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ÄWger für Zniera»« werden bi» spätestens Mittag» de» vorhergehenden rage» ve» Erscheinen» erbet«' >ind die CorpuSspaltenttile »w Ps., unter „Eingesandt" mit 20 2s. berechne». Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag and Sonnabend (Bormittag- AbonnementSprei» betrag» vierteljährlich l Mark 2» Ps Zwönitz und Umgegend Organ für den Sladlqememderath, den Kircken- und Achulvornand zu Zwönitz. Redacüon, Druck und Verlag von E. Bernharv Ort in Zwönitz. ILO Locale und sächsische Nachrichten. Zw önitz. Der zeitherige Expeditionshilfsarbeiter Otto Theodor Schippan wurde von der kgl. sächs. Bahnverwaltung zum Aufseher II. Cl. ernannt und von hier nach Leubsdorf versetzt. — Geyer. Wie wir mit Vergnügen in Erfahrung brachten sind seit gestern 2 Ingenieure mit 4 Meßgehilfen auf einige Wochen hier, um die langersehnte und erbetene Bahnverbindung zwischen hier und Tannenberg resp. Annaberg im Auftrag der Negierung zu ver messen. Hoffentlich gehen die Vorarbeiten auch für diese Strecke bald in Verwirklichung über. — Der zur Anlernung von hiesigen Posamentierern für den neu einzuführenden Industriezweig, die Samt weberei, voin hiesigen Stadtrathe engagierte Werkmeister ist nun mehr eingetroffen und hat seine Thätigreit entfaltet. Vorläufig wird auf 3 Webstühlen gearbeitet und sollen dein Vernehmen nach bis auf Weiteres jeden Monat 2 neue dergleichen Stühle angeschafft werden; dieselben werden von hiesigen Tischlern angefertigt. — In der am 8. Septbr. im Saale des „Museum" in Anna- berg abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen. — Am 10. Septbr. früh um halb 3 Uhr brannte die an der Krott end orf-Neudorfer Chaussee gelegene Lobegott Rothecsche Schneidemühle ab. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. — Zwischen Stollberg und dem benachbarten Niederdorf ist in diesen Tagen ein Telephon in Betrieb gesetzt worden. — Zwickau, 11. September. Wie bestimmt verlautet, erfolgt der Bezug der neuen Kaserne am 1. October nächsten Jahres. Trotz dem müssen sämmtliche Wohnräume bereits in den erste» Monaten nächsten Jahres fertig gestellt sein, damit mindestens 6 Monate Zeit zum Austrocknenlassen der Räume gewonnen wird. — Auch in Chemnitz ist jetzt ein aus Lehrern bestehender Gesangverein in's Leben getreten. Vorstand desselben ist H. Schul director Rudolph während als musikalischer Leiter H. Musikdirector Winkler fungirt. — Rottluff, 12. September. Ein Dienstknecht aus Stollberg vermiethete sich am 10. September bei einein hiesigen Gutsbesitzer. Er gab vor, er habe seine Kleider und Effekten noch in Mittelbach zurückgelassen und bat deshalb um ein Geschirr zum Abholen seiner Sachen. Er bekam einen einspännigen Wagen, mit einem Schimmel bespannt, im Gesammtwerthe von lO6O Mk. anvertraut. Bis heutigen Tages ist der neue Dienstknecht mit den» Geschirr noch nicht zurück- gekehrt. — Aus der sächsischen Schweiz, 12. Septbr. Das Dorf Uttewalde, weltbekannt durch den reizenden und romantischen Grund hinter Wehlen, welcher seinen Namen trägt, ist gestern Nachmittag durch eine Feuerbrunst fast vollständig eingeäschert worden. Nur 4 der ärmlichen Häuser sind stehen geblieben. Die Bevölkerung des Ortes besteht aus lauter armen Leuten, die sich im Sommer als Fremdenführer und Beerensammlerinnen, im Winter durch die Fa brikation von allerlei Andenken an die sächsische Schweiz ihr kärg liches Brod verdient. Milde Gaben wären nothwendig und willkommen. — Die verhängnißvolle Brand-Katastrophe von Uttewalde hat 25 Familien mit ca. 125 Köpfen um fast all' ihr Hab und Gut gebracht. — Am letzten Sonntag ward auf Anordnung des hohen Landes- consistoriums in allen evang.-luth. Kirchen des Landes eine Collekte zum Besten des Kirchenbaues zu Zwota eingesammelk. Zwota, zwischen Schöneck und Klingenthal bereits auf dem Südabhange des Gebirgskammes (675 Meter Bahnhofshöhe) gelegen, ist eine seit dem unheilvollen Restitutionsedicte Ferdinands II. 1619 entstandene Colonie böhmischer Protestanten, welche ihres Bekenntnisses halber ihre Heimath verlaffen mußten und in den benachbarten Ländern eine Zufluchtsstätte suchten und fanden. Das schindelgedeckte Kirch lein mit kaum 200 Sitzplätzen erweist sich, zumal in Festzeiten, viel zu klein, um die Besucher zu fassen, und um der entstandenen Bau- schäden willen, denen mit Reparatur kaum noch beizukommen ist, hat die Baupolizeibehörde wiederholt mit Schließung des Gottes hauses gedroht. Von dem Gesammtaufwand, den der Bau einer s. Inlng. neuen Kirche beansprucht — 41,239 Mark — ist erst nur der zehnte Theil gedeckt. — Meerane. Am Dienstag Mittag nach 1 Uhr hat hier die Kellnerin im „Meisterhaus", um sich das Leben zu nehmen, eine größere Quantität Mandelöl getrunken und ist das Mädchen auch, allerdings erst spät Abends, im städtischen Krankenhause, wohin sie alsbald gebracht worden war, an Vergiftung gestorben. — Welch' traurige Folgen es haben kann, wenn man die Kleinen ohne Aussicht läßt, dafür wird ein neuer Beweis aus Oberlung witz erbracht. Ein kleines Mädchen, das im Auftrage seines Vaters eine Flasche Kümmel geholt und das man einige Stunden in der Wohnstube allein gelassen, geräth auf den Einfall, von dem geholten Getränke zu naschen. Gereizt durch den süßen und zugleich berauschen den Genuß, setzt das Kind die Trinkversuche fort, bis die Flasche leer ist. Ain andern Morgen verschied das Kind. — Vor einigen Tagen hat sich im Dorfe Prießnitz bei Borna ein Dienstknecht einer nichtswürdigen Thierquälerei schuldig gemacht, die hoffentlich nicht ohne ernste Ahndung bleiben wird. Die Pferde eines mit Dünger beladenen, dem Rittergutspachter in Prießnitz ge hörigen Wagens wollten nicht sofort anziehen, worauf der Knecht in seiner Wuth dem Sattelpferd mit der Düngergabel dermaßen in die Weichen stach, daß das schwer verletzte Thier bald darauf trotz thierärztlicher Hilse verendete. Der rohe Thäter ist bei der Behörde angezeigt, und da er einiges Vermögen besitzt, so wird er wahrschein lich auch für den angerichten materiellen Schaden aufzukommen haben. — Hainichen, 10. September. Am Sonnabend erschoß sich der Restaurateur Krug, welcher eine Wittwe und 7 unversorgte Kinder hinterläßt. Das Motiv der That soll in Schwermuth zu suchen sein. — Lockwitz. Am Sonnabend Vormittag ward auf dem Glücksberge am Eingang des Lockwitzgrnndes der 19jährige Sohn einer hiesigen angesehenen Familie mit dein Tode ringend ausge funden, etwa 10 Schritte davon seine Geliebte. Derselbe hatte erst sie durch die Brust und dann sich selbst ui den Kopf mittelst Re volvers geschossen. Beide wurden, nachdem sie schon eine geraume Zeit in diesem Zustande gelegen haben mochten, mittelst Tragen und im Beisein des Or. Theile, welcher auch für den ersten Verband gesorgt, noch lebend in's nahe Dorf gebracht. — Ain 16. September soll die Sekundärbahn Radebeul-Rade berg dem öffentlichen Verkehr übergeben werden Die Bahn ist 16,6 Kilometer lang und liegen an ihr die Stationen Radebeul, Weißes Roß, Lößnitzgrund, Dippelsdorf, Moritzburg-Eisenberg, Bärns dorf, Berbilsdorf und Radeburg. — Leipzig. Das Reichsgericht wird sich demnächst wieder mit einigen Prozessen zu befassen haben, welche in das Kapitel deS Landes- bez. Hochverrathes fallen. Zunächst ist es der Prozeß des Metzer Thierarztes und Reichstogsabgeordneten Antoine, in Betreff dessen der erste Strafsenat des Reichsgerichts darüber Entscheidung zu treffen haben wird, ob aus dem wider denselben vorliegenden Actenmoterial hinreichende Anhaltspunkte sich ergeben, um Antoine zur Hauptverhandlung wegen LandesverratheS bez. versuchten LandeS- verratheS vor den vereinigten 2. und 3. Strafsenats zu verweisen. Dann ist eine gleiche Entscheidung zu treffen in Bezug auf die Anarchisten Reinsdorf, Bachmann und Genoffen, denen bekanntlich zur Last gelegt wird, daß sie den mißlungenen Versuch eines Dyna mit-Attentates auf die der Enthüllung des Niederwalddenkmals bei wohnenden deutschen Fürsten unternommen haben sollen. Leider soll auch eine dem im letzten Frühjahr verhandelten Kraszewskt-Prozeß ähnliche Landesverrathssache vorliegen, bei der ein rheinischer Militär beamter, der von einem Agenten einer auswärtigen Regierung behufs Auslieferung militärischer Geheimnisse bestochen worden ist, in Frage kommt. Dann ist noch ein Monstreprozeß nichtpolitischer Art dem Reichsgericht zur Aburtheilung unterbreitet; es ist der bekannte Memminger Bierpantscher-Prozeß, in welchem die Verurtheilten Revision eingelegt haben. — Nach einer Meldung aus Greiz hat der Fürst von Reuß die Bestätigung des zum ersten Bürgermeister in Zeulenroda wieder gewählten Bürgermeisters Francke versagt. Dienstag, den I6. September 1884.