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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich l Mark 2» Ps prienumsranän. ämerale werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile m t w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Donnerstag, den 24. Mai 1883. 8. Iahrq. Bekanntmachung. Die nächste öffentliche Impfung erfolgt Donnerstag den 24. Mai a. e. Nachmittags von 2 Uhr ab im Rathskeller. Jmpfpflichtig sind die im Jahre 1882, sowie in früheren Jahren geborenen Kinder, welche der Jmpfpflicht noch nicht genügt haben. Die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder rc. impfpflichtiger Kinder werden unter ausdrücklicher Verwarnung vor den in § 14, Absatz 2 des Reichsgesetzes vom 8. April 1874 angedtohten Strafen hierdurch anfgefordert, mit ihren Kindern in dem anberaumten Impf termine zu erscheinen, oder die Befreiung von der Impfung durch ärztliches Zeugniß nachzuweisen. Zwönitz, am 22. Mai 1883. Der B ü r g e r m e i st e r. Adam. politische Aundschau. Deutschland. Der Kaiser gedenkt sich dem Vernehmen nach in der zweiten Woche des kommenden Monats nach Ems zu begeben und dort bis Ende Juni zu verweilen. Von Ems aus wird der Kaiser, wie er es schon seit Jahren gethan, der Insel Mainau im Bodensee einen Besuch von mehreren Tagen abstatten und sodann seine gewohnte Sommercur in Bad Gastein beginnen. Der Gesundheitszustand des Reichskanzlers ist leider noch immer kein befriedigender, so daß sich die Hoffnung, den Kanzler demnächst an den parlamentarischen Verhandlungen theilnehmen zu sehen, auf ein Minimum reducirt. Indessen sind die Gerüchte, welche über das Befinden des Fürsten Bismarck im Publikum circuliren, als über trieben zu bezeichnen. Fürst Bismarck ist an regelmäßiger Bewegung im Freien gehindert und dies reagirt ungünstig auf sein Allgemein befinden, aber zu ernsten Befürchtungen giebt letzteres durchaus keinen Anlaß; über die diesjährige Badereise des Fürsten Bismarck ver lautet noch nichts Näheres. Die parlamentarische Pfingstpause ist zu Ende und hat der Reichstag am Dienstag seine Verhandlungen mit der Besprechung der Interpellation des Abg. Johannsen bezüglich der nordschleswig- schen Optanten und der dritten Berathungen des Krankencassengesetzes wieder ausgenommen; auch das preußische Abgeordnetenhaus wird seine Arbeiten in dieser Woche wieder beginnen. Das Hauptinteresse wird sich selbstverständlich den Debatten des Reichstages znwenden, da derselbe in diesem letzten Abschnitt der Session sowohl über das Krankencassengesetz als auch über die Novelle zur Gewerbeordnung und bezüglich der Vorlage über den Etat pro 1884/85 definitiv Be schluß zu fassen hat. Was speciell den letzteren Gegenstand anbe langt, so dürften die von den Extrem-Liberalen gemachten Anstreng ungen, die weitere Berathung des Etats zu verzögern, resp. aä oulonäuZ Arseoas zu verschieben, vergebliche sein. Die Budget- Commission hat ihre Arbeiten bezüglich des Etats pro 1884/85 am Mittwoch ausgenommen und ist ihrer Mehrheit nach entschlossen, den Etat unter allen Umständen festzuhalten und da sich Conservative, Clericale und Nationalliberale in dieser Absicht begegnen, so wird aller Voraussicht nach die Weiterberathung des Etats auch im Plenum des Reichstages auf keine besonderen Schwierigkeiten stoßen. Die durch Berliner Blätter verbreitete Nachricht, daß Herrn von Schlözer eine Antwort des Vatikans auf die letzte preußische Note an den Cardinal - Staatssecretär Jacobini zu Theil geworden sei, wird jetzt als unrichtig bezeichnet, wenigstens meldet dies das officiöse Telegraphen > Büreau. In erster Reihe war es die „Ger mania," welche die Mittheilung von der angeblichen Antwortsnote der Curie brachte und bei dem Character dieses Blattes als leiten des Organ der Centrumspartei und in Anbetracht seiner Be ziehungen zu Rom durfte man diese Nachricht nicht bezweifeln. Viel leicht bringt die „Germania" eine Aufklärung über diesen Wider spruch zwischen ihrer Meldung und derjenigen des officiösen Tele graphen. In Hannover ist am Montag der von 250 Delegirten beschickte allgemeine deutsche Handwerkertag eröffnet worden. Den Vorsitz führte Obermeister Meyer (Berlin). Die Versammlung faßte an dem genannten Tage nach langer Debatte folgende Resolution: Die Handwerkersrage ist von der gewerblichen Arbeiterfrage untrennbar. Nur durch die Lösung der Handwerkerfrage kann dem gewerblichen Arbeiter die ihm gebührende sociale Stellung zu Theil werden. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich hat mit der am Montag erfolgten Eröffnung des niederüsterreichischen Landtages die Session der Einzellandtage begonnen. Debatten von hervorragendem poli tischen Character wird dieselbe aber voraussichtlich nicht bringen, wenigstens was die Landtage mit liberaler Majoritöt anbelangt, da auf denselben eigentlich politische Debatten stets vermieden worden sind. — Die Mörder des juckox ouriuo Ungarns, Georgs v. May- leth, haben jetzt ein offenes Geständniß abgelegt und bedürfen nur noch verschiedene Einzelheiten der näheren Aufklärung. — Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliches Patent, welches den Landtag des Königreichs Böhmen auflöst und den neugewählten Landtag zum 5. Juli einberuft. Den Herren Czechen ist somit einer ihrer Herzenswünsche in Erfüllung gegangen. England. Die vaticanische Politik scheint mit ihrer Ein mischung in die irischen Angelegenheiten eine empfindliche Schlappe erlitten zu haben. Es ist sehr bezeichnend, daß trotz des päpstlichen Schreibens, in welchem der katholische Clerus Irlands ermahnt wird, jede Agitation zu Gunsten der nationalen Bewegung zu Unter lasten, gerade das Gegentheil geschieht; an den Thüren der katholischen Kirchen mehrerer Orte, wie in Kildysert, Kilmurry, Coolnien u.s.w. haben in den jüngsten Tagen Zeichnungen für einen dem Agitator Parnell zu widmenden Fonds stattgesunden und die Priester selbst ermahnten die Pfarreingesessenen, Beiträge zu leisten. Es ist dies eine offene Auflehnung der niederen katholischen Geistlichkeit Irlands — die allerdings immer mit der nationalen Bewegung sympathisirt hat — gegen die Anordnungen des Vaticans und dies erscheint um so bedeutsamer, als ja gerade der Vatican gewohnt ist, seine Befehle und sei es auf dem entlegensten Theile des Erdballs, strickt ausge führt zu sehen. Parnell ist außerdem Protestant und wenn trotzdem die katholischen Geistlichen der „grünen Insel" zu seinen Gunsten agitiren, so beweist dies nur, daß selbst der Einfluß des Ober- hirtens der katholischen Christenheit gegenüber der irischen Landliga machtlos ist. Italien. In Italien ist gegenwärtig Devretis der Mann der Situation. Die achttägige Redeschlacht in der Deputirtenkammer wegen der innern und auswärtigen Politik des Cabinets Depretis hat vollständig zu Gunsten des letzteren geendet, denn mit 384 gegen 29 Stimmen nahm am Sonnabend die Kammer die vom Deputirten Ercole vorgeschlagene Tagesordnung an, welche dem Ministerium das unbedingte Vertrauen des Parlaments ausspricht. Hiermit hat die italienische Kammer nicht nur die innere Politik der Negierung und besonders deren Haltung gegenüber der „Italia irredenta," sondern auch die auswärtige Politik Italiens und dessen Anschluß an den deutsch-österreichischen Bund gebilligt. Die Debatten haben außerdem eine Annäherung zwischen der Rechten und der ministeriellen Linken zur Folge gehabt und dieser Umstand scheint wiederum der Anlaß zu einer partiellen Ministercrisis werden zu wollen, da der Justizminister Zanardelli und der Bautenminister Baccarini sich jeder Annäherung an die Rechte widersetzen und even tuell ihre Demission einreichen wollen. Es hat in dieser Angelegen heit am Montag in Rom ein Ministerrath stattgefunden, über dessen Resultat jedoch noch nichts Näheres bekannt ist. Rußland. Die russischen Krönungsfeierlichkeiten haben mit dem am Dienstag erfolgten Einzug des Kaiserpaares in die zweite Hauptstadt des Czarenreiches ihren Anfang genommen. Schon am Sonntag vorher mar die kaiserliche Familie im Petrowskipalast ein getroffen, wo der Kaiser und die Kaiserin die Botschafter und das diplomatische Corps empfingen. Natürlich herrscht im „heiligen" Moskau ein ungeheueres Treiben und Leben, Hunderttausende sind anläßlich des glänzenden Schauspieles schon dort eingetroffen und noch bringt jeder Tag Schaaren neuer Gäste. Die Bevölkerung ist