran zu zweifeln, daß dte unterge ordneten Organe der Durchführung diese« Erlasses noch die größten Schwierigkeiten in den Weg legen werben. Aber ein Weg zur Ueberwindung dieser Hemmungen wird auch gefun. den werden, um so mehr da dte Hauptschwterigkeit, der Wider, stand der zentralen Stellen im Ministerium, nunmehr be. seitigt ist. Der erfolgreich durchgeführte Kampf um den kulturellen Geltungsraum bildet ohne Zweifel ein Ruhmesblatt für die junge politische Organisation der buchenländischen Deutschen unter der Führung ihres Abg. Kohlruß; er zeigt aber gleich- zeitig auch, wie unendlich schwer dies Deutschtum um sein Da« sein zu ringen hat. Su-,t»n-«utfch« Parlamentarier un- tschechische Sprache. antwortet haken. Von 76 sudetendeutschen Parlamenta^rn beherrschen nur 6 die tsche^sche Sprache n Wort und Schr jt vollständig, 11 beherrschen das Tschechische im Work fließen aber nicht fehlerfrei, im Schriftlichen jedoch schwach, 19 »n. neu Tschechisch nur radebrechen, während 87 gar kein Tsch« chisch können. Danach sind also 9^ Prozent oder doch der deutschen Abgeordneten und Senatoren auf ZS d« -°-W Teilnahme an der Regierung und von .Funktionen tm Parlament und seinen Kommissionen au»geschlossen. Man kann als- keineswegs. behaupten, sagt Dr. M tnger. daß d heutige Geschäftsordnung in sprachlicher Hinsicht den Prak tischen Bedürsnissen de» Parlament, «EMunÄa d» man sie ändern, wenn man endlich ein« Gesundung o« Legislative zustreb,. ,