Volltext Seite (XML)
Auer Tageblatt Anzeiger Mr -as Erzgebirge L-lrsram»,r Eagidia« fto,,rzg.b«ei„ Enthalten- Sie amtliche« vekaantmachuogeu -es Rate» -er StaSt UV- -es Amtsgerichts ^lue. p»üsih^r.»om»r MM «Mi, M.ree» Dienstsg, äen 11. Dezember 1S2S 23. Jahrgang Wieder politische Gespräche lleae Koslitionsv«rbancUung«n Di« Negierung,Umbildung im Reich, Reichskanzler Müller wird laut „Montagspost- noch in dieser Woche di« Besprechungen über die Bildung der «roßen Koalition wieder ausnehmen, die vor etwa zehn Tagen mit Rücksicht aus den Ruhreisenkonflikt vertagt werden mußten. Nm Mittwoch soll die nächste interfraktionelle Besprechung.unter Vorsitz de» Reichs kanzler» im Reichstag stattfinden. Hierbei wird da» Zentrum erstmals durch dan neuen Parteiführer KaaS vertreten sein. Daß die interfraktionellen Besprechungen schon in dieser Woche zu greifbareren Ergebnissen als bisher führen sollten, wird in Parlamentarischen Kreisen be- r.>'ssickr, zumal von volk-parteilicher Seite schon jetzt e^iärt wird, daß man die Rückkehr des Außenministers aus Lugano abwarten möchte, ehe die Fraktion end gültige Beschlüsse über die Grundlage und da» Pro gramm der Koalitionsregierung faßt. die Volkspartei zur politischen Lage Auf einem stark besuchten Parteitag der Deutschen Bolkspartei in Quedlinburg sprach u. a. der Vorsit zende der Reichstagsfraktion, Reichsminister a. D. Scholz, über die Politische Lage: Im Mittelpunkt der Außenpolitik stehen noch im mer die Räumung der besetzten Gebiete, die Regelung der Reparattonsfrazs und die allgemeine Abrüstung. Aber die Behauptung ist falsch, als ob die letzten Er eignisse, vor allem die Reden des französischen und englischen Außenministers ein Scheitern der Politik von Locarno bedeuteten. Kein Mensch hat geglaubt, daß die Politik von Locarno sofort den Weltfrieden herbeiführen würde; das konnten nur Jllusionspoliti- ker.annehmen, die heute diese Politik kritisieren. Aber kein Kritiker hat bisher einen anderen Weg unserer Außenpolitik gewiesen. Bei den Verhandlungen über die Große Koalition wird die Frage „Preußen" sowie das Konkordat eine bedenkende Rolle spielen. Aber die Deutsche Volks partei wird von ihren Grundsätzen nicht abgehen. Im Konkordat darf das Wort „Schule" nicht Vorkommen, es darf nichts von der Staatshoheit abgetreten wer den. Die Deutsche Volk-Partei wird somit von ihren grundsätzlichen Entscheidungen, sowohl was Preußen an belangt als auch in den wirtschaftlichen und Steuer sragen, nicht abweichsn. Wir brauchen aber gerade für die kommenden außenpolitischen Verhandlungen eine starke Mehrheit im Reichstag. In diesem Augen blick .muß der innere Parteihader verschwinden, weil wir gerade jetzt Deutschland nach außen verteidigen müssen. Wir brauchen Vie engere Geschlossenheit und eine Regierung, die sich auf eine möglichst breite Basis bcS Volke- stützt und für die auch die Deutsche Volks- Partei eintreten wird. Die Deutsche Bolkspartei hat diese innere Geschlossenheit in sich selber aufzuweisen. Dr. Strcscmann wurde einstimmig vom Zentral vorstand zum Vorsitzenden gewählt. Die Deutsche Bolkspartei wird ihre Politik im bisherigen Sinne de- nationalen Liberalismus auch in Zukunft fortsetzen. pralal Kaas Vorsitzender des. Zentrums Der MeichSparteitag des Zentrum- wählte vor gestern den Abgeordneten Prälaten KaaS mit 184 Stimmen zum Parteivorsitzenden. Der Abgeordnete Joos erhielt 92, der Abgeordnete Stegerwald 42 Stimmen. , Die Mittagspause de» Zentrum-Parteitage- war von den verschiedenen Gruppen de» Parteitage- benutzt worden, um Vorschläge für die Borstandswahl etnzu- reichen. Siner dieser Anträge ging von den christli- chen Gewerkschaften au-, die wiederum den Abgeord- neten Dr. Stegerwald al» einzigen Partetvorsttzenden in Vorschlag brachten. Gin zweiter Antrag ist von den Mitgliedern der Jugendorganisationen der Partei, na mentlich von den Windthorstbünden eingereicht wor den und wünschte den Abgeordneten Ioo» al» Vor sitzenden. Beide Anträge richteten sich also gegen die Absicht de- Kompromißvvrschlag» der Zentraltnstanzen der Partei, der ein Direktorium von drei Mann für die Parteileitung vorgesehen hatte. Diese starke OPPo- sitton, die in den Anträgen offen zutage trat, macht« es notwendig, daß während der Rede de» Professor» Räderschüdt der bisherige Prrreivorstand noch einmal eine Gi-uag zur verrraultchen Beratung der SLHr.r- frage abhielt, hi» dann ihre LSsun- -urch die bereit» jlm voraben- -er SZ. Ratstagung Im Laufe de» gestrigen Nachmittag» sind sämt liche Ratsmitglieder mit ihren Delegationen zur Teil nahme an der 53. ordentlichen Ratstagung in Lugano eingctrofsen. Unter Vorsitz de» französischen Minister- de« Aeutzeren Briand trat der Rat heute vormft cg um 11 Uhr im Kursaalgebäude Lugano» zu seiner neuen Tagung zusammen und damit seit seiner Tagung im Dezember 1924 in Rom zum ersten Mal wieder außer halb Genfs. Die bevorstehende Tagung, die aNer Voraussicht nach am Sonnabend abgeschlossen wird, hat hauptsäch lich. die Aufgabe, AuSsührungsbesttmmungen für die Beschlüsse der letzten Bundesversammlung zü treffen, die besondere Maßnahmen zur inneren Organisierung und damit zur Festigung des Völkerbundes bezwecken. Darüber hinaus wendet sich natürlich da- allgemein« Interesse den Politischen Gesprächen zu, die in den nächsten Tagen zwischen den in Lugano anwesen gemeldete Wahl de» Abgeordneten Prälaten Kaa» zum Parteivorsttzenden fand. Di, Berlin« Presse zur Wahl Kaa»' Fast olle Blätter, die zur Wahl de» Prälaten KaaS zum Vorsitzenden der Zentrumspartei Stellung nehmen, heben besonder- hervor, daß da» Zentrum von dem während der Verhandlungen aufgetauchten Gedan ken an die Leitung durch drei Vorsitzende abgekommen ist. Die „Germania" (Ztr.) würdigt die Verdienste des bisherigen Vorsitzenden, Reichskanzler a. D. Marx, und betont dabet ausdrücklich nochmals, daß Marx nur au» Gesundheitsrücksichten zurückgetreten sei. In der Wahl des Prälaten KaaS liege keine Entscheidung gegen einen anderen Kandidaten oder gegen die Gruppe, zu denen sie gehörten. Der neue Vorsitzende über nehme ein schweres Amt. ES werde darauf ankom men, ob es gelinge, die verschiedenartigen Elemente des Zentrums zusammenzuführen. Tie „Bossische Zeitung" (Dem.) nennt di« Wahl des Prälaten KaaS einen Sieg der Jugend. Ihre Be deutung liege in der Tatsache, daß in der Person des neuen Vorsitzenden der weltanschauliche Charakter des Zentrums deutlich hervorgekehrt wird. Ter „Vorwärts" (Goz.) spricht davon, daß die Vor gänge in Köln weitgehende Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Zentrums enthüllen. Durch die Wahl sei zwischen zwei Lösungen eine interessante Entschei dung gefällt worden: die Herde zusammenzuhalten durch Anerkennung der Forderung der Zentrumsarbei ter oder durch die kirchliche Autorität den offenen Austrag der Gegensätze zu verhindern. Der Partei tag habe den zweiten Weg eingeschlagen. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" (D. BP.) sagt: Auch der Außenstehende muß anerkennen, daß das Zentrum eine glückliche Wahl getroffen und eine wirk, liche Führerpersönlichkeit an seine Spitze gestellt hat. Ter „Tag" (Dntl.) sicht in der Wahl keine Klä rung. Immerhin gebe sie vorläufig der Partei die Bewegungsfreiheit, deren sie angesichts der bevor stehenden Entscheidungen bedarf. — Tie „Deutsche Zei tung" (Dntl.) bezeichnet die Wahl, auch wenn man sich vorsichtig ausdrücken wolle, als eine Niederlage de» linken GcwerkschaftSflügelS. Aber auch unter der Führung von Dr. Kaa» werde da- Zentrum immer ge nötigt sein, «ine Politik zu machen, die den Gewerk schaften Rechnung trage. flusfuhrfpnSikat füg veutschlan- ua- Pole« geplant Nachdem die deutsch-polnischen Handelsvertrags verhandlungen sechs Wochen lang geruht hab«n, ist jetzt bekannt geworden, daß in Polen ein Sxportsyndikat für landwirtschaftlich« Artikel gebildet wird. In der deut schen Wirtschaft ist darauf der Gedanke aufgetaucht, ein ähnliche» Syndikat zu bilden, um dann zwischen diesen beiden Organisationen Verhandlungen aufzu- nehmen. Auch der polnische DelegattonSführer von TwardowSkt hat sich an den Besprechungen über da polnische Syndikat beteiligt und di« Polen scheinen diesen Weg nun tatsächlich gehen zu wollen. Da polnische Kabinett wird sich am Montag mit dieser Frage beschäftigen. Falls die Entscheidung zustimmend auSsällt, so wär» «1., Weg gefunden, wie man di» großen Schwierigkeiten überwinde« könnt«, di« in erster den Minister« d«S Aeutzeren Deutschland», England» und Frankreich» stattsinden werd««. Bet diesen Begegnung«« handelt «» sich aber im Ge gensatz zum vergangenen September nicht um Ver handlungen, sondern lediglich um «in« Aussprache üb«r verschiedene weltpolitisch« Fragen. die erste Unterre-ung Strefemaaa-Briaa- Der französisch« Außenminister Briand hatte g«- siern abend mit Reichsaußenminister Dr. Streseman» am Sitz der deutschen Delegatton «in« Unterredung, di« IV» Stunde dauert« und in sehr freundschaftlicher Form vor sich ging. Bei dieser ersten Fühlungnahme wur den außer verschiedenen Punkten der Tagesordnung de» Rate», dem Briand vorstehen wird, auch mehrere po litische Fragen besprochen und vereinbart, di« Unter haltung fortzusetzen. Eine Viertelstunde nach Verlassen de» Hotel» kehrte Briand wieder zurück, um dem englischen Staat»- sekretär de» Aeußersn Chamberlain «inen kurze» Be such abzustatten. Linie die veterinärpolizeilichen Bedenken bilde«, wei ter würde ab«r auch eine planmäßig« PretSregulierung erleichtert werden, wenn Einfuhr und Abnahme hü ben und drüben in einer Hand liegen würde«. Aus Zelgheit in -en nächsten Krieg Der FriedenSfttdzng der englischen Liberale« Der von der englischen Liberalen Partei amaekündigt« Feldzug für Äen Frieden warb« gestern durch Lloyd George in Manchester mit einer öffentlichen Versammlmra, zu der sich 4000 Personen vingesunden hatten, eröffnet. Lloyd George hielt eine Rede, in der er u. a. ausführte: „Seit der Unterzeichnung des Kellogg-PakteS aber find di« Rüstungen beständig vermehrt worden. Warum baut Kellogg Dreadnoughts und Kreuzer? Er sagt: Du sollst nicht töten! Aber er sagt auch: Spicke Deinen Gürtel mit Messern und Pi'stblen, um zum Töten -bereit zu fein. Wie die Dinge jetzt liegen, bewegen sich die Nationen der Welk in gerader Richtung aus den Krieg zu, nicht weil irgend jemand ihn will? sondern weil niemand den Mnt hat, die durchgehenden Pferde dos Kriegswagens aufzuhalten. Di« besiegten Nationen fühlen fich natürlich ^verletzt. Es wäre weis« gewesen, wenn die Sieger alles in ihrer Macht Liegende getan hätten, um die Wunden zu heilen. Wenn die Nationen nicht bereit sind, bald mit ganzem Herzen und in gutem Glauben die friedlichen Mittel zur Regelurig von Streitigkeiten anzu nehmen, dann kann nur Gott uns vor dem Unglück eine schrecklicheren Krieges retten, als eS ihn jemals gegeben hat. Die riesigen Vertoidigungsvorbeveitungen von 1914 haben zum Kriege geführt und die Vorbereitungen von heute werden e» wieder tun. GS ist unmöglich, daß ein Land, das eine überwäl- tigeitde Macht besitzt, nicht früher oder später von ihr Gebrauch macht. Wir müssen zu unseren Verträgen stehen, aber weder Locarno noch der Kelloggpakt werden den leisesten Nutzen haben, wenn wir uns nicht an den Wortlaut der Völkerbunds satzung halten, der uns verpflichtet, unsere Rüstungen auf den niedrigsten Grad herabzusetzsn, der fich mit Sicherheit verträgt. Wir langr noch...! Di» Rhcinlantckomnrifsion gegen einen N.srns der Stadt Ludwigshafen. Die Stadt Ludwig-Hafen hat aus Anlaß der zehn jährigen Besetzung der Stadt durch die Franzosen einen Protestaufruf erlassen. Vorgestern nachmittag hat die Rheinlandkommission nach längeren Verhandlungen mit Bürgermeister Kleefoot nachstehenden Befehl, der erst auf ausdrückliche» »erlangen de» Bürgermeister» schriftlich erteilt wurde, dem Bürgermeisteramt über geben: „Aus Befchl der Hohen Kommission und i« Hinblick auf A 1 de» Artikel» IS der Ordonnanz 108 wird der Bürgermeister von vudwig»-afe« di« mit Kundgebung" betitelten und von Vertreter» verschie dener politischer Parteien unterzeichnete« Plakate be seitigen lassen, die an verschiedenen Punkten der Stadt Ludwigshafen angeschlagen sind. Die verlangte Hand lung mutz bi» -um 8. Dezember mittag» IS Uhr be endet sein." Bürgermeister Kleefoot hat die BesatzungSbehörde sofort auf die rechtliche Unhaltbarkeit de» Befehl» hin gewiesen. Allerdings mußte sich di« Stadtverwaltung mit Rücksicht auf die Bestimmungen der Ordonnanz 808 dem förmlich gegebenen Befehl fügen. St« hat ihren Protest auSdrückltch aufrechterhalt««. Nu-Weisung de» Bürgeenwistee» oon HeyVkkng. Da» Masche Gouvernement hat dem Bürgermeister Kud in Heydekrug den LÄeLl erteilt, sein« sämtlich«« Aemtmiw» der-ulegen und da» Gebiet sofort zu verlasst«, sonst »erd» Mi