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ÄMger für 13<» Dirnstag, den 7. November 1882. 7. Jahr«. Inserate werden bis spätesten- Mittags de- voVhetgeheNdtit TageS des Erscheinen- erdetest und die CorpuSspaltenznle mit lv Pf., unter,/Lingssandt^' mit 2S Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prsnuworonäo. Zwönitz und ttmgegend Organ für den Stadtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Tagesbericht. — Zwönitz. Das kgl. Ministerium des Innern hat die durch den Tod des I)r. msä. Möbius erledigte Stelle des Anstaltsarztes für die Strafanstalt Hoheneck unter gleicher Uebertragung der be- zirksärztlichen Geschäfte für diese Anstalt dem vr. mock. Schubert, welcher 22 Jahre hierorts fungirte, verliehen, der in Folge dessen in kurzer Zeit seinen Wohnsitz von hier nach Stollberg verlegen wird. — Mülsen St. Niclas, 2. Novbr. Gestern feierte der hierorts sehr geachtete und seit ca. 28 Jahren hier amtirende Lehrer Herr E. Dittrich sein 25jähriges Ehejubiläum. Obgleich auf Wunsch desselben von einer officiellen Festlichkeit abgesehen wurde und die Feier sich nur auf den Familienkreis beschränkte, wurde doch dem Jubelpaar in früher Morgenstunde feiten des Gesangvereins „Sänger- Hain," welchen Verein Herr Dittrich gründete und dirigirte, ein Ständchen gebracht. Möge der Jubilar zum Segen der Gemeinde noch lange seines Amtes walten. Dein Jubelpaar aber wünschen wir Gesundheit und Wohlergehen. — In Nuppertsgrttn bei Werdau beging am 27. v. M. der Holzhändler Friedrich Wolf niit seiner Ehefrau bei vollster geistiger und körperlicher Rüstigkeit die seltene Feier des 60jährige» Ehe jubiläums, an welcher sich die ganze Gemeinde betheiligte. — Bad Elster, 2. Novbr. Heute feierte der Vater der als tüchtige Musiker weithin bekannten Brüder Hilf, Christian Hilf ssn., seinen 99jährigen Geburtstag in voller Frische des Geistes und Körpers. Der Jubilar ist selbst ei» guter Musiker und hat früher in Gemeinschaft mit seinen sechs Brüdern in den Orten des oberen Voigtlandes und nordwestlichen Böhmens die Tanzmusiken gespielt. Auch als Componist von hübschen Tänzen und Märschen ist er be kannt. Seine Söhne hat er allesammt musikalisch ausbilden lassen und deren Leistungen selbst dann noch oft kritisirt, als diese sich schon als Virtuosen einen Namen gemacht halten. Seine Hauptinstrumente waren früher die Clarinette und das Cymbal; doch hat er auf allen Instrumenten, auch auf dem Pianoforte, eine hübsche Fertigkeit er langt. Möge dem rüstigen Greise noch manches Jahr besten Wohl befindens beschieden sein! — Dippoldiswalde, I. Novbr. Auf unserer neuen Secundär- bahn Hainsberg-Schmiedeberg, welche heute dem allgemeinen Verkehr übergeben wurde, hätte es heute früh bald ein Unglück gegeben. Der erste von hier fahrplanmäßig abgehende Zug stand zur Abfahrt be reit und viele Neugierige von hier und aus der Umgegend belagerten den Train, um das noch völlig neue Schauspiel eines Zugabganges niit anzusehen. Nicht allein auf dem Perron, sondern auch auf den Gleisen befanden sich die Schaulustigen in großen Massen. Da er tönten plötzlich ängstliche Rufe: „Bahn frei! Ein Wagen! Flieht!" Alles stob in grenzenloser Verwirrung auseinander — und das zu rechter Zeit! Denn niit rasender Schnelligkeit kamen in der Richtung von Schmiedeberg 4 leere Langholz - Lowrys dahergesanst, auf dem der starkbesetzte Zug zum Abgang bereit war. Eine fürchterliche Katastrophe schien unvermeidlich! Da — im äußersten Momente der Gefahr — springt ein Bahnarbeiter an die Weiche, reißt die Kurbel herum und — o Glück! — der Zug ist gerettet und die rasenden Lowrys stürmen auf dem Nebengleis unaufhaltsam weiter. Das auf letzterem stehende Publikum hatte noch Zeit zu flüchten, nur ein alter Herr wurde von den Wagen gestreift und zu Boden geworfen, kam aber sonst mit dem bloßen Schreck davon. Eine auf dem Nebengleis haltende Locomotive niit zwei anhängenden leeren Wagen schienen dem sicheren Verderben geweiht. Der Locomotivführer erkannte jedoch noch rechtzeitig die drohende Gefahr und es gelang ihm, mit vollem Dampfe das andere Geleise zu erreichen, noch bevor die dahinsausen den Lowrys ihm verderbenbringend werden konnten. Die vier Lang- Holz-Lowrys waren in Schmiedeberg auf noch unaufgeklärte Weise ins Nollen gekommen und hatten das bedeutende Gefälle bis Seifers dorf in rasender Geschwindigkeit durchmessen, ohne daß irgendwelcher Unfall passirte. An letzter Station wurden die Flüchtlinge zum Stehen gebracht. — Infolge Fütterung mit schlechten Kartoffeln krepirteN beM Nittergutspachter in Gröba bei Riesa an einem Tage 20 Schweine. — In Königshain bei Ostritz ist eine ziemlich verrostete Kasette ! aufgefunden worden, in welcher ein nur zum Theil leserliches Docn- j ment ans dem 15. Jahrhundert lag, das über eine Erbschaft von 10,000 Gulden, den drei Brüdern Meloche zuschreibend, handelte. Außer diesem Schriftstücke lagen noch einige Silbermünzen im Kasten. — Bautzen, 1. Novbr. Der schon vielfach genannte, wegen' Mordes in Untersuchung befindliche Gärtner und Drainirarbeüer" ' Friedrich Wilhelm Vock benutzte die Nacht zum Nefornlationsfestd dazu, um einen Versuch zu machen, aus seiner Zelle auszubrechen. ! Bock, welcher mährend des Nachts an den Füßen gefesselt war und' nur die Hände frei bewegen konnte, hatte in genannter Nacht von' j dem einen Fuße die Fessel schon beseitigt. Durch das auffällige ! Geräusch, das dabei in der Zelle entstand, wurde Bock an seinem Vorhaben verhindert. Daß Bock wirklich die Absicht gehabt, einen Fluchtversuch zu unternehmen, geht aus der von ihm wiederholt ge- thanen Aeußerung hervor: „er wünsche nur noch einmal 24 Stunden' seine Freiheit, nach dieser Zeit würoe er freiwillig zurückkehren." — Eine sehr gerechte Maßregel hat der Zittauer Stadtrath verfügt. Er hat nämlich einem Lohnfahrer, der bereits fünf Mal wegen Quälerei seiner Pferde bestraft wurde, die Concession als Fuhrhalter entzogen. — Ebersbach, 4. Novbr. Neber den kürzlich im benachbartes Walddorf verübten Einbruch dürfte bereits in nächster Zeit Näheres in die Oeffentlichkeit dringen, indem zwei der That dringend ver dächtige Individuen, in Obercunnersdorf wohnhaft, verhaftet und an das hiesige königl. Amtsgericht eingeliefert worden sind. Deutschland. Der Kaiser, welchem die neulichen Hofjagden bei Ludwigslust im Allgemeinen gut bekommen sind, gedenkt dem- nächst einen etwas weitern Jagdausflug zu unternehmen. Das Ziel desselben ist der Fürstenwald bei Ohlau in Schlesien, wo der hohe Herr am 10. und II. d. M. zu jagen beabsichtigt. Durch königliche Verordnung sind die beiden Häuser des preu ßischen Landtages auf Dienstag den 14. November einberufen, wohin die bisherige Annahme, daß der Zusammentritt des Landtages am 13. d. M. erfolgen werde, zu berichtigen ist. Ueber die Vorlagen, welche dem Landtage zngehen werden, herrscht noch Ungewißheit; daß der Etat dem Abgeordnetenhaus« zngehen wird, erscheint selbstverständ lich. Ueber die Dauer der Session, resp. die eventuelle VertagimA des Landtages verlautet ebenfalls noch nicht das Geringste. Da der Reichstag am kommenden 30. November wieder zufammentretett soll,, so ist eine Colluston zwischen beiden parlamentarischen Körperschaften unvermeidlich; hoffentlich wird sich jedoch das Nebeneinanderkagen" von Reichstag und Landtag nur auf eine kurze Zeit beschränken. Die Frage, ob es der preußischen Regierung gelingen werdet eine ihren Zielen entsprechende Majorität im Abgeordnetenhaufe zw finden, drängt sich jetzt, wo die neue Landtagssession vor der Thür' steht, immer entschiedener auf. Daß die Negierung der Conservativen' nicht entbehren kann, ist klar, aber wenn auch letztere gesonnen sein sollten, die Regierungspolitik in allen Stücken zu fördern, so bilden sie selbst nach Hinzurechnung der Freiconsrrvativen die absolute Ma jorität noch lang» nicht. ES erscheint daher erklärlich, daß die Ne gierung nach einer weitern Stütze sucht und diese sucht sie, wie man' aus einem neuerlichen Artikel der ofsiciösen „Nordd. Allg. Ztg." ent nehmen kann, bemerkenswerther Weise unter den Gemäßigt-Liberalen. Die „N. A. Z." ermahnt in dem betreffenden Artikel die Conserva- tiven, mit den Nationalliberalen eine Majorität, aber keine neue Fraction zu bilden. Mit ihren Wahlsiegen hätten die Conservativen eine große Verantwortung übernommen; das Land erwarte eine von Parlei-Nebertreibungen freie, stetige Entwickelung und werde sich, wenn hierin getäuscht, von den Conservativen wieder abwenden. Die