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9tr. 205 88. Jahrgang Feiertage, frei Hau- bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich >ür den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VH.: 2250. Geschäftsstellen. Albertsti aße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Mittwoch, den 2. September 1936 Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn « «Pf. Postbezug monatlich LLO RM Betriebsstörungen ba, der c, « , höherer Gewalt oder sonstiger »UM°hlun7^^ Gerung der Zeitung oder Preisliste Nr 3 — Kür da« und Nachlaßsätz« bei Wiederholungen nach Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Etadtrates zu Dulsni^ d" amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des P tz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- sowie des Finanzamtes zu Kamenz MetWllslhMWl für die rote Miliz Oesterreichische Arbeitslose von Kommunisten nach Spanien angeworben Wien, 2. September. Wie von vertrauenswürdiger SeUc nntgeteilt wird, sind die steierischen Behörden einem umfangreichen kommunistischen Mcnschenschmuggel auf die Spur gekommen. Wahrscheinlich sind schon Hunderte von Menschen Arbeitslosen, hauptsächlich Bergbau- und Hoch ofenarbeiter, zum Eintritt in die Rote Miliz nach Spanien gelockt morden. Vergangene Woche fiel es den Arbcitslosenämtern tn Zeltweg und Fohnsdorf — dem Mittelpunkt des steie rischen Bergbaues und Hüttenbetriebes — auf, daß 80 im Genuß der Arbeitslosenunterstützung stehende Arbeitet ihre Unterstützungen nicht mehr behoben haben. Die Nachforschungen ergaben, daß kommunistische Agenten aus der Tschechoslowakei nach Steiermark gekommen waren, um Arbeitslose für die Rote Miliz in Spanien anzuwerben. (!) Die Leute sind, mit Fahrkarten und Geldmitteln ausge- rüstet, über die Schweiz und Frankreich nach Spanien ge schickt worden. Die kommunistischen Agenten glaubten die Arbeitslosen besonders dadurch verlocken zu können, daß sie ihnen erklärten, sie könnten sich an den spanischen Prie stern und an den spanischen Kirchen für den 12. Februar 1934 rächen. Die Behörden vermuten, daß auch in anderen steierischen Orten ähnliche marxistische Menschentransporte Die französische Neutralitätsaktion gegenüber den spa nischen Bürgerkriegswirrcn erscheint in einem fragwür digen Licht angesichts der aufsehenerregenden Enthüllun gen, die das römische Blatt „Messaggero" zur Zeit macht. Unter der Ueberschrift „Wer hat den spanischen Kommu nisten die Waffen geliefert?" veröffentlicht das Blatt eine ausführliche Zusammenstellung über die Entwicklung der, wie es betont, auf Initiative der spanischen Regierung zurückgchenden Verhandlungen mit der französischen Re gierung über die Lieferung von Waffen, die — wiederum aus Antrag der spanischen Regierung — direkt aus den Rüstungsdepots des französischen Heeres entnommen wer den sollten. Das Blatt bezeichnet seine Angaben als absolut zu verlässig und erklärt, kein Dementi fürchten zu brauchen. Es seien unanfechtbare und unwiderlegliche Beweise über umfangreiche Waffenlieferungen an die Madrider Regie rung vor und sofort nach der französischen Nichtein- Mischungsinitiativc vorhanden. Selbst der französische Ministerpräsident habe die entsprechenden Enthüllungen der Pariser Presse im französischen Ministcrrat nicht ab- leugnrn können und sich auf die Bemerkung beschränkt, es handele sich um geringfügige Lieferungen. Nach den Feststellungen des „Messaggero" hat sich der spanische Ministerpräsident Quiroga am 18. Juli telegra phisch an den französischen Ministerpräsidenten Blum ge wandt und ihn um Mithilfe Frankreichs bei der Nieder werfung der Nationalisten gebeten. Ministerpräsident Blum habe darauf den spanischen Botschafter Cardenas gebeten, der spanischen Regierung mitzuteilen, daß dre französische Regierung bereit sei, die für die Niederwer fung notwendige Hilse zu gewähren. Das Blatt schildert vom 18. bis zum 27. Juli Tag für Tag den Stand der Verhandlungen und die tatsäch lichen, wenn auch nicht immer mengenmäßig genau fest stellbaren Lieferungen sowie ihre Bezahlung, für die neben der Eröffnung eines Kredits von 6 Millionen Franken bei der Banane de Paris et des Pays Bas Goldtrans porte in der Höhe von 1288 000 Pfund Sterling nach Paris durchgeführt worden seien. Mit der ganzen Entwicklung dieser Angelegenheit werde zweifelsfrei bewiesen, so stellt das Blatt dann fest, eingesetzt worden sind und haben umfangreiche Erhebun gen eingeleitct. Los oon Moskau Geheimorganisationen in Sowjetrepubliken Die Pariser Zeitung „Platin" befaßt sich mit der Lage in Sowjetrußland und berichtet, daß vor allem in den bei den zentralasiatischen Sowjetrepubliken Turkmenistan und Usbekistan, die schon immer wegen ihrer Entlegen heit als „neuralgische Punkte" des Sowjetreiches betrachtet worden feien, die Erregung nach dem Moskauer Prozeß zum Durchbruch gekommen sei. In den beiden Sowjetrepubliken Kaja? st an und Aserbeidschan fei von den dortigen Kommunisten eine große geheime Organi sation gegründet worden. In dem Programm dieser Orga nisation stände die Loslösung von der Sowjetunion. In der Krim sei ebenfalls eine Bewegung ausgedeckt worden, die sich gegen die Regierung in Moskau richte. Auch in der Heimat Stalins, in Georgien, sei eine Verschwörung aufgedeckt worden; man habe dort die Ermordung des Ge neralsekretärs der kommunistischen Partei und früheren Tschekisten Beria vorbereitet und eine selbständige Regierung bilden wollen. Unter den hier verhafteten Verschwörern be finde sich ein Verwandter Stalins namens Reo Djugaschwili. Die ganze Lage beunruhige Stalin außerordentlich. daß die Madrider Regierung eine regelrechte direkte Inter vention nicht etwa bei der französischen Privatindustrie, sondern bei der französischen Regierung selbst beantragt habe. Militärische Abmachungen im Hintergrund Im Zusammenhang damit stellt das römische Blatt fest, daß Paris mit dieser wiederholten Begünstigung Madrids ganz bestimmte Ziele verfolge. Frankreich suche einen militärischen Stützpunkt in Spanien. Auch habe es im Jahre 1932 durch Herriot, wenn auch vergebens, mit Hilfe eines überaus günstigen Handelsvertrags ein Kom promiß über das Durchzugsrecht französischer Kolonial truppen durch spanisches Gebiet im Kriegsfälle erreichen wollen. Diesem Handelsvertrag sei übrigens ein vertrauliches militärpolitisches Schriftstück bcigcfügt, aus Grund dessen Spanien in einem Jahre für 20 Millionen Franken fran zösisches Kriegsmaterial kaufen und außerdem Fabriken für die Herstellung von Flugzeugen und Geschützen nach französischen Patenten cinrichten sollte, die im Kriegsfall das französische Heer zu beliefern hätten. Die Tatsache, so schließt das Blatt, zeige, wie peinlich der Volksfrontregierung die gewissenhafte Einhaltung des von den Großmächten beschlossenen Embargos sein müsse, das in so offenem Widerspruch mit diesen der französischen Initiative unmittelbar vorausgegangenen oder gleichzeitig sich abspielenden Dingen sei. Bericht eines österreichischen Zeugen Unter der Ueberschrift „Das neutrale Frankreich als Waffenlieferant — Aussage eines österreichischen Zeugen" veröffentlicht die christlich-soziale „Reichspost" in großer Aufmachung eine Zuschrift eines Oesterreichers aus Biarritz, in der es u. a. heißt: „Französische Waffenliefe rungen nach Spanien dauern mit kurzen Unterbrechungen an. Ich selbst bin Zeuge davon geworden, als ich von hier gegen die Grenze fuhr, um die Kämpfe bei Jrun beobach ten zu können. Ich habe mit eigenen Augen die im fran zösischen Grenzbahnhof aus den Abtransport wartenden Wagen gesehen, deren Verhüllungen den Inhalt — Ge - schützlasetten — nicht völlig verbergen konnten." Spanische Marxisten werben in Frankreich Die spanische Kommunistin Jrriburi, genannt Pas- sionaria, ist in Begleitung des spanischen Unterrichts ministers Domingo, des ehemaligen Justizministcrs An tonio Lara und des spanischen Unterstaatssekretärs für In dustrie und Handel, Siches, in Paris eingetroffen. Das „Echo de Paris" fordert, „daß Frau Jrriburi und die Herren Domingo, Lara und Siches gebeten werden müßten, in ihre Heimat zurückzukehren". Man wünsche, zu wissen, ob Ministerpräsident Leon Blum zulassen würde, daß die Aktivität dieser Personen sich frei auf französischem Boden entwickeln dürfe. Die Achtung vor der „Neutralität", die die französische Regierung gegenüber Spanien zu hand haben erkläre, verpslichic Löou Blum sicherlich auch, diese „Unerwünschten" so zu behandeln, wie der Innenminister Salengro es mit dem spanischen Militärattache gemacht habe. lieber den Zweck der Ankunft der spanischen Kommu nistin Passtonaria und ihrer Begleitung in Paris bemerkt der „Jour", der Umstand, daß sich auch der Unterstaats sekretär für Handel und Industrie bei dieser spanischen Abordnung befinde, lasse sehr leicht erraten, welche Ziele diese Reise in Frankreich haben dürfte. Vorsicht im Briefverkehr mit Spanien Nach einer Meldung des Konsulats in Cartagena Wird dort dem Briefverkehr aus Deutschland gegenüber strenge Zensur ausgeübt. Auch das Generalkonsulat in Barcelona berichtet ähnlich und weist auf den Fall des Pastors Gründler hin, in dem unvorsichtige Bemerkungen in Briefen zu dessen Verhaftung geführt haben. Da all gemein anzunehmen ist, daß unüberlegte Aeußerungen in Briefen deutscher Absender die Empfänger in Spanien leicht in erhebliche persönliche Ungclegenheiten, wenn nicht gar in Gefahr bringen können, mnß in den Mitteilungen größte Zurückhaltung bewahrt werden. Warschaus Kurs unverändert Eine Mahnung au Frankreich. Die französische Presse hatte an den Besuch des Gcne- ralstabschefs Gamelin und den Gegenbesuch des General inspekteurs der polnischen Armee, General Rydz-Smigly, die gewagte Vermutung geknüpft, daß damit eine Aende- rung der polnischen Außenpolitik zugunsten Frankreichs verbunden sei. Gegen diese Auffassung nimmt die halb amtliche „Gazeta Polska" sehr entschieden Stellung. Polen stütze, so schreibt das Blatt, seine Außenpolitik auf drei Grundlagen, nämlich auf die eigene Verteidi gungskraft, auf die guten Beziehungen mit den Nachbarn und auf die Verteidigungsbündnisse. Ans dem Gebiet des Aufbaues der eigenen Wehrmacht seien die Ergebnisse sichtbar und allgemein bekannt. Die Normalisierung seiner Beziehungen mit den Nach barn Deutschland und Sowjctrutzland betrachte Polen als die wichtigste Vorbedingung einer Festigung des europäischen Friedens. Schließlich sei das Bündnis mit Frankreich neben dem mit Rumänien ein dauerhaftes Verteidigungsmittel. Je doch müsse objektiv festgestellt werden, daß der heutige Gegenbesuch angesichts eines völlig neuen Werteinsatzes stattfinde, den Polen dem Bündnis mit Frankreich ge geben habe. Seit dem Zustandekommen des Bündnisses im Jahre 1921 sei die Stärke Polens gestiegen und wachse andauernd weiter. Ueber diese unbestrittene Tatsache gebe sich leider ein Teil der französischen öffentlichen Meinung nicht Rechenschaft, indem er die Bedeutung dieses Bünd nisses nicht immer im Einklang mit seinem Inhalt aus lege. Nach polnischer Auffassung habe dieses Bündnis nur dann seinen Wert, wenn sein Inhalt, der auf der gegen seitigen Achtung der Unabhängigkeit seiner Unterzeich ner beruhe, voll und ganz respektiert werde. Frankreich liefert die Waffen Enthüllungen eines italienischen Blattes