Volltext Seite (XML)
PchelM für Mckuss Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — AbonnemcntSpreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post / bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Thmndt, Uchen, Meniehn und die UnlMnden Imlsblatl Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Inssrtionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. AmtshauxLmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. 51. Jahrgang. No. 18. Dienstag, den 3. März 1891. Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag der Erben des Privatmannes Lrnst Wilhelm Gol-bach soll die zu dessen Nachlasse gehörige, in Grumbach unter No. 18 des Brandkatasters gelegene, die Parzellen No. 346a, 346b, 460 des Flurbucks sür Grumback umfassende und auf Fol. 17 des Grund- und Hypothekenbuchs für Grumbach, Wilsdruffer Antheils, eingetragene Häuslernahruna, welche ohne Berücksichtigung der Oblasten ortsgerichtlich auf 6500 Mark gewürdert worden ist, an hiesiger Amtsstelle Sonnabend, den 21. März 18S1, Vormittags §0 Uhr freiwilliger Weise versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen können schon vorher an hiesiger Gerichtstafel und im Erbgericht zu Grumbach eingesehen werden. Wilsdruff, am 26. Februar 1891. Das Königliche Amtsgericht. Vokamitmachmrg. Der diesjährige hiesige ^rühjahrsmarkt wird Donnerstag, den S. «nd Freitag, den S. März abgehalten. Wilsdruff, am 14. Februar 1891. Der Stadtrat h. / Brgmstr. Tagesgeschichte. Die neuesten Vorgänge in Paris haben wieder ein mal gezeigt, wie aussichtslos noch immer der Versuch ist, mit den Franzosen einen Verkehr zu unterhalten oder anzubahnen, wie er unter civilisirten Völkern gebräuchlich ist. Die schnöde Zurückweisung der Betbeiligung der französischen Künstler an der Berliner Kunstausstellung ist noch nicht das Aergste, em pört und entrüstet muß man noch viel mehr darüber sein, daß es kaum gelungen ist, eine erhabene Frau, wie die Kai serin Friedrich, vor beschimpfenden Insulten zu schützen; be leidigende Straßendemonstrationen sind mit Hülfe der Polizei Noch mit knapper Mühe hintertrieben worden; die Blätter aber, und nicht bloß Hetzblätter untersten Ranges, führten ge gen die Mutter unseres Kaisers und diesen selbst eine so Nichtswürdige Sprache, daß man in einer deutschen Zeitung diese Ausbrüche des Haffes und der Gemeinheit nicht wieder zugeben vermag. Das ist die „ritterliche" Nation! Man hat in Deutschland geradezu mit einem Gefühl der Erleichter ung aufgeathmet, als man vernahm, daß die Abreise der Kai serin Friedrich ohne „Zwischenfälle erfolgt ist, und Glieder unseres Kaiserhauses werden hoffentlich in nächster Zeit nicht Wieder in Versuchung kommen, bei dieser „gastlichen" Nation Aufenthalt zu nehmen. Man sagt freilich, es sind nur die Schreier der Pariser Boulevards und die einer fortwährenden Aufhetzung der Volksmassen bedürfenden Demagogen, von welchen dies Treiben ausgeht. Das bessere französische Bür- gerthum habe eine anständigere Gesinnung und wünsche gute Beziehungen zu De Uschland. Aber wenn dem so wäre, was hat man an einem Bürgerthum, welches niemals den Muth hat, gegen dieses die Völker verhetzende Treiben sich aufzuleh nen, welches sich feig verkriecht, sowie etliche Patrioten die Lärmtrommel rühren! Etwas Kläglicheres hat doch wohl die Welt noch nicht gesehen, als diese französischen Künstler, die vor wenig Tagen von einem falsch angebrachten Chauvinismus redeten, der sie nickt abhalten werde, sich an der Ausstellung in Berlin zu betheiligen, und dann alsbald vor dem Lärm etlicher Schreier platt auf den Boden fielen. Und in Ueber- einstimmunz damit beeilten sich auch große und angesehene Zeitungen, die sich einer Anwandlung des Entgegenkommens schuldig gemacht hatten, Buße zu thun. Ein Bürgerthum, das dermaßen muth- und charakterlos sich vor dem Terroris mus hetzender Fanatiker und Demagogen beugt, ist nichts werth, und man kann es der Welt nicht verübeln, wenn sie über das Gerede von den „anständigeren und besseren Ele menten des französischen Volks", die sich stets feig vor den Gassenschreiern beugen und zurückziehen, zu lachen sich ge wöhnt. Die Annäherung zwischen Frankreich und Deutsch land, von der harmlose Politiker von Zeit zu Zeit einige Spuren zu entdecken pflegen, hat wieder einmal eine grelle Beleuchtung erfahren. Obwohl die französischen Blätter die Pöbelhaftigkeiten der „patriotischen" Skandalmacher in Paris verurtheilen, hat sich doch bis jetzt noch kein einziges Blatt zu einem eigent lichen Proteste aufgerafft. Der gemäßigte und gesittet- Theil der Vertreter der öffentlichen Meinung Frankreichs beschränkt sich darauf, die Vorgänge in den Versammlungen der Revanche schreier als möglichst unbedeutend darzustcllen. Der „Figaro" beschwört die „wahren Pariser", ihrer „höflichen Haltung gegenüber her Witwe hey Kaisers Friedrich" freu zu bleiben, gesteht allerdings zu, daß die öffentliche Meinung durch ein Parteimanövcr sich habe allzu rasch auf einen Punkt bringen lassen, wo die Stimme der Vernunft sich nicht mehr Gehör verschaffen könne, aber die Sckuldigen seien nur in der ewig lärmenden „Boulange" zu suchen, die eine Unterstützung bei den Bonapartisten gefunden habe. Und die Letzteren, meint das Boulevardblatt, hätten doch allen Grund, bei Erinnerungen an 1870 nicht allzu vorlaut zu sein. Kurz, die Haltung der Pariser Presse bestätigt durchaus das Urtheil, daß es gar schwach bestellt ist mit der öffentlichen Vernunft in Frankreich, sobald der Lärm der Straße oder der Clubs sich erhebt, um dieselbe einzuschüchtern. Hierzu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.": Angesichts der Thatsache, daß den französischen Schmähungen von der öffentlichen Meinung Deutschlands in ebenso energischer, wie würdiger Sprache begegnet worden ist, dürfte es sich empfehlen, jedem echten patriotischen Gefühle die Freiheit seines eigenen Stiles zu lassen. Halten wir uns vielmehr an die in verschiedener Weise zum Ausdruck kommende Einmüdigkeit der vaterländischen Gesinnung selbst, in der wir die sichere Bürgschaft erblicken dürfen, daß, wenn je einmal eine Verletzung der Würde oder der Interessen unseres Volkes ein Eintreten der ganzen Nation erheischen würde, von den Alpen bis zum Meer alle Deutschen in einem opferfreudigen Gefühl, in einem Gedanken sich aneinander schließen würden — im Gedanken an's eine große Vaterland! — Die „Post" meint, daß diese Lage der Dinge nur eine Aussicht eröffnet, die wir nicht zu bezeichnen brauchen. Die Richtung der ernsten Gedanken in Deutschland wird von diesen Februar tagen an eine andere werden. Das meiste Verdienst an diesem Wiedcrfinden des richtigen Weges hat die französische Presse, das heißt der siegreiche Theil derselben, wie er sich in diesen Tagen gezeigt hat. In der Besprechung der Pariser Vorgänge sagt die „N. Allg. Ztg.": es verdient mit besonders deutlichem Hinweis die Thatsacke hervorgehoben zu werden, daß die öffentliche Meinung Frankreichs auch unter einer politischen Leitung, die man als eine starke zu bezeichnen Pflegte, sich der chauvi nistischen Agitation einer Hand voll Narren und Schreier gegenüber völlig widerstandsunfähig erwiesen hat. Die That sache steht fest, und kein verhüllender Schleier wird sie so bald wieder bedecken können, daß das gesittete Frankreich nicht im Stande ist, sobald der geringste Appell an die Volksleiden schaft sich vernehmbar macht, mit Erfolg die Bedingungen emes gesitteten internationalen Verkehrs zur Geltung zu bringen. Darin liegt eine Klärung, welche nach mancher Richtung hin als ein Vortheil bezeichnet werden kann, schon deshalb, weil nun vor den Augen aller Welt unzweifelhaft feststeht, daß wo die eigentliche Quelle jener Beunruhigung zu suchen sei, über welche bei den verschiedensten Kulturvölkern Enropa's die Friedensfreunde schon so oft Klage geführt haben." Am 1. März 1871, vor 20 Jahren, hatte die fran zösische Nationalversammlung über Krieg oder Frieden zu ent scheiden; sie hatte sich schlüssig zu machen über die vorläufig zwischen Deutschland und Frankreich stipulirten Friedensbe dingungen und der Nothwendigkeit weichend hätte sie am klügsten gethan, in aller Kürze und Ruhe, allenfalls unter dem Proteste der elsaß-lothringischen Deputirten, die Be dingungen zu genehmigen. Aber, wie immer, mußten erst noch wohlklingende Redensarten gemacht werden. So erging Man sich d-M zunächst in wilden Schmähungen auf Napo leon III. und so wurde zunächst die „Absetzung der Bona parte" votirt, obwohl das erstens ganz unnöthig war und zweitens die Versammlung sich lediglich mit der Friedensfrage zu beschäftigen hatte. In einer Stunde kam so eine Dynastie zu Fall, die sich durch vier PlebiSziter 18 Jahre lang dem Lande aufgedrungene Knechtschaft als etwas Bestehendes erachtet hatte, sie kam zu Fall in formeller Weise, wie sie in Wirk lichkeit bereits nach der ersten verlorenen Schlacht ins Wanken und bei Gravelotte ins Fallen gerieht. Auf wie schwachen Füßen stand doch die Herrschaft Napoleons, daß sie das Unglück nicht zu überdauern vermochte. Gott sei Dank, daß es bei uns anders ist. In deutschen Landen bilden Fürst und Volk ein Ganzes und gemeinsames Unglück würde sie eher noch mehr einen, als trennen. Und so soll cs immer bleiben. Die deutsch-österreichischen Vcrtragsverhandlungen find auch in der verflossenen Woche rüstig vorgeschritten und dürften in spätestens vierzehn Tagen zu ihrem vorläufigen Abschlusse gelangen. Die gleichzeitigen Angriffe der deutschen, österreichischen und italienischen Presse gegen Frankreich machen in Pari» lebhaften Eindruck. Unter Carnot'S Vorsitz fand ein vertrau licher Ministerrath statt. Der Minister des Aeußern, Ribot, wird dem Grafen Münster, obwohl deutscherseits keine Be schwerde vorliegt, das Bedauern der Regierung über das Treiben einiger Chauvinisten aussprechen. In politischen Kreisen herrscht die Meinung vor, daß die deutsch-französtscken Beziehungen fortan schlechter sein würden, als je zuvor. Die Abberufung Herbette's gilt als sicher, obwohl derselbe dem Besuch der Kaiserin Friedrich sernstand. Ferry's Organ „Estafette" veröffentlicht einen heftigen Artikel gegen die Re gierung und fragt an, ob Doroulöde thatsächlich der Herr Frankreichs geworden ist. Verschiedene englische Blätter besprechen den Besuch der Kaiserin Friedrich in Paris. „Daily Chronicle" bezeichnet denselben als verfehlt und als einen politischen Jrrthu«, welcher Carnot unnöthig in Verlegenheit setzte; seine Regier ung sei durchaus der Sympathie werth Andererseits äußert dasselbe Blatt sein Bedauern über das Auftreten eines Theils der Pariser Bevölkerung. Ein solches Auftreten sei unver nünftig, aber jeder Volkshause sei unvernünftig. „Standard" fineet dieses Verhalten eines Theils der Pariser ebenfalls be- dauerlich, meint aber, daß dasselbe keine Veranlassung zu den Ausfällen der „Köln. Ztg." gegeben habe, welche Genugthu- ung für die der Kaiserin Friedrich in Frankreich angethane Beleidigung fordere. Trotzdem meint „Standard", daß der Besuch der Kaiserin vieles von dem zu Nichte gemacht habe, was geschehen sei, um das Friedensverhältniß zwischen Frank reich und Deutschland zu kräftigen. Das „Journal de St. Petersburg" sagt, der verdrieß liche Pariser Zwischenfall habe einen leichten Schatten auf die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland geworfm, indeß sei zu hoffen, daß man sich auf beiden Seiten der Vo gesen bemühen werde, denselben zu beseitigen. Paris. Die „Patrie" meldet aus angeblich sicherster Quelle, Präsident Carnot habe in Folge des stattgefundenen Ministcrrathes den deutschen Botschafter Graf Münster um eine Besprechung ersucht. Kein anderes Abendblatt enthält diese Sensationsnachricht,