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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DienStagS, DounerStagS and Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich I Mi. 30 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mi. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdrnfs. und Amgegend. Amtsblatt Inserate werden Montag-, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. JnsertionspreiS 15 Psg. pro oiergelvaiteue KorpuSzeile. Außerhalb des AmtsgerlchtsbeM Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 «/, Aufschlag. Mr dir Kgl. AmLshauptmannschast Werften, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat m Wilsdruff, sowie Mr das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, BrannSdsrf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Hühndorf, Äaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirche«, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewaloe, Sora, Steinbach bei Kefselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wtldberg. Druck uuv Verlag vou Arthur Zschunke, Wlsdrusf. Für die Redaktion und den amtlichen Teil oerantworilich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in MlSdruss. No. 8. Donnerstag, den 23 Januar LW8.E«?* Jahrg. Bei der von der Königlichen Amtshauptmanuschaft vorgenommenen Begehung des Triebischlaufs hat sich ergeben, daß, was den diesseitigen Verwaltungsbezirk anlangt, in den Fluren Herzogswalde und Helbigsdorf auf großen Strecken der Zustand sowohl des Bachbelts als auch der Ufer zufolge langandauernder Vernachlässigung seitens oer Anlieger erheblich zu wünschen übrig ließ. Mit Rücksicht auf die ihnen nach 2 und 14 Schlußsatz der Elbstrom>, Us r- und Dammordnung obliegende Verpflichtung werden die Anlieger des Triebischbucks hiermit aufgefordert, durch Beseitigung der größeren Heger und der in den Bach aus hineinragesden Wurzeln, durch Ausästen und Abholzen von Gestrüpp, soweit es richt den Uferwänven zum Halt dient, sowie durch geeignete Befestigung zum Abbröaeln neigender Uferteile, insbesondere durch flaches Abböschen dafür Sorge zu tragen, daß ein ordnungsgemäßer Zustand der betreffenden Bachstrecken baldigst hergestellt wird. Die Anlieger werden noch besonders darauf hiugewiesen, baß die baldige Vor nahme der betreffenden, zum Teil nur geringe Mühe verursachenden Arbeiten in ihrem eigenen Interesse liegt, damit ste bei einem künftigen Hochwasser von Schäden tunlichst ver schont bleiben. Die Gewährung etwaiger staatlicher Entschädigungen bei künftigen Hoch wässern an solche Personen, die sich der ihnen gesetzuch obliegenden Uferunterhaltungs« Pflicht entzogen haben, würde von der Königlichen Amtshauptmannschaft keinesfalls befürwortet werden. Der Flußmetster ist angewiesen worden, auf etwaige Anfragen hinsichtlich zweck mäßiger Gestaltung und Ausführung von Uferarbeiten unentgeltlich Auskunft zu erteilen. Meißen, den 13. Januar 1908. Die Königliche Amtshauptmannschaft. politische RrßnHfcha«. Deutsches Reich. Wilsdruff, den 22. Januar. Lehrerschaft und Sozialdemokratie. Zwei Bremer Lehrer Halle« ihren Standpunkt in den Schulfrageu in dem sozialdemokratischen „Bremer Blatt* verteidigt und begründet. Der Vorstand des Bremer Lehrervrreins hatte sich mit dieser Angelegenheit befaßt und dem Lebrerveretne eine Resolution vorge schlagen, in der eS heißt, daß die Forderungen des Lehrer- Vereins auch von der sozialdemokratischen Partei vertreten würden und daß die Vertreter dieser Partei sich bei ver schiedenen Gelegenheiten als die konsequentesten Verfechter der Ziele des LehrerveretnS gezeigt hätten; auch die sozialdemokratische Presse habe für ste aufs nachdrücklichste gewirkt; deshalb sei der Vorstand der Meinung, daß der Verein im Kampfe für seine gegenwärtigen höchsten Ziele die Hilfe der sozialdemokratischen Partei nicht verschmähen ollte; im übrigen sei es die persönliche Angelegenheit edes einzelnen Lehrers, welche Parteistellung er im »olittschen Leben einnehmen wolle. Diese Resolution wurde vom Vereine abgelchnt. Dafür stimmten 130, dagegen 162 Lehrer. Man wird dem „Vorwärts* nicht verargen können, wenn er seiner Freude über diese starke Minderheit Ausdruck gsbt. Die Besoldung der Postbeamten. Vor einigen Tagen hat, wie verlautet, im Reichs- Postamt eine Konferenz über die Besoldungsfrage der Postbeamten stattgefunden. In dieser Konferenz wurde der Beschluß gefaßt, die Postsekretäre in der Frage des Wohnungsgeldzuschuffes den Assistenten gleich» zu stellen, während die Zuschüsse der Sekretäre bet den anderen Behörden erhöht werden. Dieser Beschluß hat in den Kreisen der Postsekretäre große Erregung hervorgerufen. — Dem Vorstande des Verbandes mitt- lerer Post- und Telegraphenveamten ist aus zuverlässiger Quellt die Mitteilung zugegauge«, daß die Beratungen über die Gehaltsaufbesserungen für die mittleren Post- und Telegraphenbeamten mit folgendem Ergebnis zu Ende geführt worden find: Assistenten (bisher 1500, 1800, 2000, 2200, 2400, 2600, 2800, 3000) 1650, 1900, 2150, 2400, 2650, 2900, 3100, 3300,; Sekretäre (bisher 1700, 2000, 2300, 2600, 2900, 3100, 3300, 3500) 1800, 2150, 2500, 3850, 3200, 3550, 3900. Da die Ausrückung in Zeiträumen von je drei Jahren erfolgt, erreichen die Assistenten das Höchstgehalt wie bis her in 21 Jahren, die Sekretäre (bisher in 21 Jahren) in 18 Jahren. Weiter wird noch gemeldet, daß das Meistgeyalt der Obersekretäre und Postmeister, die aus den Sekretären hervorgeben, von 4200 Mark auf 4500 Mark erhöht wird. Hinzpeters Tagebücher verbrannt. Geheimrat Dr. Georg Ernst Hinzpeter, der am 29. Dezember verstorbene Erzieher Kaiser Wilhelms hat, wie Dr. Hans Helmolt in der neue» Wochenschrift „Frühling" mitteilt, die Tagebücher, die er sich im Laufe seiner Erziehertätigkeit über seinen Zögling angelegt hat, verbrannt. Hlnrichtnngen in Preuße«. In den letzten fünf Jahren wurden in Preußen im 79 Verbrecher hingerichtet und zwar 70 männliche ^ weibliche. Die Jahre waren hinsichtlich der Zahl looi "^^kn sehr verschieden. Waren im Jahre 4 und 1902 17 und 19 Menschen dem Henker ver fallen, so waren es im Jahre 1903 uad 1905 nur 9 und 5. Die meisten Hinrichtungen fielen auf die Provinz Schlesien, wo 11 Männer und eine Frau unter dem Richtbeil endeten. In der Strafanstalt Plötzensee bet Berlin, die standesamtlich zu Tegel im Kreise Nieder barnim, Regierungsbezirk Potsdam, gehört, wurden in den fünf Jahren 11 Männer hingerichtet. Ma« fängt russische Bankräuber im AuSlaud. In München verhaftete Sonnabend morgen die Polizei eine junge, hübsche Russin, die in einem Bank- geschäft einen Fünfhundertrubelschein wechseln lassen wollte. Der Schalterbeamte hatte Verdacht ge schöpft, suchte im Verzeichnis gestohlener Wertpapiere nach und fand die Nummer als gestohlen verzeichnet. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß die Rubelnote aus einem räuberischen Ueberfall auf einen von Kosaken geleiteten Gcldtransport in TifliS stammte, wobei 341000 Rubel geraubt wurden. Der verbrecherische Anschlag, der damals die ganze Welt auf regte, «and am 26. Juni 1907 auf dem Erivan-Platze in Tiflis statt, wobei 8 Bomben geworfen, mehrere Personen getötet und 50 schwer verletzt wurden. In der Verwirrung gelang es den Räubern leicht, mit dem Gelbe zu entkommen. Die verhaftete Russin gibt an, nicht mit jenen Räuber« in Verbindung zu stehen. Sie verweigert die Angabe über die Herkunft der Bank- note. Es hat sich herausgcstellt, daß sie eine weitere, ebenfalls von dem Raube herrührende 500-Rubclnote in einem anderen Münchner Bankgeschäft bereits gewechselt hatte. Während der Leibesvisitation durch das weibliche Gefängnispersonal zerriß sie rasch einen kleinen Zettel auf welchem mit Bleistift in russischer Sprache einige Notizen vermerkt waren. Aus diesem Grunde wurde be- sonders der Hauptbahnhof während des Nachmittags überwacht. Zwei nachmittags nach 5 Uhr mit dem Pariser Schnellzug angekommene Fremde wurden ange halten; der eine, angeblich ein Pariser, besitzt außer deutschem und französischem Bargeld 17 Fünfhundert- Rubelnoten, welche von dem Raube tu Tiflis herrühren; der andere, angeblich ein Russe aus dem Kaukasus besitzt ebenfalls eine große Summe in Papiergeld und wurde bereits überführt, auf der Reise zwischen Parts und München 500-Rubclnoten gewechselt zu haben. Vorläufig erklären sie, die 5OO.Rnbrlnoten von einem Unbekannten geschenkt erhalten zu haben. Gleichzeitig wurden auch in Paris zwei russische Terroristen, der 35jährige Meer-Wallath und Fanny Jantulska, verhaftet. Sie waren nach Frankreich ge- sandt worden, um auch dort einen Teil der Beute des Tifliser Diebstahls zu Geld zu machen. In ihrem Besitz soll noch eine Summe von 20000 Francs gefunden worden sein. A j Aus Deutsch Ostafrtta.M Zu der bereits früher mitgeteilten Ermordung deSSanitätsunteroffiziersBrückner durch ostafrikanische Eingeborene wird vom Gouvernement in Dar-es-Salaam weitergemeldet: Die Askari-Patroutlle >st Von der Verfolgung zurückgekehrt. Mafumbi und sämt liche Mittäter sind eingeliefert. Auch die zerstückelten und verbrannten Ueberreste Brückners wurden entdeckt und mitgebracht. Die früher vermuteten Motive der Tat sind nunmehr festgestellt; die Eingeborenen haben den Mord aus Angst vor Anzeige wegen unerlaubter Jagdaus übung begangen. Die Hauptverhandlung gegen die Mörder wird demnächst eröffnet. A u s l a P d. Ein Brandgeschoß gegen Kriegsballone. Wie die „Wiener Allg. Zig." mtttelll, ist es der französischen Munttionstechnik gelungen, ein Brandgeschoß zu konstruieren, das aus dem Geschütz bi- zu einer Höhe von 1600 Meter emporgetrageu wird. Dieses Geschoß entzündet sich in dem Moment, in dem es das Geschütz rohr verläßt, und ist geeignet, wenn es auch nur eine der bekanntlich von einander geschiedenen Gaskammern des modernen Lenkballons trifft, be« ganzen Ballon zu zer stören, da eS durch die Entzündung der tu der getroffene« Kammer eingeschlosscnen Gasmaffe eine Explosion her vorruft, die de« ganzen Kriegsballon in einem Moment unschädlich macht. Ja französischen Artillerickreisen wird diese jüngste Erfindung, über die bisher keinerlei Nach richten in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, gegenwärtig mit größtem Interesse besprochen. Schon in nächster Zeit werden die praktischen Versuche mit dem neuen Geschoß in größerem Stil unternommen werden. Eine neue tschechische Herausforderung. Zu welchen Ungeheuerlichkeiten der Versuch der Tschechen führt, die Ische bische Amtssprache auch in Deutschböhmeu einznführen, beweist folgender Fall, der in deutschen Kreisen große Erregung hervorruft: Der städtische Arbeiter Burdak in Marienbad (ein Deutscher) schuldete einer tschechischen Firma in Koltn 12 Kronen. Die tschechische Firma ließ durch einen tschechischen Advokaten gegen Burdak eine Klage in tschechischer «spräche beim Bezirksgericht Marten bad einbringen, die auch in tschechischer Sprache erledigt und zugestellt wurde. Da der Beklagte der tschechischen Sprache nicht mächtig war, versäumte er den Termin und wurde daraufhin m contumaciam verurteilt.^ In Petersburg brach im Palais des Großfürsten Wladimir Alexandronmsch und im Ministerium der Volks- aufklärung fast gleichzeitig Feuer aus, das nach mehr stündiger Löscharbett unterdrückt wurde. Die in letzter Zett auffallende Zunahme der Feuersbrünste ist zumeist auf das durch die strenge Kälte hcrvorgerufene starke Heize« und auf mangelhafte Schornsteine zurückzuführen. Die Gerüchte, daß die Brände von Terroristen angelegt würden, find bisher nicht erwiesen. Aus Stadt und Land. MlNetlungen rmS dem Leserkreise für dies« Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 22. Jan. - Di- verstorbene KSnigtu-Witwe Carola hat dem Albertoeretn für d^s Krankenhaus Grunau 40000 Mark vermacht, deren Zinsen zur Unterhaltung der als Krankenpflegerinnen amtierenden barmherzigen Schwestern verwendet werden sollen. — Der schädliche Einfluß der Rauchgase von den industriellen Etablissements aus oie Vegetation, nament lich auf die Forsten, hat die fächsiiche Regierung schon fest langer Zeit wiederholt beschäftigt. Daß dieser schädliche Einfluß in großem Umfange auslritt, hat namentlich Pro fessor Wislicenus von der Forftakademie Tharandt nach gewiesen. Wie vor längerer Zeit gemeldet wurde, beab sichtigt die Regierung auf gesetzlichem Wege vorzugehen, aber der Weg hat sich noch nicht als gangbar erwiesen, weil durch die zu fordernden technischen Anlagen zur Kondensierung der giftigen Gase der Industrie zu starke Lasten zugemutet werden würde«. Neuerdings ist bei oer Regierung eine Petition von einer Anzahl Gemeinden und Privatbesitzern eingegangen, welcher die Hilfe des