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Dienstag, äen S. April 1S2S Nr. 82 24. Jahrgang !le «tte Itttv «l« tirhrftätt» ,«f. eh,»e«eU»tverfit«t , Helmstedt (Brunn chweigl, ein schöner >ie»aiflanrebau aus in I». Fahrkmnderl, VU Heiniatniuseum werden phei«»,» fluer Tageblatt Mzeiger Mr -as Erzgebirge Z^S klesramme: «agebla« Aueerzgedi^e Enthalten- -le amlllcheo Sekaantmachungea -es Rates -er Gta-t UN- -es Amtsgerichts flue. p »lisch eck. g-nto: flm, Leipzig Nr. 1»»» Die Politik cter Woche Auch rin Jubiläum Franzosen und Engländer feierten in den letzten Tagen den füufuttLgw anzl gsten Jahrestag deS Be stehens der Entente cordialc zwischen Frank- reich und England. In Frankreich sanden die Festlich keiten vornehmlich in Cannes statt. Briand selbst war erschie nen nm die Festrede zu halten. Mr England sprach Lord Derby, der den Franzosen vertsicherte, daß ütünig Georg und der gegenwürttge Prinz non Wales von denselben freund- schaftlichen Gefühlen durchdrungen sind, wie sie König Eduard VII. vor 2c> Jahren slic Frankreich hegte. In Lon don und Umgebung erschien anläßlich des Jubiläums der französische General Gvuraub mit 000 Kriegsteilnchmern und wurde aus diesem Anlaß von der Bevölkerung und Regierung Überaus gefeiert. Die scanzöshche Nogicrungspresfe würdigt aus diesen Anlässen die Entente oordiale, die auch „brüder liche Entente" genannt wird, als das wichtigste politische Er eignis zu Beginn unseres Jahrhunderts. Diese Ausfassung kann man auch als Deutscher teilen, wenngleich die erdrückende Mehrheit unserer Volksgenossen mit den besten Köpfen der angelsächsischen Welt der Ausfassung ist, daß in dieser Entente covdrale nicht nur die EinkreisnnMwlitik gegen Deutschland einbeschlossen war, sondern auch der erste und Nessle Grund des hinter uns liegenden Weltkrieges. Chamberlain und Mussolini Der englische Außenminister Ehamüerlain. der von den Amerikanern mit Vorliebe als „Franzosennarr" charakterisiert wird, hielt es jetzt unmittelbar vor den englischen Unterhaus wahlen für zweckmäßig, den englisch-franzMchen Derbrüde- rungssestlichketten fcrnzrtbleiben und einen Frühlingsausslug nach Florenz zu unternehmen. Dort erhielt er den Besuch Mussolinis, der natürlich ganz zufälligerweise von Grandi, dem Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes begleitet war. Die Begegnung beider Staatsmänner bat die französische Presse recht nervös gemacht, während die Engländer sich zurück- hislten und die wohldisziplinierte italienisäw Presse von der Begegnung überhaupt keine Notiz nahm, cs sei denn, daß sie die amtliche Verlautbarung Mussolinis veröffentlichte. Diese stellt, wie nicht anders zu erwarten war, eine vollkommene Eintracht zwischen den außenpolitischen Auffassungen und Ab sichten Mussolinis und Chamberlains fest. Man geht jedoch kaum fehl, wenn Mussolini die Unterstützung der italienischen Forderungen auf der zweiten Pariser Daweskonscrenz durch die englischen Vertreter anforderte, und sich mit dem englischen Außenminister eingehend über die Forderungen und nächsten Absichten der italienischen Politik im Mirtelmeer und aus dem Balkan unterhielt. In Paris nichts Neues Die Konferenz der Finangsachvcrständigerc in Paris, die gleich nach Ostern ihre Beratungen w-eder aufncchm, kommt nur langsam voran. Es ist ein zähes Ringen um Ziffern und Zahlen, um die Endsumme der deutschen Kriegslasten, um die Dauer der deutschen Jahreszahlungen. Ein Memorandum der alliierten Gläubigerstaaten und eine zweite Denkschrift der Amerikaner stehen im Vordergründe. Die deutsche Auffassung ist hinreichend bekannt. Wiederum zeigte sich, daß die ge samte französische Presse den stärksten politischen Druck aus zuüben versuchte, um Dr. Schacht zu Zugeständnissen zu be wegen, die für unsere Volkswirtschaft einfach untragbar sind. Es ist nicht ausgeschlossen, daß zu den beiden Memoranden noch ein drittes deutsches Memorandum hinzukommt. Möglich ist aber mich, daß sich ein Teil der Sachverständigen aus der Grundlage des amerikanischen Memorandums einigt, während ein anderer Teil der Sachverständigen auf seinen Sonderauf fassungen verharrt. Darüber müssen uns die nächsten Tage und Wachen näheren Aufschluß gÄen. Dänische Wahlen Wider Erwarten schnell ist es in Dänemark zum Wahl kampf gekommen. Das bestehende Kabinett der linken Bauern Madsen-Mygdal konnte sich nur halten, so lange es die Kon servativen stützten. Die Regierung nahm diese Hilfe bereit willig entgegen, lehnte cs jedoch ab, die Konservativen in die Regierung aufzunehmen und ihnen entgegenzukommen. Die in Dänemark seit Jahren brennende Frage der Heeresrsform führte über Nacht den Sturz des Kabinetts und die Auflösung -es Folketings herbei. Darüber freuen sich eigentlich nur die Sozialdemokraten, die vor tveniMn Wochen bei den Gemeinde wahlen glänzend abschmttcn, da das linksstehende Bauern- kabmctt sich durch seine rigorosen Sparmaßnahmen, durch die Herabsetzung der Staaitsausgaben für die soziale Versicherung und die Verkürzung der Löhne und Gehälter recht unbeliebt gemacht hatte. Da die Reg'cnlngSgruppen im aufgelösten Folkcttng nur über eins Mehrheit von sechs Mandaten ver fügten, ist damit zu rechnen, daß die Sozialdemokraten und die Linksva'dikaken im neuen Folketing eine Mehrheit erringen werden. Sie können gleichwohl nicht darauf hoffen, ihre radi kalen MrüftungSpläne durchzufetzen, da in Dänemark das Zweikammersystem besteht und das Landsting, die erste Kam mer, in erdrückender Weise konservativ gesinnt ist. Im Namen der Böller! Eine exotische Meldung kommt aus Japan. Der geheime Rat der japanischen Regierung, der eigentliche Staatsrat, hat nämlich die schwlwsten Bedenken, daß der Kelloggvakt „im Namen der Völker" abgeschlossen wurde. Das widerspricht durchaus der theokradischen Auffassung der Japaner, di« aus die göttlich« Abstammung ihres Mikado pochen, und sein oder- ft» m allen Lslinfchen Fragen -ewavrt «vrijen wMM- Än L-aattrat ru-vl»^! LaKtr rum dtt ftegt» Ermäßigung der Reparationsforderung der Alliierten? Stimmungsmache gegen deutschlan- Falschmeldung einer französischen Zeitung Der Pariser Soir hat eine Notiz gebraucht, des Inhalts, daß das deutsche Sparguthaben auf den stopf der Bevölkerung im Jahre 1928 105 Mark betragen Habs, wahrend es sich vor dem Kriege auf nur 21 Mark pro stopf belaufen habe Von unterrichteter Seite erfahren mir dazu, daß die Zaht 105 pro stopf für das Jahr 1928 wohl im großen und ganzen zutreffend ist. Es ist aber nicht richtig, daß die Sparguthaben des Einzelnen vor dem Kriege nur 21 Mark betragen Haven In Wirklichkeit war das durchschnilitichc Sparguthaben vor dem Kriege 291 Mark, also nicht ganz dreimal so viel als im Jahre 1928. Sulgorien u«ö Tschechoslowakei Besuch des Königs Boris in Prag Die „Prager Presse" erfährt aus der allernächsten Um gebung des Königs Boris folgende Einzelheit»» über feinen Besuch in Prag und Lanyt Der Besuch ist auf keinen besonderen offiziellen Anlaß zurückzuführcn, er gab jedoch reichhch Gelegen, heit zu einem gegenseitigen Meinungsaustausch und wird sicher günstige Folgen für die gegenseitigen Beziehungen zeitigen. Der Besuch des Königs in Prag entsprach einem langgehegten Wunsche der beiden Staatsoberhäupter, da feit geraumer Zeit sowohl Präsident Masarik als auch König Boris eine persönliche Bekanntschaft herbeiwünschtcn. Der Besuch war dementsprechend durch einen herzlichen und intimen Ton charakterisiert. Vas öcfin-en -es Netchspräsi-enten Reichspräsident von Hindenburg hat in den letzten Tagen unter einem Grippcanfall mit Magenstörung gelitten, den er aber gut überwunden hat. Der Reichspräsident, der auch während dieser Erkrankung die taufenden Geschäfte weitergeführt hat, hat seit Sonnabend wieder die regelmäßigen Vorträge entgegengenommen, muß sich aber in der nächsten Zeit in Empfängen und Ausgängen noch gewisse Zurückhaltung auf- erlegen- Der Ruf nack cler Abrüstung Zahlreiche Kundgebungen für Durchführung der Abrüstungskonferenz Zahllose Kundgebungen zur WbrÜfvungsfragc find in der letzten Zeit m der MbvüstungSabteilung des Wlkerbundsfekro l-ariats in Genf siugctroffen. Sie verlangen .dringend «ine entschlossene Wwderaüfnuhmc und schleunige Durchführung der Vorarbeiten Kr die Einberufung der Mbrüstuugskoufereng und di« baldig« Verwirklichung der allgemeinen Abrüstung. Die nach Hmwerten Elenden Kundgebungen stammen hauptsäch lich von sozialistischen und gewerkschaftlichen Verbünden und Vereinen, die einer in der gleichen Richtung gehenden Ent schließung des Exekutivkomitees der Zweiten Internationale, die vor einigen Monaten in London gefaßt wurde, vor dem Völkerbund und vor dem in zehn Tagen zusammenlretenden Vorbereiturrgsausschuß noch vermehrten Nachdruck verleihen wollen. Man darf lewer nicht erwarten. Laß der Borderet- ttrnoöausschvß von d!«sem Schritt der Aroesteqchaft der ver- ««ädtt ftevmidvtt nDhME Wird. und die Geister miteinander versöhnen, haben Owen D Doung es unter!, lsen, die Deutschen von Anfang an daran zu er innern, daß sie die Fordernden seien, also daß cs ihnen zu- komme, Angebote zu machen. Er habe auch die Gläubiger nicht ermutigt, sich über ein gemeinsames Programm zu einigen, da mit sie auf der ganzen Linie solidarisch seien. Dr. Schacht be finde sich also jetzt in der bequemen Lage des Abwehrenden, die Rollen seien vollkommen vertauscht. Die Sachverständigen die vier Gläubigerstaaten hätten sich nun, um diesem Miß- stand abzuhelfen entschlossen, die Arbeit zu unternehmen, die > sie schon vor zwei Monaten halten durchführen müssen. Sie hätten jetzt begonnen, die von den verschiedenen Delegationen aufgestellten Zahlen so hcrabzusehen, daß sie insgesamt unter der Dawes'Annuität von 2Vr Milliarden blieben. Es handle sich also um eine Amputierung, die sicher nicht schmerzlos vor sich gehe. Die Aussprache über die Zahlen der vier Gläubiger staaten untereinander werde vermutlich drei oder vier Tage in Anspruch nehmen- keine Veranlassung zum Optimismus Gegenüber Len optimistischen Verlautbarungen in Ler Pariser Morgenpresse über Len Stand der Verhandlungen zur Regolung der Reparationsfrage erfahren wir von gut unter richteter Berliner Seite, Laß vorläufig zu irgendwelchem Opti mismus keinerlei Anlaß vorliegt. Englanäs Verhältnis ' zu Frankreich unä Italien. Chamberlain über sein« Begegnung mit Mussolini. Der Korrespondent des „Londoner Observer" in Florenz ttie eine Unterredung mit Chamberlain über seine Begegnung ii Mussolini. Die Frage, ob das faschistische System eine esahr für den Frieden bedeute, verneinte Chamberlain eut- stedcn und fügte hinzu: Mussolini wünscht Frieden; er auch! den Frieden zum Weile des Wiederaufbaues. Die ^Ziehungen zwischen England und Italien sind ausgezeichnet. Halthalle des M besieht kein ernster Anlaß zum Srreit zwischen ihnen, etlellen gehdrt Meine Erfahrung hat mich gelehrt, daß Mussolini hält, was mm mmW verspricht- Man kann offen mit ihm verhandeln, und ich für ihn. U Als der Berichterstatter von dem großen Unbehagen Mach, daß In maßgebenden italienischen Kreisen infolge der «glisch-französischen Zusammenarbeit herrsche,erklärte Chamber- Mn in entschiedenem Tone: Es widerspricht meiner ganzen Mrffaisung von der internationalen Politik, daß gute Be> iMhungen zwischen zwei Nationen als schädlich für die "Witercssen einer dritten Partei anzuschen seien Ich weiß, daß Mm gesagt hat, die Franzosen steckten mich in die Tasche. ^Während der letzten vier Jahre habe ich allein für den Mieden gearbeitet. Friede und Freundschaft zwischen anderen t Mtionen sind auf die Dauer immer auch den Interessen Mglands dienlich. Gegenüber der Beschuldigung, daß ich zn Mündlich gegen Frankreich sei, bitte ich zu beachten, daß ich Made auf der Grundlage dieser Freundschaft mitgeholfcn Me, unsere gemeinsame Wtederversöhnung mit Deutschland «Hzubauen- Mac Donald hat dasselbe getan, und er hat recht gHandelt. War Deutschland besser daran, als Frankreich und England sich stritten und als das Ruhrgebiet beseht war, ' ist es besser daran, seitdem Frankreich und England )er Vertrauen zueinander gefaßt haben und seitdem der arnovertrag unterzeichnet ist? Die igAusstellung »scheu Ausland es, til-er deren Er in Stuttgart mir n Nnnnuer i nn- ilagc berichteten, chdeni sie in ver- n Städten des zezeigt wurde — mich in Berit» er- - Bild links: arienkirche, das eichen der alten tadt im Osten r«ffe-phot» Ueber die Sitzung, di« die Delegierten der Gläubiger- laten in Anwesenheit der amerikanischen Delegierten nach Ueberreichung der In den Einzelbesprechungen mit den Negationen von England, Frankreich, Italien und Belgien »gestellten zahlenmäßigen Forderungen am Sonnabend nach- »tag abgehalten haben, verlautet offiziell nichts Dle gentur Hava» erklärt lediglich, daß die Diskussion über die KHIen Montag wieder ausgenommen und daß sie wahr- cinlich den größten Teil der kommenden Woche in Anspruch Pmen werde. Dle allgemeine Meinung gehe dahin, daß tz; Ergebnis dieser Besprechungen in ungefähr acht Tagen fanntlverden werde. Nach dem »Matiitt ist man nunmehr I der Ueberzeugung gekommen, daß noch mehrere Tage not- sndig sein werden, um die Zahlen der Forderungen an die tenze dessen zu bringen, was die Amerikaner praktisch für friedigend erklären- Unter diesen Umständen müßten die sickerten und Amerika ihre Forderungen um mehr als eine sib- Milliarde Mark im Jahr, was die Reparationen anbe- iffe, herabsctzen, und man habe noch nicht einmal die ichcrheit, daß Deutschland eine Annuität von 1800 Millionen, e man alsdann erzielen würde, annehmen werde. Deutlicher drückte sich der Außenpolitiker des „Echo de aris" aus, der dem Vorsitzenden der Konferenz eine Reihe n Borwürfen macht. Er führt aus, unter dem Vorwand, wolle nicht vorzeitig Partei ergreifen, sondern entspannen '1 Vie Angelegenheit der belgischen Dokument«. Die holländischen Blätter veröffentlichen einen offenen f, den der Chefredakteur des Utrechtsch Dagblad, Ritter, an den Ministerpräsidenten in der Angelegenheit belgischen Dokumente gerichtet hat. In dem Brief wirft dritter der Regierung vor, daß sie in dieser Sache mehr- Irreführende Mitteilungen gemacht habe. Insbesondere Nie die kürzlich vom Außenminister im Parlament ab- «ne Erklärung und der Bericht des Rotterdamer Kauf- Is van Deuningen im Nicuwe Rotterdamsche Courant Ithrheiten. Wie Dr. Ritter in seinem Briefe erklärt, Ivan Benningen bei der Erwerbung der Dokumente im tage der Regierung gehandelt, während der Außenminister l van Beuningen übereinstimmend behaupteten, daß lBcuningen mit der Veröffentlichung des Utrechtsch lad nicht das geringste zu tun gehabt habe. Da die Mlung der Wahrheit über diesen Punkt den Schlüssel Merständni» der ganzen Dokumentenangelegenhett bilde, U Dr. Ritter die Regierung an, sich mit der Einsetzung Dlnpartttischen Untersuchungskommission etnvrrstandrn zu