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MM Uchen, Mnlchn M die UmgkMden. Imlsölttfi für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Ps Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags Lis spätestens MittagM2 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martirr Berger m Wilsdruff. —- NeraatwoMich für dre Redaktion H. A. Berger daselbst. 18S« No. S7 Donnerstag, den 14. Mai O « uptLZ d u n g der Mdiischen und freiwilligen Feuerwehr. Sonnabeuh, dsn Z6. Mm M. Fs», NachMiiiags 6 Nhr, soll eine der in 8 51 des hiesigen Feuerlöschregulativs vorgeschriebenen Hauptübungen der hiesigen Feuerwehren abgehalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften unter Anlegung ihrer Dienftabzeichen rc., bei Vermeidung der in 8 52 des gedachten Feuerlöschrrgulativs angedrohten Ord nungsstrafe pünktlich einzufinden. Die Versammlung findet an der Turnhalle Nachmittags ',-.6 Uhr statt. Wilsdruff, den 11. Mai 1896. Der Stadtgemernderath. I. V. O»vriiv. Himmelfahrt. Vierzig Tage nach seiner Auferstehung versammelte der H-rr Jesus seine Jünger um sich, gab ihnen seine letzten Weisungen und fuhr auf gen Himmel. Seine irdische Lebens bahn war damit vollständig abgeschlossen, er war gegangen dorthin, woher er gekommen war, und hatte seine volle, gött liche Ehre wieder an sich genommen. Diese Thatsache feiert die Christenheit heute am H'mmelfahrtsfeste. Mit dieser Be deutung des Tages verbindet sich aber noch eine andere. Was wird der Herr in dem Augenblick, in welchem der leibliche Verkehr zwischen ihm und seinen Jüngern für immer aufge hoben wird, diesen als Letztes sagen? Doch sicherlich das, woran ihm am meisten liegt, was er ihren Herzen unauslösch lich einprägen will. Das aber ist der Mijsivnsbefehl, daß sie hing-hen sollen in alle Welt und alle Heiden lehren und taufen. So wird uns denn dos Himmelfahrtsfest zugleich zu einem Mlssionsfest, zu einem Fest des Dankes, daß auch in die Finsterniß, in welcher einst auch unser Volk saß, das Helle Licht des Evangeliums hineingetragen und die Finsternitz durch dasselbe überwunden worden ist. Unmittelbar vor seiner Himmel fahrt streut der Herr das Senfkorn aus, das zu dem gewaltigen Baum werden sollte, den wir jetzt die christliche Kirche nennen, und unter dessen Schatten sich versammeln alle die Millionen Gläubigen aus allen Völkern, Zungen und Sprachen. Kaum giedt es einen lauter und überzeugender redenden Beweis für die Wahrheit des Christcnthums, als vie Geschichte der christ lichen Mission. Zwölf Männern wird das gewaltige Werk übertragen, den Erdkreis für das Evangelium zu gewinnen. Man sollte meinen, sie würden dieser Aufgabe gegenüber ver zagen und gar nicht erst den Versuch machen; aber nein, ge trost und muthig gehen sie hinaus in alle Welt. In Kinder kinfalt predigten die ungelehrten Leute in dem hochgebildeten Athen, dem weisen Row; man sollte meinen, sie würden ver lacht werden, aber nein, vierzig Jahre später zählt die neue Lehre Tausende von Anhängern von Jerusalem an bis hin nach Spanien. Die göttliche Thorheit überwindet die Weisheit der Welt, das Christenthum hat die erste Probe seiner Lebens fähigkeit abgelegt. Und die gleiche Erscheinung wiederholt sich in der Zukunft fortwährend. Die Menschenfresser der Süd- seeinseln, die stumpfen Grönländer, der findige Indianer, der feine Chinese, wie sind sie in Allem von einandersoverschieden. Nur in einem gleichen sie sich, wenn ihnen das Evangelium gebracht wird, so finden sie alle in ihrem Herzen eine und dieselbe Stimme, die ihm entgcgenkommt, die Stimme des Verlangens nach Frieden, der Sehnsucht nach dem verlorenen und doch nicht ganz vergessenen Vaterhause. So geht es der Zeil nah und näher, „da Jesu Liebe siegt", zu den Füßen dessen, zu dem wir heute aufschauen, wie er gen Himmel fährt, oll den Seinen dort die Stätte zu bereiten. Und wie einst seine Jünger die Stimme vernahmen „ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr hier und schauet gen Himmel?" so ergeht auch an uns heute die Frage: „Was schaut ihr nach? ihr sollt ihn wiedersehen, Wie er gen Himmel heute ward entnommen. Was weinet ihr? ihr sollt nicht Waisen gehen, Er hats gesagt, ein Tröster soll euch kommen. Was weilet ihr auf den verlass'nen Höhen? Nach Salem geht, da harren sein die Frommen, Und blicken himmelan in Lust und Pein; Denn wo der Herr, soll auch der Diener sein." Die Frage -es 8 Ahr-Ladenschlusses. Die Reichskommission für Arbeiterstatistik hat durch ihren Vorschlag, daß künftig alle offenen Ladengeschäfte in ganz Deutschland — mit wenigen bestimmten Ausnahmen — von der Zeit von Abends 8 Uhr an bis 5 Uhr Morgens für das Publikum geschlossen sein sollen, eine neue gesetzgeberische Maßregel sozialpolitischen Charakters von einschneidender Be deutung für unser gejammtes Wüthschaflsleben angeregt. Die öffentliche Meinung beginnt dann auch immer lebhafter zu dieser Frage Stellung zu nehmen, und auch im preußischen Abgeordnetenhaus? ist dieselbe jetzt zu einer erstmaligen ein- aehenden Erörterung gelangt, wozu der Antrag Brütt, die Staatsregierung aufzufordern, dem genannten Vorschläge keine Folge zu leisten, den äußeren Anlaß gegeben hat. Das Er gebniß dieser Verhandlungen läßt sich dahin zusammenfassen, daß die große Mehrheit des Hauses den vorgeschlagenen ZwangS- schluß der offenen Ladengeschäfte um 8 Uhr Abends unter verschiedenen Gesichtspunkten als eine höchst bedenkliche Maß nähme betrachtet, mit welcher Auffassung sich die bis jetzt laut gewordenen Urtheile der öffentlichen Meinung in der Angelegen heit des 8 Uhr-Ladenschlusses vollkommen decken. Die weitere Entwickelung dieses neuesten Problems unserer sozialpolitischen Gesetzgebung bleibt indessen zunächst abzuwarten, denn wie aus den vom Handelsminister v. Berlepsch bei Besprechung des Antrages Brütt abgegebenen Erklärungen heroorgeht, hat die preußische Regierung noch keine Stellung zu dem belegten jüngsten Projekt der Reichskommission für Arbeiterstatistik ge nommen. Der Schwerpunkt der ganzen Frage liegt selbstverständlich in der Forderung, daß die Läden längstens Abends 8 Uhr ge schlossen sein sollen; die Bestimmung, daß diese Ruhezeit bis zum andern Morgen 5 Uhr zu dauern habe, besitzt angesichts des Umstandes, daß um 5 Uhr früh kaum irgend eine Gattung offener Ladengeschäfte auf Kunden zu zählen hätte, weiter keine Bedeutung. Niemand wird nun bestreiten wollen, daß der Grundgedanke des gejammten Vorschlags, den Hunderttausenden von Angestellten in den offenen Verkaufsgeschäften durch den zwangsweisen Geschäjtsschluß um 8 Uhr Abends eine Er leichterung in ihrem anstrengenden Berufe zu gönnen, ein sym pathischer und menschlich-schöner ist. Der Handlungsgehilfe hat vom Standpunkte der Gesundheit und des menschenwürdigen Daseins aus gewiß vollen Anspruch darauf, daß seine Arbeits kraft und Arbeitszeit nicht allzusehr ausgenutzt werden und daß ihm der von früh bis Abends fast ununterbrochen zur Be dienung der Kunden zur Verfügung stehen muß, durch einen künftigen zeitigeren Geschäftsschluß eine größere Erholungspause gegönnt werde. Aber eine Reihe gewichtiger Erwägungen sprechen andererseits gegen den vorgeschlagenen 8 Uhr-Ladenschluß und namentlich gegen die Verallgemeinerung einer solchen Maßregel. Zahlreiche Ladenbesitzer, besonders in den großen Städten, würden durch dieselbe eine schwere geschäftliche Schädigung er leiden, da ja sehr viele Geschäfte ihren Hauptumsatz erst in den späteren Abendstunden haben. Anderseits würde die Ge hilfenschaft selbst die Kehrseite der Medaille empfindlich spüren, es ist wohl keine Frage, daß eine Verkürzung der abendlichen Geschäftszeit auf eine Entlassung zahlreicher Angestellter zur Folge hätte. Ein Hauptfehler des Commissionsvorschlages be steht ferner darin, daß er den 8 Uhr-Ladenschluß, ganz gleich mäßig durchgeführt wissen will, ohne jede Berücksichtigung der doch häufig grundverschiedenen Verhältnisse zwischen Stadt und Land und dann wieder zwischen den einzelnen Theilen des Reiches. Schließlich sind ja auch-'die ^Verhältnisse in den ein zelnen Geschäften überaus verschieden von einander. Jedenfalls steht schon jetzt fesf, daß ein allgemeiner Ge schäftsschluß um 8 Uhr Abends mit den Forderungen und Bedürf ¬ nissen des realen Lebens in direktem Widerspruch stehen, daß er tief in unser gesammtes erwerbliches und wirthschaftliches Leben eingreifen würde und die bedenklichsten Folgen nach sich ziehen müßte. Wenn wirklich etwa« zur Erleichterung der Lage des Handlungsgehilfenstandes geschehen soll, so muß darum dringend gewünscht werden, daß dies nicht auf dem Wege einer schablonenhaften Schlußstunde für alle Verkaufs stellen erfolge, welche Schablonisirung lediglich an die Stelle eines kleineren Uebels ein großes undallgemeinesUebelsetzenwürdc. Tagesgeschichte. Frankfurt, 11. Mai. Das Friedensfest, zu welchem das Kaiserpaar in der Nacht zum Sonntag, von Dresden kommend, hier eintraf, nahm einen glänzenden Verlauf. Nach der Enthüllung des Denkmals richtete seine Majestät der Kaiser folgendes Telegramm an den Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh: der Frankfurter Frieden, welcher vor 25 Jahren geschlossen und dessen Erinnerung soeben durch Ent- hülluns einer Reiterstatue für den in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm den Großen in weihevoller Weise gefeiert wurde, bildet den Abschluß einer gewaltigen Zeit, in welcher Deutsch, land seine Einigkeit und Größe, sowie die ihm im Rathe der Völker gebührende Stellung wieder errang. Welche unver geßlichen Verdienste Sie, mein lieber Fürst, sich hierbei er worben, Ihnen heute von Neuem in Dankbarkeit und Ver ehrung auszusprechen, ist Mir Bedürfniß und Pflicht. Neben dem Namen des großen Kaisers Wilhelm wird der Name seines großen Kanzlers in der Geschichte allezeit glänzen, und in meinem Herzen wird das Gefühl unauslöschlicher Dankbarkeit gegen Sie nie ersterben. Wilhelm I. 1L. — Hierauf ging folgendes Antwort-Telegramm des Fürsten an Seine Majestät den Kaiser ein: „Eure Majestät haben mich durch die huld volle und erinnerungsreiche Begrüßung vom heutigen Tage hochgeehrt und beglückt und ich bitte Allerhöchstdieselben meinen ehrfurchtsvollsten Dank dafür Eurer Majestät zu Füßen legen zu dürfen." Nachmittags sand ein Festmahl im Palmengarten und Abends eine Festvorstellung in der Oper statt. Am Abend reiste die Kaiserin nach Berlin, der Kaiser nach Wiesbaden. Eine Sonderausgabe des „Reichsanzeigers" veröffentlicht nachstehenden, aus Frankfurt a. M. vatirten kaiserlichen Erlaß: „Vei der heutigen 25jährigcn Wiederkehr des Tages des Frankfurter Friedensschlusses ist es mir Bedürfniß, allen jetzigen und ehemaligen Angehörigen des Civildienstes, welche sich, sei es in höherer, sei es in geringerer Stellung, Jeder an seinem Theil, um die großen Erfolge von 1870/71 verdient gemacht haben, in dankbarer Erinnerung Meine Anerkennung auszudrücken. Ich gedenke dabei nicht nur der Beamten der Post- und Tclegraphenverwaltung, deren Verdienste Ich bereits >n Meinem Erlasse vom 18. Januar d. I. anerkannt habe, sondern nicht minder der unermüdlichen und erfolgreichen Leist ungen der Beamten des trefflich organisirten Feld-Eisenbahn dienstes, wie der verdienstvollen Thätigkeit der Beamten des Großen Hauptquartiers und der Civilverwaltung in den okku- pirten Gebietstheilen. Sie Alle haben in ihrer amtlichen Stellung mit Aufopferung und Pflichttreue zur Erfüllung der in jener großen Zeit der Einigung der deutschen Stämme ge stellten Aufgaben beigetragen. Ich vertraue zu Gott, daß ähnliche Zeiten gleich pflichttreue und opferfreudige Männer finden werden. Sie wollen diesen Meinen Erlaß durch den Reichsanzeiger zur öffentlichen Kenntniß bringen. Frankfurt a. M., den 10. Mai 1896. Wilhelm I. K. Die kaiserlichen Kundgebungen aus Anlaß des gestrigen Friedensfestes werden überall einen tiefen und nachhaltigen Eindruck machen. Zunächst wird cs in allen nationalgesinnten deutschen Kreisen mit lebhafter Genugthuung begrüßt werden,