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Ottendorfer Zeitung. H« Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich qo pfg., zweimonatlich so Pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer ,o pfg. o iS Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger y o Annahme von Anzeigen bis spätesten; Mittags p Uhr des Erscheinungstaze». Preis für die Spaltzeile w Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. S — Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltnngsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und wandet", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Ro. 155. Freitag, den 25. Dezember 1908. 7. Jahrgang. Bei dem Gruß der lVeihenacht! * « i >8 I « Neu verjüngend seine Aräfte, Wächst des Lichtes Allgewalt, Bis es frische Lebenssäfte Wieder weckt in Flur und Wald. r 1 Kaffen'isch liegende gepackte Hundertmarkrolle in Einmarkstücken an sich gerissen und damit schleunigst entflohen. Trotz des Alarms der Kassiererin und sofortiger Verfolgung, gelang es nicht, des frechen Räubers habhaft zu werden. In dem um diese Zeit noch sehr lebhaften Verkehr auf der Webergasse war es dem Spitz buben ein leichtes, mit seiner Beute unbemerkt zu entkommen. — Von dem früh halb 3 Uhr von Wien— Tetschm/Bodenbach hier fälligen Schnellzuge, ist am Montag zwischen Reick und Strehlen der erste Personenwagen infolge Radreifen- bruches mit einer Achse entgleist. Der Hintere Zugsteil, in dem auch die Reisenden des ent gleisen Wagens unlergebracht wurden, wurde von einer Hilfslokomotive nach Reick zurück- gebrackt und traf dort kurz nach 4 Uhr früh dem Dresdner Hauptbahnhofe ein. Der Be trieb wurde unter Zuhilfenahme d-r Güter gleise aufrecht, rbalten. Personen sind bei dem Unfälle glücklicherweise nicht verletzt worben. — Am Sternplatz, auf dem ehemaligen Anuensriedhofe, ist bekanntlich ein umfangreicher Festhallenbau geplant, der als Zirkus und Varietee Verwendung finden soll. Die Unter nehmer bemühten sich gegenwärtig, noch für 150000 Vik. Aktien unterzubringen, so daß dann das Unternehmen finanziert ist. — Vor einer» internationalen Einbrecher bands warnt die hiesige Polizei in eindringlicher W ise. Die Bande hat bereits in verschiedenen Großstädten zahl, eiche Raubzüge verübt und cheint sich nun hierher zu wenden. Besonders )ie Ladenbesitzer werden zur Wachsamkeit während der Feiertage ermahnt- — Der in Reick wohnhafte und im Dresdner Hauptbahnhof tätige Hilfsweichenwärter Hermann lob wurde Dienstag früh beim Signalgeben von einer Rangierlokomotive erfaßt und total zerrißen, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Gerade vor dem Weihnachtsfest ist der Tod d>s Ernährers der Familie ein überaus schwerer Verlust. Prohlis. In der Nacht zu Dienstag sind )em Milchhändler Wetzig hier ein Pferd und 17 Schweine durch ausgeströmte Kohlenoyydgase verendet. Die Gase haben sich aus einem Vorräte Briketts entwickelt- Radebeul. Am Dienstag morgen wurde im Friedrich-August-Park hier eine spazieren gehende Dame von einem Manne überfallen. Di« Dame setzte sich dem Räuber, welcher Geld verlangte, energisch zur Wehr, und es gelang ihr, sich von dem Manne freizumachen. Sie schrie laut um Hilfe, worauf der Räuber schleunigst das Weite suchte. — Aus dem hiesigen Städtischen Befferungs- lause ist der 33 Jahre alte Arbeiter Otto Voigt entwichen. Frauenhain. Ein tiefbedauerlicher Vorfall ereignete sich Montag abend in dem Friedrichschen Grundstücke an der Chaussee. Der neue Besitzer, Herr Klaus, hatte am selben Tage mit seiner urigen Frau und einem Kinde Einzug in sein neues Grundstück gehalten. Beim Abendessen wurde nun Klaus von einem Schlaganfall be- roffen. Im Bett, in das man Herrn Klaus gebracht hatte, verstarb der Mann an den Folgen dieses Anfalles in dem rüstigen Alter von 34 Jahren. Trübe Weihnachistage für die trauernden Hinterbliebenen, denen der Gatte und Ernährer so jäh von der Seite gerissen wurde. Zscheilitz. In einem Gute hat ein" Streit zwischen Gutsherrin und Schweizer zu recht chlimmen Folgen geführt. Im Zorne goß erstere letzterem einen gerade zur Hand be- indlichen Topf kochenden Wassers über Kopf, Wcken und Oberarme, sodaß sich die Verbringung des Schweizers nach dem Lommatscher Kranken- hause nötig''machte, wo er in nicht unbedenklichem Zustande darniederliegt. Waldheim. Als Dienstag der früh 5 Uhr von Riefa nach Chemnitz verkehrende Perzonenzug auf hiesigem Bahnhof einfuhr, wurde auf dem Dach eines Personenwagens der Schaffner Bochmann aus Chemnitz tot ausgefunden. Es ist zu vermuten, daß er während der Fahrt sich auf dem Dache des Wagens zu schaffen gemacht hat und an das Mauerwerk einer Ueberbrückung angeschlagen ist. Von dem übrigen Zugspersonal Hot über die Verunglückung während der Fahrt niemand etwas wahrgenommen. Bautzen. Als am Dienstag morgen 8 r/j Uhr der Oekonom Ehrt in seinem Grund stück mit brennender Kerze die Küche betrat, in der während der Nacht das GaS ausgeströmt war, erfolgte eine schwere Explosion, durch welch- die Türfüllungen durchschlagen und sämtliche Fenster der Wohnung zertrümmert wurden. Ehrt erlitt schwere Brandwunden am Gesicht und an den Händen. — König Friedrich August hat den Soldaten Ernst Gustav Lindner der 10. Kompanie des 4. Infanterie-Regiments Nr 103 für die ihm am 11. September 1908 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung einer Anzahl Kinder aus der Gefahr, von durchgehenden Pferden, die vor eiserne Eggen gespannt waren, getötet zu werden, die silberne Lebensrettungs medaille verliehen. — In der Amlshauptmannschast Bautzen dürfen die Wirte am 2. Weihnachtsfeiertage keinen Tanz veranstalten. Sowohl die Amtshauptmannschaft als auch die Kreishauplmannschaft haben unterB-- rufung auf das Tanzregulativ die Erklärung ge geben, daß Tanzgesuchen für obengenannten Tag allgemeinen keine Genehmigung erteilt wird. — Der Tuchmacher Fey stürzte in de hiesigen Tuchfabrik in den Fahrstuhlschacht un erlitt dadurch so schwere Verletzungen, daß er ins Krankenhaus geschafft werden mußte. * t Weihnachten. Ueber Winters Schneegefilde, Durch das All des Weltenraumes Glänzt prophetisch das Gebilde Des geschmückten Tannenbaumes. Das dem Denken neue Bahnen, Neue Hoffnung gab dem Geist, Und ihm unter Siegesfahnen Treu den Weg zum Himmel weist. Licht des Herzens, das in Tugend Wie in Edelsteinen strahlt Und im reinen Sinn der Iugend Sich in Unschuldsfreude malt! Zeit kaum noch weiß. Und wer erinnert sich wohl dcs Namens d.s Komponisten? Wer weiß, daß die den Worten und der ganzen Innigkeit des Fest s so wundersam sich an schmiegende Weise einem schlichten Lehrer Gruben ihr Sein verdankt. Es ist deshalb wohl angemessen, an diesen bescheidenen Mann zu erinnein der dem deutschen Volke vor neunzig Jahren ein solches Weihnachtsgeschenk brachte ein Geschenk, das seinen Wert sicher so- iange behalten wird, als man das schöne Wechnochtüfest feiert. /X Wie alle Jah e stellt sich auch dieses Jahr der Wandkalender der „Oilendoifer Ze tung" rechtzeitig für den Weihnachtstisch ein. Er wird den geehrten Lesern mit der heutigen Nummer zugehen mit dem Wunsche, daß er im kommenden Jahre 1909 allen recht viele frohe Tage anzeig^n wöge. — Wie durch das Inserat aus heutiger Nummer ersichtlich, hält auch dieses Jahr der Oertliches und Sächsisches. Gttendorf'Gkrilla, den Dezember Eos. —* Stille Nicht, heilige Nacht. Allerorten, wo frohe Seelen dem Fri-den der heiligen Weihenacht «ntgegenhor-en und entgegenjub ln, wird dieses wundersame Lied auf d n Lippen der Menschen schweben. In den Schulen wird es mit besonderer Andacht gesungen Selbst der Schulrekrut soll die Weile als ge sicherten Besitz mit nach Hause bringen. So innig ist das Lied mit dem Feste v rschmo'zen, daß wir uns ein Weihnachten ohne „Still- Nacht, heilige Nacht" gar nicht denken können Es muß wohl immer so gewesen sein, glauben wir- Und doch ist das Lwd und seine Melodie noch jungen Datums. Und diese« Jahr könnte i es ein Jubiläum f-iern. Neunzig Jahre find gerade vei flossen, da es seinen Entstehungstag hatte. Seine Geburtsstätte war das Schulhaus zu Arnsdorf und zu Oberndorf bei Laufen wurde das Lied zum ersten Male in der Kirch gesungen. Das sind Einzelheiten, di- unsere so schnell lebende und gar so schnell vergessende Männergesangverein „Deutscher Gruß" im Gasthof zum Hirsch eine öffentliche WeihnachtS- Aufführung ab. Der junge Verein hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben und keine Geld ausgaben gescheut, um den Freunden und Gönnern des Vereins einen edlen Genuß zu verschaffen Das Programm trägt echt weihnachtlichen Charakter. Der Tannenbaum, d,S Christkind und der Knecht Ruprecht, der seine ost recht zweifelhaften Gaben austeilt. ohne irgend etwas dafür zu verlangen, ei scheinen sehr ost auf der Bühne. Am Schluß werden einige Nummern die Zuhörer an das Silvester« und Neujahrsfest erinnern. Es wäre nur zu wünschen, w nn die Einwohnerschaft von Otten dorf Okrilla durch recht zahlreichen und pünkt lichen Besuch die vielen und großen Mühen lohnen wollte! Dresden Das Hausmädchen, das in ihrem Zimmer im Haus- Dürerplotz 14 am Sonnabend an Gasvergiftung g-storben ist, hat nicht Selbst mord verübt, sondern ist, wie behördlich sest- g-stellt worden ist, einem Unfall zum Opfer ge« fallen. — Ein Begräbnis mit Hinternissen ereignete sich hier vor einigen Tagen auf dem katholischen Friedhöfe in Friedrichstadt. Die Sache hat eine eigenartige Vorgeschichte. Infolge eines ehelichen Streit warf die Frau eines hiesigen Kellners diesem eine Petroleumlampe an den Kopf, wo bei die Lampe explodierte und die Kleidung d-S Mannes in Brand setzte. Der Bedauerns werte erlitt so starke Brandwunden, daß er so- sort nach dem Krankenhause gebracht werden mußte, wo er noch an demselben Abend den Brandwunden erlag. Am Mlttwoch sand das Begräbnis statt, an dem auch die Frau des Ver storbenen teilnabm. Die rohe Tat derselben erregte den Unwillen der Leidtragenden derart, daß man sie mehrfach mit Sand bewarf und ihr den schwarzen Kreppschleier beschädigte. Die Frau mußt- sich schließlich in das Friedrich- städter Krankenhaus flüchten, um sich in Sicher heit zu bringen. — Einen äußerst frechen Gaunerstreich voll- sührte am Diensttag abend kurz nach 9 Uhr in dem bekannten Buttergeschäfte von E. Krüger auf der Webergasse ein junger Mann im un- gejähren Alter von 20 Jahren. Ec hatte um diese Zeit dort eine Kleinigkeit gekauft, sich dann, wie üblich, mit dem Kaffenkupon behufs Zahlung an die Kaffe begeben, und in dem Augenblicke als sich die Kassiererin einen Mom-nt nach etwas bückte eine hinter d-m Fräulein auf dem s Roßwein. Vermutlich durch Selbst- entzündurn von Gasen entstand im AzetylengaS- raum der Firma Metzler und Pilz eine Explosion, bei w-lcher der 30 jährige Sohn Oskar des Mitinhabers M. den Tod fand. Der Retorten deckel hatte ihm den Kopf zertrümmert. Wurzen. Hier entwich aus dem Stadt krankenhause eine Frauensperson durch Herab- pringen aus dem Abortfenster des Obergeschosses. Das sich Hilma Hennig nennende, etwa 25 Jahre altes Frauenzimmer sollte dem Königlichen Amts gericht wegen Diebstahls zugeführt werden. Die Flüchtige konnte bis jetzt noch nicht wieder erlangt werden. Leipzig, Ein raffinierter Betrüger wurde in der Person eines 28 Jahre alten Schreiber» ermittelt und verhaftet. Er fälschte ein Spar kaffenbuch mit 4 Mark Einlage derart, daß es den Anschein hatte, als wenn 400 Mk. darauf eingezahlt seien und übergab es einen hiesigen Gastwirt gegen ein Darlehn als Sicherheit. Weiter erschwindelte der Gauner in VerkausS- läden und bei Geschäftsleuten Geldbeträge in Höhe bis zu 45 Mark, wobei er sich als einen angesehenen Mann aus der Nachbarschaft ausgab. Glauchau. Infolge Explosion einer Petroleumlampe, die auf die Tenne herabfiel, brach in einer Scheune des Gemeindevorstands Kirmse in Kertzsch Feuer aus, das auch die da neben stehende zweite Scheuue ergriff. Beide Gebäude find mit sämtlichen Inhalt vollständig niedergebrannt. Meerane. Beim hiesigen städtischen Elektrizitätswerk ergibt sich jetzt zum ersten Male seit Bestehen des Werkes ein Ueberschuß, und zwar in Höhe von rund 3000 Mark-! Werdau. Die hiesige Stadtgemetnde ist durch eine Entscheidung des Oberlandesgerichts nunmehr verurteilt worden, an den früheren Wasserwerksbuchhalter Kaufmann Ernst Lipp mann hier einen Gehalt von annähernd 6000 Mk. nachzuzahlen. Pausa. Hier wurde vorige Woche ein Wagen samt Pferd gestohlen. Der Dieb und ein Komplize sind hier verhaftet worden. Treuen. Hier macht sich seit einigen Tagen eine empfindliche Wassernot bemerkbar. Die Fabriken dürfen Wasser zur Keffelspeisung nicht mehr der Leitung entnehmen. Licht, des Auges Glanz und Freuden, Des Verstandes hohe Zier l Licht des Herzens, dein Bedeuten Feiern an denr Christfest wir! Licht von Bethlehem, dein Glänzen War ein Fünkchen in der Nacht, Das an aller Welten Grenzen Gottes Liebe hat entfacht I Daß dem Armen, wie dem Reichen Heute Glück und Freude lacht, Und sie Alltagssorgen weichen Licht des Herzens, leuchte heute Warm und hell in jeder Brust, Daß des Thristfests hoher Freude Groß und klein sich werd bewußt! Wichtfeuerwehr betr. DaS Verzeichnis derjenigen Personen hiesig-r Gemeinden, die zur Leistung von Pflicht- f-u.rwehrdiensten verpflichtet find, liegt von heute ab eine Woche lang im Gemeindeamte zu Ottendorf,Moritzdorf während der üblichen Geschäftszeit zu jedermanns Einsicht aus. Otteoäork-OlLrill», am 22 Dezember 1908. ver vorlltztnüe Oer feuMösAverdanaez G -V. Pirnbaum. Der Meiknacktskeiertag« wegen geteengt 6!« nsickst« Kummer äer „Otten- ckoe-kei- Leitung" Dienstag nsckmittsg ru» Zusgsbe.