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/luer Tageblatt Mittwoch, äen 12. Oktober 1S27 22. Jahrgang -WMZ Mizeiger für -as Erzgebirge WW Ench-l'-"» »k °°Mch°» s-°°n°.m°chung-n n-,-- ».r s.a». u«» Nm.-s-,Ich.» fiu-. p«..-,..»: n,.,», Nr. 23S MnmeiitM des ReiWages m 18. Moder. Deutsches Geistesleben in Rumänien. i ' H' Oktober. Der Reichstag ist nunmehr endgültig auf Dienstag den 18. Oktober nachmittags 3 Uhr einberufen worden. Auf der Tagesordnung steht an erster Stelle das Reichsfchulgefetz. Man rechnet in parlamentarischen «reisen damit, dah die erste Lesung dieser Vorlage, die vom Neichsinnenminlster von Keudell eingebracht wird, mindestens 2 Tage in Anspruch nehmen wird. Sie soll einem besonderen Ausschuh zur Weiterberatung überwiesen werden. Berlin ohne Hoch- und Untergrundbahn. Starke Verkehrsstörungen. — Streik bei der Berliner Autogesellschaft in Aussicht. Berlin, 11. Oktober. Da das Personal der Hoch- und Untergrundbahn- entsprechend dein Nachts gefochten Slreilbc- schlich beute früh nicht zum Dienst erschien, ruh' dieser wich tige Verkehrszweig der Neichshauplstadt vollständig. Wie lange der Streik dauern wird, läßt sich noch garnicht absehen. Es streiken etwa bOOO Mann Fahr- und technisches Personal. Straßenbahn- und AutobuSverkchr sind heute vormittag na türlich überaus stark in Anspruch genommen. Beiden Ver kehrsmitteln zusammen ist es nicht möglich, den Ausfall der Untergrundbahn Berlins zu decken, sodcch sich heute früh und vormtltaa im Geschäfts« und Arbeitsleben Berlins große Ver zögerungen bemerkbar machten. Auch au den Hauptpunkten der Stadt stockt der Verkehr infolge der Uebersüliung von Straßenbahn und Autobus und der verstärkten Inanspruch nahme der Autodroschken erheblich, sodaß die Verkehrspolizei alle Mühe hatte, regelnd zu helfen. Bei der Straßenbahn besteht die Gefahr eines Lohnstreiks nicht, da die Tarifver handlungen hier bereits zum Abschluß gekommen sind, dagegen ailt es nicht als ausgeschlossen, daß der Streik bei der Hoch bahn sich auch auf die schwebenden Lohnverhandlungen bei der Allgemeinen Berliner Autogesellschaft auswirkt. Ein Aufruf -er Streikleitung. Die Zentralstreiklcitung wendet sich in einem Aufruf an die Bevölkerung Berlins. Tarin wird aus geführt, daß die Hochbahner bereits im Jahre 1924 wegen der neunstündigen Arbeitszeit gekämpft haben. Bur II. November 1924 war der letzte Streik wegen der Arbeitszeit. Tas Fahrpersonal fordert die achtstündige Arbeitszeit. I i l i Der llrlch;arb-»!mlnl ter greikt in den lsoctibabneritreilt ein. Berlin, 11. Okt. Die Direktion der Hochbahn hat beim Arbeitsmtnister die NechtSverbindlichkett des Schiedsspruches beantragt. Der ArbettSminister ließ die Parteien sofort zu neuen Verhandlungen laden. Es bleibt die Möglichkeit bestehen, daß der Schiedsspruch für rechtsverbindlich erklärt wird. Tann kann die Ge werkschaft den Streik weder führen noch finanzieren. Es handelt sich nicht um einen eigentlichen Lohnstreik. Die Hauptforderung der Streikleitung ist die Einfüh rung der achtstündigen-Arbeitszeit, die anderen Diffe renzen beziehen sich auf die Unterstützung in Krank heitsfällen und aus den Urlaub. Eine Reihe von Betrieben, die sonst ihren Ange stellten Tischzeit geben, beabsichtigen heute durchzuar beiten ..und dafür früher nach Hause zu gehen, damit keine weiteren Versäumnisse beim Beginn der Nachmit tagsarbeit eintreten. Freigabe äes äeulscken Eigentums in Amerika. Der Prozeß bür Schissahrsgesellschasten. Washington, 11. Oktober. In der heutigen Sitzung des Obersten Bundesgerichtshofes fanden die Prozesse deutscher Schiffahrtsgesellschaften und Nadiostationen wegen Entschädi gungen in Höhe von 100 Millionen Dollar auf Grund der Be schlagnahme ihres Eigentums zur Verhandlung. Der oberste Bundesgerichtshof hat die von zwei Klägern beantragte Ab trennung ihrer Prozesse abgelehnt und die weitere Verhand lung bis zum b. März 1928, also bis nach Schluß des Kon grelles, von dem diesmal eine Erledigung des Ireigaüegesetzes erwartet wird, vertagt. Diese Entscheidung ist für die dem-- scheu Kläger günstig, da das Schicksal ihrer Prozesse vor dem Bundesgericht immerhin ungewiß ist, während im Kongreß auf die Freigabe gerechnet wird, wenn auch zunächst nur 60 Prozent ausgezahlt werben dürften. VerüjH-öjlerrelchische Zusammenarbeit auf Sem verkehrogebiete. Berlin, 11. Okt. In Verfolg der Bemühungen zu möglichst einheitlicher Gestaltung des deutschen und österreichischen Rechte» empfing heute ReichSverkehrS- mtnister Koch die Vertreter de» österreichischen Ministe rium» für Handel und Gewerbe zweck» Durcharbeitung einheitlicher Entwürfe für yisenbcchnverkchr-verord- rmngen. Zur fibfin-ong -er Stan-esherren. Berlin, 11. Okt. Tine Leitung hat die Meinung ausgesprochen, da» Reich sabotiere Preußen in der Frage der Abfindung der rtandeHerren. Wie den Blättern Mgeteilt wird, soll diese Frage sofort in Angriff genommen werden, sobald die Beratungen der Regierung über da» Schulgesetz erledigt sind. Berlin, 11. Okt. Reichspräsident von Hinden burg .empfing heute den preußischen Ministerpräsiden ten Braun. Vie neuen HMIüllen derverstungzsielle kür NnOanarkreMe. Berlin, 11. Okt. Im NeichSfinanzministertum hat heute unter dem Vorsitz des Netchsministers der Finanzen eine Besprechung über die künftige Gestaltung der Beratungsstelle sür Auslandskredite stattgefunden, an der auch der Reichswirtschaftsmintster und der Reichs bankpräsident teilnahmen. ES herrschte völlige lieber« einstimmung über die Vorschläge, die den Ländern ge macht werden sollen. Die Einladungen an die Länder regierungen sind bereits ergangen. C!ne -rutsche Theateraufführung in Paris. Parts, 11. Okt. Gestern abend fand im.Mont martre-Theater „L'Atelter" vor geladenem Publikum dis Generalprobe von Tolstois „Lebendem Leichnam" in vollständig deutscher Besetzung mit Alexander Maisst, Eduard von Wlnterstein, Rosa Bertens, Leontine Sagan, in deutscher Sprache statt. Alle Darsteller erzielten einen außerordentlichen Erfolg. In dem darauf noch folgenden Milieustück Tolstois „Alles Gute kommt von ihr", das in französischer Sprache aufgeführt wurde, wirkte Moisst und Rosa Berten», sowie eine Enkelin Tolstoi» mit. Auch! diese» Stück fand lebhaften Beifall. Schwere Niederlage äer mexikanischen AuMänclischen. Mexiko, 11. Okt. Die mexikanischen Aufständi schen unter Gomez und Almada haben eine entschei dende Niederlage erlitten. Ü0 Aufständische wurden getötet, 100 verwundet und 600 gefangen genommen. Tie beiden Generale sind entkommen, doch- setzen die Bundestruppen die Verfolgung fort. Wie der Generalstabschef der Regterungötruppen erklärt, soll mit 'dieser Niederlage der Aufständischen die Revolution endgültig erledigt sein. Wie nunmehr seit einigen Jahren regelmäßig, stand da» Deutschtum in Rumänien euch Heuer in den lehren Sommer- Wochen in dem Zeichen der verschiedensten Tagungen, Kon gresse und Ferienkurse, die nicht nur die einzelne» Siedlungs gebiete des rumänischen Deutschtums einander näher brachten und so die deutsche Schicksalsgemeinschaft zwischen Theiß und Diif, ster weiter verliefen halfen, sondern auch eine ganze Reihe vvn Gästen aus dem Deutschen Reich zu den Deutschen Rumä niens führten, wodurch wertvolle Fäden zwischen dem deut schen Mniierland nnd dem Auslanddeulschtuin in SüdosP- enropn neu geknüpft vder alte Beziehungen vertieft werden konnten. Den Auftakt dieser Veranstaltungen bildete der 17. Sie« benbüegisch-sächsische Lehrerlag, der am 17. und 18. August in Üronstodi stnttfand und durch den Umstand, daß in Ver« ländnng tnimil auch eine Pestalozzi« nnd Oberlfeier stattfand, eine besondere Bedeutung erhielt. Als Gäste aus dem Mut« icrland bcitien sich zu dieser Tagung UntversilütSprofessor Dse. Eduard Spranger, Berlin, und als Vertreter des deut schen Lehrervereineö Oberlehrer Otto Schulz, Berlin, sowie Dr. Herbert Hahn von der Waldorsschule in Stuttgart ein- gesunden, die ebenso wie die Vertreter der deutschen Lehrerschaft ans Beßarabien, dem Banat nnd der Bukowina von der Sie« l-enbürgisch - sächsischen Lehrerschaft auf das wärmste begrüßt wurden. Den ersten Verhandlungsgegcnstand dcpc Taqung bildete der eingehende Bericht des Obmannes der stebenbür« aisch-sächsischen Lehrervcreinigung, Simon Schwarz, über die Arbeit des Geschäftsführenden Ausschusses seit dem vor zwei Jahren in Lechnitz bei Bistrttz abgehaltenen 16. Lehrertag. An diesen Bericht schloß sich die Pestalozzifeier an, bei de? Univorsilätsprofessor Dr. Eduard Spranaev in packenden Ausführungen die große Gestalt Pestalozzis zeichnete. De: Nachmittag brachte »oben einem einführenden Vortrag von Dr- Misch Orend über bei Erforschung der fiebenbürgischen Nied- nnd Flurnamen einen zweiten Vortrag von Professor Spranger über „Neuzeitliche Strömungen in Pspchologie und Pädagogik", der in eingehender Weise den Zuhörern außer ordentlich viele und wertvolle neue Anregungen brachte, und Ausführungen von Dr. Herbert Hahn über das Wesen der Eurytbwie. In dem Mittelpunkt des zweiten Tages stand nach einem Vortrag von Pfarrer Dr. Konrad Möckel über „Neitaivn nnd Volkstum" die Oberlfeier. In Franz Ober» (geboren 6. Januar 1828, gestorben 9. September 1908 als Stadtpfarrer von Kronstadt) verehrt das sächsische Volk einen Bahnbrecher auf dem Gebiete der Schule and die städtisch« Lehrerschaft einen ihrer bedeutendsten Führer, der neben der ersten sicbcnbürgisch-sächsischen pädagogischen Zeitschrift, dem „Schul- nnd Ktrchenbcten", auch den siebenbürgisch-sächsischen Lehrcrtag ins Leben gerufen hat. Den Höhepunkt der Obert- feier bildete die Einweihung der Gedenktafel am Sterbe hanse Oberts in Kronstadt, die von dem Lehrertaq gestiftet wopdcn war. Als Ansklang brachte hierauf der 17. sieben- bürgisch-sächsischL Lehrertag noch einen Vortrag vvn Dr. Hein« rich Sieamund, Mediasch, über sinkende Gemeinden und ein« » Darstellung der Waldorfschulpädagogik von Dr. Herbert Hahn. Vom 1. bis 10. September fand in Hermannstadt der uckpa !! vom Deutschen Kulturamt in Rumänien veranstaltete Ferien« Hochschulkursus statt, in dessen Mittelpunkt diesmal Fragen der I Kunst- und Kulturphilosophie standen. As Dozenten waren - für diesen Kurs Geheimrat Professor Dr. Eugen Kühnemann, ! Breslau („Der deutsche Lebens- und Bildungsgedanke', „Kirkeaard, Tolstoi, Nietzsche und die religiösen Menschen der Gegenwart"), Professor Dr. Eduard Spranger, Berlin l„Ueber Kutturphilosophie", „Die Kulturaufqabe des Erziehers"). Pro fessor Dr. Adam Wrede, Köln („Alirheinische Kunst und Ku« tur"), Professor Dr. Richard Müller-Freienfels („Psychologie der Künste"), Dr. Alfred Bäumler, Dresden („Kunst und Reli gion"), Dr. Ernst Seraphim, Königsberg („Ueber das Deutsch tum der Balten") und Erwin Reisner, Hermannstadt (,M- ! schichte, Mythos und Gemeinschaft") geivonnen worden. Der starke Besuch der Vorlesungen bewies, ivelch tiefgefühltem Be« ! dürfnts diese Kurse immer wieder rnlgegenkommen. Eine Reihe von musikalischen und gesellschaftlichen Veranstaltungen (Klavierabend Luise Gmeiner, Abendmusik deS Heinrich-Schütz- Kreises, Heidelberg, Orgelabend Professor Fritz Heitmann, Berlin, und anderes) brachten die Teilnehmer, die diesmal be sonders auch aus den übrigen deutschen Siedlungsgebiete« Rumäniens zahlreich vertreten waren, einander näher, so daß manch wertvolle Beziehungen geschaffen wurden. Noch während des Fertenhochschulkurse» begann auch der fünfte deutsche ärztliche Fortbildungskurs, der vom 4. bis 11. September die deutschen Aerzte Rumäniens in Hermann« stabt vereinigte. Diesmal hatte die medizinische Fakultät der Universität Tübingen in den Professoren Al. Schmtncke, i B. Niekau, N. Mayer, W. Birk. R. Gaupp und P. Linser dt- Dozenten sür diesen Kur» entsandt, di» in ihren Vorlesungen fünf praktische (Interne, Frauen«, Geiste»-, Kinder« und Haut krankheiten) und ein theoretische» Fach (pathologische Anato- f mie) behandelten. , ! Vom 20. Lis 23. September endlich fand in Schäßburg - der siebenbürgifch« sächsische Pfarrertag statt, der diesmal zu k einem willenschaflUckr-rheol-aischen Lehrgang erweitert worden i war, i:» 1 essen Rabiner. Prostsstr D. Röndtor^f, Kiel, über die „MMonSaufgaben der evangelischen Kirche an ihren eigenen