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Amts- und Knzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock rmö dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Kmlrblatt Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock vezuarpreir vierteljährl.M. 1.50 einschliehl. der .Jllustr.Unterhaltungsblatts" und der huniorislischen Vellage ^Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bet allen Reichspostanstalten, Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. 88. LV. Jahr««««. Donnerstag, den 18. April ISIS Zum UnterMg der „Titanic" In seinem ganzen erschreckenden Um fange hat sich leider die Hiobsbotschaft von der ent setzlichen Schisfskatastrophe am Cape Race bestätigt. Nach den neuesten Meldungen sind 155V Personen tot. Der Umstand, daß über die Katastrophe gestern den ganzen Tag über die widerspruchsvollsten Meldungen eintrafen, soll sich zum Teil daraus erklären, daß alle nach der Unfallstelle laufenden Dampfer, die zum Teil mit Marcouiappäraten, zum Teil mit Telefunkensystsm ausgerüstet sind, durcheinander telegraphierten, so daß ein furchtbarer Wirrwarr entstand und die Nachrich ten nur bruchstückweise von der aus Cape Race geb' genen Marconi-Hauptstation ausgenommen werden konnten. Die Unsicherheit und der Wirrwarr wurden noch erhöht dadurch, daß die White Star-Lin zuerst den sehr bedauerlichen Versuch mach 1e, die Oeffentlichkeit über den wahren Nm sang der Katastrophe zu täuschen. Sickern auch jetzt noch authentische Nachrichten recht spärlich durch, läßt sich doch nicht mehr die Annahme bestreiten, daß die um Hilse gebetenen Dampfer nicht mehr vor Eintritt der Katastrophe an der Unglücks stelle eintreffen konnten. Ms einziger Dampfer ist cs nur die „Carpathia" gewesen, die den in Rettungsboo ten untergebrachten Krauen und Kindern Hilfe bringe» konnte. Ein Telegramm, das dies besagt, gleichzeitig aber ancb in dürren Worten das große Unglück bestätigt, lautet: New York, 16. April. (Org. Kabel Telegr.). Bom Dampfer „Carpathia" ist die drahtlose Nackwicht eingctrosfen, daß sich Wer 800 Passagiere der „Ti tanic" an Bord befinden. Die übrigen nach der Un fallstelle geeilten Schiffe kamen zu spät an, :>>n sich an dem Rettungswer! beteiligen zu können. Di? Ver waltung der White Star Line hofft, daß eine grv ßere Anzahl Passagiere gerettet werden konnten Die „Virginia" der Allan-Linie, die an der Un>allstells nur noch die schwimmenden Trümmer sand, hat ihre Fahrt nach Europa fortgesetzt. Der Dampfer „Virginia" meldet dahingegen, er sei zu spät gekommen und habe k ei n e G e>r " t t e t e n an Bord, auch die „P arisia n" habe kein? G e retteten ausgenommen. Die Zahl der an Bord der „Carpathia" befindlichen Geretteten betragen nach den neuesten Meldungen 800. Demgemäß seien 15,50 Men - schen umgekommen. Einzelheiten über den Zusammenstoß der „Ti tanic" mit dem Eisberge sind vorläufig gar nicht be kannt Was der White Star-Line darüber in draht losen Telegrammen mitgcteilt wurde, hat sic cbc-nso wie alle anderen Nachrichten unterdrückt. Nach einigen sehr mangelhaften drahtlosen Depeschen, die von ocn Newyorker Zeitungen veröffentlicht werden, muß es ans der untergcgangenen „Titanic" zu einer fürchter lichen Panil unter den Passagieren gekommen sein Das Riesenschiff fuhr offenbar mit dem Auf wand aller seiner Kräfte in die Nacht hinein, obwohl es dem Kapitän Smith nicht unbekannt sein konnte, daß er ein schwimmendes Eisfeld von 75 Mei len Länge und fast ebenso großer Breite zu durchaueren hotte, in dem bereits verschiedene andere Damps-r zu Schaden gekommen waren. Kapitän Smith hatte jedoch das Unglück gehabt, das Schwesterschiff der „Titanic", die „Olympic" Pi führen, als sie im Hafen von Southampton mit dem Kreuzer „Hawke" zusammen stieß. Die „Olympic" wurde zurzeit allerdings von einem Lotsen geführt, aber ein derartiger Unfall wirb von den Offizieren des betreffenden Schiffes doch stets als eine Schlappe empfunden, die gutgemacht wcrden muß. Die White Star-Line gab Kapitän Smith die Gelegenheit dazu: er sollte mit der Jungfernfahrt der .Titanic" alle bisherigen Rekorde brechen. Des halb also wurde selbst die Bahn der „Eisbergflotte" mit rasender Eile durchquert. Daß er nichts von der Nähe des schwimmenden Eisfeldes gewußt habe, könne den Kapitän nicht entschuldigen, denn schon die Tempe ratur könne darüber keinen Zweifel gelassen haben. Somit wird also die Hauptschuld an dem Unglück dem Kapitän, der mit ertrunken is^ zugeschrieben. Man ist davon abgekommen, dem System der Mesendamp fer die Schuld in die Schuhe zu schieben und auch Ge neraldirektor Ballin hat sich dahin geäußert, daß die Ka tastrophe „an sich" mit der Geschwindigkeit und Größe des Schiffes nichts »u tun hatte. Diese Ansicht will etwas komisch erscheinen in Hinblick auf die Rekord fahrt. Anüernteils kann gerade Ballin nicht direkt als Unparteiischer betrachtet werden. Daß Fehler in der Konstruktion vorgelegen haben müssen, gesteht aller dings auch Ballin ein. Inwieweit die Fülle des Schif fes die Katastrophe vergrößert, geht auch ans folgende'r Depesche hervor: New York, 16. April Eine drahtlose Meldung aus Camperdown in Neuschottland besagt: Sofort nach dein Zusammenstoß wurden die Reisenden von der „Ti Zanic", viele nur halbbekleidet, in die Boote gebracht. Die Eisfelder waren so dicht, daß die Boote nicht hin durch dringen konnten und infolgedessen weit voneinan der getrennt die ganze Nacht hindurch in der bittersten Kälte umhertrieben. Die Boote waren hilflos. Zwei - fellossindvieleBootedurchdicaufgewühl- ten Wasser beim Untergange der „Titanic" mit in die Tiefe gezogen worden. Nicht uninteressant ist auch nachstehende Meldung: London, 16. April. Man ist hier der Ansicht, daß die Schottenvorrichtung der „Titanic" nicht richtig funktioniert haben kann, auch fcheint nach den vor liegenden Berichten das Losmachen der Rettungsboote nicht mit der erforderlichen Schnelligkeit erzielt worden zu sein. Auch wird behauptet, daß die Zahl der Ret tungsboote nicht genügt hat. Delttichland ist an dem Verluste des Dampfers „Ti tanic" infoweit interessiert, als auch die meisten deut schen Transportversicherungsgesellschaften durch Rück versicherungen beteiligt sind. Insgesamt wird die auf Deutschland entfallende Summe auf N/z Million Mark geschätzt. In Exportkreifen und in der Berliner Ge schäftswelt ruft die Katastrophe der „Titanic" deshalb große Beunruhigung hervor, weil unter den Passagiercü des Unglücksdamvsers viele amerikanische Ein käufer, die noch vor kurzem in Berlin zum Einkauf weilten und zum Teil über Leipzig die Rückreise an getreten haben, sind Tagesgeschichte. Sewtschla»». — Eine Ente. Die Nordd. Allg. Zlg. schreibt: Aus wärtige Blätter brachten kürzlich Auszüge aus einem Theater stück, als dessen Verfasser oder Mitarbeiter der Kaiser be zeichnet wurde. Bei dieser Geschichte und ihrem Beiwerk handelt es sich um eilte Ente. — Die russische Fr i c d e n s ve r m i t t tu n g. Aus Berlin schreibt das Hirschsche Tclegraphenbureau: In der auswärtigen Presse hat man in den letzten Tagen wiederholt erwähnt, daß die russi'che Intervention in Kon stantinopel ein Vorwand sur weitergehende Pläne speziell auf dem Balkan sein soll. Hieran glaubt man absolut mcht, sondern man nimmt an, daß die russischen Vorschläge nicht nur sehr ernst, sondern durchaus ehrlich gemeint seien. An scheinend überschätzt die russische Regierung den Einfluß, den der italienisch-türkische Krieg auf den Balkan nach hiesiger Auffassung auszuüben im Stande ist. — Hier hat man die feste Ue b e rz eu gu n g, daß der türkisch-ita lienische Krieg nicht sobald sein Ende finden wird, weil Italien nicht in d e r L a g e ist, die Widerstandsfähigkeit der Türkei durch irgendwelche energische Schritte lahm zu legen. So sehr auch das Ende des kriegerischen Konfliktes zu wünschen fei, so wenig Hoffnung hegt man hier auf die baldige Be endigung des Krieges. — Der bayerische Jesuiten erlaß bleibt bestehen. Die Köln. Volkszeitung erörtert nochmals den bayerischen Jesuitenerlaß mit Bezug auf den Besuch des Reichskanzlers in München und meint, man sollte doch lieber den Gang der Ereignisse abwarten, als Perspektiven zu zeich nen. Schließlich weiß der Reichskanzler doch am besten, was er zu tun hat. Er wird auch wissen, daß er über das Schick sal des bayerischen Erlasses nicht durch eigene Erklärung souverän verfügen kann. — Gnadengesuche der beiden Spione Trench uud French abgeleknt. Wie die ,Braun schweiger Landeszeitung' erfährt, sind von den Familien der wegen Spionage verurteilten englischen Offiziere Trench und French Gnadengesuche an den Kaiser einaereicht worden. Den Gesuchen ist nach Anhörung der zuständigen Stellen eine abschlägige Antwort erteilt worden. — Das Kabinet Khuen Ledervary Hal de missioniert. Graf Khuen begab sich Dienstag nachmit tag nach Wien, um dem Kaiser seine Demission zu unterbrei ten, die diesmal auch angenommen werden dürste. In par lamentarischen Kreisen ist man der festen Neberzeugung, daß nunmehr Lukacz mit der Kabinettsbildung betraut werden wird. Der Beschluß des Kabinette? Khuen, dem Kaiser seine Demission zu unterbreiten, erfolgte, weil das Kabinett einen glatten Verlauf der Delegationen nicht verbürgen kann und nicht die nötigen Mittel m der Hand hat, um der Obstruk tion Herr zu werden. Die Delegationen werden vertagt wer den, bis die Ministcrkrisis beendet ist. gfra«kreich. Spionage im Toulon er Kriegshafen Den Pariser Blättern zufolge wurden auf Anordnung des Marineministers mehrere Geheimpolizisten noch Toulon entsandt, da festgestellt worden war, daß seit einiger Zeit in der dortigen Abteilung der Marin Zar tillerie Spionage getrieben wurde. Nach kurzen Nach forschungen lenkte sich der Verdacht der Polizei aus ei nen in der Kanzlei der Marineartillerie beschäftigten 26jährigen Arbeiter, der durch seinen Dienst von vielen vertraulichen Schriftstücken über das neue Geschützma terial und die neuen Munitionsvorräte Kenntnis er halten hatte Der Arbeiter und seine Geliebt, wuro-n verhaftet. Türkei. — Die Aktion der Mächte. Dienstag vor mittag um 11 Uhr begaben sich die Botschafter der Groß möchte in das Palais des Ministers des Aeußern und haben die angekündigte Friedensdemarche gemacht. Der russische Geschäftsträger erschien zuerst. Jbm folgten die Botschafter Deutschlands, Oesterreich Ungarns, Englands und Frankreichs. Die Note hat folgenden Wortlaut: Nachdem die Mächte sich davon überzeugt haben, daß Italien bereit sein werde, eine freundschaftliche Intervention derMächte zuzulassen, um dadurch zu einer Beendigung der Feindseligkeiten zu gelangen, wenden sie sich in demselben freundschaftlichen Geiste an die hohe Pforte, um diese zu bitten, ihnen die Bedingungen mitzuteilen, unter denen sie die Vermittlung annehmen würde, um dadurch zu einer De endigung der Feindseligkeiten zu gelangen. — Türkische Wahlen. Bis jetzt sind 128 Avge ordnete endgültig gewählt, von denen 122 der Komiteepartei und 6 der Opposition angehören. Der bekannte Führer der Opposition Lutfi-Fikri ist wieder gewählt worden. Lhina. — Chinas Finanznot. Die Antwort der chine sischen Regierung auf den Protest der Mächte gegen die englisch belgische Anleihe besagt, die Regierung könne von dem belgischen Syndikat keine weiteren Geldmittel mehr bekom men: sie bittet die internationale Finanzgruppe um Beistand und stellt fest, daß es, wie Targshoyi erklärt, auf beiden Seiten Mißverständnisse gegeben habe. OertUche and sächsische Nachrichten. Eibenstock, 17. April. Am Sonntag, den 21. April 1912, nachmittags 5>/z Uhr, findet im Hotel Viktoria in Aue eine Bezirksvers rmmlung des Bezirksobstbauvereins Schwarzenberg statt, in welcher Herr Schuldirektor Uhlig in Lauter eiuen Vortrag halten wird. Alles Nähere ist aus der Be kanntmachung in der vorliegenden Nummer erf.ichtUch — Car 1 sfeld, 15. April. Mit Beginn des neue» Schuljahres hat Herr Kirchschullehrer Johannes Benisch sein neues Amt augetreten. Die Einweisung ins Schulamt erfolgte am Montag, den 15. April, vormittag? 8 Uhr durch den Ortsschulinspektor Herrn Pfarrer Wiese im Beisein des Schulvorstandes, des Lehrerkollegiums und der oberen Schul klaffen. Die kirchliche Einweisung findet kommenden Sonn tag während des Hauptgottesdienstes statt. — Herr Lehrer Weller, der als Vikar die erledigt gewesene Kirchschulftelle verwaltet halte, wurde als Hilfslehrer nach Beierfeld versetzt. — Dresden, 16. April. Ein parlamentarischHr Abend findet am Donnerstag, den 25. April abends '.,9 Uhr in den Räumen des Ministerhotels an der Seestraße statt. Die Einladungen hierzu sind von Sr. Erzellenz dem Herrn StaatSminister Grafen Vitzthum v. Eckstädt ausgegangen. - Dresden, 16. April. Im Ministerium deS In nern ist das BerufungSkchreiben der städtischen Kollegien der Stadt Zittau gegen die Nichtbestätigung der Wayl deS Bürgermeisters Roth eingegangen. — Dresden, 16. April. Der 1873 in Neumarkt in Schlesien geborene, 38mal vorbestrafte Schuhmachergehilfe Karl Hugo Friedrich Jung ging am 12. Januar, dem Tage der R ei ch S t ag s wa h l, in das Wahllokal Viktoriastraß« und gab dort, nachdem er sich als Schuhmacher Karl Hilde brandt bezeichnet, für diesen einen Stimmzettel für den sozi aldemokratischen Abgeordneten Dr. Gradnauer ab. Er selbst hatte schon in seinem Bezirke auf der Anneustraße gewählt. Der angegebene Hildebrandt saß zu dieser Zeit im Gefäng nis. Am 20. Januar, also am Tage der Stichwahl, versuchte Jung dasselbe Manöver, er wurde aber entlarvt und die