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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag-. AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pj ÄNZtM für Inserate werdens bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbetcr and die Corpusspaltenzeilr mit >» Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönit; m»d l!mgege»d Drgn rr sür den Ltadlftemeindcrulh, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IS«. Montag, den 24. Dccember 1883. 8. Jahrs, Weih« So bist Du wieder nun gekommen in Deiner bunten Zauberpracht, Du Fest der Liebe und der Freude, o heilige geweihte Nacht. — Vom Duft des TannenbaumS umwoben, umstrahlt vou heitcr'm Kerzenschein, So ziehst Du wie seit taufend Jahren in Millionen Herzen ein. Es fällt von Deinem Märchenschimmer ein warmer Strahl in jedes Haus Und von der wahren Liebe Gaben bringst Du uns einen reichen Strauß, D'rum jubeln alle Dir entgegen, und Jedes fühlt sich hochbeglückt Unter des Tannenbaumes Zweigen, die Liebe ja so schön geschmückt. achte n. „Den Menschen sei ein Wohlgefallen und Friede herrsch' auf Erdenrund" — So frohe Botschaft ward den Hirten in heil'ger Nacht aus Engelsmund — Mög' dieses Wort auch heut erklingen, so weit man Christi Namen nennt, Mög' es vereinen und versöhnen, wo Haß und Streit die Herzen trennt! Wohl, sei uns Allen denn willkommen, o schönstes Fest der Christenheit — Gegrüßt, Du Fest der reinen Freude, Du holder Lenz zur Winterzeit — Bring uns auf Deinen gold'nen Schwingen nur Friede, Freude, sel'ge Lust Und senke Deine milden Strahlen in jede trostbedürft'ge Brust! Aufforderung. Die Besucher der am ersten Weihnachtsfeiertage früh V26 Uhr stattfindenden Christmetten werden andurch ersucht möglichst auf Her stellung und Bewahrung der Ruhe im Gotteshause bedacht zu sein. Männer haben sich auf die Emporen, Frauen nur in das Schiff sich zu begeben. Kinder unter sechs Jahren sollen nicht mit zur Kirche gebracht werden. Im Uebrigen ist den Weisungen der au den Kirchthüren aufgestellten Kirchenvorstandömitglieder und Feuerwehrleuten allenthalben nachzugeheu. Zwönitz, am 20. December 1883. Der K i r ch e n v 0 r st a n d. k Clautz. Weihnachten. „O, Weihnacht, Weihnacht, höchste Feier! Wir fassen ihr Wonne nicht, Sie fällt in ihre heil'gen Schleier Das seligste Geheimniß dicht." So besingt der Dichter Nikolaus Lenau die Wonne und Selig keit des Weihnachtsfestes, welches nun wiederum in Palästen und Hütten seinen Einzug gehalten hat und alle Herzen, die nicht kalt abseits stehen, mit seinem goldenen Zauber erfüllt. Ja, es ist Ge heimniß und Wonne zugleich, dieses große Erinnerungsfest der Christenheit, wo in einer armseligen Hütte und in Gegenwart armer Hirten zuerst eine neue Friedensbotschaft für die ganze Menschheit erklang und nun bei Hunderten von Millionen Menschen Eingang gefunden und den Segen der christlichen Liebe verbreitet hat. Wo hin versinken diesen weltumstürzenden Folgen jener ersten Weihnacht, wo Jesus Christus geboren wurde, gegenüber die Anklagen der Zweifler und Spötter und was vermögen sie Besseres sür das Heil der Menschheit zu erfinden als Liebe und Duldung, welche schon vor beinahe zwei Tausend Jahren der göttliche Stifter der christ lichen Religion predigte mit dem Kreuzestode als die höchsten Güter der Menschheit besiegelte. Freilich wenn man das Heiligste und Edelste herunterzieht in die kleinlichste Beurtheilung des trotz aller Fortschritte ja immer nur beschränkten menschlichen Wissens und wenn man die Grenzen desselben auch gleichzeitig als die Grenzen von Anfang und Ende der Welt und des Wissens ausgiebt, so sinkt auch jede Erhabenheit in das Alltägliche herab. Wer aber sich frommem Glauben hingiebt oder im ehrlichen Drange geistiger For schung an den Idealen festhält, der weiß, daß jenseits des mensch lichen Wissens gerade das eigentliche Erhabene, der Urquell des Lebens und Strebens erst beginnt und diese Welt nur ein Reflex jenes Urquells ist, so räthselhast uns dieser auch sür das menschliche Begriffsvermögen bleibt. Mit diesen Gedanken müssen wir auch an die heiligen Mysterien des Weihnachtsfestes herantreten, wohl wissend, daß für die höchsten Wahrheiten unsere Sprache und ganze Wahr nehmung nur symbolische Mittel hat und Alles Vergängliche nur ein Gleichniß ist, aus dem uns ewige Wahrheit und ewige Liebe entquillt, wenn wir nur das Gleichniß recht wahrnehmen wollen. So ist auch die Weihnachtsfreude mit ihrem Festjnbel, ihrer Freude am Geben und Empfangen ein Sympol der ewigen Liebe und reinsten Glücks, worüber wir mit dem Dichter Fr. Halm schließen: „Weihnachten ist's, die schöne Wonnenzeit, Wo Millionen Herzen freudig schlagen, Sei es im Geben, sei es im Empfangen, Und Jubel rings und reinste Seligkeit!" — Sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 24. Decbr. Gestern Abend fand im Locale der Gesellschaft „Erholung" Ehristbescheerung sür arme Kinder statt. Nach einigen Weihnachtsgesängen von feiten der Chorknaben unter Leitung des Herrn Rector Birn hielt Herr Pastor Clauß eine treff liche Ansprache. Die Beschenkten zogen mit fröhlichen Herzen von dannen. — Ain Abend des 3. Weihnachtsfeiertages findet, wie in dem Jnseratentheile ersichtlich, eine vom hisigen Gesangverein „Lieder tafel" veranstaltete Gesangsanfführung statt. Dieses Concert bietet voraussichtlich einen gennßreichen Abend, welchem sich ein Ball an schließen wird, worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen. — Zwönitz. Im Handelsregister des Stollberger Amtsgerichts ist am 14. Decbr. a. c. auf Folium 176 die neuerrichtete Firma Preßspahn- und Pappenfabrik Zwönitz, Gustav Klett in Zwönitz, und als deren alleiniger Inhaber Herr Fabrikbesitzer Ernst Gustav Klett in Zwönitz, sowie als Prokurist der Firma Herr Kaufmann» Carl Rudolph Theodor Tränkner daselbst eingetragen worden. — Wie wir hören, beabsichtigt der hiesige Geflügelzüchterverein am 10. und 11. Februar 1884 im hiesigen Schützenhause seine 21. Geflügelausstellung mit Prämiirung und Verloosung abzuhalte». — Demjenigen Ländern des Weltpostvereins, nach welchen Postkarten mit Antwort abgesandt werden können, treten zum 1. Jan. 1884 auch Britisch - Indien und Bulgarien hinzu. Das Porto für derartige Postkarten beträgt 20 Pfennig. - Es sei nochmals daran erinnert, daß mit dem 1. Januar die neuen Bestimmungen hinsichtlich des Aichens der Gläser in Kraft treten. Die Schankgefäße müssen an ihrem oberen Rande nicht allein den Aichstrich, sondern auch die Bezeichnung des 'Sollinhalts nach Litermaß tragen — Die seit 1877 außer Curs gesetzten Hundertmark-Banknoten der Privatbank zu Gotha werden vom 1. Januar k Js. vollständig werthlos; am 31. December läuft die letzte Einlösungsfrist ab. — Die Finanzdeputalion der zweiten Kammer des Landtags schlägt vor, die Fortsetzung der Eisenbahnlinie Freiberg-Bienenmühle zu genehmigen und die geforderten 2,250,000 Mark zu bewilligen. — Im Monat November wurden auf den Sächsischen Staats eisenbahnen 1530029 Personen und 929610 Tounen Güter befördert und sind dies 73120 Personen und 36895 Tonnen Güter mehr als im gleichen Monate des Vorjahres. Die Einnahme bezifferte sich auf 1520171 Mark im Personenverkehr, 3799749 Mk. im Güter verkehr, in Summa auf 5623 928 Mk. oder 29738 Mk. mehr als im November 1882. — Chemnitz, 21. Decbr. Wie aus einer Bekanntmachung des Untersuchungsrichters beim hiesigen kgl. Landgerichte zu ersehen, ist es der unausgesetzten Vigilanz der Behörden am heutigen Tage gelungen, den des Mordes an der 23 jährigen Dienstmagd Lina Marie Weber aus Rothenbach dringend verdächtigen Weber und Lohnkellner Carl Friedrich Schubert aus Zschocken, wohnhaft zuletzt in Gesau, beim Polizeiamte zu Zeitz zur Haft zu bringen. Die Abgabe der Amsterdam Briefe, wahrscheinlich dirigirt durch dritte Personen, sowie die in Leipzig erfolgte Lösung einer Ueberfahrtskarte nach dort hat Schubert demnach als Versuche zur Täuschung über seinen Aufenthalt in Scene gesetzt. — In Netzschkau hat der Schuldirector Gustav Ewald Hoch- gemuth seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht und hat dieses