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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Do» »Mklbdruffcr Tageblat:' crschrinl täglich nach«. 5 Uhr für den Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »« DelchilftssteUe und den Ausgabestellen r Md. tin Mona«, bei Zustellung durch die Boten r,so Wb., bei Postdestellung » »d. puüglich Abtrag- , gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend He«»»,en entgegen. Im Falle hbhcrer Dewalt, Krieg oder sonstig!r Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieserung dar Zeit»», oder Kürzung de. De,»««preis». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. "LeUFernsprecher: Amt Wilsdruff Nr, 6 Da» Wilsdruffer Tagedlatt euthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts ^°ss^ Rr 26. — 86. Jahrgsng T-legr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 8640 Dienstag den 1 Februar 1827 Reue Belastung für Deutschland. Am Montag war die Berliner Börse verstimmt; der Grund hierfür war der ungünstige Ausklang des Pro» zesses, der vor dem Haager Auslegungsschieds- Sericht für den Dawes-Plan zwischen Deutschland und den Ententemächten geführt worden ist. Alle die Ent schädigungen also, die das Deutsche Reich an dieReichs - angehörigen wegen der Einbehaltung, Liquidierung oder Übertragung deutscher Rechte in den ehemals feind lichen Ländern zu zahlen hat, werden nicht in jene Leistungen eingerechnet, die Deutschland auf Grund des Dawes-Planes der Entente zahlen muh. Das Gericht be gründet seinen Spruch in der Hauptsache damit, daß die Einnahmen des Generalagenten sür die Reparations zahlungen sür genau sestgelegte Zwecke verwendet werden müssen, Barüberweisungen, Zahlungen sür Sachlieferun gen und solche aus Grund der Reparationsrückzahlungen. Die Entschädigung für deutsche Staatsangehörige gehöre nicht hierzu; aber Deutschland ist auf Grund des Ver sailler Vertrages zu dieser Entschädigungszahlung unbe dingt verpflichtet. Das Schiedsgericht im Haag hat sich also nicht davon überzeugen wollen, daß eine Vollentschädigung aller jener Deutschen im feindlichen Auslände, denen man das Eigen tum genommen, die man enteignet hat, auch dann noch, als Waffenstillstand und Friede längst abgeschlossen waren, eine neue gewaltige Belastung des so mühsam ausgegliche nen deutschen Neichshanshalts bedeutet. Wie hoch sie ist, läßt sich nur unter den größten Schwierigkeiten feststellen, da man in der Hauptsache auf die Angaben der Geschädig ten allein angewiesen ist. Man spricht von acht bis neun Milliarden. Daß sich die Ablehnung einer entsprechenden Verrechnung auf die deutschen Reparationsleistungen an der Börse verstimmend auswirkte, erklärt sich vor allem da durch, daß ein großer Teil dieser Summe in börsen gängigen Effekten und Werten angelegt worden wäre, Wenn eine Zahlung erfolgt wäre. Außerdem drücken neue Verpflichtungen des Reiches natürlich vor allem aus die Kurse der schon recht zahlreich gewordenen deutschen Reichsanleihen und schließlich werden die Kriegsverluste mancher Aktiengesellschaften von der Haager Entscheidung betroffen Somit sind recht große Hoffnungen enttäuscht worden Die Frage der Freigabe des deutschen Eigen tums in A m e r i k a ist durch diese Entscheidung mcht berührt worden, weil dieses Land den Versailler Vertrag ja überhaupt nicht unterschrieben hat und auch aus den Dawes-Verpflichtungen Deutschlands nur eine verhältnis mäßig sehr kleine Summe als Restbetrag der Besetzungs- kvsten erhält. Obwohl im Laufe der Jahre beträchtliche Summen den Geschädigten gezahlt worden sind, waren die Gelder vielfach doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, ver fielen außerdem zum großen Teil der neuen Vernichtung durch die Inflation. Es ist eine Unsumme von Bitter keit entstanden, die noch vermehrt wurde durch manch« Ungeschicklichkeit der für die Regelung der Frage in Be tracht kommenden Behörden. Dabei sind die verschie densten Vorschläge gemacht worden darüber, wie die Ge schädigten wenigstens zu einem Teile ihres Geldes kom men können. Es besteht ferner gegenüber diesen Forde rungen, die ja durch den Versailler Vertrag geschützt wer den, der ständige Hinweis auf die Art, wie das Auf wertungsproblem geregelt worden ist. Auch hierbei haben die Jnflationsgeschädigten Risensmnmen eingebüßt, teil weise ihr Vermögen völlig verloren. Gerade diese weiten Kreise vermögen infolgedessen nicht einzusehen, warum es den geschädigten früheren Ausländsdeutschen besser gehen soll, obwohl es sich dabei freilich längst nicht um die gewaltigen Summen handelt, die durch das neue Auf wertungsrecht in Bewegung gesetzt bzw. getroffen worden find Man will nun jenen Vorschlägen gemäß zwar die Bestimmung des Versailler Vertrages im großen und ganzen erfüllen, aber das Reich ist natürlich nicht in der Lage, hierbei mit Vollentschädigung und Barzahlung vor- zugehen, sondern man wird vielleicht genau wie beim Auf wertungsrecht den Geschädigten in irgendeiner Form For derungen in die Hand geben, die Neichsschulden darstellen, die Neichsschuld also beträchtlich vermehren. So ist es verständlich, daß man hierüber an der Börse alles andere als entzückt war; doch wird die Haager Schiedsentschei dung wohl eine schnellere Lösung der ganzen Fragen er- Englands Zugeständnisse an Edina. Protestaktionen gegen die Truppenentsendung. Das vom englischen Außenminister Chamberlain an- gekündigte Entgegenkommen Englands gegenüber China besteht in einer Reihe weitgehender Zugeständnisse, die sich folgendermaßen zusammenfassen lassen: 1. England erkennt die modernen chinesischen G e - richtshöfeals zuständige Gerichte an, sofern ein Eng länder Kläger ist. 2. In den englischen Gerichtshöfen in China wird England das chinesische Zivil- und Handelsrecht iür Anwendung bringen. . 3. England erkennt die chinesische Zollein» *"it a,z, unter der Voraussetzung, daß englische Staats- Mm der MMMMmmW. Die MraNerte Mitärkontrolle beendet. Eine „gefährliche Illusion".' Die Interalliierte Militarkoutrollkommission Hal mit dem 31. Januar, wie vorgesehen, ihre Tätigkeit in Deutsch land eingestellt. Dieser Schritt war in den letzten Genfer Vereinbarungen festgefttz.. Wahrscheinlich werden noch einzelne Mitglieder der Kommission als Privatpersonen in der Reichshauptstadt bleiben. Gleichzeitig mit der Militärkontrollkommission beendeten auch die sogenannte Heeresfriedenskommission und die Marinefriedenskom mission ihre Tätigkeit. General von Pawelsz, der den Verkehr mit diesen Kommissionen zu leiten hatte, wird diese Funktionen noch einige Zeit beibchalten, um even tuelle Rückfragen der Alliierten bzw. ihrer einzelnen Bot schafter sofort beantworten zu können. Eine Ver pflichtung für die Beantwortung wird für Deutsch land indessen nicht mehr bestehen. Das Pariser „Journal" widmet der scheidenden Kon trollkommission einen Nachruf. Die Kommission sehe ihre Tätigkeit als beendet an, ohne indessen ihre Ausgabe erfüllt zu haben. Diese Aufgabe sei nicht nur eine schwierige, sondern eine unmögliche gewesen. Die Kon trollkommission habe seit der Nuhrkrisis aufgehört, nützliche Arbeit zu verrichten. Sie habe getan, was sie hätte tun können. Eine Verlängerung ihrer Tätigkeit würde jedoch nur dazu beigetragen haben, eine gefährliche Illusion weiter bestehen zu lassen. Sie Regierungskrise beendet. Eigener Fernsprechdlenst de» „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 31. Januar. Amtlich wird dekanntgegeben: Der Herr Reichspräsident hat auf Vorschlag des Herrn Reichs kanzlers den Staatsmimster a. D. Dr. Hergt, Mitglied d. Reichs tages, zum Huslizminister und Stellvertreter des Reichskanzlers und den Landest a. D. Dr. von Peudell, Mitglied des Reichs tages, zum Reichsminister des Innern ernannt. Die letzten Verhandlungen vor der Bei legung der Ministerkrise Berlin, 31. Januar. Der Herr Reichspräsident empfing heute nachmittag die Abgeordneten Gras Westarp, von Gvid- bürger nicht schlechter behandelt werden als die anderer Länder. 4. England wird über die zukünftige Gestaltung jeder Konzession einzeln verhandeln. Entweder soll die Ver waltung der Konzessionen mit der der angrenzenden chinesischen Gebiete vereinigt werden oder aber es sollen andere Möglichkeiten ausfindig gemacht werden, um den Chinesen die Verwaltung der Konzessionen zu verschaffen. Zugleich aber verlangt England, daß seine Staatsbürger in den Verwaltungen irgendwie vertreten sind. In zahlreichen Arbeiterversammlungen wurde gegen die Entsendung englischer Truppen nach China protestiert. Nach der „Times" haben die englischen Kommunisten sich während der letzten Tage bemüht, die Dockarbciter zn ver anlassen, die Entsendung von Truppen nach dem Fernen Osten durch „direkte Aktionen" zu verhindern. Es sei auch der Versuch gemacht worden, kommunistische Pro pagandaflugblätter unter die Truppen zu verteilen. * Ein Dampfer von chinesischen Piraten geplündert. Chinesische Piraten, die am 27. Januar als Passa giere des Dampfers „Seangbee" reisten, griffen plötzlich die Schiffsmannschaft an und trieben sie unter borge- haltenem Nevolver in die Salons. Darauf durch suchten sie die Kabinen der Offiziere und Passagiere und raubten Waffen und Munition. Alsdann zwangen sie einen der Offiziere, das Schiff nach der Biasbucht, dem bekannten Schlupfwinkel der Piraten, zu steuern, wo sie am 31. Januar ankamen. Sie nahmen fünf chinesische Passagiere 1. Klasse als Geiseln mit und flohen mit der Beute, unter der sich Geld und Juwelen im Werte von schätzungsweise 40 000 Dollar befanden. Amerikanische Son-rr-ener für deutsche Gisenprobnkte. „N n t i d u m p i n g - Z ö l l c." Nach einer Meldung der „Associated Preß" werden von jetzt ab außer den bisher in Kraft gewesenen Sonder zuschlägen auf deutsche Stahl- und Walzwerkprodukte be- sondere Abgaben auf aus Deutschland nach den Vereinig: ! acker, Hergt und Graes-Thüringen. Die Abgeordneten Hergt und Graef geben dem Herrn Reichspräsidenten die Erklärung ab, daß sie, um die bei den übrigen Regierungsparteien erwachsenen Schwierigkeiten wegzuräumen, beide solidarisch ihre Fraktion ge- beten hätten, von einem Vorschlag ihrer Personen für die Mini sterliste abzusehen. Der Herr Reichspräsident nahm diese Erklä rung entgegen, dankte beiden Herren für ihre selbstlose und sach liche Handlungsweise und schloß hieran das Ersuchen an den Grafen Westarp als den Vorsitzenden der deutschnationalen Frak tion, nunmehr alsbald eine die endgültige Zusammenstellung der Reichsrcgierung ermöglichende Entschließung zu saften; er hoffe, daß, falls hierbei etwa einer der bisher vorgeschiagenen Kandi daten in Frage kommen sollte, der eben erklärte Verzicht dann kein Hindernis bedeute und richtete einen entsprechenden Appell an die beiden Herren. Me Sitzung des neuen ReWMinM. Schluß der Pariser Entwaffnungsverhandlungen. Mit den Pariser Verhandlungen über die Frage der Ostfeftungen beschäftigte sich am Montag die neue Reichs regierung in ihrer ersten Kabinettsberatung. Die neu er nannten Minister, die die Geschäfte noch nicht übernom men hatten, so auch die neuen deutschnationalen Minister, nahmen an der Sitzung nicht teil. Zur Entscheidung stand in dem Ministerrat die endgültige Regelung der Vcrmitt- lungsvorschläge des Generals von Pawelsz, die in Paris zwischen der Botschafterkonserenz und den deutschen Unter händlern bei gemeinsamen Beratungen vereinbart wor den sind. Wie verlautet, hat das Rcichskabiuctt den Pariser Vereinbarungen über die Ostfestungsfrage zu gestimmt und seinen Beschluß sofort nach Paris tele graphisch weitergeleitet. Die schnelle Beschlußfassung war notwendig, da die Verhandlungen am 31. Januar verab- rcdungsgemäß beendet sein mußten. Bei den Pariser Besprechungen haben, wie es heißt, beide Parteien in ihren ursprünglichen Forderungen nach gegeben. Wie das „Echo de Paris" zu melden weiß, haben die deutschen Unterhändler bezüglich der Befestigung von Küstrin und Glogau den Forderungen der Alliierten nachgegeben, ihre Forderungen bezüglich der Königs berger Anlagen aber aufrechterhalten. Es ist Wohl da mit zu rechnen, daß nach Abschluß der Pariser Verhand lungen eine amtliche Mitteilung über ihr Er gebnis erfolgen wird. Aus Brüssel erfährt man, daß die aus London zurückgekehrten belgischen Minister sich mit den Engländern über die deutsche Entwaffnung unterhalten haben. ten Staaten eingeführte Noheisenerzeugnisse erhoben wer den. Staatssekretär Mellon setzte gleichzeitig mit dem Erlaß der neuen Abgabenverordnung die im vergangenen Sommer veröffentlichte Verordnung über die Erhebung von Sonderzuschlägen auf deutsche Eisen- und Stahl produkte außer Kraft. Die Arbeitervereinigung von Mexiko hat eine Massen versammlung gegen den amerikanischen Imperialismus abgehalten und die Arbeiter der Vereinigten Staaten und der anderen Länder aufgefordert, vereint gegen das imperialistische Programm der Vereinig ten Staaten in Lateinamerika zu protestieren. Ser Mord an Prof. Rosen ausgeMt? Zwei Täter verhaftet. Dis rätselhafte Mordaffäre des Professors Felix Rosen in Bischofswaldc, die seinerzeit das größte Aussehen erregte, steht unmittelbar vor ihrer voll ständigen Aufklärung. Die Polizei ist jedoch diesmal ihrer Sache durchaus sicher. Der in Haft befindliche Zucht häusler Jahn hat ein Geständnis abgelegt, wonach er gemeinsam mit dem auch verhafteten Verbrecher Strauß, Professor Rosen und dessen Hausmeister Stock ermordet hat. Sie hätten die Tat auf Anstiftung der Hausdame Rosens, einer Frau Neumann, begangen. Zur Verhaftung der Neumann haben sich zwei Beamte der Kriminalpolizei nach Niesenburg in Ostpreußen begeben. Auch die Braut des eine» der mutmaßlichen Mörder wurde verhaftet, da sie in die Angelegenheit verwickelt zu sein scheint. Mtiger Zwischenfall im Vurgenland. 2 Tote, 14 Verwundete. In Schattendorf im Burgenland, unweit der österrei chisch-ungarischen Grenze, entstand zwischen nationalistisch eingestellten „Frontkämpfern" und österreichischen repu blikanischen Schutzbündlern, die in einem Gasthause eine Versammlung abhielten, ein Zusammenstoß. Ein Kriegs invalide und ein achtjähriger Knabe wurden durch Schüsse sofort getötet, vierzehn andere Versammlungsteilnehmer mehr oder »linder schwer verletzt.