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ÄWger für Inserate «erden bis spLtesten- MittagS deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementöpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prssnumvramiv. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 5. Mai I88l. 6. Jahrg. Sta-tgerneinderatssitznng Freitag, -en 6. Mai e., nachmittags 6 Uhr. Bekanntmachung. Die am 30. dieses Monats fällige Einkommensteuer pe. I. Termin ist spätestens bis zum 2V. Mai a. e. bei Vermeidung executivischer Beitreibung an hiesige Stadtsteuer-Einnahme pünktlich zu entrichten. Zwönitz, am 29. April 1881. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesbericht. — Bei der Theilnahme, welche der Tod des Directors A. Schöpff vom Zoologischen Garten in Dresden auch in Leipzig mannigfach erregen wird, dürfte vielleicht die Erzählung einer Anek dote aus Dessen Studienzeit in Jena nicht unwillkommen sein. Als dort, es war in den 40er Jahren, eine der damals reisenden Tiroler Sänger- Gesellschaften sich aufhielt, war der in Jena Botanik und Pharmacie studirende junge Schöpff ihr wohl täglicher Zuhörer und wurde den Mitgliedern der Gesellschaft dadurch nicht blos befreundet, sondern lernte auch bei natürlicher Stimmbegabung die Lieder der Männer, selbst das Jodeln, ganz brav nachahmen.' Da, gerade vor der Schluß- und Abschiedsvorstellung, wollte es das Unglück, daß die Säule der Gesellschaft, der Tenorist und Hauptjodler (wir nennen ihn kurzweg Sepp), erkrankte. Große Verlegenheit aller Betheiligten, aus welcher aber Schöpff half. Er hatte glücklicher Weise dieselbe Figur wie der erkrankte Sepp, Dessen Kleider paßten ihm also; ein falscher Bart wurde schnell, dem Sepp'schen Barte entsprechend, her gestellt und so erschien Schöpff vor dem massenhaften, vor Allem auch aus Studenten bestehenden Publikum als der vermeintliche schnell genesene Sepp, trug dessen Lieder mit großer Bravour unter großem dem „Genesenen" natürlich doppelt gewidmeten Beifall und ohne auch nur von Einem erkannt zu werden, vor und erst nach der letzten Strophe seines Liedes riß er den falschen Bart herab rind entpuppte sich der erstaunten Zuhörerschaft, zu deren brausendem Jubel als der allgemein beliebte Bruder Studio, welcher durch diesen lustigen Streich der Sängergesellschaft eine schöne Einnahme ge rettet hatte. — Zu dem über die am 24. April bei Chemnitz stattgefundene öffentliche Vorführung des gangbaren Modells des lenkbaren Luft schiffes (18 Vieler lang, 4 Vieler Durchmesser, 170 Kubikmeter In halt, 193 Kilogramm Tragkraft) veröffentlichten Bericht bringt das „L. T." folgende authentische Schilderung: Chemnitz, 25. April. Gestern Nachmittag fanden auf dem Schützenhausplatz zu Altendorf endlich die angekündigten Versuche mit dem lenkbaren Luftschiffe vor einem zahlreichen Publikum statt. Zuerst wurde der Ballon mit der Breitseite gegen den Wind gerichtet, empor gelassen, er erhob sich ruhig, sicher und ohne jede Schwankung und trieb dann eben so ruhig mit der Strömung nach Südwest. Der zweite Versuch, nachdem der Ballon zurückgezogen war, bestand darin, ihn mit der Spitze gegen den Wind, mit der Strömung, und diesmal unter Mitwirkung der beiden Flügelpaare treiben zu lassen. Nachdem der Ballon die gewünschte Höhe erreicht hatte, wurden die Hebel, welche die Flügel bisher fixirten, durch Leinen von unten her gelöst, worauf die Flügel zu rotiren anfingen und den Ballon ebenso ruhig wie früher, jedoch mit bedeutend erhöhter Geschwindigkeit in der Richtung des Windes forttrieben. Jetzt wurden die Flügel federn auf's Neue aufgezogen, um den wichtigsten, den dritten Ver such, das Schiff gegen den Wind zu treiben, zu machen. In der Höhe angelangt, wurden die Flügel ausgerüät, und nachdem der Ballon in Folge der Wirkung derselben einen Augenblick zum Still stände gebracht war, begann derselbe alsbald seinen, wenn auch nur langsamen Flug — aber entschieden gegen die Windströmung zu nehmen, bis die leider zu schwachen Federkräfte der Flügelpaare er- , lahmten und zum Stillstände kommen ließen, worauf der Ballon so' fort wieder mit dem Winde zurückgetrieben wurde. Dieses Resultat läßt uns hoffen, daß uns das gestern vorgeführte System die Luft' schifffahrt um einen ganz bedeutenden Schritt dem so lange ersehnten Ziele näher gebracht hat. Gelingt es, die Tragfähigkeit des Ballons derart zu erhöhen, daß stärkere Flügel, und vor allen Dingen eine bedeutend größere Triebkraft für dieselben zur Anwendung kommen können, die nicht allein fortwährend zu wirken im Stande wären, sondern auch die Flügel stets in eine gleichmäßige und vor Allem in eine viel schnellere Rotation zu versetzen, so dürfte die Zeit der wirklichen praktischen Verwerthung dieses neuen, interessanten Systems nicht mehr allzu fern sein. Die spä teren Versuche bezogen sich auf die Möglichkeit der Drehung des Ballons während des Fluges, und auch diese Versuche fielen zur Zufriedenheit aus. Das Luftschiff wurde in die Höhe gelassen und das erste Mal nur das linke, das zweite Mal nur das rechte Flügel paar in Action gebracht, so daß also jedesmal ein paar Flügel ruhten, und beide Male gehorchte der Ballon willig der ihn be wegenden Kraft, indem er, je nachdem das eine oder das andere Flügelpaar in Thätigkeit war, sich entschieden nach rechts oder links um seine eigene Achse drehte. Hier bedauerten wir es abermals lebhaft, daß die Kraft der Federn nur eine so schwache und kurze Zeit anhaltende war, wir hätten sonst sicher das hochinteressante Schau spiel erlebt, den Ballon vollständig sich im Kreise drehen zu sehen. — Zwickau. Der hiesige Thierschutzverein setzt in öffentlicher Bekanntmachung eine Belohnung bis zu zehn Mk. Demjenigen aus, welcher solche Personen, die sich des Zerstörens der Nester nützlicher Vögel, des Ausnehmens der Eier und Jungen derselben, des Vogel stellens oder des Verstümmelns und Quälens von Tauben schuldig machen, so zur Anzige bringt, daß sie auf Grund der Strafgesetze richterlich verurtheilt werden können. Der gedachte Verein erkennt zwar an, daß seine Bestrebungen bisher von den Bewohnern der Stadt und Umgebung bereitwilligst unterstützt worden seien und es nur selten in die Lage gekommen sei, das Strafgesetz anrufen zu müssen, das jedoch das frevelhafte Treiben den nützlichen Vögeln gegenüber, welches ebenso schädlich in volkswirthschlicher Beziehung, als verderblich für die Herzen der Jugend sei, noch immer beklagt werden müsse und kräftigen Entgegentretens bedürfe. — Cainsdorf, 2. Mai. Heute Nachmittag 2 Uhr entleibte sich im Geschäftslocal des Cainsdorfer Consumvereins der Lager halter Ludwig Fink in einer Anwandlung von Geistesstörung. Sein Tod ist sehr zu beklagen, da er eine krank darniederliegende Frau und zwei kleine Kinder hinterläßt, übrigens aber in durchaus geordneten Verhältnissen lebte. Vom Vorstand des dortigen Con sumvereins wird uns mitgetheilt, daß Fink ein stets treuer und ge wissenhafter Beamter war, auch bei der alsbald vorgenommenen Geschäfts- und Kassenrevision sich musterhafte Ordnung und Ge nauigkeit ergeben habe. (Zw. W.) — Dippoldiswalde, 30. April. In Oberfrauendorf wurde seit dem 5. d. Mts. die Gutsbesitzersehefrau Köhler vermißt. Gestern Abend ist nun dieselbe in einer Strohfeime bei Ulberndorf liegend betroffen und zu ihren« Ehemanne nach Oberfrauendorf zurücktrans« portirt worden. Die Genannte, anscheinend geistig gestört, hat an gegeben, während der Zeit von länger als 3 Wochen nichts gegessen,