Volltext Seite (XML)
Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,Ml«dr»ff«r r»»«bl»tt" «sch«tu, an -Ikn Werktag kN nach»!««,, s Uhr. »k,n,«prr<«! «ki l« »» «kschSflkftcllk -nd Hk» «»»gadestrllen r RW. im Moxa«, bei guftellxn, »xrch bi« »Sten r,30 RM., bei Poftbeftellung » UM. ««jsiilNch Abtrag« , gebühr. Einzrinuniniern «llePbstnnftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und«»;«»««-. trtigcrunb TeschLflestellen — !— nehmen zu leder gcit Be. xellnugcn entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürjang des B»,ug»preises. — Rücksendung eingesaadter Schriftstücke erfolgt nur, wen« Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpmia: die 8 gespaltene Rau«,eile rv Apfg., die i gespaltru« geile drr amtlichen Bckanntmachu»gen 40 Rckch» Pfennig, dH» »gespaltene Reklamezeile im textlicheu Teil« l Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsenutge. Ba» geschriebeneTrscheinungs. . tage und PlahoorichrisM», werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. «n,e«^» ann-hmebiroorm.lOUHr. — — — Für die Richtigkeit d» durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir Keine Garantie. Jeder Rabatt anspru ch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeber in Konkurs gerat. Antigen nehmen alle Vermittlungsstelleneutgegeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 156. — 86 Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt* Wilsdruff - Dresden Postcheck Dresden 2640 Donnerstag, den 7. Juli 1827 Deutsche Militärattaches. Der Kampf gegen die Kriegsschuldlüge. England, Frankreich und Belgien haben nach der Aufhebung der Interalliierten Militärkontrollkommission mehrmals Offiziere nach Berlin geschickt, die man etwa als Militärattaches bezeichnen kann, wenn natürlich auch das Recht, das man für sie erzwungen hat, weit über diese Stellung hinausgeht. Oder ist das etwa bei einer wochen langen Prüfungsreise zur Kontrolle der Entfestigun- gen unserer Grenzen nicht der Fall? Nun wirkt es fast pikant, daß in demselben Augenblick, da diese Militärbeauftragten ihre Inspektionsreise antreten, von einem englischen Blatte gemeldet wird, daß zwischen der deutschen Negierung einerseits, dem Londoner und dem italienischen Kabinett andererseits Verhandlungen in Gang gekommen sind, die die W i e d e r e n t s e n d u n g desdeutschen Militärattaches an die betreffen den Botschaften bezwecken. Diefe Meldung ist deutscher seits nicht bestritten worden; aber es wurde betont, daß diese Besprechungen vorläufig ganz allgemeiner Natur sind, also wohl mehr als Sondierungen angesehen werden müssen und daher zu einem Resultat bisher noch nicht geführt haben. Theoretisch, oder besser gesagt, auf Grund irgend welcher Bestimmungen etwa des Versailler Vertrages, hätte Deutschland ohne weiteres das Recht, auch diese Form der diplomatischen Beziehungen zu den ehemaligen Gegnern wieder auszunehmen. Diese wenigstens haben es mit der Entsendung von Militärattaches an ihre Bot schaften in Berlin, Wien, Budapest, Sofia und fo bald wie irgend möglich auch nach Angora sehr eilig gehabt, obwohl in Deutschland, Österreich, Ungarn und Bulgarien ja noch außerdem die Militärkontrollkommissionen bestanden. Wenn Deutschland jetzt das gleiche tut, also nicht bloß etwa an seine Botschaften bei den früheren Bundes genossen, sondern auch nach Rom und London Militär attaches entsenden will, so würde damit die deutsche Re gierung ein Recht in Anspruch nehmen, das ihr vom Standpunkt der Gleichberechtigung aller Mitglied staaten des Völkerbundes aus nicht verweigert werden dürfte. Diplomatischem Brauch gemäß wird natürlich vor her sondiert und, da die offiziöse Meldung von den Ver handlungen nichts über gleichartige Besprechungen mit der französischen Regierung meldet, wird man deutscher seits wohl darauf verzichtet haben, in Paris anzuklopfen, Weil man weiß, daß dort ein deutscher Militärattache, der natürlich bei festlichen Gelegenheiten in Uniform zu er scheinen hat, aus allen möglichen Gründen ganz außer ordentlich unwillkommen wäre. Vorläufig ist überhaupt in der ganzen Frage nur geprüft worden, wie sich die englische und die italienische Regierung grundsätzlich zu einer eventuellen Entsendung deutscher Militärattaches stellen, ohne daß damit gesagt sein soll, daß eine solche Entsendung nun auch wirklich erfolgt. Die militärische Entwaffnung Deutschlands hat ja die ganze Lage gegen über der Vorkriegszeit völlig verschoben, die Aufgaben eines deutschen Militärattaches im Ausland derart ver ändert, daß das Recht, das wir nun in Anspruch nehmen wollen, leider in der Hauptsache eineGeste bleiben muß. Immerhin würde das doch der Ausdruck dafür sein, daß wenigstens die Anfänge einer Absicht dafür bestehen, die aus dem Krieg entsprungenen schweren Differenzen etwas einzuebnen. Für Deutschland ist ja der größte Stein des Anstoßes immer noch die Kriegsschuld frage; der Erfolg, den man sich für eine ruhigere Dis kussion dieser Frage durch eine rücksichtslose Öffnung der deutschen Archive versprochen hat, ist aber nicht einge treten, wenn auch wenigstens das eine erreicht ist, daß jetzt einzelne Ententestaaten, wenn auch langsam und zögernd, das gleiche zu tun beginnen. Diesen Weg der Diskussion mit dem Ausland will auch der bekannte Arbeitsaus schuß deutscher Verbände, der sich die propa gandistische Bekämpfung der Behauptung von Deutsch lands Kriegsschuld zum Ziel gesetzt hat, nunmehr ein schlagen, weil man erkannt hat, daß das Ergebnis der bisherigen Arbeit gerade im Ausland wenig befriedigend ist. Das deutsche Verlangen nach einer Revision der entsprechenden Sätze des Versailler Ver trages sowie der späteren Noten der Entente allein hilft uns nicht vom Fleck, sondern der Arbeitsausschuß er hofft mehr von einer Diskussion mit dem Auslande, also von einer gewissen politischen Umstellung auf Grund der bisherigen Erfahrungen. Mit der Behauptung der deut schen Kriegsschuld steht und fällt ja nun dis Begründung des Versailler Vertrages. Auch hier nutzt deutscherseits nicht der laute Ruf, unsere Unterschrift unter dem Vertrag einfach zu löschen; man will hier seitens des Arbeitsaus schusses angesichts der abweichenden gefühlsmäßigen Ein stellung des Auslandes vorsichtiger vorgehen und erst ein mal versuchen, Teilrevisionen zu erzielen, ohne daß aber dieser Versuch erschwert wird durch das Verlangen, gleich zeitig auch den Dawes-Vertrag hinsichtlich der uns auf erlegten Verpflichtungen zu erschüttern. Vielleicht wird man mit dieser Methode mehr erreichen können, als das bisher möglich war. Mister SWe «Mim die Zölle. Zoüfrageu im Handelspolitischen Ausschuß. Steigender Fleischkonsum. Der Handelspolitische Ausschuß des Reichstags be schäftigte sich heute mit den Gesetzentwürfen über Zoll- ünderungen, über Erhöhung des Zuckerzolles und über Änderung des Zuckersteucrgesetzes. Abg. Hoernle (Komm.) begründete dann die einzelnen Anträge, die im ganzen auf Zollfreiheit der Lebensmittel hinausgehen und eine sofortige Beseitigung der Jndustriezölle fordern. Reichsernährungsminister Schiele sieht keine un günstige Auswirkung des autonomen Zolltarifs voraus, der hier beantragt ist, denn die Reichsrcgierung werde jede Gelegenheit benutzen, den autonomen Zoll in einen Vertragszoll umzuwandeln. Gegenwärtig seien die Getreidepreiserüülkufig. Außerdem hätten wir ab 15. Dezember bis Ende Juni einen Einfuhrüberschuß von 283 586 Tonnen Roggen. Man kommt in das neue Jahr also noch mit Überschüssen, die dir Inhaber zu dem gegenwärtigen Preise schwer unterbringen könnten. Drr vorgeschlagene Karts fselzoll werde keinen wesent lichen Einfluß auf den Preis haben. Der Kartoffelbau berge eine Gefahrenzone; diese läge im Osten. Dort feien im Jahre 1926 50 VOO Hektar weniger mit Kartoffeln an gebaut, weil der Kartosfelbau unrentabel fei. Das ent spreche einer Menge Kartoffeln, die die gesamte Brutta- cinfuhr an Kartoffeln übersteige. Der geforderte autonome Tarif bedeute eine Steigerung von nur 1t Pfennig je Pfund Kartoffeln. Ter Fleischkonsum sei bei uns merklich im Aufstieg und erreiche bald den der Vorkriegs zeit. Trotzdem die Landwirtschaft unseren Fleischbedarf bald wieder völlig werde decken können, komme die Re gierung der Bevölkerung doch weit entgegen, indem sie das Kontingent Gefrierfleisch von 1200 000 Doppelzentner bis 1929 in der Vorlage festlegcn wolle. Das möge man doch nicht übersehen. Abg. Lammers (Zentr.) betont, daß bei der innigen Verflechtung von Industrie und Landwirtschaft die Höhe des Agrarzollniveaus beeinflußt und sogar herbeigesührt werde durch die Höhe der Jndustriezölle. Die Arbeiten, die jetzt begonnen seien, das Gesamtniveau der Zölle neu zu prüfen, müßten mit größter Beschleunigung fortgeführt werden. Die Weiterberatung wurde aus Donnerstag vertagt. Eine diplomatische Ohrseigenaffare. Zwischenfall in der Belgrader Diplomatie. Nach einer im Pariser „Journal" veröffentlichten Meldung wird in den Belgrader diplomatischen Kreisen lebhaft ein Zwischenfall besprochen, der sich zwischen dem italienischen Handelsattache in Belgrad, Graf della Stappa, und dem französischen Militärattache in Belgrad, Hauptmann Servoni, ereignet haben soll. Der franzö- sische Militärattache soll Graf della Stappa der Spionage beschuldigt und der italienische Handelsattache soll diese Beleidigung damit beantwortet haben, daß er Hauptmann Servoni ohrfeigte. Infolge dieses Zwischenfalles soll della Stappa gebeten worden sein, Südslawien zu verlassen. Nach einer Version des „Matin" sind in diese Ange legenheit ein Adjutant des französischen Militärattaches und ein italienischer Kaufmann, der sich vorübergehend in Belgrad aufhielt, verwickelt. In diplomatischen Krei sen wird dem letzten Blatt zufolge dem Zwischenfall keine Bedeutung beigemessen. Ein Handbuch des OZeansiiegens. Ein Funkgespräch in 4000 Meter Höhe. In gelehrten Buchhandlungen konnten wir bisher allerlei „Handbücher des Wissens" erhalten. Da gibt es ein Handbuch für Philosophie, für innere Medizin und für manche andere Wissenschaft, auch schon Handbücher für den einen oder anderen Sport. Aber die Spezialisierung erreicht nun ihren Höhepunkt in einem Handbuch des Ozeanfliegens, obwohl doch erst drei solcher Flüge unternommen sind. Wer -^r weiß, ob nicht in einigen Jahren schon Zehnte ' e über den Ozean fliegen und ein solches Werk ein .»ngendes Bedürfnis sein wird? Der Verfasser dieses Werkes, das ein recht großes Kom pendium zu werden -erspricht, ist der allen wohlbekannte dritte Bezwinger des Atlantiks, Kommander Byrd. Er hat nämlich auf seiner Reise trotz der vielen Aufregungen noch genug Zeit gefui seitenlange Aufzeichnungen über allerlei für den Flug wichtige Dinge zu machen, so z. B. über atmosphärische Verhältnisse, Funktechnik, Motorbeüandluna und dergleichen mehr. Von all- Die Königsberger Schleifungen bereits besichtigt Königsberg, 6. Juli. Der auf Einladung des Gene rals von Pawclss am Anfang dieser Woche stattgefundene Besuch Meier interalliierter Offiziere zur Besichtigung der zerstörten Unterstände bei Königsberg ist reibungslos verlaufen. Damit ist die strittige Angelegenheit der „Ostbefestigungen" für Ostpreußen erledigt. Schweres EiseMhuWliilk im Harz. Berlin, 6. Juli. Nach einer Mitteilung der Reichsbahn direktion Berlin hat sich heute nachmittag um 17 Uhr auf der Hc rz-Ouerbah» in der Nähe der Station Drer-Annenhohne ein schweres Eisenbahnunglück ereignet. Infolge einer Gleisunter spülung, hervorgerufen durch einen Wolkenbruch, stürzte ein Zug der Harzquerbahn ab. Nach den bisher vorliegenden Be richten ist der Lokomotivführer, der Heizer und eine Anzahl von Reisenden getötet worden. Lokomotive und Wagen des Zuges liegen im Wasser. Nach einer weiteren Meldung ist in folge des Wolkenbruches bei Harzgerode eine Brücke fortge rissen worden. Die Reichsbahndirektion Magdeburg hat Hilfe gestellt. Weiter wird gemeldet: Berlin, 7. Juli. Der Zug entgleiste infolge des Hoch wassers im Thumluhlental zwischen Hasserode und Schierke, an einem steilen Abhange. Die Bahn hatte bereits alle Vorsichts maßnahmen getroffen und zur Beobachtung der Strecke einen Re gierungsbaumeister und einen Techniker der Harzquerbahn auf der Lokomotive mitsahren lassen. Die Lokomotive und einige Wagen stürzten den Abhang herunter. Das Lvkomotivprsvnal, Lokomotivführer Gierke und Heizer Schmidt aus Nordhausen, Rcgierungsbaumeister Meyer und Bautcchnikcr Bothe, beide aus Wernigerode, sanden ihren Tod durch den Sturz der Maschine in die Fluten. Außer der Maschine sind ein Packwagen und ein Personenwagen abgestiirzt. Leider sind auch aus dem. Personen wagen einige Passagiere tödlich verunglückt. Im Krankenhaus Wernigerode sind zehn Verletzte untergebracht. Die Verletzungen sind im allgemeinen leichterer Natur. Durch das vorsichtige Fah ren und das schnelle Wirken der Bremsen sind die übrigen Wagen sofort zum Stehen gebracht worden, so daß Verletzungen in diesen Wogen nicht vorkamen. Lieber die tödlich verunglückten Fahr gäste können zurzeit Personalangaben noch nicht gemacht werden, weil die Wasserfluten Feststellungen verhindern. gemeinem Interesse nicht nur für die Geschichte der Flugtechnik, sondern geradezu für die Geschichte des menschlichen Geistes ist cs, daß ein Funkgespräch zwischen einem Apparat in 4000 Meter Höhe bei Nacht und Nebel und 800 Meilen von der europäischen Küste entfernt mit einem ebenso einsam dahinfahrenden Dampfer, der „Paris", geführt worden ist. Eine Stunde lang haben sich Flugschiff und Dampfschiff miteinander unterhalten; hilfeflehend funkte die „America", daß sie weder Erde noch Wasser sehen könne und nicht wüßte, wo sie sich denn befinde. Da gab denn der Dampfer eine genaue geographische Berechnung der Position. Dann unterhielt man sich weiter über Wetter und Wind und noch manches andere, was nicht direkt zum eigentlichen Atlantikflug gehörte. So hat Byrd auch während seines Fluges nach Hawai gefunkt und dem Überwinder des Stillen Ozeans selbst noch aus den Lüften gratuliert. Die Fortschritte der heutigen Technik werden wohl in keinem anderen Buche eine so große Spannung auf den Leser nusübcn können wie in dem „Handbuch des Ozean sliegens". Freie Mn jedem TWigev. Neichscrzichwngsbcihi l s en für Begabte. Deutschland braucht tüchtige Leute, braucht einen tüchtigen Nachwuchs. Leider sind die jungen Leute, denen es an Be gabung nicht mangelt, nicht immer wohlhabend genug, um das Abiturieiitenexamen zu machen. Die Eltern sehen gerade bei tüchtigen Knaben darauf, daß sie bald die Schule ver lassen, um zu verdienen. Da will nun der Staat jetzt ein- grcifcn und begabten Schüler» zur Vollendung ihrer Schul- studien oder zur selbständigen Vorbereitung zum Maturum eine Beihilfe . . von jährlich 500 bis 1000 Mark zur Verfügung stellen. Aber man ist in den Ministerien keines wegs engherzig und beschränkt den Begriff „Begabung" nur aus Schüler höherer Lehranstalten. Auch tüchtigen Volksschülcrn soll der Übergang zu einer Lehranstalt, an der die Reifeprüfung möglich ist, durch die ministerielle Beihilfe ermöglicht werden. Wer ist begabt? Die glänzenden Mathematiker sind gewöhnlich schlecht in Sprache» n»d die kleinen Sprachgenies