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Amts- und Knzeigeblatt für den klmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl.Bl.1.50einschließl. des „IUustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition,bei unserenBoten sowie beiallen Beichspostanstalten. Tel.-Kvr.: Amtsblatt. Drucker für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Vberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 2IÜ. und Verleger! «mil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock ISST SSI IS. Sah«Ock«g. Sonntag, den 27. Oktober Jahrmarkt (nm Krammarkt) in Eibenstock am 4. und 5. November 1912. In letzter Zeit ist wahrzunehmen gewesen, daß in den Dorfbach sowie in stehende Ge wässer der hiesigen Gemeinde unbefugter Weise Asche, Schutt, Unrat und feste Gegenstände geworfen werden, wodurch das Wasser in erheblicher Weise verunreinigt oder der Wasserlauf gestört wird. Dieses Gebühren ist nach tz 167 Ziffer 3 des Wassergesetzes vom 12. 3. 1909 verboten und wird streng bestraft. DaS Verbot wird hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß gegen Zu widerhandelnde unnachsichtlich eingeschritten wird. Schönheide, am 23. Oktober 1912. Der Gemeindevorstand. Die Niederlage der Türken. Ktrkkilisse! Drei. Kreuze möchte man hinter diesen Ortsnamen setzen; denn die in den letzten Taigen bei Kirk- kilisse und um diesen Ort stattgefundenen Gefechte ber gen nach dem für die Türken unglücklichen Ausgange der Schlacht schwere Gefahren für den europäischen Frieden in sich. Alle Welt ist jetzt, da feststeht, daß die Türken tatsächlich eine große Niederlage erlitten haben, voll trüber Ahnungen. Die „L. N. N." schreiben zum Beispiel in ihrem heutigen Leitartikel, daß es sich nüch tern klar zu werden gelte, was nun folgen werde und müsse. Und das sei: „Eine siegreiche Türkei hätte man nach dem Siege allenfalls wieder in ihre alten Grenzen verweisen können; ein siegreiches Bul garien nimmermehr. Ein Volk, das sich seiner selbst bewußt ist, muß fordern, daß das Blut der Tau senden von Ktrkkilisse nicht umsonst geflossen ist Und mit diplomatischer Makulatur lassen sich diese Wünsche nicht mehr befriedigen. Tie Balkanfrage ist nun auf gerollt." In dasselbe Horn stoßen auch die „Berl N. N", indem sie schreiben: „Wir fürchten, wir fürchten: Der Statusquo auf dem Balkan ist bei dem militärischen Versagen der Türken nicht mehr aufrecht zu erhalten. Daraus müssen sich aber Folgen von unabsehbarer Tragweite und europäische Verwicklungen ernstester Art ergeben. Man wird jetzt wieder mit größter Aufmerksamkeit auf das Verhalten der großen Kabi nette achten müssen." Auch die einzelnen Regierungen verschließen sich dem Ernst der neu geschaffenen Lage nicht, hoffen in dessen noch immer auf dem Wege einer Intervention die drohende Klippe zu umschiffen. Doch, mag dies möglich sein oder nicht, das eine steht mit erschreckender Deutlichkeit fest vor unseren Augen: Die Gefahr eines europäischen Völkerkrieges ist wie derum etwas näher gerückt. Doch wenden wir uns jetzt einmal den kriegerischen Ereignissen selbst zu und berichten zunächst über die Einzelheiten der Erstürmung von Ktrkkilisse, über die der Kriegsberichterstatter der Wiener Reichs post folgendes schreibt: Der Fall von Ktrkkilisse wur de durch einen Nachtangriff vorbereitet, der die Bulgaren zu Herren der Stellungen nördlich und nordöstlich der Stadt machte. Die Bulgaren brach ten auf diesen Höhen sofort Artillerie in Stellung, und beim Morgengrauen begann oas Bombardement der Stadt, die in kurzer Zeit in Brand geschossen war. Gleichzeitig setzte die bulgarische Infanterie auf der ganzen Front von Demirdscha auf der Straße Mali- Tirnovo-Kirkkilisse über Karakotsch und Rakltca östlich von Petra zum Angriff <auf Ktrkkilisse an, während eine weitere Kolonne östlich über die Höhen von Jun- dala gegen die Straße nach Bunar Hisar vorstieß In den Weinbergen im Norden von Ktrkkilisse entspan nen sich nun zwischen den augreife«ben Bulgaren und den Türken furchtbare Nahkämpfe. Die Bulgaren wurden wiederholt zurückgeivorfen, setzten jedoch immer wieder von neuem zum Sturm an. Das Gros der Türken hatte bereits im Laufe der Nacht den Rückzug auf Bunar Hisar sowie in südlicher Rich tung angetreten. Um 10 Uhr vormittags drangen di? ersten bulgarischen Truppen durch die Weingärten nord westlich von Ktrkkilisse in die Stadt, wo sich ein furcht barer Straßenkani Pf entspann. Schon nach 1 Stunde war oer Kampf entschieden, die Bulgaren wa ren Herren der Stadt. Trotz allgemeiner Erschöp fung der Truppen wurde sofort die Verfolg ung der Türken ausgenommen, während starke Kolonnen einen Vorstoß auf Bunar Hisar unter nahmen, um den Rückzug der türkischen Truppen abzu schneiden. Bon großer Bedeutung wird jetzt das Vorhehen der durch die Waldzone an der Küste auf Viza vorrückenden bulgarischen Streitkräfte sei», da dufrch diese den Türken der Weg nach Konstantinopel vollständig verlegt wer den kann. Die türkische Hauptkraft, welche bei Ktrkkilisse im Kampf stand, hat den Rückzug auf die zweite Verteidigungsstellung am Ergonefluß angetre ten. In Sofia ist man natürlich ob dieses Erfolges außer Rand und Band, was aus nachstehender Meldung her vorgeht: Sofia, 25. Oktober. Allgemein hält man den Fall von Ktrkkilisse für einen entscheidenden Schlag. Der Krieg ist beendet! ruft man im Ueber- schwange. Jedenfalls meinen aber ernsthafte Mili tärs, daß er in seiner ersten Hälfte entschieden sei. Man glaubt nunmehr auch daran, daß Adrians- pel keinen heftigen Widerstand mehr leisten wird: Wien, 25. Oktober. Wie man der „Zeit" aus London meldet, glaubt man in dortigen militärischen Kreisen, daß die Türken Adrsanopel, ohne sich hier auf eine große Entscheidungsschlacht einzulassen, auf geben werden, da die Festung weit schwieriger zu ver teidigen sei, als die südlich von Adrianopel stark be festigten Positionen. Die letzteren beherrschen die Bahn nach Konstantinopel, und hier dürfte die Hauptschlacht im Lause der nächsten Woche zu erwarten sein. In Eskibaba wird das Hauptquartier nach NazimPa- scha aufgeschlagen werden. Der Fall von Adriano pel wird vielleicht schon am Sonntag erfolgen. Auch aus den anderen Kampfplätzen scheinen die Türken — selbst gegenüber den Montenegriner» — im Nachteile zu sein. Zunächst wird über die Schlacht der Serben bei Kumanowo aus Belgrad vom 25. Oktober berichtet: Nach einem offiziellen Bericht begann die Schlacht bei Kumanowo in der Nacht vom 23. zum 24. Ok tober und dauerte den .ganzen Tag bis zum Abend. Tie Stärke der türkischen Truppen wird aus 25 000 geschätzt Trotz des völlig bestrichenen Gefechtsfeldes ging die serbische Infanterie gegen die türkischen Schan zen mit einem Bajonettangriff vor. Es kam wiederholt zum Handgemenge. Besonders erfolgreich war das Ein greifen der serbischen Artillerie in den Kampf, die drei zu einer Attacke ausholende türkische Schwadronen ver nichtete. Die beiderseitigen Verluste sind groß. Di? Türken sollen 5000 Mann verloren haben. Der Kron prinz leitete den Kampf in unmittelbarer Nähe der Fcuerlinie. Auch der König erschien mit dem General- stabsches auf dem Gefechtsfelde. Der Geist der serbi schen Truppen ist vorzüglich. Unter anderer Kriegsbeute eroberten die Serben 12 türkische Geschütze. Die Be deutung der Schlacht bei Kumanowo liegt darin, daß Uesküb von der türkischen Armee nunmehr nur von einer einzigen Position verteidigt w e r d e n k a n n. Die Montenegriner, deren „Siege" man bisher nicht recht glauben konnte angesichts ihrer geringen Zahl, scheinen, wie schon angedeutet, infolge der Zer splitterung u. Unfähigkeit ihrer Gegner, ihr Ziel Sku- tari doch noch erreichen zu sollen. Der Tarabosch soll nach heftiger Beschießung größtenteils genommen sein und dicht vor der Uebergabe stehen. Der Draht meldet: Rjeka, 25. Oktober. Die montenegrinischen Truv- pen haben sich Skutari in nordwestlicher Richtung bis aus 10 Kilometer genähert. Es wurde mit der Beschießung von Skutari begonnen. Einige Geschosse schlugen in die Zitadelle und in die türkische Stadt eiu, ohne Schaden anzurich- ten. Mit Einbruch der Nacht wurde das Feuer einge stellt. Am gleichen Tage eröffnete General Martino witsch mit der Südarmee von drei Seiten das Feuer gegen den von den Montenegrinern umzingelten Berg Tarabosch Besonders heftig war das Feuer vom Ber ge Muritschan, der vor wenigen Tagen genommen wor den war. Die Türken evwiderten aus 22 Geschützen das Feuer. Nach zweistündigem Feuer wurden die türki schen Geschütze auf dem höchsten Punkte des Taro bosch zum Schlveigen gebracht, worauf die mon tenegrinischen Fußtruppen zum Angriff auf die tttr kischen Positionen schritten. Gegen morgen wäre» die Türken durch die fortwährenden Angriffe ermüdet und gezwungen, die höchsten Stellungen auf dem Tarabosch zu verlassen und niedrigere Positionen aufzusuchen. Ge neral Martinowitsch forderte den Feind auf, sich zu er geben, weil Skutari von allen Seiten umzingelt und weiteres Blutvergießen nutzlos und sündhaft sei. Tagesgeschichte. Deutschland. Tie Taufe des Erbgroßherzogs von Sachsen-Weimar. Bei der Galatafel anläßlich der Taufe des Erbgroßherzogs hielt der Kaiser eine Rede, in der er u. a. sagte: „Möge der junge Herr, der in dem Lande geboren wurde, aus dem die Wartburg grüßt, vorbildlich sein in ritterlicher Tugend, wie sei ne Vorfahren und Ahnen: möge er sein Schwert be reit halten für des Reiches Herrlichkeit: möge er eine Säule unserer evangelischen Kirche sein: möge er, von dem Geiste der großen Dichterzeit Weimars umflossen, auch einst ein Schützer und Förderer deutscher Wissen schast und Dichtung sein. Ihre Königlichen Hoheiten und der Erbgroßherzog Hurra, Hurra, Hurra!" - Der Reichskanzler über die Fleisch te uernng. Im preußischen Abgeordnetenhause be antwortete am Freitag Ministerpräsident von Beth mann Hollweg die Fleischteuerungs-Interpellationen und führte etwa folgendes aus: Die außerordentliche Höhe der Fleischpreise hat es der Regierung zur Pflicht gemacht, mildernde Maßregeln zu treffen, aber sic ha be dabei aufs strengste darauf achten müssen, daß die Grundlagen der heimischen Fleischproduktion nicht an getastet werden, denn mit der wirtschaftlichen Unab abhängigkeit steht die Unabhängigkeit der politischen Weltstellung Deutschlands im engsten Zusammenhang. (Lebhafter Beifall.) Indem wir in anormalen Zeiten unsere Fleischpreise auf einer gewissen Höhe halten, dienen wir nicht einer wucherischen Wirtschaftspolitik, sondern wir entrichten dem Vaterlande für unsere Si cherheit einen Tribut. (Lebhafter Beifall.) Das mensch. liche Mitgefühl mit den Bedrängten habe ich ebensogut wie irgendeiner, aber im Hinblick auf unsere Zukunft muß ich dringend warnen vor jeder Maßregel, welch? unsere Landwirtschaft gefährden könnte - Der Mi nisterpräsident charakterisierte dann die eingeführteu Maßnahmen, die von beiden Seiten angegriffen worden seien, und betonte, daß die getroffenen Maßregeln einen sachlich und zeitlich beschränkten Charakter trüge». Präsidentenwahl im preußischen Ab geordnetenhause. Vor Eintritt in die Tagesord nung wurde an Stelle des verstorbenen Freiherrn von Erffa Graf von Schwerin Löwitz Ions.) einstimmig durch Zuruf zum Präsidenten gewählt. -- Frhr. von Hertling gegen den Pejsi- mismus. In der Freitag-Sitzung des bayerischen Ab geordnetenhauses beantwortete Ministerpräsident Frhr. von Hertling eine sozialdemokratische Interpellation, ob die bayerische Regierung für Einberufung des Bun- desvatsausschusjes für auswärtige Angelegenheiten uno des Reichstags angesichts der Weltlage gesorgt habe. Ter Ministerpräsident erklärte, die bayerische Regierung habe keinen Anlaß dazu genvmmen, weil in der gegen wärtigen Zeit äußerste Zurückhaltung geboten und oer Reichstag die zuständige parlamentarische Instanz zur Besprechung der Sache sei. Der Bundesgedankc sei üb rigens unvereinbar mit dem Grundsatz, beim Eintritt jeder internationalen Verwicklung die Forderung nach Zusammentritt des auswärtigen Bundcsratsausschusses zu erheben, der ja keine beratende Körperschaft sei. Eine durch nichts veranlaßte Beunruhigung der öffent lichen Meinung müsse alsdann eintreten. Die baye rische Regierung habe aber keine Schritte zur Einbe rufung des Reichstages getan, die dem Kaiser zustehe, und das Urteil über die Zweckmäßigkeit der Einbe rusung stehe der Reichsleituug zu Daß diese unsere