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isr ichen". n. <Is. unserer L 7srsio. mtter. für den Äyirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. "»... n 55. Jahrgang. ------- Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di, kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ^rrnsprccher Nr. List. Adonr» erneut vtertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» .Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Adrrsst: Amtsblatt. LA« Domerstag, den 17. Dezember er I »S. eie. Zerusa- natür- , diese nabend lM igerer n, per n. H- lhtll »u. lülilst H. ibends bends »che« «lö. l Max liegt nserer f den Meuterei von Aremdentegionären. In Algerien ist eine MeutereivonFremden- legionären ausgebrochen. 50 Legionäre in Uniform und Waffen hielten unter Führung eines Mannes, der Leutnantsuniform trug, bei Colomb Bechar, an der Grenze von Marokko, einen Eisenbahnzug an. Der angebliche Leutnant, der sich Depal nannte, zeigte dem Zugführer sogar einen schriftlichen Befehl vor. Die Untersuchung stellte bereits fest, daß der Träger der Uniform diese seinem Leutnant gestohlen hatte. Die Legionäre hielten den Zug mittels einer roten Signal laterne an, besetzten ihn und zwangen den Führer, nach El Beida zurückzudampfen. Im Zuge waren der sran- zösischtz General Vigy und verschiedene andere hohe französische Militärs. Sie versuchten vergebens mit den Legionären zu unterhandeln. Diese hielten ihnen und den übrigen Reisenden das Bajonett vor und zwan gen sie unter Todesdrohungen ruhig zu bleiben. Sie vergriffen sich übrigens weder an Personen noch an Eigentum, verließen in El Beida den Zug und marschier ten in bester Ordnung hinter ihrem Anführer her west wärts auf die marokkanische Grenze zu. Die Behörden entsandten Truppen zur Verfolgung der Meuterer uud ergriffen auch fünf Nachzügler. Diese erklärten, ihre Kameraden würden ihr Leben teuer verkaufen. — Die Meuterei der Legionäre, für die behördlicherseits noch keine Erklärung gefunden ist, muß anscheinend auf einen Fluchtversuch zurückgeführt werden. Die Meuterer wollten durch ihr tollkühnes Unternehmen anscheinend einen Vorsprung gewinnen. Tagesjieschichte. — Deutschland. Eine Hofkamarilla gegen den Reichskanzler. Die Frage, ob eine Hofkamarilla gegenwärtig zum Sturze des Reichskanz lers tätig sei, verneint auch die „Franks. Ztg", die in einer der letzten Reichstagssitzungen als Organ des Fürsten von Bülow bezeichnet wurde. In einem Ber liner Telegramm des genannten Blattes heißt es da rüber u. a.: So wenig zur Zeit von einer am Werke befindlichen Kamarilla zu erkennen ist, so gering ist daran zu erkennen, daß die Verstimmung und Gegner schaft, die hier und da gegen den Reichskanzler durch den 17. November entstanden sein mag, sich zu irgend einer Organisation oder Aktionsfähigkeit im Sinne ei ner Reaktion gegen den 17. November herausgebildet habe. Der daraus mehrfach gezogene Schluß, daß der Kaiser gegen den Kanzler verstimmt sei, ist falsch. Der Kanzler genießt nach wie vor das Vertrauen des Kaisers. - Berlin, 15. Dezember. Der Zug mit dem Präsidenten Castro traf wegen der Entgleisung der Vordertenderachse der Zuglokomotive auf der Strecke Döberitz—Dalgow—Spandau, deren Ursache noch nicht festgestellt ist, mit Verspätung hier ein. Zum Empfange hatten sich die diplomatischen Vertreter Vene zuelas und Konsul Nachod auf dem Bahnhofe eingefun den. Auch ein zahlreiches Publikum war anwesend. Castro dankte Nachod für die Begrüßung, ebenso dem Publikum. Der Präsident bezog im Hotel Esplanade die aus 35 Zimmern bestehende Fürstenwohnung. Er nahm kurz nach seiner Ankunft ein außerordentlich umfang reiches Diner zu sich. Präsident Castro versichert, daß nur sein Leiden ihn hergeführt habe. Die Sache liege so, daß die Aerzte der medizinischen Fakultät in Caracas, deren wissenschaftliche Befähigung nicht zu bestreiten sei, in der Diagnose uneinig waren, und daß er des halb an eine andere Autorität appellieren wolle. Sein Nierenleiden verursache ihm große Schmerzen und ver mindere die Tatkraft, die er gerade in diesem Augen blick sehr notwendig brauche. Morgen beabsichtigt Ca stro, Professor Israel zu konsultieren. — An den Kai ser sandte Castro folgendes Telegramm: „Ich ha be hiermit die Ehre, Ew. Majestät anzuzeigen, daß ich aus Gründen der Gesundheit mich nach Ihrer Haupt stadt begeben habe. Ich bitte Ew. Majestät, meine Huldigung entgegenzunehmen. Cypriano Castro." — Castro gewährte heute niemand ein Interview Er er klärte, seine Reise sei keine politische. — Berlin, 15. Dezember. Staatssekretär von Schön entsandte heute vormittag den Wirkl. Legations rat Goetsch zu dem Präsidenten Castro, um ihn zu begrüßen und sich im Namen des Staatssekretärs nach seinem Befinden zu erkundigen. Der Wirkl. Le gationsrat Goetsch ist dem Präsidenten von früher her bekannt. Er war Mitglied der Kommission, die im Jahre 1903 in Venezuela die deutschen Entschädigungs ansprüche feststellte. — Die Post trägt ebenfalls der Mahnung zur Spar samkeit Rechnung, denn die Postkarten sollen hinfort keinen Ankunftsstempel mehr erhalten. Die Abstempelung beansprucht natürlich viel Zeit. — Oesterreich-Ungarn. Prag, 14. Dez. Das Stand recht für Prag und Vororte, sowie das Farben verbot werden mit dem 15. Dezember aufgehoben. — Die Aufhebung des Standrechts in Prag hat bisher nicht zur Wiederaufnahme von tsche chischen Ausschreitungen gegen die Deutschen geführt. Man darf, wenigstens für die nächste Zukunft wohl die Aufrechterhaltung der Ruhe erwarten, da andernfalls nicht nur den Deutschen, sondern auch den Tschechen das Weihnachtsfest total verdorben werden würde. Während der Tage des Belagerungszustandes fiel das Weih nachtsgeschäft völlig aus, um so mehr werden auch die ärgste« Störenfriede bemüht sein, in den wenigen Tagen bis zum Fest den Verlust so weit wie möglich wieder wett zu machen. — Afrika. Im englischen Gebiet, ganz nahe der Grenze von Kamerun, sind in einer Tiefe von 633 Fuß Pctroleumlager von solcher Mächtigkeit erbohrt, daß dem Funde die größte Bedeutung beizumessen ist. Auch in Kamerun ist an verschiedenen Stellen das Vor handensein von Erdöl nachgewiesen. Es wäre wohl an der Zeit, diesem Umstande jetzt größere Bedeutung bei zumessen. Deutsches Petroleum können wir bei den amerikanischen Ring-Preisen gar nicht genug bekommen. — Deutsch-Südweft-Afrika. Auf Rohdiaman ten wurde ein A usfuhrzoll von 10 Mk. pro Karat eingeführt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Dezember. (Eingei.) Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. So denkt auch der K. S Militär-Verein .Germania', welcher am ersten Weihnachtsfeiertag im .Deutschen Haus' für seine Unlerstützungskasse eine öffentliche Abendunterhaltung veranstaltet, die an Reichhaltigkeit der Darbietung nichts zu wünschen übrig läßt. Der Verein scheut keine Mühe noch Kosten, dem verehrten Publikum, ein gediegenes, dem Christfest angepaßtes Pro gramm zusammenzustellen. Ein liebliches Kinderfestspiel .Das Weihnachtsenglein' und Deklamation .Die Hirten verkünden die Geburt Jesu' verschönern den Abend. Frl. Wally Fiedler, welche sich schon so oft in uneigennützigster Weise in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt hat, wird ein oder mehrere Lieder vortragen und sei ihr schon im Voraus da für herzlichst gedankt. Lebende Bilder .Ueberfall eines Krie gers in China', zwei Theaterstücke und Kouplets und noch zuletzt die Stadtkapelle werden dem Abend zu einem schönen Verlauf verhelfen. Es wäre dem Verein nur zu wünschen, durch zahlreichen Besuch seine Mühen belohnt zu sehen, da mit den in Not geratenen Kameraden auch eine Freude be reitet werden kann. — Schön Heide, 14. Dezember. Hier versuchte ein junger Mann, der den Auftrag hatte, Geld abzuliefern, einen ansehnlichen Betrag zu unterschlagen. Mit diesem Gelde wollte er das Weite suchen, er wurde aber noch recht zeitig am Bahnhof ^estgehalten. Von der unterschlagenen Summe fehlt bereit- ein kleiner Betrag — Schönheiderhammer. Wie alljährlich um die Weihnachtszeit fand auch am vergangenen Sonntag im hiesigen Bahnhofsrestaurant wieder die Auszahlung der Beträge des hiesigen Sparvereins statt, es kam dabei wiederum die ansehnliche Summe von ca. 12000 M. zur Verteilung Die Einrichtung Hal sich von Jahr zu Jahr einer immer größeren Ausdehnung und Benutzung zu erfreuen. — Dresden, 15. Dez. Zum Gedächtnis der Königin-Witwe Carola wurde heute vormittag in der Gruft der katholischen Hofkirche eine Messe gelesen, der die Königliche Familie beiwohnte. Der König, Prinz Johann Georg, Prinzessin Mathilde, Prinz Karl Anton von Hohen- zollern, sowie mehrere Deputationen legten Kränze in der Gruft nieder. — Dresden, 15. Dezember. In der heutigen Sitzung der Gesetzgebungsdeputation der Ersten Kam mer, an der die Vertreter der Regierung teilnahmen, erstattete der Berichterstatter Geh. Rat Prof. vr. Wach eingehend Vortrag über die bei Behandlung derWahl - rechtsvorlage inbetracht zu ziehenden allgemeinen Gesichtspunkte. Die Deputation machte sich nach ein- gehender Besprechung dahin schlüssig, daß ihr verfas sungsmäßig zunächst die Stellungnahme zu der ur sprünglichen Regierungsvorlage obliegen werde. Dabei wurde die in der Öffentlichkeit vielfach schon behandelte Frage über die Gesetzmäßigkeit des in der 2. Kammer zur Annahme gebrachten Eventualvorschlages erörtert und in einen Meinungsaustausch über die eventl. inbe- trachtkommenden verschiedenen Wahlsysteme eingetre ten. Die nächste Sitzung, in der die Spezialberatung über den ursprünglichen Regierungsentwurf stattfin den soll, wurde auf den 23. Dezember festgesetzt. — Dresden. Die sächsische Sozialdemo kratie hielt am Montag in Dresden eine außerordent liche L a n d e s v e r s am m l u n g ab. Es wurde eine Re solution angenommen, die mit den üblichen sozialdemo kratischen Kraftworten das Reichstags wähl recht für die Landtagswahlen fordert. — Dresden. Hier warf eine Kellnersehefrau ihrem Ehemann nach vorausgegangenem Wortwechsel die brennende P etr oleum lampe auf den Rücken. Die Lampe explodierte und der Mann stand in Hellen Flammen. Noch am Abend starb der Bedauernswerte an den erlittenen Brandwunden im Stadtkrankenhause. — Chemnitz, 15. Dezember. Heute, am 15. De zember, sind 2 Jahre verflossen, seitdem das hiesige Krematorium, das erste des Königreichs Sachsen, mit einer stimmungsvollen Feier der öffentlichen Be nutzung übergeben wurde; am 16. Dezember 1906 wur den die ersten beiden Leichen, die eines Chemnitzer Bürgers und die einer Dame aus Leipzig, hier einge äschert. Ein überaus wunderbarer Zufall fügt es nun, daß heute am Schlüsse des 2. Betriebsjahres gerade die 1000. Einäscherung stattfindet. ? — Oelsnitz i. Erzgeb , 14. Dezember. Gestern vor mittag wurde im oberen Ortsteil an einem Feldwege der Kirchschullehrer R. aus Thierfeld erschossen aufgefunden. Der Bedauernswerte, der längere Zeit neroenleidend war, scheint die Tat im Zustande geistiger Umnachtung ausgeführt zu haben. — Weißenborn b. Freiberg, 12. Dezember. Gestern nachmittag sind auf dem mit einer noch dünnen Eisschicht bedeckten, zur hiesigen Papierfabrik gehörigen sogenannten Mühlteich, 24 Knaben, welche in einem Trupp zusammen standen, plötzlich eingebrochen. Durch schnell herbei eilende Männer konnten die Kinder jedoch alle geborgen werden. — Geyer. Einem hiesigen Wirtschaftsbesitzer wurde von einem Bekannten Pulver in die Tabakspfeife getan. Bei Inbrandsetzung der Pfeife explodierte das Pulver und verletzte den Raucher nicht unerheblich. 8. X. X. Das Weihnachtsfest naht. Viel tausend Hände rühren sich seinetwegen. Es ist eine Großmacht nicht nur im Kinderzimmer und im Haus halt der Familie, sondern im wirtschaftlichen Betriebe des ganzen Volkes. Wie viele rechnen nicht mit dem Weihnachtsgeschenkihres Arbeitgebers und haben schon, ehe sie es empfangen, seine Verwendung bestimmt. Un zählige Geschäftszweige haben zur Weihnachtszeit ihr Erntefest, und der Gewinn oder Verlust wird gerade von diesem Fest bestimmt. Dadurch entsteht eine Gefahr, die wir nicht unterschätzen dürfen, die Gefahr der Ver äußerlichung. Aehnlich, wie das Pfingstfest für viele nur noch das Fest der neubelebten, blühenden Natur ist, und sie sich nichts mehr von ihm für ihre unsterbliche Seele sagen lassen, ist es hier. Es trifft das Gegenteil zu von dem, was das Studentenlied singt: Die alte Schale nur ist fern, geblieben ist uns doch der Kern. Der Kern der Christseier ist für so manchen verloren gegangen, er hat nur noch die Schale, das Aeußere: Christbaum, Geschenke usw. Man freut sich der Freude der Kinder und seufzt, daß man nicht mehr in jener seligen Zeit steht; man schaut dem langsamen Verlöschen der Kerzen zu und fühlt in sich eine gewisse elegische Stimmung, weiß aber nicht weshalb und warum; man bedauert, daß die Festtage so schnell entschwinden, und daß das graue Einerlei der Arbeit hinter ihnen lauert. Und bei alledem bleibt man arm, so bettelarm im Herzen. Da ist es in den Familien anders, die ein christliches Weih nachten feiern. Schon die Christvesper stimmt die Her zen froh mit ihren alten trauten Gesängen und den aus Kindesmund ertönenden Weissagungen und Erfüllun gen und der immer wieder köstlichen Weihnachtsgeschich te. Und wenn dann im eignen Zimmer die Weihnachts lichter strahlen und der Hausvater aus der Familien bibel vorliest, was sich zu Bethlehem zugetragen hat, und alle einstimmcn in das jubelnde: O du selige, o du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit! dann wird's auch in den Herzen hell und andächtig steigt's empor: „Ehre sei Gott in der Höhe!" — Die Tanzlustigen können im Jahre 1909 zu frieden sein, denn derFasching dauert sieben Wochen, und zwar von Heiligen Drei Könige (6. Januar bis 24. Februar. Die Osterfeiertage fallen auf den 11 und 12. April, die Pfingstfeiertage auf den 30. und 31. Mai.