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IWlWDwpW 8. Jahrgang. Montag» 17. November 1913 Nr. 267 Dicjc Nummer umfaßt N Sriten. v. 3 3> -> Nüherc» siche an anderer Stell«. nach einem Arbeitswilligenschutzgesetz ist und Liebenberg einen bestimmten Verdacht schöpfen ist schon früher mehrfach erhoben worden, würde. Herr Steinthal aber sagt vor Gericht, daran -ab« Die mexikanischen Aufständischen haben die Stadt Juarezerobert. In dem Kampfe wurden drei Amerikaner getötet.*) Es.verlautet, dah der Kö n ig v o n B u l g a r i e n am An fang des Dezember eine Reise nach Berlin unter nehmen wird. Der serbische Ministerpräsident Paschitsch ist von seinem Amt als Präsident des Staatsrates zurllckgetreten. her in die öffentliche Diskussion geworfen, und als ein be merkenswertes Symptom muh es bezeichnet werden, das;, wovon wir schon an dieser Sielte sprachen, auch der H a n - sabund sich für einen verstärktem Schuh der Arbeitswilli gen am seiner lehlen Tagung ausgesprochen hat. Ob frei lich alle Glieder des Bundes diesen Standpunkt teilen, ist eine nnde-e «frage. Bon einer Sondergesehgebung will man ja absehen, man glaubt das Ziel erreichen zu können du'ch eine Ausdehnung der bereits bestehenden Bestim mungen. Nun ist es ein eigen Ding mit Gesetzesbestimmungen, die zu einem besonderen Zweck geschaffen werden, etwas der artiges hat noch niemals gut ge*an. Es muh dahe- so'g- faltig überlegt werden, in welcher Weise ein« Verstärkung des Arbei swilligenschutzes erfolgen soll. Insbesondere wird zu erwägen sein, ob es nicht möglich wäre, mit den vorhande nen Gesetzesbestimmungen auszureichen. Tatsächlich ist ja schon oft genug ein Einschreiten in aller Schärfe e folgt und etwa vorgekommene Verfehlungen haben zuweilen eine recht strenge Sühne ge"unden. Man spricht davon, dah die Reichs regierung gern bereit sei, den von rechtsstehender Seite kom menden Wünschen auf diesem Gebiete zu willfahren und «t- n-aige Vorarbeiten in die Wege zu leiten, um mit neuen ge- sltzgebe-ischen Maßnahmen an den Reichstag heranzutreten. Auch in der Nationalliberalen Partei befaßt man sich neuer dings eingehend mit dieser Frage, in den Kreisen dieser Par tei wird eine Art Enquete veranstaltet, um von deren Ausfall die schließliche Stellungnahme im Parlament« ab hängig zu machen. Jedenfalls handelt es sich hier um ein« Angelegenheit, die keinesfalls über die Knie gebrochen wer den darf, sondern mit Rücksicht auf deren eventuell« Folgen und Folgeerscheinung«» auf das sorgfältigste geprüft wer- den muß. -s. Prinz Max von Baden wurde vom Großherzog zum Präsidenten der ersten badischen Kam mer ernannt. Die Kommission des Reichstages zur Prüfung der N ü st u n g s l i ef e r u n g e n hat sich vertagt. Die nächste Sitzung soll erst während der Weih nacht s s e I i e n des Reichstages stattfinden. s 8 A 3 Ä s- 3 Jim verschwand. Draußen angekommen, legte «r sich Ischen unter «in« Kokospalme und besah sichden Brief genau. Was, die Ehr« fühlt«, «inen Brief auf die Station tragen zu »armIÜa,». Hi« «,h! »»«rin t«r ««Meinung S««SH« nicht »«Iris' wrnn SI« stuf,ab. daß dem Grafen Hülse» der Vorwurf der Homosexualität nichts nnhnben könne. Die MontagSzeikung hatte ferner un ter einem nicht misszuverstehenden Wortspiel den Berliner Hosschanspieler Ekewing als P rot eg/- des Generalinten danten hingestellt, der in derselben Richtung beschuldigt wurde. Der Angeklagte erk'ärte auch diese Bezugnahme auf Herrn Eleiuing ganz harmlos: Hülsen habe selbst wiederholt Andeutungen gcmaclst, daß ein Schauspieler, der vom Hofe p-otegiert werde, auch von ihm protegiert werden müsse. Elewing werde aber bei Hofe sehr gerne gesehen. In dem Artikel war ferner die Rode von dem seinen, frauenhaft«» Instinkt, der Leuten seiner inneren Struktur zu eigen ist. Das war schon ziemlich deutlich, aber Herr Steinthal meinte, er habe daw't nur andeuten wollen, Lei dem Grafen Hülsen sei etwas Weiches, Weibliches, in seinem künstlerischen Emp finden sei etwas zu Weiches, Ueppiges. Zum Beweise hier- für konnte er nur die ihm mitgeteilte Behauptung vorbrin gen, daß Graf Hülsen bei Balletproben den Balleteusen nach Balleteusenart vortanze. Damit wäre., .es Angeklagten Beweisgründe erschöpft. Daß er durch seine Art der Verteidigung, die alles, auch die schwersten Beschuldigungen in harmloser Weise umzudeuten suchte, seine Sache nicht verbessert hat, das wird Herr Stein thal wohl selbst erkannt haben. Gerade nach dieser Beweis führung konnte ihm das Gericht kein« mildernden Umstände zubilligen. Die Urteilsbegründung nimmt an,-daß die Be hauptungen nicht nur nicht erwiesen, sondern durch das Zeugnis des Grafen Hülsen völlig widerlegt seien und daß der Vorwurf, der gegen den Generalintendanten erhüben worden sei, dies ch'wersie Kränkung bedeute, die einem Manne zugefügt werden könne. Wenn Steinthal nicht nachgewtesen worden fei, daß er der Verfasser des Artikels sei, so sei Has kein Milderungsgrund, er habe von oornher- ein Bedenken tragen müssen, den Artikel aüfszunehmen, weil Hülsen schon zweimal unter Eid ausgesagt habe, daß die Beschuldigungen, die inan gegen ihn in der in dem Artikel behaupteten Richtung erhebe, nicht berechtigt seien. -Herr Steinthal wird jetzt Muße haben, über persönliche Ehre und Verleumdungen nachzudenken. Freilich, Herr Steinthal ist nur ein Typus für eine Art von Journalistik und noch nicht «inmal ihr vollendetster, sonst hätte er sich geschickter vertei digt. Aber daß das Gericht ihm keine mildernden Umstände zubilligte, wird doch vielleicht auf einen oder anderen dieser Herren, deren Mut meist nicht allzu entwickelt ist, in ihrem Feldzug gegen die persönliche Ehre anderer Menschen etwas abkühlend wirken. Vorbedingung ist freilich, daß die Ge richte immer so scharf und energisch gegen eine derartige jour nalistische Brunnenvergiftung vorgehen wie im Falle HÄlsen- Steinthal. Arbeitswilligenschutz. Schon mehrfach ist die Frage einer Ausdehnung des Arbeitswilligenschutzes aufgeworfen worden, im Reichstage wie auch in anderen deutschen Parlamenten ist es darüber zu lebhaften Auseinandersetzungen gekommen. Es handelt sich hier um eines der umstrittensten Gebiete unserer inneren Politik, auf dem es zu einer Einigung wohl niemals kommen dürfte. Die wirtschaftlichen Kämpf« nehmen eben leider zuweilen Formen an, die schwer« Schädigungen für di« Gesamtheit wie auch für den Einzelnen mit sich bringen, und die Bestrebungen, hier nach Möglichkeit «inen sWall zu schaffen, sind an und für sich begreiflich. Aber es fragt sich, in welcher Richtung hin die Ausführung sich bewegen soll. Von rechtsstehender Seite werden bekanntlich für einen ver stärkten Schutz der Arbeitswilligen besondereGesetzes- maßnahmen gefordert, insbesondere wird dabei auch ein Verbot des sogenannten Streikpostenstehen » ver langt. Der Ruf auch nicht neu, er 1 allerdings ohne daß er Gehör gefunden hat; die Anke war stets und ständig gegen einen derartigen Entwurf. Neuer dings wird di« Frag« aber «i«der von verschiedenen Seiten Das Wichtigste vom Tage. In der Münchener Residenz fand zu Ehren des Königs von Sachsen eine Galatasel statt, bei der der König von Bayern und sein Gast herz liche Trinlsprüche austauschten. Der schlaue Jim. Eine afrikanische Humoreske von Fritz Arens^vremen. Nachd.u» orrdolrn. ^iml I—t—m! Laut schallt« der Ruf durch das Holzhaus, das dem jungen Dharley Heap, Agent der eh renwerten Firma Barwool u. T., London, al» Wohnung und zugleich als Kontor diente. Wo der Boy Nur stecken mag! murmelte Tharley grimmig vor sich hin, während er sich eine neue Pfeife stopfte, allemal, wenn ich ihn brauche, ist Jim nicht dal Na warte, Butsche, dein Maß ist voll! Jim! J—i—ml Geschmeidig kam plötzlich «in etwa 17jährtg«r Nig ger um die Ecke: ^.veto? (Herr?) — Ich 'will dich bet aveto I Wo hast du gesteckt, du fauler Schlingel? — Hat Jim gearbeitet bet Pamsl Geschlafen halst du, Jtml Komm, liebster Jim, da» ist eine Ohrfeig«. Und damit du das Gleichgewicht behältst, hast du hier noch eins! Sol Du Taugenichts I Läßt deinen uveto hier verdursten. Rasch, bringe mir Whisky und Sodal Jim verschwand wie der Blitz und kehrte nach kurzer -Zeit mit dem kühlen Getränk zurück. Lieber Jim! — ^.vetol — Komm mal ran an die -ängematt«, liÄer Jim. Sol Und nun erzähle mir mal, wo meine Decke geblieben istl — Hat sich Jim noch gestern gesehnl — So? Sieh mal anl Und dann hat sich Jim di« Deck« gemaust! Jim, lieber, «Lrlicher Jim, lüge nicht. Aber komm, ich will dir Gelegenheit g«b«n, d«tn« Diebereien von dir abzuwaschen. -ter -ast du »inen Bries, Den trägst du auf di« Station zum Herrn Lezirksamtmann. Und sagst ihm, «r möchte vir die Bücher gleich mttgeben. -ast du es verstanden, Jim? 8 avstol (Ja, Herr!) —- Ich hab« nämlich nicht» mehr zu lesen, lieber Jim. Und der Herr Bezirksamtmann hat viele Bücher, -ast du «s verstanden, lieber Jim? — L avstol — Schön, lieber Jim. Nu aber rausk Anzeiger Mr -as Erzgebirge s.tt Mk., monatlich 74 Pf,. Eine französische Aolonial-Arisis. Bon unserem Pariser Korrefpottventen > oird uns geschrieben: Die französischen Besitzungen in Mittel, ind Westäfrika werden von dem Preissturz auf dein Kaut- schul markt besonder» stark getroffen. Noch vor zwei eingeknotet, ja nicht die Bücher für seinen Herrn zu ver- lieren. Oh, er wollte schon aufpassen I Jim nahm während- dessen die vorher ausgeschlagenen Begrüßungen seiner Stam- mesmitglteder entgegen, vor allem aber suchte er sein« Liebste auf, die auf einem Baumstumpf saß und Pamswur- zeln röstete. Jim erzählte ihr vielerlei und deutete mehrfach nach der Richtung hin,, wo die Station lag. Seine Liebste lachte dabei oft laut auf. G» war ja auch zu famos, welchen Streich Jim seinem Nebenbuhler gespielt hatte. Jim war gerade dabei, unter den Aeltesten seine» Dor- fe» einige Zigaretten zu verteilen, die er seinem avsta ge maust hatte, al» sich das Maisfeld auseinanderteilte und sein Bote hervortrat. Langsam, betrübt, oslsa? rief Jim fröhlich. (Wie geht es dir?) — Hemels sssis o! (Mir geht'» sehr schlecht.) So, dir geht's schlecht! herrschte Jim den andern an, wo hast du die Bücher für meinen Herrn? Jumbo ächzte und erzählte kläglichen Tones, dah man ihn auf der Station, nachdem die Beamten den Brief gelesen hätten, gepackt und ihm fünfundzwanzig Hiebe gegeben habe. Warum? Da» wisse er nicht. Und als er nach den Büchern gefragr habe, da sii er ausgelacht worden. Jim Pfiff durch die Zähne Er -alte also doch rocht gehabt mit der Per- mutung, daß «in blauer Brief nichts Gute» bedeutet. Aber er behielt seine Weisheit für sich und gab Jumbo al» Trost- geschenk «ine Zigarette. «st Jim s dteftr ihn: Wo Schutz äer persönlichen Ehre.. (Von unserem Berliner aN-Mitarbeiter.) Das Urteil, durch das der Herausgeber der Berliner Deutschen Myitziagszeitung, Walter Steinthak, wegen Beleidigung de» Generalintendanten Grafen Hülsen-Häseler zu einemJahreGefängnis verurteilt wurde, trifft jene Art von Journalisten besonders hart, die in der Sucht durch das Auskramen von wirklichen oder angeblichen Privat geheimnissen sich Beachtung um jeden Preis zu verschaffen suchen, auch die persönliche Ehre der Mitmenschen nicht scho nen. Wie Herr Stcinthal sich verteidigte, das ist bezeichnend für die Art, wie diese Herren vorgehen. Die Deutsche Mon tagszeitung machte allerlei Andeutungen über Beziehun gen des Grafen Hülsen zu dem Fürsten Eulenburg und der Liebenberger Tafelrunde; es wird kaum «inen Menschen in Deutschland, geben, der nicht bei dem Namen Eulenburg und Liebenberg einen Lestimmten Verdacht schöpf«» würde. Herr Steinthal aber sagt vor Gericht, daran -ab« er gar nicht gedacht, Graf Hülsen s«t allerdings früher al» ProtegS de» Fürsten Eulenburg angesehen worden, er sei aber nicht in dessen Sturz verwickelt gewesen, wa» beweis«, auf dem blauen Umschlag« stand, konnte er zwar nicht lesen, aber das war ihm auch egal. Wenn er nur gewußt hätte, wa» drinnen geschrieben warl Ihm war keimswegs gut zumute. Hatte sein Herr nicht von der Decke gesprochen? Ja, wo war die Decke jetzt! Vor vierzehn Tagen schon hatte Jim sie um wenige Eopper (8 Pfennig) verkauft, um seiner Lieb sten ein Stück Zeug kaufen zu können. Und nun schien der Herr den Diebstahl doch gemerkt zu haben. Zu dumm! Jim kraute sich nachdenklich den kurzlockigen, schwarzen Woll schädel und schaute dann den -lauen Brief wieder an. Ob dieser Brief vielleicht in Beziehung stand mit der Deck«? Jim wälzte sich unruhig unt«r der Kokospalme Hin und her. von einem entfernten Verwandten, der in einem anderen Niggerdorfe wohnte, hatte er «inmal gehört, daß es nicht angenehm sei, 'wenn «in Boy — so heißen allgemein die persönlichen Diener der Weißen — einen Brief auf die Station tragen müsse. Jim war damals noch ein Junge gewesen, aber er wußte jetzt noch, daß sein entfernter Ver wandter Lei seiner Erzählung mehrfach pantomimisch seine Sttzflächo gerieben und dazu ein kummervolles Gesicht ge- machr habe. Zu weiteren Erklärungen hatte sich sein Ver wandter leider nicht herbeigelassen. Immerhin wurde Jim durch diese Erinnerung traurig und nachdenklich gestimmt. Und was sonst selten vovkam: Jim dachte tatsächalich nach! Mit einem Male sträng er -och, tanzt« wild um die Ko- kospalm« und lief im Trab« davon. Nach einer guten Vier telstunde hatte er di» Ansiedlung seine» Stamm«» erreicht, -ter wurde er von allen lebhaft und respektvoll begrüßt, d«nn seit Jim Lei einem Weißen -um Diener avanciert «ar, galt er in seinen Kreisen selbst mehr al» der Aelftste. Jim aber winkt« jedem intimen Äegrützungmwrfuch herablassend a- und verschwand in einer Hütte, wo er «inen Jugendgenossen suchte und auch fang. Nach einigen Minuten kam dieser Ju- gendgenofle au« der Hütte heraus, schwenkte tu der «inen Hand triumphierend den blauen Brief und verschwand -wi schen den Maisfeldern. Man merkt« ihm an, wie sehr «r sich wieder bei seinem Herrn meld et», fragt« ...... ..»sinddie Bücher,die du holen solltest? Jim stand eine Zeltlang schweigend, beinahe nachdenklich ernst da. Vl» «r schließlich aber seinem -errn den Vorgang er zählt und ihm mttgeteilt hatte, daß sein Freund statt seiner die ihm -ug«daMen fünfundzwanzig Hiebe empfangen -ab«, wollte Tharley sich anfangs auf Jim stürzen und ihm ei. nige wohlverdiente Hiebe versetzen. Er besann sich aber, ging in fein Zimmer und lachte st laut, daß Jim es drau ßen hören konnte. Und schließlich lacht« Jim mit! , 0ns»»tt»a»p»»t«« dl« frcha- »,fpat«,n, «»rpu-r-n, »b»r brr«, bäum für Snf-rat» au« Mu» ua» »«» Vrtfchastrn »»» stmt-hauat. mann>chast«!ch,ar,»nt,r, »vta., ftast I» Vf,. N,ttam,p»tih,N» L vf,. »«> ,rr,„,a sttst-M«, -ntsvr,ch-a»«r Nada», stnnabm, »onstnz«i,«ntia fp«»«st-aa»'fUth» »ormIÜa,». Wr «.hl-r Im'Ta» ia»««ls« kano ist«» wrrb-a, /luer Tageblatt vatrn frri ,ri,ollmr licht» Pf,. Sri srlbst ab! mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Miee Sonntagsblatt. ^prechftunS» »er N»»aktton mit ktuonahm» -ar Sonntag» nachmittag« e s Uhr. — T»l»gramm.flSr»ss» r Tageblatt kturrrzgtblrg». Zernsprrchrr SS. 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