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MsdmfferÄgeM Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt des Finanzamts Nossen ersch^nt werNag» nachm «Uhr «ezug»p, mona« !RM strl Hari», brr Postdeftrlluna »ämen"iü'!rdei «>n,rlnummer 10 Rv« «le Poftanslalt-n. PEolrn. anlrr« «u-lrLger u Gr!-HSIl«s>ellk Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «ng »der Kürzung de» BezugrvreUe» RücNendung etugrlaudier SchriUstücke erfv'.gi NUI, wmi>^RüUporlo^be!lttgt' "p'eN« ><ml auMegender PreirNNe Rr. S. - Z t f f e r - G e b »h r : Sg Rpfg. - Norgetchri» den- ErscheinunMage und P-«wünsche werden nach MSgNchkeit berückfichllg, — Anzetgen-Nnnadm, Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 men wir keine Gewähr. — -- - Bet Konkurs un» Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch «» Nachlab amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 222 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: .Tayeblatt' Wilsdruff-Dresden Basisches: Dresden SK4N Donnerstag, den 22. September 1938 Blick auf Godesberg Oie zweite Aussprache Hitler — Chamberlain — Konferenz im Hotel Dreesen am Mein Alle Welt blickt nach Godesberg am Rhein, wo der Führer und der englische Premierminister Chamberlain zme Fortsetzung ihrer Aussprache auf dem Obersalzberg zusammentreffe,u Das schöne Rheinstädtchen hat sich zu dem historischen Ereignis festlich geschmückt. Neben den Hatenlrcuzbannern wehen englische Flaggen im Winde. Das Hotel Dreesen, in dem der Führer schon ost Erholung gesucht, aber auch manche Schlacht in der HMjonalsozialistischen Kampfzeit vorbereitet hat, ist wieder einmal der Ort eines großen politischen Geschehens. vor der historischen Begegnung Godesberg erwartet Adolf Hitler und seinen britischen Gast Heute wird Godesberg, die kleine Stadt am Rhein, -z« einer Stätte weltpolitischen Geschehens. Die Größe und Bedeutung des kommenden Ereignisses 'beherrschen schon jetzt das Leben dieser Stadt, alle Vor bereitungen sind beendet. Godesberg ist zum würdi gen Empfang Adolf Hitlers und seines britischen Gastes gerüstet. Die Straßen dieser idyllischen Stadt, die der Führer einmal die „Pforte zur Schönheit' genannt hat, prangen im Schmuck leuchtender Fahnen. Von Godesberg fällt der Blick auf die Höhe des Sie bengebirges jenseits des mächtigen Stromes. Auf einer dieser stolzen Kuppen, dem Petersberg, wird der britische Gast mit seinen Mitarbeitern wohnen. Bon hier aus wird er einen weiten Blick auf die einzigartig schöne deutsche Landschaft und den ewigen deutschen Strom haben. In Godesberg wird das Bild der Straßen von Stunde zu Stunde lebendiger. Einen Hauptanziehungs punkt bildet das am Rheinufer liegende Rbeinhoiel „Drecse', das der Führer, wie stets, wenn er nach West deutschland kommt, mit seinen Mitarbeitern bewohnen Wird. Die ausländischen Journalisten und deutschen Schriftleiter sind in zwei großen Hotels untergebracht Sie telephonieren ihre Berichte über die bevorstehenden geschichtlichen Ereignisse von Godesberg und dem Pe tersberg in alle Welt. Ganz Godesberg steht im Zeichen der .woliti- schen Unterhaltung". Jedermann spürt, daß hier in den kommenden Stunden ein für das europäische i Schicksal entscheidendes Gespräch geführt wer- den wird Kabineiissihung vor der Abreise Chamberlain lehnt Parlamentseinberufung ab Das britische Kabinett trat am Mittwochnachmittag wieder zu einer Vollsitzung zusammen, in der vor der Ab reise des Premierministers die Lage noch einmal durch- gesprochcn wurde. Zur Vorbereitung der Sitzung tagte am Mittwochvormittag der sogenannte innere Kreis des Kabinetts, bestehend aus Premierminister Chamberlain, Außenminister Lord Halifax, Schatzkanzler Sir John Simon und Innenminister Sir Samuel Hoare. Zu den Beratungen wurde später der Kriegsminister Hore-Belisha, der Verteidigungsminister Sir Thomas Jnskip und der Chef des Generalstabes, Viscount Gort, hinzugezogen. Keine Zeit für Reden In einem Schreiben an den Führer der Parlaments- opposltion, A1 tlee, hat Chamberlain eine sofortige Ein- oerufung des Parlaments, die Attlee gefordert hatte, ab- gelehnt. Chamberlain sagt in seinem Schreiben, daß das Par lament Gelegenheit haben werde, die Vorschläge der eng lischen Regierung, die sich aus der gegenwärtigen Lage ergeben hätten, anzunehmen oder abzulehnen. Im Augen blick aber sei er mit schwierigeren und delikaten Verhand lungen, die dem Zwecke dienten, eine friedliche Lösung für ein Problem zu finden, das, wenn es nicht mit äußerster Sorgfalt angefaßt würde, für England die ernstesten Folgen haben könnte. Das Parlament jetzt zusammen zuberufen und vom Premierminister zu verlangen, an den Debatten teilzunehmen, während diese Verhandlungen noch im Gange seien, würde seine (Chamberlains) Auf gabe unmöglich machen. Im Schlußabsatz seines Schreibens versichert der Premierminister dann, daß die Sondersitzung einberufen werden würde, sobald die Dinge so weit gediehen seien, daß er eine volle Erklärung abgeben könne. Chamberlain beim König Nach der Kabinettssitzung wurde Ministerpräsident Chamberlain in Audienz beim König empfan gen. Chamberlain erstattete dem König Bericht über die Verhandlungen der letzten Tage und unterrichtete ihn über seinen Besuch beim Führer. An historischer Giaiir Im ersten Stock des Hotels, in dem der Führer seit den Tagen, als er nach der Entlassung aus der Festung Landsberg im Jahre 1925 dort Ruhe fand, wohl sechzig mal abgestiegen ist, liegt die Wohnung des Führers mit dem Blick auf das Siebengebirge und den Drachensels am gegenüberliegenden Ufer des Rheins. In der großen Halle mit den breiten Fenstern zum Rhein ist ein würdiger Konferenzraum geschaffen. Im ersten Stock, neben der Wohnung des Führers, ist ein kleiner Saal mit einem langen Tisch und hohen Stühlen für die eigentlichen Be sprechungen eingerichtet. Oer schönste Platz Europas Der englische Premierminister Chamberlain wohnt mit seiner Begleitung in dem weltbekannten Kur- Hotel Petersberg oberhalb von Königswinter am östlichen Ufer des Rheins. Die Aufenthaltsräume haben die Sicht auf den Rhein. Die Räume für die Mahlzeiten geben den Blick auf die Wälder des Siebengebirges. Ward Price, der sich für seine Zeitung, die „Daily Mail', ebenfalls in Godesberg aufhält, schreibt u. a., der Ort des Zusammentreffens der beiden großen Staats männer sei s o schön, wie man ihn kaum anders in Europa finden könne. Hitler selbst habe ihn aus gesucht. Die Zimmer des Hotels, in denen der englische Ministerpräsident wohnen werde, lägen an einer Terrasse, von der aus man einen der schönsten Ausblicke Europas habe. Erwartungsvolle Spannung Godesberg ist von ausländischen Journa listen umlagert, die teilweise in Bonn und Köln wohnen. Fast alle Korrespondenten der größten Welt blätter sind versammelt. In aller Eile ist in Godesberg ein Quartieramt eingerichtet worden, um alle Nachfragen nach Unterkunft nach Möglichkeit zu befriedigen. Es herrscht eine erwartungsvolle Stimmung. Man weiß: die Unterredung muß eine Entscheidung bringen, ein Kompromiß gibt es nicht. Die Frage des Bestandes der Tschecho-Slowaket steht zur Erörterung. Hotel Dreesen in Godesberg, in dem die zweite Begegnung des Führers mit dem eng lischen Premierminister Chamberlain stattfindet. (WeltL ild-Wagenborg.) Prag nimmt an Velanntgabe im tschechischen Mndslmik Am Mittwochabend um 19.20 Uhr verkündete der Prager Rundfunk in tschechischer Sprache, daß die Prager Regierung die englisch-französischen Vorschläge angenom men hat. Der Sprecher betonte mit deutlich fühlbarer Nie dergeschlagenheit, daß sich die Regierung zur Annahme gezwungen sehe, nachdem ihr Vorschlag, das Problem einem internationalen Schiedsgericht zu unterbreiten, ab gelehnt worden wäre, und die englische und die franzö sische Regierung kategorisch erklärt Hütten, sie könnten kei nen Krieg führen. Der Regierungssprecher forderte dann die Bevölkerung zur Ruhe und Ordnung auf, weil sie andernfalls den Staat schwer schädigen würde. Die Regierung und der Präsident seien entschlossen, den Staat unter den neuen Lebensbcdingungen zu führen. Benesch ist «.schmerzerfüllt" Gleich nach der Bekanntgabe, daß die Prager Regie rung die Vorschläge der britischen und französischen Regie rung angenommen hatte, wurde folgender Text des Kommuniques der tschecho-slowakischen Negierung be kannt: „Die tschecho-slowakische Regierung hat sich unter dem unwiderstehlichen Druck der britischen und der fran zösischen Regierung gezwungen gesehen, schmerzerfüllt die in London ausgearbeiteten Vorschläge anzunehmen.' Eine offizielle Bestätigung dieses Textes durch das Auswärtige Amt in Prag war bisher nicht zu erhalten. * Die bedingungslose Annahme der Londoner Vorschläge war der einzige Ausweg, der der Prager Re gierung aus der durch ihre lügnerische Taktik hervor- gerufenen unhaltbaren Situation noch übrig geblieben war. Bis zum letzten Augenblick hatten die Machthaber in Prag die Entscheidung hinausgezögert und zu sabo tieren Versucht. Selbst auf den nächtlichen Schritt, den Frankreich und England durch ihre Gesandten in Prag hatten unternehmen lassen, hatte Benesch noch mit aus weichenden Redensarten geantwortet, so daß die franzö sische Regierung im Laufe des Mittwochnachmittag noch einmal mit aller Bestimmtheit auf die sofortige unver änderte Annahme des englischen und französischen Planes drängte und die tschechische Regierung erneut auf die Ge fahren hinwies, die jede Verzögerung in der laufenden Verhandlung angesichts der Entschlossenheit Deutschlands mit sich bringen würde. Unter dem Eindruck dieser er neuten Mahnung so wie nicht zuletzt angesichts der ständig wachsenden wirtschaftlichen Zerrüttung des Tschechenstaa tes sah sich die Prager Regierung veranlaßt, sich endlich zur Annahme der Londoner Vorschläge bereit zu erklären. Die raffinierte Verzögerungstaktik hat sich allerdings auch diesmal wieder zum Schaden Prags ausgewirkt, denn in zwischen sind die Ereignisse den Entschlüssen der Prager Machthaber weit vorausgeeilt. Es handelt sich jetzt um nichts mehr und nichts weniger als um die General bereinigung der Volkstumsfrage in der Mitte Europas. Prag wird sich damit abfinden müssen, daß es jetzt sämtlichen Volksgruppen, die die berechtigte Forderung auf Selbstbestimmung erheben, die Möglichkeit bieten mutz, zu ihrem Recht zu kommen. Wenn in der Prager Mitteilung davon die Rede ist, daß die Londoner Vorschläge „schmerzerfüllt' angenommen würden, so kann man das nur dahin verstehen, daß Herr Benesch auch heute noch Schmerz darüber empfindet, daß er die b-rmale Unterdrückung von siebeneinhalb Millionen Nichttschechen nicht länger fortsetzen kann. Die nichttschcchischen Volks- gruppen haben zwanzig Jahre lang einen ganz anderen Schmerz erdulden müssen. Sie werden ihn nicht länger tragen, darüber sollte man sich in Prag auch keinen fal- schen Zweifeln mehr hingeben. MWche FunMonsre in Vrog eingetroffe«. Kommunistischer Mob verlangt Note Armee DNB. Prag, 22. September. Am späten Mittwoch übend spitzte sich dieLage in Prag immer mehr zu. Während am späten Nachmittag in erster Linie Nationalisten gegen Benesch demonstrierten und in stürmischen Sprechchören die Ausrufung einer Militärdiktatur verlangten, tritt am späten Abend immer stärker das kommunistische Element in Erscheinung. Die Vor- städte sind mobil geworden, und riesige Demonstrationszüge, be sonders aus dem Stadtteil Zizkow mit roten Fahnen, geführt von kommunistischen Hetzern bewegen sich in die Stadt in Rich tung auf die Burg. Immer wieder werden Sprechchöre laut; „Fort mit Benesch!" „Benesch hat uns verraten!", „Benesch ist bestochen und bezahlt!", „Es lebe die Sowjel-Moldau-Repu- blik!" Große Polizeiabteilungen herben den Zugang zum Wen zelsplatz und zur Burg abgeriegelt. Doch ist es der Menge ge lungen, die Polizeisperren zu durchbrechen und dennoch vor die