Volltext Seite (XML)
Dr. 2Stz ß- 22. Jahrgang Italienfein-ltche kun-gebuny in Spalato. Belgrad, 14. Nov. Trotz des allgemeinen Verbotes, den Jahrestag des Vertrages hon Rapallo zu feiern, und trotz der im ganzen Lande getroffenen Ordnungsmaßnahmen versuchten gestern in Spalato mehrere Tausende zugunsten der durch den Vertrag von Rapallo unter italienische Herrschaft gekommenen Slawen zu manifestieren. Obwohl ein starkes Polizei- und Militäraufgebot die Manifestanten zu zerstreuen suchte, gelangten diese aus den Hauptplatz der Stadt und vor das französische Konsulat, wo sie der franze fischen Fahne eine lange Ovation bereiteten und die Marseillaise und die Nationalhymne sangen. Der Weg zum italienischen Konsulat wurde durch Polizei und Soldaten gesperrt. fimerlkareife Dr. Strefemcmns! Zu einer Meldung aus Washington, wonach! es der Amerikanischen Friedensgesellschaft gelungen sei/ für die Feier ihres hundertjährigen Bestehens im kom menden Mai in Cleveland u. a. Stresemann, Briand und Chamberlain als Redner zu gewinnen, bemerkt die „Tägliche Rundschau": Ny der zuständigen Stelle in Berlin hält man diese Mitteilung für wenig wahr scheinlich, wenngleich sich Bestimmtes zurzeit nicht fest stellen läßt, weil der deutsche Außenminister in Wien weilt. Man nimmt aber an, daß sich die drei wichtig sten europäischen Außenminister nicht gleichzeitig auf längere Zeit von ihrem Posten trennen und außerhalb Europas begeben werden. Das genaue Ergebnis für Berlin wird wahrschein lich erst nachmittags festgestellt werden. Gleichzeitig Wird nrarr sich auch Uber die.Jrage schlüssig werden, ob die Proteste gegen das Wahlergebnis in Berlin, die besonders wegen des Mangels an vorgeschriebenen Wahlumschlägen eingelegt wurden, berechtigt sind oder nicht. Das Gesamtergebnis aus dem Reiche wird vor aussichtlich erst am 20. Dezember d. I. vorliegen. Der General -er hunautruppen von Tanfengtfchk erwürgt. Han kau, 14. Nov. Die gestrigen Unruhen in der Chinesenstadt sind dadurch entstanden, daß Hunan soldaten die Leiche ihres von General Tansengtscht er würgten Generals gefunden hatten und ihn rächen wollten. Del Hunangenecül hatte Tansengtscht den Rückzug geraten und dadurch dessen Zorn erregt. Vor seiner Flucht beschlagnahmte Tansengtscht das gesamte Geld, da» sich in den Bankhäusern befand. Die Wahlen des Sonntags haben einen Ruch nach links gebracht. Diese Feststellung wird auch von den Nechtsblättcrn gebracht, die daran einen Warnungsruf knüpfen. Die „Deutsche Tageszeitung" sagt: Eine rüh rigere Wahlarbeit der staatsbürgerlichen Gruppen und ein stärkeres Pflichtgefühl ihrer Wählerschaft hätte die* ses Ergebnis verhindern müssen. Auch dis „Börsen zeitung" führt als Grund des Ruches nach links die Zersplitterung der bürgerlichen Parteien und die Wahl müdigkeit im bürgerlichen Lager an und glaubt nicht, daß in der grundsätzlichen Einstellung zum Marxismus und Internationalismus eine wesentliche Aenderung zugunsten der Ltnksbewegung eingetreten sei. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" weist besonder» darauf hin, daß sowohl in Hessen wie in Bremen die Kom munisten einen absoluten Stimmenzuwachs zu verzeich nen haben. Ter von den Sozialdemokraten erwartete Zuwachs aus dem kommunistischen Lager sei au-ge- bltcben. Im Gegenteil: Ter Nachwuchs gehe nicht zu den Sozialdemokraten, sondern zu den Kommunisten, Tie „Tägliche Rundschau" steht ebenfalls in dem gest rigen Wahlsountag ein ernstes Warnungssignal für die bürgerlichen Parteien. Die „Germania" unterstreicht die Erfolge des Zentrums bet den gestrigen Wahlen. Im „Tageblatt" wird ausgeführt: Im ganzen zeigt auch der gestrige Wahlsonntag wieder, daß die Mehrheit, die jetzt im Reichstag regiert, die Mehrheit des Volke» nicht mehr vertritt. Ter „Vorwärts" befaßt sich be sonders eingehend mit dem Wahlergebnis in Bremen, wo die Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam ebenso viele Mandate errungen haben wie die Parteien des bürgerlichen NepierungsblockeS. Da» Blatt erklärt, daß sich eine rote Mehrheit in Bremen praktisch nicht anders auSwirken werde wie etwa in Hamburg. presseaukerungen. Kanzlerbesnch in Wien. — Linksruck der Tonntagswahlen. Die erschienenen Tageszeitungen begrüßen den Reichskanzler Dr. Marx und den Außenminister Dir. Stresemann aufs herzlichste. Dis „Wiener Neuesten Nachrichten" schreiben: Die ganze Welt weiß, . daß Deutschöstcrretch den Anschluß will und daß es seine eigene staatliche Selbständigkeit jeden Augenblick auf- zngeben bereit ist, wenn die Politischen Voraussetzungen tu den internationalen Verhältnissen für den entspre chenden Beschluß des VvlkerbnndsrateS gegeben sein wer den. Dieser entscheidende Wille DeutschösterretchS soll nun gerade anläßlich der Anwesenheit de» deutschen Reichskanzlers und des deutschen Außenminister» schon deshalb bekundet werden, weil er die beste Widerlegung der Verleumdung ist, das Deutsche Reich »volle Deutsch? Österreich annektieren. Deutschösterreich will von nie mand annektiert werden, aber es will mit dem Deut schen Reich eine staatliche Gemeinschaft bilden kraft de» nationale»: Selbstbestimmungsrechteö, daS auch ihm End lich eiugeränmt werden muß. Im „Neuen Wiener Tageblatt" heißt es: Die Tage, an denen die führenden Staatsmänner des Deutschen Reiche» bei uns weilen, sind wahre Festtage für das deutsche Volk in diesem österreichischen Lande. Jenseits der schweren Sorgen und Probleme der Politik ist zwischen uns und Deutsch land eine tiefere Gemeinschaft geschaffen, die in der gemeinsamen Sprache, der gleichen Kultur, demselben Denken und Fühlen für ewig begründet ist. Der Be such des deutschen Reichskanzler» und de» deutschen Außenministers hat weder mit der gesetzgeberischen Ar beit noch mit sonst irgendeinem Politikum zu tun. T«r Besuch entspricht einzig und allein einein beiderseitigen Herzensbedürfnis. Die „Stunde" schreibt: Begegnun gen zwischen österreichischen und deutschen Staatsmän nern sind keine Demonstrationen, keine Ouvertüren zu großen politischen Umstellungen. Marx und Stresc- mann sind hier vllen hoch willkommen. Sie reprä sentieren nicht allein das Deutsche Reich, sondern auch die Politik der Versöhnung, der klaren Mitte, des in neren und äußeren Friedens. In Marx und Strese mann ehrt Oesterreich nicht nur zwei moderns Deutsche, sondern auch zwei aufrechte Republikaner. 5 Millionen Knbilfnß faßte und der größte der We t war. Augenzeugen be richten, daß sofort nach der unter furchtbarem Getöse erfolgten Explosion die benachbarten Gebäude ein stürzten und die Straßen aufgewühlt wurden. Die Telephon- und .Stromleitnngeu sowie die Wasscrlei-- tuulwrohre wurden zerrissen und die dadurch entstan dene Ueberschwemmnug und die großen Trümmerhaufen ln den Straßen erschwerten da» Rettungsweck dec Po lizei und Feuerwehr. eine» mehrere Straßen ent fernt liegender» Schule befanden sich gerade 200 Kinder ans dem Schulhofe, von denen mehrere durch Trümmer- stficke verletzt wurden. In der Umgebung der Unglüüs- uülte brach eine Panik ans. Die Einwvhner flüchteten auf Vie Straße. Die ersten elf geborgenen Toten waren Arbeiter. Die Wucht der Explosion wird durch die Tatsache illustriert, daß zentuerschwere Stücke von Tank, slahlstreben eine Meile von der Unglücksstätte entfernt ansgefunden w'nrden. Drei Häuserblocks entfernt wurde ein Straßenbahnwagen zertrümmert und sämtliche Fahrgäste wurden verletzt. Alle Krankenhäuser von Pittsburg sind mit Verletzte,: überfüllt. Verhandlungen mit Polen über eln Gegenseitlgkeltsabkommen auf -em Gebiete -er Sozialversicherung. Berlin, 14. Nov. Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Nach Mitteilung des Neichs- arbettsministerium plant Polen eine Neuregelung sei ner gesamten Sozialversicherung, durch die auch hie Be rechtigten der Invalidenversicherung besser gestellt wer den sollen. In welchem Umfange die Leistungen er höht werden sollen, läßt sich! noch nicht übersehen. Je denfalls aber verfolgt die Reich Sregterung bet den ge genwärtigen Verhandlungen mit Polen über ein Ge« geusctttgteitSabkommen auf dem Gebiete der Sozial versicherung das Ziel, daß die in Deutschland wohnen den berechtigten polnischen Versicherungsträger den deutschen Rentenempfängern nach Möglichkeit gleichge stellt werden. Bis dahin haben dis Bczirksvcrbäude hilfsbedürftigen Sozialrentnern auf Grund des Reichs gesetzes über die Fürsorgepflicht hinreichende Unter stützung zu gewähren. Vas deutschlan- gezahlt hat, London, 14. Nov. Im Unterhaus teilte Cham berlain mit, daß Großbritannien von Deutschland bis zum 1. November 1927 4H Millionen Pfund Sterling als Reparationszahlungen erhalten habe. Italien hübe acht Millionen Pfund als Kriegsschulden und Frank reich sieben Millionen Pfund bezahlt. Großbritannien hat an Amerika Zahlungen in Höhe» von 194 403 000 Pfund Sterling geleistet. flngesielltenwahlen km Ueich. Berlin, 14. Nov. Nach! den bis heute mittag vorliegenden Meldungen aus 121 Bezirken im Reich entfielen bet den gestrigen Angestelltenwahlen auf. den Hauptausschuß 321 Vertrauensmänner und 592 Er satzmänner, auf die Liste des Afa-BundeS 39 Ver trauensmänner und 114 Ersatzmänner, auf die Liste der Wilden 6 Vertrauensmänner und 19 Ersatzmänner. Berlin wurden 138983 GLimmmnschläss «ö« gegeben Die Wahlbeteiligung übeEeg.die der ten Wahl aanz erheblich!. Sie dürfte etwa 85 bi» 90 Vas große Ehrenzeichen für Marx un- Stresemann. Wien, 14. Nov. Bundespräsident Dr. Hainisch hat dem Reichskanzler Dr. Marx und dem deutschen Gesandten in Wien, Grafen Lerchenfeld, da« Große Goldene Ehrenzeichen am Bande, dem Staatssekretär Dr. Pünder da» Große Ehrenzeichen am Bande, dem Ministerialdirektor Dr. Zechlin da» Große Ehrenzeichen mit dem Stern, dem Regterungsrat Walter, dem Lega- tionsrat Redlhammer und dem Konsul Bernhard bat Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienst» um di» Republik Oesterreich verliehen. Der größte Gaslank Ker Well explodiert 20 Tote, 5V0—6V0 Verwundete. der reparationspolitifche Mslckuß. Berlin, 14. Nov. Der rcparationspolitische Ausschuß soll durch eitle Anzahl von Parlamentariern ergänzt werden. Wie den Blättern mltgeteilt wird, lautet die richtige Liste der in Frage kommenden Mit glieder des Reichstages wie folgt; Tr. Hilferding, T«r. Deruburg, Brüning, Dauch, Quaatz, Dr. Bredt und Leicht. Ein öeutsches kolonialcsbzelchen. Anläßlich einer Notiz der „Welt am Montag" wird den Blättern mitgeteilt, daß aus Wunsch einer Anzahl Kolonialdeutscher im Jahre 1921 von dem da maligen Neichsminister für Wiederaufbau (Nathenau) ein Erinnerungszeichen gestiftet wurde für diejenigen, die in und vor dem Kriege in den deutschen. Kolonien tätig gewesen sind. Diese Medaille, mit einer Bestäti gungsurkunde wurde auf Antrag gegen Bezahlung aus gegeben. Nach Auflösung des Wiederaufbanministe- riumS sind die betreffenden Befugnisse ans Auswärtige Amt übergegangen. In den letzten Jahren ist noch ein- oder zweimal ein derartiger Antrag gestellt worden. , (Penshlvanien), 14. Nov. Im Nord- tetl der Stadt ereignete sich eine folgenschwere Explo- sion eines Gastanks der Enquet^-Gasgesellschaft. Bei ds« Explosion haben nach den bis jetzt vorliegenden Berichten über 20 Personen den Tod gefunden. Branddirektor Smith, ein Augenzeuge der Explo sion, erzählte, daß der riesiga Stahltank sich wie rin Nicsrnbatton mehrere hundert Fuß in die Luft erhoben habe. Er blieb zunächst einen Augenblick laug völlig intakt und AvL-Min unter riesigem Getöse wie eine Bombe ^tM/stück^ von vielen Tourwu Gewicht flogen wie Vapp- deckelsetzen durch die Luft. ' ' Die Merzte der Pittsburger Krankenhäuser schäl- zen dw Zahl der infolge dec Explosiva des GaStaut's als verletzt gemeldeten Personen auf 500 bis 600. Die betroffene Gasanstalt beschäftigte im ganzen 300 Ar beiter; doch ist noch nicht bekannt, wieviel Personen im Augenblick der.Katastrophe an der Arbeit waren Von fachmännischer Seite wird behauptet, daß der explodierte Lank Auer Tageblatt Alk EkMtblkAk , — Enthalten- -je amtlichen Gekanntmachungen Ses Nates -er Staöt un- -es Amtsgerichts flue. Postscheckkonto: tzm:Leipzig n».in» —Vr. 26tz? Mittwoch» üen 16. November 1927