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WchckÄ w WKW Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Nlk. 30 j)f., durch die Post bezogen s Nlk. 55 Pf. Einzelne Nummern sO Pf. WnM, Sikbtnlehn md die Km-eMn. ImtÄtikl Inserate werden Montags, Mittwochs mH Freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsoruff. — Veramwvetlich für die Redaktion F. A Berger daselbst. No. 69. Donnerstag, den 13. Juni 189S. Holzversteigerung auf Naundorfer Staatsforftrevier. In Alstzfehe's Gasthof zu Naundorf sollen Mittwoch, den 19. Juni 1893, von vormittags 9 Uhr an nachstehende Nutzend Brennhölzer, als 96 weiche Stamme, Charte und 9 weiche Klötzer, 15 weiche Derbstangen, 400 weiche Stangenklötzer, 650 weiche Neisstanaen 6 Um weiche Nuhknüppel, 68 Nm. weiche Drennscheite, 40 Nm. weiche Nrennknüppel, 89 Nm. weiche Äeste, 350 Nm. weiches Nrennreika und 440 Nm. weiche Stöcke versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königliche Ioljlrevierverwallung Uaundorf und Königliches IorPentamt Tharandt am 7. Juni 1895. ' von Lindenfels. Wolfframm. Der Ureispruch von Aachen. Mit hoher Befriedigung und Genugthuung begrüßt die öffentliche Meinung Deutschlands das Urtbeil der Aachener Strafkammer in dem Sensationsprozeß gegen den Gastwirth Mellage aus Iserlohn wegen seiner Broschüre über die Zustände in der Irrenanstalt des Alexianerklosters Mariaberg.' Das Urtheil lautet auf Freisprechung sämmtlicher Angeklagten. Die Beschlagnahme der Druckschriften wurde zugleich aufgehoben, die Kosten der Staatskasse und die Kosten der Nebenkläger diesen auferlegt, da der Wahrheitsbeweis für alle Behauptungen geführt sei. Damit hat ein Prozeß sein Ende gefunden, der seit mehr als Wochenfrist in immer steigendem Maße das Jntresse und die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise der Oeffent- lichkeit gefangen nahm, bis er zuletzt ganz Deutschland in fieber hafter Spannung hielt. Der unbeschreibliche Jubel, mit dem, wie der Telegraph gemeldet, das Publikum im Gerichtssaal die Verkündigung des Urtheils ausgenommen hat, wird in allen deutschen Gauen ein lautes Echo finden. Wie von einem Alp druck erleichtert, athmet das deutsche Volk wieder auf, nachdem über die haarsträubenden Scheußlichkeiten der Alexianerbrüder aus dem Munde des Gerichtshofes ein so vernichtendes Verdikt gesprochen worden ist. Mit der ganzen ihr eigenen Zähigkeit hatte sich Anfangs die katholische Kirche dieser ihrer unwür digsten Glieder angenommen. Himmel und Hölle war in Be wegung gesetzt worden, damit der Schleier über die Zustände im Kloster Mariaberg nicht gelüftet werde. Man hat den wackeren Kämpen für Humanität und Nächstenliebe, den Gast wirth Mellage in Iserlohn, den Urheber der Enthüllungen, boykottirt und dem wirthschaftlichen Ruin nahe gebracht. Man hatte seinen Vertheidiger, den Rechtsanwalt und Reichstagsab geordneten Lenzmann, gegen den die Centrumspresse eine wahre Hetze inszenirte, bedroht, man werde ihn um sein Reichstags- mandot bringen, wenn er die Vcrtheidigung zu übernehmen wage. Man hat endlich die Zeugen in unerhörter, direkt an das Strafgesetz streifender Weise, unter Anwendung schwerer Drohungen zu Gunsten des Klosters bearbeitet und beeinflußt. Wenn trotzdem fast Alle -- Angeklagte, Vertheidiger und Zeugen — ihre Pflicht in so vollem Maß- gethan haben, so ist das in einer Gegend, in der die Macht der katholischen Kirche noch nahezu unbeschränkt und vielfach stärker ist wie die Staatsgewalt, em glänzendes Beispiel edlen Bürgermuthes. M-llage und Genossen haben sich durch ihr mannhaftes Auf treten den Dank der ganzen deutschen Nation verdient. Mit Schaudern denkt man daran, daß die Haarstraubenden Zustande im Kloster Mariaberg mitten in einer großen und gebildeten Nation seit Dezennien unangefochten bestanden haben. DaS Wort von der Kloster Mariaberger „Tradition" zog sich mit einer unheimlichen Regelmäßigkeit wie ein rother Faden durch die Brutalitäten, welche die Gerichtsverhandlung enthüllte. Und früher vor 30 Jahren sollen, wie der dirigirende Anstaltsarzt erklären mußte, die Klosterbrüder in Marlaberg noch weit schlimmer gehaust haben. Selbstverständlich wird der Prozeß noch eine ganze Reihe von Nachspielen haben. Das Erste ist, daß der ärztliche Leiter der Anstalt, der Sanitätsrath Dr. Cappellmann, unter der schweren Kritik seiner Amtsführung zusammengebrochen, sein Amt niedergelegt Hot. Das Zweite wird ein politisches Nach spiel sein. Die „Nationall. Korr." kündigt bereits eine Inter pellation im preußischen Abgeordnetenhause an. Dieses offiziell nationalliberale Parteiorgan schreibt: „Die Zeitungsberichte über den zur Zeit in Aachen sich abspiclenden Prozeß Mcllage lassen bereits mit hinreichender Deutlichkeit erkennen, daß für die bischöfliche Behörde wie für die Medizinalaufsichtsbehörde im Alexianerkloster Mariaberg außerordentlich viel zu thun gewesen wäre, was leider nicht ge than worden ist. Es darf als selbstverständlich angenommen werden, daß der am 11. Juni seine Arbeit wieder aufnehmende Landtag sich von der Regierung eine Aufklärung über die Gründe erbitten wird, welche es verhindert haben, daß eine wirksame Aufsicht seitens der beiden Behörden geübt wurde." Die preußische Regierung wird sich einer Erklärung hierüber nicht entziehen können. In der That scheint denn auch der Prozeß Leben in die Regierung gebracht zu haben. Die „Berl. Korr." des Ministers von Köller hat ja bereits direkt eine administrative Untersuchung der Verhältnisse des Klosters Maria- berg und der Pflege zugesagt, welche Nerven- und Geisteskranke in jener Anstalt gefunden haben. Endlich und nicht zum Mindesten wird sich auch der Staatsanwalt mit der Sache zu beschäftigen hoben. Wir sehen zunächst ganz davon ab, daß einzelne der im Prozeß vernommenen Belastungszeugen bei ihrem unter dem Eide abgegebenen Zeugniß sich im geraden Wider spruch mit den eidlichen Aussagen der übrigen Zeugen befanden, daß die Wahrheit ihrer Aussage also noch dringend der Nach prüfung des Richters bedarf. Die Alexianerbrüder erschttnen durch den Prozeß so schwerer strafbarer Handlungen verdüchr g, daß der Slaatsanwalt denn auch die Strafuntersuchung wie er ausdrücklich erklärt, eröffnet hat. aulru- Alle die Paragraphen des Strafgesetzbuch h zählen, mit denen die Klosterbrüder in Korki g- drunter scheinen, würde viel zu we.t fuhr ». Es ^ndeni^ Mt- sehr schwere Fälle von Korperverlch Die dafür im lichem Ausgang, sowie von Frech--töbe vu g, ' Gesetz angedrohten Strafe g h SHandthaten der Kloster- L In M-, Aages,«schichte. Der Kaiser ist am Montag früh gegen 5 Uhr aus Kiel im Neuen PalaiS wieder eingetroffen und begab sich kurz nach 6'/, Uhr mit dem Erzherzog Franz Salvador von Oester reich zu Pferde nach dem Bornstedter Felde, wo eine Besich tigung des 1. und 3. Garde-Ulanenregiments an die sich eine Gefechtsübung schloß, stattfand. Nachmittags begaben sich beide kaiserlichen Majestäten mit dem erlauchten Gaste über Berlin nach Hoppegarten, um daselbst dem Armee.Jagdrennen beizu wohnen. Abends 8 Uhr fand ein Diner zu Ehren des an wesenden Erzherzogs statt, zu welchem auch der österreichisch ungarische Botschafter am diesseitigen Hofe, v. Szoeayeny und der österreichische Militärattache General v. Steiniger geladm waren. An dem Diner nahmen auch der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst und der Staatssekretär des Aus wärtigen, Staatsmmister Fr-iherr Marschall v. Bieberstein theil. F r i e d r i ch s r u h, 9. Juni. Gestern Nachmittag traf der Knegsmmister General Bronsart v. Schellendorff zum Be suche bei dem Fürsten Bismarck ein, übernachtete hierselbst und kehrte heute Vormittag 9'/, Uhr nach Berlin zurück. - Am Dienstag Mittag wird der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin zum Besuche beim Fürsten Bismarck hier eintreffen und um 2 Uhr nach Schwerin zurückreisen. Die Deputation der badischen Bürgermeister, welche dem Fürsten Bismarck den Ehrenbürger brief überbringt, wird Mittwoch Mittag empfangen werden. — Der Centralausschuß des Bundes der Landwirthe, im Ganzen etwa 120 Herren und Damen, traf heute mittag um 11'/^ Uhr hier ein. Kurz nach 12 Uhr wurde derselbe im Parke vom Fürsten Bismarck Dipfangen. Der Vorsitzende des Centralaus schusses, v. Ploetz, hielt eine zündende Ansprache, die mit einem Hoch auf dem Fürsten schloß. Der Fürst erwiderte in einer längeren Rede, in der er lebhaft auf die Nothwendigkeit hin wies, bei den Wahlen nur für Diejenigen zu stimmen, die un entwegt entschlossen sind, für die Landwirthschaft einzutreten; die Ansprache klang in ein Hoch auf Se. Maj. den Kaiser aus, als den größten Grundbesitzer und den Schutzherrn der Landwirlh- jchaft und der producircnden Stände. Nach Beendigung der Rede wurden dem Fürsten von einigen der anwesenden Damen Blumenspenden überreicht. Nach dem Frühstück, zu dem eine größere Anzahl der Erschienenen geladen war, ward um , Uhr NFmit,^ L^ral^ Mittheilung zu« U°"tztm Monate N B-Änisn em ¬ pfinde und daher sehr bedaure, gerade die schlesischen Herren jetzt nicht empfangen zu können; er hoffe i-doch. spater um so äftiaer und dadurch im stand- zu sein, sich ihnen im persön lichen Verkehr besser widmen zu können. Fürst Bismarck hat die Einladung des Hamburger Se nates zur Theilnahme an den Feierlichkeiten aus Anlaß der Kanaleröffnung unter Hinweis auf seinen Gesundheitszustand mit dem Ausdrucke lebhaften Bedauerns abgelehnt. Berlin, 10. Juni. Die Berliner Maurer haben sich gestern in öffentlicher Versammlung mit den ausständigen Maurern in Leipzig solidarisch erklärt. Maurer Fiedler beleuchtete in länaeren Ausführungen die Leipziger Verhältnisse, worauf folgend? Er klärung angenommen wurde: Die öffentliche Ner Maurer Berlins und Umgegend vom 9 Juni 1895 leiten bandelt ^ohn- oder Arbeitszeitstreitig- UnterfiüM^ finanziell zu unterstützen. Die Manrer^,. g "ki "Ur an den Generalfonds der Berliner . . ö ö"hlen, zu welchem Zwecke besondere Listen in Um ¬ lauf gefetzt werden. Desgleichen beschließt die Versammlung 200 «. sofort aus dem Generalsonds an die Leipziger Kollegen avzus enden. Da, wie in der Versammlung behauptet wurde, auch die Berliner Verhältnisse sich wieder zu Ungunsten der Arbeiter verschoben haben, insofern, als der durch den Ausstand von 1889 erkämpfte Stundenlohn von 60 Pfg. längst nicht mehr gezahlt werde, sollen in nächster Zeit in allen Stsdttheilen Ver sammlungen einberufen werden zur Erzielung eines höheren Stundenlohnes. Kattowitz, 11. Juni. Der Brand in der „Gottes segengrube" zu Antonienhütte kam gestern Vormittag 10 Uhr auf bisher unaufgeklärte Weise aus. Dem größten Theile der Belegschaft gelang es, noch rechtzeitig das Freie zu gewinnen; 20 Mann wurden bewußtlos und 9 als Leichen zu Tage ge fördert. Unter den Getödteten befinden sich zwei Steiger. Mit Hilfe der herbeieilenden Rettungsmannschaften und Feuerwehren wurden die Bewußtlosen ins Leben zurückgerufen: 15 Mann werden vermißt. Dieselben sind wahrscheinlich ebenfalls erstickt. Zur Zeit werden Versuche angestellt, das immer noch fortdauernde Feuer durch Mauern einzudämmen. Aus dem Holzschachte steigen mächtige, weithin sichtbare Rauchwolken auf. Man nimmt an, daß das Feuer durch Selbstentzündung entstanden ist. Weiter wird gemeldet: Der Brand in der Gottessegengrube zu Antonirn- hütte entstand durch die Explosion brandiger Grubengase infolge des Durchbruchs einer Wctterkammer. Nach den heutigen Fest stellungen sind 8 Bergleute und 2 Steiger todt; auch wurden 12 Pferde getödtet. Die Rettung der noch vermißten Arbeiter ist zweifelhaft. Graf Henckel von Donnersmarck weilt aus dem Unglücksplatze. Die Maschinen find intakt geblieben. Fort dauernd steigen enorme Rauchwolken empor. Der König von Württemberg wohnte am 10. d.M. dem Bundestage des württembergischen Kriegerbundes in Biberach bei und erklärte in seiner Antwort auf den Königstoast de« Ehrenpräsidenten des württembergischen Kriegerbundes Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, daß er von der Treue der Kameraden überzeugt sei und ihnen sein herzlichstes und wärmste« Interesse entgegenbringe. Des Weiteren eruiahnte sie der König